Den Bright Angel Trail hatten wir uns heute fest vorgenommen zu laufen. Beim Blick aus dem Fenster heute Morgen hätten wir uns allerdings am liebsten wieder ins Bett verkrochen. Vor lauter Nebel hat man eigentlich gar nicht wirklich etwas gesehen. Dazu gab es noch diesen fiesen Nieselregen als Zugabe, den man mal so gar nicht gebrauchen kann. Also alles was das Herz NICHT begehrt.

Da es aber bekanntlich kein schlechtes Wetter gibt machen wir uns nach dem Frühstück auf zum Startpunkt vom Bright Angel Trail. Wir möchten ihn wenigstens mal in Augenschein nehmen.

 

Bright Angel Trail

Vom Canyonrand aus sieht man allerdings erst einmal gar nichts. Man blickt auf eine undurchsichtige, milchig weiße Suppe aus Nebel und Wolken. Die reine Sichtweite beträgt schätzungsweise zwischen 50 und 100 Meter. Zwischendurch kann man aber immer wieder einmal durch den Nebel hindurch bis zum unteren Teil des Trails gucken.

Der nebelverhangene Bright Angel Trail

Der nebelverhangene Bright Angel Trail

 

Da es anscheinend die Nacht auch durchgehend geregnet hat, schaut schon der Beginn des Trails nicht wirklich vielversprechend aus. Unsere Schuhe versinken teilweise richtig im Matsch. Trotzdem wollen wir aber wenigstens VERSUCHEN den Weg so weit wie möglich zu gehen.

Bright Angel Trail

Bright Angel Trail

 

Bright Angel Trail

Bright Angel Trail

Da wir keine Ahnung haben wie voll es hier an einem wettertechnisch guten Tag ist, kommt es uns so vor, als wenn schon recht viele Leute unterwegs sind. Ständig muss man zur Seite gehen, Platz machen oder ist gezwungen dem Esel-Convoy auszuweichen, der einige wenige hinunter zur Phantom Ranch und wieder hinauf bringt.

Es heißt, wer einen der begehrten Plätze auf einem der Maultiere ergattern möchte, muss sich bis zu einem Jahr im Voraus dafür anmelden. Ich habe zwar keine Ahnung wie man so lange im Vorfeld einen Urlaub planen kann, aber irgendwie scheint so etwas doch möglich zu sein.

Bereits nach einer halben Stunde wird uns klar, dass unser Plan, bis hinunter zum Plateau Point zu gelangen vermutlich am mühsamen Vorankommen scheitern wird. Durch tiefen Matsch zu laufen ist a) echt anstrengend und b) macht das die Schuhe irgendwann ziemlich schwer. Hier und da peilen wir zwischendurch immer wieder die Lage …

Auf dem Bright Angel Trail

Auf dem Bright Angel Trail

 

„Hoffnung“ auf Wetterbesserung sieht aber anders aus und so kämpfen wir uns weiter durch Matsch und Schlamm bis hinunter zum 1.5-Mile-Resthouse. Hier gibt es Toiletten, Wasser und ein Notruftelefon. Der weitere Verlauf vom Bright Angel Trail in Richtung 3-Mile-Resthouse schaut nicht wirklich besser aus.

Im Gegenteil – die Leute, die uns von unten entgegenkommen, schnauben vor sich hin und bei einem Blick auf die Schuhe wird uns auch klar wieso. Dort befindet sich nämlich bei fast allen nur noch ein riesiger Klumpen Lehm und Matsch. So zu wandern macht irgendwie ja nicht wirklich Spaß. Wir beschließen deshalb schweren Herzens umzukehren und lieber noch ein wenig am Rand des Canyons in Richtung Hopi Point zu wandern.

Auf dem Weg nach oben überholt uns wieder einer der Muli-Trecks. Ein Königreich für so ein blödes Maultier jetzt!

