Der erste Tag, wenn alles so läuft wie geplant, sollten wir heute Abend mit jeder Menge toller Erinnerungen in die Federn fallen. Zwar geht es heute noch nicht Richtung Westforde, das ist aber auch gar nicht nötig. Rein von den Namen, die heute auf der To-do-Liste standen, liest es sich nämlich so, als wenn sofort ein Highlight das Nächste jagt. Háifoss, Sigöldugljúfur Canyon und zum Ende hin noch der Bruarfoss, dazwischen einige „kleinere“ Ziele am Wegesrand. Wenn das alles klappt brauch ich vermutlich ein Sauerstoffzelt wegen meiner Schnappatmung.

Trotzdem lassen wir es relativ gemütlich angehen heute. Geplant war irgendwann zwischen 7 Uhr und 8 Uhr vom Hotel aus aufzubrechen und in Selfoss erst einmal Proviant einzukaufen für die nächsten Tage. Recht zeitig waren wir daher beim Frühstück, welches aber eher in die Kategorie „man wird zwar satt, das isses dann aber auch“ fällt. Da haben wir hier in Keflavik schon deutlich besser gefrühstückt.

 

Stekkjarkot

Man könnte sagen, der Urlaub beginnt heute genauso wie der letzte aufgehört hat. Im März war das letzte Ziel nämlich das Straumur Art Center und genau dort halten wir heute FAST auch als Erstes. Auf dem Weg dorthin besuchen wir nämlich kurz noch Stekkjarkot, ein Freilichtmuseum wo man Fischerhütten zu sehen bekommt die in Torfbauweise entstanden sind.

Ursprünglich entstanden sind die Gebäude zwischen 1855 und 1857. Im Jahre 1917 wurde dann hier alles restauriert, nachdem die Häuser lange Jahre verlassen gewesen sind. Heutzutage dienen sie als Museum.

Stekkjarkot

Stekkjarkot

 

Stekkjarkot

Stekkjarkot

 

Straumur

Nächster Stopp heute Morgen ist dann jedenfalls das oben bereits erwähnte Straumur Art Center. Zum Glück ist es fast wieder windstill, so dass uns einige halbwegs vernünftige Fotos mit Spiegelungen gelingen.

Straumur Art Museum

Straumur Art Museum

 

 

Heiðmörk

Theoretisch würden wir jetzt durchfahren bis nach Selfoss, unterwegs erspähen wir dann aber beim Blick aus dem fahrenden Auto die roten Felsen von der Heiðmörk. Und nachdem ich da nun bereits die letzten Male immer dran vorbeigefahren bin, schauen wir uns das Gebiet heute einmal aus der Nähe an.

Das man hier so nah an Reykjavik ist hier vermutet man gar nicht, wenn man sich hier zu Fuß fortbewegt. Zwar hört man ab und zu die Autos auf der Ringstraße vorbeifahren, ansonsten könnte man sich aber auch genauso irgendwo mitten in der Pampa befinden gerade. Die rote Verfärbung hier liegt übrigens am sehr hohen Eisengehalt des Bodens. Wie man auf dem ersten Bild erkennen kann, ist dies anscheinend auch ein beliebtes Gebiet zum Reiten.

Rauðholar in der Heiðmörk

Rauðholar in der Heiðmörk

 

Eindrücke aus Heiðmörk

Eindrücke aus Heiðmörk

 

Jetzt geht es aber weiter in Richtung Selfoss. Da der Bonus heute erst um 11 Uhr aufmachen würde besorgen wir unserer Einkäufe im örtlichen Kronan Supermarkt, dieser öffnet immerhin bereits um 10 Uhr. Ein paar Euro ärmer, dafür aber um ausreichend Verpflegung reicher, fahren wir schließlich weiter in Richtung Hochland auf der #32.

 

 

Háifoss

Ungefähr 85km liegen jetzt vor uns, die letzten 7km davon auf der unbefestigten #332. Von diesen 7km F-Piste habe ich im Vorfeld so einiges gelesen was mir teilweise übel aufgestoßen ist bezüglich der Straßenzustände, von daher war ich recht vorsichtig mit der Planung im Vorfeld, wenn es darum ging den Haifoss mit in unserer Route aufzunehmen.

