Auch heute strahlt uns die Sonne wieder von einem wolkenlosen Himmel entgegen. Da hier erstmalig kein Frühstück inklusive war besorgen wir uns im Starbucks zwei Wachmacher und fahren relativ frühzeitig los.

Der ursprüngliche Gedanke dabei war eigentlich noch VOR dem Berufsverkehr aus der Stadt raus zu kommen um dann zeitig bei den Chimney Bluffs zu sein. Aber da war wohl mehr der Wunsch der Vater des Gedanken. Denn natürlich wollte man uns ja nicht so ganz ohne Stau gehen lassen. Ich hatte mir fest vorgenommen mich NICHT nerven zu lassen vom Verkehr, das ganze gestaltet sich allerdings schwieriger als gedacht.

 

 

Balls Falls Conservation Area

Irgendwann lassen wir den Stau hinter uns, ich hatte gestern auf der Suche nach etwas sehenswertem auf der Fahrt noch die Balls Falls Conservation Area gefunden, dort gibt es einen Wasserfall und eine so genannte Heritage Area mit einigen historischen Gebäuden.

Balls Falls Conservation Area

Balls Falls Conservation Area

 

Die alte Kirche in der Balls Falls Conservation Area

Die alte Kirche in der Balls Falls Conservation Area

 

Eindrücke beim Spaziergang durch die Balls Falls Conservation Area

Eindrücke beim Spaziergang durch die Balls Falls Conservation Area

 

Diese Balls Falls Conservation Area ist an der Interstate ausgeschildert (Exit 57) und von dort aus in wenigen Minuten zu erreichen. Bereits um 8 Uhr sind wir vor Ort, keine Menschenseele ist hier zu sehen. Es gibt allerdings ein Visitor Center und einen beschrankten Parkplatz. Da das Visitor Center geschlossen und die Schranke oben ist fahren wir einfach drauf. Wir haben keine Ahnung wie viel Zeit hier benötigt wird, also packen wir Finley wieder in die Rückentrage und gehen einfach los.

Schnell wird klar, die Wanderung ist recht überschaubar und würden wir nicht oben am Parkplatz parken könnte man das ganze sogar noch abkürzen. Aber zurückgehen wollen wir jetzt auch nicht mehr.

Die Heritage Area beinhaltet einige historische Gebäude, darunter eine alte Mühle und eine Kirche, beide sind recht nett anzusehen und man kommt automatisch auf dem Weg zum Wasserfall daran vorbei. Der eigentliche Balls Fall ist 27m hoch und nur von einer kleinen Viewing Area rechts davon zu sehen. Ein vernünftiges Foto zu machen ist gar nicht so einfach, dichtes Gestrüpp und ein Vorsprung versperren einem oft die Sicht.

Die eigentlichen Balls Falls

Die eigentlichen Balls Falls

 

Trotzdem lohnt der kurze Abstecher hierher, wie ich finde. Wer nur ein kleines bisschen für Historie übrig hat, der sollte vielleicht zum Erntedankfest am 2.Montag im Oktober hierher kommen. Dann erwacht die Heritage Are mehrere Tage lang zum Leben und es wird alte Handwerkskunst gezeigt, die Mühle mahlt wieder Mehl … und Ritter laufen durch die Gegend und hauen unfreundlichen Besuchern die Köpfe ab !? Ach ne, das war irgendein Mittelaltermarkt in der Weltstadt Hattingen glaube ich *lach* Zeitaufwand für den Besuch hier: Eine knappe Stunde würde ich meinen.

Zurück am Auto dann ein kurzer Schock. Die Schranke zum Parkplatz war unten! Öhm … toll! Vorbeifahren war unmöglich, ein Graben versperrt den Weg. Also am Visitor Center anklopfen, schauen ob jemand anwesend ist inzwischen. Und tatsächlich, es macht jemand auf. Wir „dürfen“ einen kleinen Obolus bezahlen, bekommen einen Coin für den Schrankenautomat und machen uns wieder auf den Weg in Richtung QEW.