1.5 Mile-Resthouse auf dem Bright Angel Trail

1.5 Mile-Resthouse auf dem Bright Angel Trail

 

Muli-Treck auf dem Bright Angel Trail

Muli-Treck auf dem Bright Angel Trail

 

Als wir nach gut 2 Stunden Aufstieg wieder den kleinen natürlichen Tunnel erreichen wissen wir, dass wir nicht mehr weit vom Ende des Trails entfernt sind. Gute 4.5 Stunden waren wir jetzt unterwegs auf dem Bright Angel Trail. Bei schönem Wetter hätten wir es vermutlich auch bis zum Plateau Point geschafft. Die widrigen Wetterverhältnisse haben uns aber leider einen Strich durch die Rechnung gemacht. Dennoch war das eine Wanderung die uns noch lange in Erinnerung bleiben wird.

Alleine den Canyon einmal nicht nur von oben zu erleben reicht eigentlich aus als Motivation. Und da man ja bekanntlich niemals nie sagen soll, kann ich nicht garantieren, dass wir nicht eines Tages noch einmal das „Projekt Plateau Point“ in Angriff nehmen werden. Wir sind ja noch jung und der Canyon ist bestimmt auch noch da, wenn wir schon älter sind. Unsere Schuhe haben wir auf jeden Fall erst einmal einer ausgiebigen Dusche unterzogen.

Keine Ahnung, wie viel Matsch wir hinterher den Abfluss hinuntergespült haben. So rot-braun ist es hier im Bad aber vermutlich noch nie gewesen.

Kleiner Naturtunnel auf dem Trail

Kleiner Naturtunnel auf dem Trail

 

Einen sehr guten Bericht von einer Wanderung vom Bright Angel Trail bis hinunter zum Plateau Point bei perfektem Wetter könnt Ihr bei Silke & Markus nachlesen.

Oben wieder angekommen trauen wir unseren Augen kaum. Unterwegs auf dem Weg zum Auto lösen die Wolken sich fast völlig auf und offenbaren uns einen Blick hinüber zum knapp 26 Kilometer entfernten North Rim. SO hätten wir uns das eigentlich bereits heute Morgen gewünscht.

Grand Canyon Panorama

Grand Canyon Panorama

 

Leicht gefrustet und trotzdem erleichtert (der Tag scheint ja doch noch eine unerwartete Wendung zu nehmen) fahren wir zunächst zurück zum Hotel, um uns ein wenig frisch zu machen und etwas zu essen. Nur um kurze Zeit später schon wieder erneut in Richtung South Rim aufzubrechen. Eine Wanderung bis hin zum Hopi Point steht an.

Dort ist es wenigstens asphaltiert und man kann zur Not bei einsetzendem Regen in das Bus-Shuttle flüchten, welches hier regelmäßig hin – und her pendelt. Bereits nach wenigen gelaufenen Metern bekommen wir wieder völlig neue Eindrücke vom Grand Canyon. Bisher waren wir ja hier in dieser Ecke noch gar nicht. Und auch wenn es ja doch irgendwie immer alles so halbwegs gleich aussieht, der Auslöser der Kamera glüht förmlich ob der vermeidlich neuen Motive.

Grand Canyon Impression

Grand Canyon Impression

 

Das Schauspiel aus teilweise wolkigem und sonnigem Himmel ist jedoch leider nur von kurzer Dauer. Bereits nach zwei Stunden ziehen wieder dunkle Wolken auf und ein dumpfes grollen ist zu hören. Ein Gewitter ist im Anmarsch. Irgendwie weiß das Wetter heute nicht so wirklich was es will.

Ein wagemutiger am Grand Canyon South Rim

Ein wagemutiger am Grand Canyon South Rim

 

Laut Park Ranger soll der beste Platz, um den Sonnenuntergang zu beobachten, der Hopi Point sein. Da wir ja eh hier in der Ecke sind, warten wir dementsprechend auch, bis es so weit ist. Leider warten mit uns auch dicke Wolken, einen Sonnenuntergang wie aus dem Bilderbuch hat es deshalb nicht wirklich gegeben. Trotzdem ist selbst solch ein relativ normaler Abend hier immer wieder unbeschreiblich!

Grand Canyon Sunset vom Hopi Point aus gesehen

Grand Canyon Sunset vom Hopi Point aus gesehen

 

Morgen verlassen wir dann den South Rim wieder, es geht weiter Richtung Lower Coal Mine Canyon. Neuland für uns. Gute Nacht!