Die Bedenken waren allerdings völlig unbegründet, bis auf die letzten ungefähr 100m war die Piste gut bis sehr gut zu fahren. Die Strecke nach Gjain letztes Jahr ist mir da in deutlich schlechterer Erinnerung geblieben.

Nach knapp 20 Minuten erreichen wir jedenfalls den Parkplatz, wo außer uns nur noch ein anderes Fahrzeug steht. Das Wetter scheint es ebenfalls gut zu meinen, blauer Himmel gepaart mit einer Mischung aus dicken und weniger dicken Wolken ist heute unser ständiger Begleiter. Dazu ist es weitestgehend windstill. Fast schon zu schön um wahr zu sein.

Der Háifoss vom Rand des Canyon aus gesehen

Der Háifoss vom Rand des Canyon aus gesehen

 

Wir teilen uns jeder für sich auf und wandern andächtig am Rim entlang und ich muss schon sagen … WOW! Ich hatte zwar viele Fotos im Vorfeld gesehen vom Háifoss, aber wenn man persönlich davor steht, verschlägt es einem wirklich die Sprache. Was für eine Schlucht und was für ein unheimlich schöner Wasserfall. Die Farben der Schlucht kann leider kein Foto so wirklich wiedergeben.

Lässt man den Blick in die Ferne schweifen kann man bis zur Straße #332 blicken, von der wir eben gekommen sind. Das bestätigt meine Theorie, das man den Háifoss vom Abzweig nach Gjain tatsächlich bereits sehen kann. Von dort aus besteht anscheinend irgendwie auch eine Möglichkeit unten die Schlucht entlangzugehen zum Wasserfall, denn auch davon hatte ich vereinzelt Aufnahmen gefunden bei der Planung. Eventuell mal ein Vorhaben für einen der nächsten Besuche hier, mal schauen …

Der Canyon beim Haifoss

Der Canyon beim Haifoss

 

Durch die immer wieder mal sonnigen Abschnitte wird uns sogar noch ein toller Regenbogen beschert, eigentlich kaum auszuhalten das ganze *lach*

Regenbogen beim Haifoss

Regenbogen beim Haifoss

 

Natürlich kommt auch die Phantom 4 Pro hier zum ersten Mal zum Einsatz, solch eine Location und dabei noch absolute Windstille findet man sicherlich auch nicht jeden Tag nochmal. Großartig stören kann es auch niemanden, außer uns ist ja quasi niemand hier.

Haifoss von oben

Haifoss von oben

 

Es wird gefilmt und fotografiert was das Zeug hält, hinterher bin ich zwar doch nicht ganz zufrieden aber das ist irgendwie jammern auf hohem Niveau stelle ich beim schreiben dieser Zeilen gerade fest. Manch einer wäre schließlich froh einfach nur hier am Haifoss gewesen zu sein. Wir haben dazu noch wirklich brauchbares Wetter, was will man eigentlich noch mehr? Nichts, genau.

 

 

Sigöldugljúfur Canyon

Glückselig fahren wir daher nach einer guten Stunde wieder weiter in Richtung Sigöldugljúfur Canyon. Ich hatte zugegebenermaßen nicht wirklich damit gerechnet das wir dort heute hinkommen, die Straße #208 war ab dem Abzweig der #26 laut road.is nämlich gesperrt. Aber gucken, ob das wirklich so ist kostet ja nichts.

Zumal wir eh „in der Nähe“ gewesen sind – vom Abzweig zum Háifoss sind es nur knapp 26km und ich weiß genau, dass ich mich schwarz ärgern würde, wenn die Zufahrt dann doch offen gewesen wäre und wir es nicht wenigstens versucht hätten.

Wie auch immer, ab Abzweig zur angeblich gesperrten #208 gibt es keinerlei Hinweise oder Absperrungen, man kann ganz normal hineinfahren. Wunderbar, also hat sich die Fahrt hierher doch gelohnt. Bis zum Kraftwerk und zum Sigöldufoss sind es von hier aus 5km und nur wenige Minuten später stehen wir schon vorm Wasserfall.