Ein Auge war auf der Weiterfahrt immer auf die Kraftstoffanzeige gerichtet, da wir vermeiden wollten noch hier in Kanada zu tanken. Immerhin tankt man hier ja wieder in Litern und bezahlt ungefähr ähnliche Preise wie in Deutschland. Der Strohhalm vom Starbucks-Wachmacher musste deshalb einiges aushalten beim drauf rum kauen, er ist aber einen ehrenhaften Tod gestorben. Irgendwann war dann schließlich die Grenze wieder in Sicht, vor uns wird ein Auto von einem Beamten erst mal komplett auseinander genommen. Soll heißen, der ganze Kofferraum muss leer geräumt werden.

Hmmm, ob es so schlau ist das wir die ganze Zeit Dosenbier durch die Gegend fahren und die Frage nach Alkohol ständig verneinen wenn wir über die Grenze fahren !?? Anscheinend war es aber anstrengend genug den Wagen vor uns zu inspizieren, als Beamter sollte man danach aber auch erst einmal zwei Stunden „Arbeit nach Vorschrift“ verrichten und sich ausruhen. Wir werden somit fast schon durchgewunken, zwei oder drei Fangfragen werden wieder gestellt und das war’s auch schon.

 

 

Akron Falls County Park

Nach wenigen Meilen ist dann auch endlich die erste Tankstelle in Sicht. Glück gehabt. Die Weiterfahrt nach Rochester ist eher langweilig, um das ganze etwas aufzulockern beschließen wir bei Akron die gleichnamigen Wasserfälle zu besuchen. Dazu ist kein großer Umweg nötig, wir müssen lediglich runter von der Interstate und über Land weiterfahren. Die Akron Falls selbst liegen im Akron Falls County Park. Dieser ist recht schnell gefunden, nur die eigentlichen Wasserfälle sind auf Anhieb gar nicht so leicht auszumachen.

Trick 17 kommt deshalb zur Anwendung. Aussteigen, Ohr ausfahren, Rauschen anvisieren und in diese Richtung begeben. Fertig! Da sind sie! Über einen Waldweg stehen wir plötzlich vor den Lower Falls – leider liegen diese völlig im Gegenlicht so dass kein wirklich gutes Foto dabei raus kommt.

Der Trail zu den Lower Falls ...

Der Trail zu den Lower Falls …

 

Die Lower Falls

Die Lower Falls

 

... leider im Gegenlicht

… leider im Gegenlicht

 

Trotz Graufilter und etlichen Versuchen gelingt es mir kein besseres Foto zu schießen … da sieht man mal wieder das ich nur Hobbyknipser bin. Vielleicht liegt es auch am Bach von dem die Fälle Ihr Wasser beziehen, dieser heißt nämlich Murder Creek. Ich will ja noch ein bisschen weiter fotografieren dürfen.

Der Rock Garden hier im Country Park gibt nicht viel her, diesen klemmen wir uns deshalb genauso wie die Upper Falls die auf Bildern im Internet nicht wirklich spektakulär aussehen. Wir machen uns deshalb wieder auf in Richtung Rochester. Auf der Fahrt gibt es keine besonderen Vorkommnisse … nicht einmal von der Rückbank, wo Finley wieder den Schlaf der Gerechten schläft. Wir beschließen unterwegs erst einmal an Rochester vorbei zu fahren und die Waterloo Outlets zu besuchen. Gesagt, getan.

Knappe zwei Stunden halten wir uns dort auf, zum ersten Mal in einem USA-Urlaub kaufe ich mir Jogging-Schuhe. Stichwort Schuhe: Warum kauft man sich eigentlich in Deutschland immer noch welche wenn man dort jedes mal viel bessere zum halben Preis bekommt

Als wir fertig sind mit shoppen zieht es sich langsam zu, sogar dunkle Wolken tauchen langsam am Horizont auf. Hoffentlich schaffen wir es noch die Chinmey Bluffs im trockenen zu besuchen. Die Fahrt dorthin ist teilweise recht kurios, wir haben beide Navis (TomTom und Navigon) parallel laufen und beide sind völlig unterschiedlicher Meinung welcher Weg der schnellste ist. Wir entscheiden uns für Navigon, dieses führt uns schnurstracks durchs hiesige Amish County.