Sigöldufoss

Sigöldufoss

 

Kleine Anekdote am Rande: Als wir hier parken werden wir von einem jungen Mädel angesprochen welche uns ein Stück weit mit ihrem Vater in einem Suzuki Jimny gefolgt sind. Sie möchten bzw. müssen heute noch zu Ihrer Unterkunft in Kirkjubaerjarklaustur und fragen uns, ob wir wüssten, ob dies via der Straße #208 und Landmannalaugar möglich sei.

Öhm? Ernsthaft jetzt? „Möglich“ ist sicherlich vieles, zur richtigen Jahreszeit und mit ausreichend Zeit. Die Tage sind zwar lang jetzt Anfang Juni, aber möglich ist dies trotzdem nicht. Die Straße ist nur wenige Meter weiter komplett gesperrt. Und selbst wenn Sie bereits geöffnet wäre weiß ich nicht wirklich, ob ich mit einem Jimny unbedingt nach Süden fahren würde.

Wir erklären Ihr kurz was die beiden jetzt für Möglichkeiten haben und wundern uns einmal mehr über die augenscheinlich mangelnde Vorbereitung einiger Leute. Das die #208 keine asphaltierte Straße ist, das wusste die beiden nicht. Ja ne, is klar. Man muss sich mittlerweile ja über nichts mehr wundern irgendwie.

Wie auch immer, nachdem wir den Sigöldufoss abgelichtet haben fahren wir den Kilometer noch weiter bis zur Sperre und stellen das Auto hier ab. Da Michaela keinen Drang hat mitten durch die Pampa zu stiefeln zum Canyon wartet sie im Auto, während ich mich mit Burckhard auf den Weg mache.

Wir laufen zu Fuß eine alte Jeep Road, welche heute teilweise noch mit großen Schneefeldern bedeckt ist. Und nach einer guten dreiviertel Stunden stehen wir schließlich am Rande des Sigöldugljúfur Canyon. Drei Versuche waren nötig um hierher zu kommen, man kann sich ungefähr vorstellen was es für ein Gefühl ist, wenn man dann plötzlich tatsächlich hier steht.

Sigöldugljúfur Canyon

Sigöldugljúfur Canyon

 

Ich hab schon in einige Canyons und Schluchten dieser Welt geblickt, aber ich glaube nur selten habe ich eine schönere gesehen als hier gerade. Etliche kleinere und größere Wasserfälle suchen sich ihren Weg nach unten, dazu die teilweise unwirkliche Farbe des Wassers … das ist schon wirklich sehr beeindruckend und ich bin froh, dass wir uns entschieden haben loszulaufen.

Es ist zwar recht frisch hier oben und inzwischen ist es auch wirklich sehr windig, trotzdem möchte ich unbedingt auch noch eine Aufnahme aus der Luft machen. Ein mulmiges Gefühl irgendwie, man sieht regelrecht wie der kleine Kopter mit dem Wind zu kämpfen hat und schräg in der Luft liegt. Er arbeitet aber einwandfrei und das Ergebnis kann sich durchaus auch sehen lassen.

Sigöldugljúfur Canyon aus 80 Metern Höhe

Sigöldugljúfur Canyon aus 80 Metern Höhe

 

Die hier oben auf dem Foto so offensichtlich erscheinende Piste ist im Übrigen nicht wirklich eine. Um dorthin zu kommen benötigt es mehr als nur einen schnöden 4×4 Wagen. Zurück zum Auto laufen wir nicht die Jeep Road, sondern entscheiden uns einfach die #208 zu nehmen, vielleicht kann man ja erkennen, warum die Straße noch gesperrt ist.

Und in der Tat kommen wir unterwegs an einigen Stellen vorbei wo ich persönlich nicht gewusst hätte wie ich sie mit einem Auto überhaupt passieren soll. Stufen mit teilweise einen halben Meter Versatz quer über die Straße tun sich teilweise vor uns auf. Die Sperrung ist also absolut berechtigt, aber daran habe ich auch nicht wirklich gezweifelt.

Der Rückweg dauert jedenfalls wieder genauso lange wie der Hinweg. Mit der halben Stunde, die wir uns am Canyon selber aufgehalten haben, sind wir also nach gut 2 Stunden wieder zurück am Auto. Michaela hat sich derweil die Zeit mit fotografieren vertrieben. Ich weiß zwar nicht genau, was es hier mitten in der Pampa so viel zu sehen gibt, aber ein gutes Auge findet ja schließlich immer ein Motiv!

Schöne Einöde

Schöne Einöde

 

Schöne Einöde

Schöne Einöde

 

Den von unserer heutigen Unterkunft am weitesten entfernt liegenden Punkt haben wir jetzt jedenfalls erreicht, der Rest des Tages wird nun also damit verbracht schön gemütlich in Richtung Holzhütte Nähe Pingvallatn zu fahren.

 

 

Þjófafoss

Unser nächster Stopp dabei ist jetzt der Þjófafoss, der nur unweit der #26 liegt. Bereits der Weg dorthin auf dem kurzen Abzweig ist aber ein Traum, tausende von Lupinen säumen den Wegesrand und nötigen uns bereits vor dem eigentlichen Wasserfall zum aussteigen. Im Hintergrund erkennt man den Berg Burfell.

Auf dem Weg zum Pjofafoss säumen etliche Lupinen den Wegesrand

Auf dem Weg zum Pjofafoss säumen etliche Lupinen den Wegesrand

 

Nachdem wir uns gegenseitig hier losgeschweißt haben (von manchen Orten will man ja schlicht und ergreifend einfach gar nicht mehr weg!) fahren wir schließlich weiter zum Þjófafoss, welcher sich nur wenige Meter weiter befindet und kein weniger schönes Motiv heute darstellt. Auch hier werden wir wieder mit einem Regenbogen verwöhnt und wenn man den Winkel beim Fotografieren etwas verändert hat man sogar die Hekla im Hintergrund mit drauf.

Pjofafoss mit Regenbogen

Pjofafoss mit Regenbogen

 

Pjofafoss mit Hekla im Hintergrund

Pjofafoss mit Hekla im Hintergrund

 

Apropos Hekla, der Vulkan ist ja seit längerem überfällig und brummelt immer wieder mal vor sich her, die ganzen Meldungen über einen bevorstehenden drohenden Ausbruch sollte man als Tourist aber eher nüchtern betrachten. Solange die Isländer selber nicht in Panik geraten (ist das überhaupt ein Gefühlszustand der bei Isländern existiert?), besteht glaube ich kein wirklicher Grund sich Gedanken zu machen.

Fakt ist aber auch: WENN es irgendwann einmal soweit ist, wird die Landschaft sich verändern hier und im schlimmsten Falles trifft es auch den Ort Vik. Theorien besagen, dass die Kirche dann das einzige sein wird, was danach noch von Vik übrig ist. Wollen wir hoffen, dass das niemals passiert.

 

 

Þjóðveldisbærinn

Nachdem wir hier genug gesehen und fotografiert haben fahren wir anschließend weiter zur Þjóðveldisbærinn (Game of Thrones Fans werden sie kennen) und zum Hjalparfoss. Bei beiden Zielen war ich ja im März schon, erstens war damals aber Orkan an dem Tag und man konnte diese Orte nicht wirklich genießen, zweitens sieht das mit Sonne und Lupinen eh deutlich schöner aus und drittens waren Michaela und Burckhard hier schließlich noch gar nicht.

Das Museum Þjóðveldisbærinn ist erst ab Morgen geöffnet, bis zum 1.Juni ist hier quasi Winterpause und so gut wie nichts los. Das dürfte sich ab Morgen schlagartig ändern, viele Bustouren halten hier bereits. Der Hof hier ist übrigens der einzige auf ganz Island, der die Wohnweise der ganz frühen isländischen Siedler zeigt.

Þjóðveldisbærinn

Þjóðveldisbærinn

 

Þjóðveldisbærinn kennt der ein oder andere vermutlich aus Game of Thrones

Þjóðveldisbærinn kennt der ein oder andere vermutlich aus Game of Thrones

 

 

Hjalparfoss

Nächster Stopp ist der nur wenige Meter entfernte Hjalparfoss. Im März hatte Robert sich noch Vikingerartig nach unten vorgekämpft vom Parkplatz aus, weil es SO dermaßen windig gewesen ist, dass man kaum aufrecht stehen bleiben konnte. Selbst das Öffnen der Autotüren wurde zur Herausforderung. Heute war das alles anders. Das Wetter war ein Traum und kein Vergleich zum letzten Mal. Der Hjalparfoss ist ja gar nicht besonders groß, trotzdem ist er nicht minder schön finde ich.