Ich wusste zugegebenermaßen gar nicht das es hier oben überhaupt welche gibt !? Die Straßen werden jedenfalls schmaler, die Gegend eintöniger, Häuser weichen Farmen und Getreidesilos und Auto werden plötzlich durch Pferdekutschen ersetzt.

Achtung Kutschen! ... Ein Schuss durch die Scheibe

Achtung Kutschen! … Ein Schuss durch die Scheibe

 

Amish County

Amish County

 

Selbst die Schilder am Straßenrand werden von „Vorsicht Wildwechsel“ plötzlich zu „Achtung, schwarze Kutsche“. Höhepunkt war schließlich das die Straße quasi endete, wir stehen vor einem Waldgebiet durch das lediglich eine schlechte Schotter – und Schlaglochpiste führt die gerade mal so breit ist wie unser Auto. Kurzes Rätselraten macht sich breit, aber unser Navi wird schon wissen was es macht.

„Du spinnst doch“ war noch das netteste was von der Rückbank nach vorne gedrungen ist. Ich muss ehrlich zugeben, das mir nicht ganz wohl gewesen ist bei den paar Kilometern durch den Wald. Wenden war nicht möglich, dazu war der Weg zu schmal. Wenn uns eine Kutsche entgegen gekommen wäre hätte ich nicht einmal ausweichen können. Hätten uns Außerirdische entführt, niemand würde das jemals erfahren. Und so etwas kommt ja immerhin öfter vor als man denkt!

 

 

Chimney Bluffs State Park

Irgendwann wird es dann wieder heller, so plötzlich wie der Wald aufgetaucht ist endet er auch und der Weg ist auf einmal wieder geteert. Einige Kilometer später erreichen wir wieder eine breitere Straße, es ist der direkte Zubringer zum Chimney Bluffs State Park.

Am frühen Nachmittag sind wir schließlich dort und parken am gut ausgebauten Parkplatz. Der Weg zum Wasser von dort aus ist recht kurz, dort angekommen macht sich allerdings Ernüchterung breit, da die eigentlich sehenswerten Formationen noch ein ganzes Stück weit weg sind und der Weg dorthin über einen vom Dauerregen schlammigen Waldweg führt.

Da hinten sind sie ... die Chimney Bluffs

Da hinten sind sie … die Chimney Bluffs

 

Also beschließen wir wieder zum Auto zu gehen und zum anderen Ende zu fahren. Auf einer Karte die ich vorher ausgedruckt hatte schaut es so als wenn man auch von dort eine Wanderung starten kann und der Weg zudem kürzer ist. Auf dem Weg raschelt irgend etwas im Gebälk, es ist aber nur Rotwild. Der Luchs kommt erst einige Sekunden später und war leider zu keinem Foto bereit.

 

Wildlife im Chimney Bluffs State Park

Wildlife im Chimney Bluffs State Park

 

Die ausgedruckte Karte der Chimney Bluffs scheint jedenfalls recht zu haben. Der andere Parkplatz befindet sich direkt am Wasser und man kann von dort aus wählen ob man einen Trail oberhalb der Chimney Bluffs geht oder unten am Wasser entlang. Da der Trail nach oben auch hier sehr schlammig aussieht ist die Entscheidung schnell gefallen, wir gehen am Wasser entlang. Und tatsächlich befindet man sich hier direkt und unmittelbar am anderen Ende der Sandsteinformationen.

Das Schild „Keep out“ übersehen wir mal rein zufällig, der Anblick von Treibholz und anderen angeschwemmten Zeugs ist schlichtweg beeindruckender … so etwas hab ich persönlich noch nie gesehen vorher.

 

Das Ufer der eigentlichen Chimney Bluffs ist erreicht

Das Ufer der eigentlichen Chimney Bluffs ist erreicht

 

Jede Menge Treibgut ...