Hjalparfoss

Hjalparfoss

 

 

Bruarfoss

Weiter geht die Fahrt und genau 70 Minuten später stehen wir bereits vorm Bruarfoss. Es ist das vierte Mal, das ich jetzt diesen Wasserfall besuche, er hat trotzdem kein Stück seiner Faszination verloren. Trotzdem schätze ich, dass es das letzte Mal gewesen sein dürfte, das wir so komfortabel wie heute mit dem Auto bis zum Ende der Siedlung fahren können. Es ist schon länger die Rede davon die Zufahrt vorne in die Siedlung durch eine Schranke oder durch einen Elektrozaun nicht mehr für Jedermann zugänglich zu machen. Zu sehr hat der unbefestigte Wanderpfad durch die steigenden Besucherzahlen in den letzten Monaten gelitten.

Die Stelle hinter der Holzbrücke ist inzwischen so aufgeweicht und fast unpassierbar, dass vor kurzem erst selbst die isländischen Medien mehr als nur einmal davon berichtet haben. Zu gefährlich sei dieser Punkt inzwischen und ein Unfall nur noch eine Frage der Zeit. Bei geschätzten 2000 Besuchern an nur einem einzigen Wochenende (im Winter wohlgemerkt) gleicht es eigentlich einem Wunder, dass hier noch nicht wirklich etwas passiert ist.

Auch wir müssen heute ziemlich erfinderisch sein, um einen geeigneten Aufstieg zu finden. Eigentlich gibt es nur noch eine einzige Möglichkeit unmittelbar rechts hinter der Brücke, wenn man quasi in einem 110 Grad Winkel abbiegt und sich dann nahe am Bach vorbeischlängelt. Geklappt hat es letztlich zwar, so wirklich wohl kann einem dabei aber nicht mehr sein.

Ich schätze mal, spätestens in zwei Jahren – vermutlich früher – wir hier aber wohl ein offizieller und asphaltierter Wanderweg von der Hauptstraße aus existieren, die Vorzeichen dafür kann man bereits vorne an der Brücke über Bruara erkennen. Dort, wo bisher nur ein kleiner Parkplatz gewesen ist für 3-4 Fahrzeuge und von wo aus man zu Fuß zum Hlauptungufoss laufen konnte, wird bereits jetzt von einem Bagger ein breiter Pfad angelegt.

Ich sehe solche Entwicklungen immer zweigeteilt. Auf der einen Seite ist es absolut richtig und völlig nachvollziehbar die inzwischen große Menge von Besuchern pro Tag aus der privaten Urlaubssiedlung zu verbannen. Des Weiteren würde sich natürlich die inzwischen extrem in Mitleidenschaft gezogene Natur auch wieder erholen, die durch querfeldein laufende Besucher arg strapaziert wurde. Auf der anderen Seite ist es immer auch ein bisschen schade, wenn solche ehemaligen „Secrets“ dann plötzlich für die breite Masse zugänglich gemacht werden.

Schlimmstes Beispiel ist wohl das Flugzeugwrack in der Sólheimasandur. 2014 waren dort keine 10 Leute am Tag! Heutzutage kann man froh sein, wenn man nachts um 23 Uhr nicht noch 30 andere Verrückte dort rumhampeln hat und vorne an der Ringstraße ist ein Parkplatz für an die 200 Autos … und dieser Parkplatz ist quasi 24 Stunden gut gefüllt. Das kann nicht im Sinne des Erfinders sein, wird sich aber durch den aktuellen Island-Boom kaum vermeiden lassen. Die Insel wird quasi zu Tode geliebt gerade als Reiseziel.

Aber zurück zum Bruarfoss und zum hier und jetzt. Außer uns ist keiner hier, niemand rennt einen also vor der Linse herum und heute schaffe ich es auch tatsächlich einmal nach unten zu gehen. Wenn man weiß WIE und wo ist es eigentlich ganz einfach, keine Ahnung warum ich mich bisher immer so schwer damit getan habe.