Jede Menge Treibgut …

 

Und auch der Blick nach oben auf die Formationen und Zinnen ist nicht von schlechten Eltern. Wenn man sich noch einmal ins Gedächtnis holt wie die Landschaft auf dem Weg hierher ausgesehen hat würde man so etwas absolut nicht vermuten an dieser Stelle!

Blick von unten auf die Bluffs

Blick von unten auf die Bluffs

 

Blick entlang des Ufers

Blick entlang des Ufers

 

Wir sind ganz alleine hier. Nur ein älteres Rentnerehepaar schlappt gemütlich mit einem selbst geschnitzten Spazierstock in einigen hundert Metern vor uns her. Das Laufen über das mit Kies gesäumte schmale Ufer ist nicht ganz ohne. Ständig sackt man ein oder muss irgendwo drüber klettern. Aber der Spaßfaktor und viele tolle Fotomotive entschädigen für die leichte Anstrengung. Durch die Lage sind die Chimney Bluffs bestimmt eine tolle Sunset-Location.

Vermutlich wäre eine perfekte Planung für hier wenn man dann am zweiten Parkplatz parkt, den oberen Trail bis zum Ende läuft und am Ufer wieder zurück geht. Sollte das jemand irgendwann einmal als Anregung auffassen und genau So machen wäre ich für Infos und Bilder dankbar!

Jede Menge ... ... Treibgut!
Walking ... Eine Art Mini-Goblin entsheht hier bestimmt einmal irgendwann

Zeitaufwand für die Bluffs: Schwer zu sagen, macht man es so wie ich es für eine perfekte Planung oben in den Raum geschmissen habe würde ich mal sagen so an die drei Stunden. Das ist aber bestimmt auch noch ausbaufähig! Alleine für die ganzen Adler die hier rum schwirren kann man schon einiges an Zeit aufwenden …

 

Der zaghafte Versuch, einen Adler in der Luft zu knipsen

Der zaghafte Versuch, einen Adler in der Luft zu knipsen

 

Die Fahrt von den Chimney Bluffs zurück nach Rochester dauert knapp eine Stunde, viel Sehenswertes gibt es auf dem Weg eigentlich nicht. Im Hotel angekommen (es war abermals ein County Inn&Suites) fällt uns auf das ich unsere komplette Steckdosenleiste mit dem Adapter für die USA in Toronto vergessen habe … na toll. Eigentlich wollten wir noch in den Ort zu ein paar Wasserfällen, aber dieses kleine Problemchen geht jetzt erst einmal vor. Wie sollen wir irgendwelche Akkus aufladen? Oder das Handy, den Laptop oder den Wasserkocher für Finleys‘ Essen anschließen? Simple und selbstverständliche Dinge werden plötzlich kompliziert! Also nichts wie los zum WalMart und nach BestBuy. Einen Reiseadapter für die USA gibt es aber nicht.

Dafür treffe auf ganz viele komische Angestellte, die mich alle angucken als wenn ich ein Raumschiff kaufen will. „Für andere Länder wäre das kein Problem“ heißt es immer wieder. Das scheint einleuchtend, denn in Deutschland dürfte es auch nicht so ganz einfach sein einen Adapter für Deutschland zu bekommen. Mist! Wir greifen also zur Notlösung und kaufen erst einmal einen neuen Wasserkocher. Das hat Priorität, denn wenn Finley sein Essen nicht bekommt möchte man nicht wirklich in der Nähe sein *hüstel*

Die Akkus für die Kameras sind zwar auch alle nicht mehr wirklich voll. Der Laptop-Akku ebenfalls nicht, meinen Rasierapparat kann ich auch nicht mehr benutzen. Und die Handys können jetzt nur noch im Auto aufgeladen werden. Was so ein blöder Stecker alles ausmachen kann.

Wir können nur hoffen das wir morgen in New York irgendwo einen Stecker bekommen, schauen wir mal. Da dies der letzte Abend in einem Country Inn&Suites und somit auch mit Whirplool war, enden die letzten Stunden in diesem Hotel wie sie vor ein paar Tagen angefangen haben …

Morgen geht es dann querfeldein zurück nach Jersey, ein paare Tage Big City Lights stehen noch auf dem Programm. Gudde Nacht …