Die Sonne meint es heute jedenfalls wirklich gut mit uns und ist ein regelrechter Freund geworden, den ganzen Tag war sie quasi da und jetzt, wo der Bruarfoss im äußerst ungünstigen Gegenlicht liegen würde verkriecht sie sich dankenswerterweise für eine halbe Stunde hinter den dicken Wolken. Fast schon zu schön um wahr zu sein. Die Lichtstimmung ist dadurch regelrecht dramatisch, so etwas wünscht man sich ja.

Dunkle Wolken über dem Bruarfoss

Dunkle Wolken über dem Bruarfoss

 

Dunkle Wolken über dem Bruarfoss

Dunkle Wolken über dem Bruarfoss

 

Und auch von der Brücke aus wirkt der ansonsten so blau anmutende Wasserfall heute regelrecht golden im oberen Bereich. Wahnsinn, was für ein Moment, ich kann das kaum in Worte fassen.

Ein golden-blauer Bruarfoss

Ein golden-blauer Bruarfoss

 

Zurück am Auto stiefelt gerade eine Foto-Tour mit einem deutschen Guide los. Dann mal viel Spaß, die Sonne scheint jetzt wieder von einem fast wolkenlosen Himmel und dürfte für solch eine Foto-Tour eher unerwünscht sein gerade. Uns kann es egal sein, der perfekte Moment war vorhin bereits da.

 

Úlfljótsvatn

Von hier aus zu unserer Holzhütte am Úlfljótsvatn südlich von Thingvellir sind es jetzt noch knapp 40km und eine halbe Stunde Fahrt. Vor Ort angekommen versuchen wir die Idylle erst einmal sacken zu lassen. Außer unserer Hütte, einem Holzboot und den Blick auf den See gibt es hier nichts – nicht einmal Internet und das soll was heißen *grins* Wer Ruhe haben will ist hier also genau richtig.

Die Unterkunft wird von Jon angeboten, bei dem ich ja bereits auch nun schon mehrmals in Vik übernachtet habe. Das Haus bietet Platz für 4 Personen und eine voll ausgestattete Küche samt Gasgrill. Da wir das wussten haben wir im Kronan heute Morgen Fleisch eingekauft und lassen den Tag mit frisch gegrilltem Zeugs ausklingen.

Grillen bei Mitternachtssonne am Ulfljotsvatn

Grillen bei Mitternachtssonne am Ulfljotsvatn

 

Draußen geht nun langsam aber sicher mehrere Stunden lang die Sonne unter und verabschiedet sich mit Farben wie man sie hier wohl nur in den Sommermonaten zu sehen bekommt. Ein bisschen mehr Wolken die sich verfärben wären zwar noch das i-Tüpfelchen, aber wen interessiert das schon.

Schöner wohnen einmal anders, Mitternachtssonne am Ulfjotsvatn

Schöner wohnen einmal anders, Mitternachtssonne am Ulfjotsvatn

 

Der Blick aus dem Küchenfenster, Mitternachtssonne am Ulfjotsvatn

Der Blick aus dem Küchenfenster, Mitternachtssonne am Ulfjotsvatn

 

Hätte ich zu diesem Zeitpunkt bereits geahnt, dass dies der einzig wirkliche Abend mit Mitternachtssonne in diesem Urlaub ist, wäre ich wohl noch rüber zur Úlfljótsvatnskirkja gefahren, welche man von der Terrasse aus sogar sehen kann. Aber sich über solche Dinge im Nachhinein zu ärgern ist ja auch wieder Blödsinn.

Was war DAS für ein genialer Tag, der so in dieser Form eigentlich nur entstanden ist, weil wir noch einige offene Rechnungen vom letzten Jahr begleichen wollten. Damals hatte es ja mit dem Sigöldugljúfur Canyon und dem Bruarfoss nicht geklappt. Hundemüde und voll von neuen Eindrücken, dazu gut gesättigt und mit einem traumhaften Sonnenuntergang vor der Türe draußen schlafen wir schließlich ein. Gute Nacht.