Island hat sich inzwischen zu einem klassischen Ganzjahresziel entwickelt. Jeder Monat dort hat nämlich seinen ganz eigenen Reiz. So kommt es nicht von ungefähr, dass in letzter Zeit gerade auch in den dunklen Monaten immer mehr Besucher Ihren Winterurlaub dort verbringen.

Für die einen mag das verrückt klingen. Island … und dann auch noch im Winter. Es ist doch eh schon kalt dort (was im übrigen gar nicht wirklich stimmt), warum tut man sich dann auch noch die kalte und dunkle Jahreszeit an? Für andere hingegen ist es genau der Winter dort, der einen ganz eigenen und speziellen Reiz auf sie ausübt. Doch warum ist das so? Nun, dafür gibt es viele Gründe, die ich im folgenden gerne einmal näher erläutere.

 

Darum solltest Du Winterurlaub in Island machen

Der erste Punkt ist für manch einen vermutlich nicht ganz nachvollziehbar, es sei denn Du bist Hobbyfotograf oder kannst besonderen Lichtstimmungen halbwegs etwas abgewinnen.

 

Besseres Licht

Das Licht im Winter ist einfach vollkommen anders. Wer gerne fotografiert kennt das Problem, was man gerade oft tagsüber hat. Hartes Licht ist auf Fotos eher suboptimal für Landschaftsfotos. In der dunklen Jahreszeit existiert solch ein Licht aber so gut wie gar nicht. Sofern das Wetter es zulässt (und die Wolken gnädig sind) fängt der Tag mit einer Pastellfarbenen Orgie an, geht dann mit angenehm warmen Licht und einer mehrstündigen Golden Hour weiter und gipfelt schließlich in einer gefühlt niemals enden wollenden Blue Hour am Nachmittag.

Zwei Mal habe ich jetzt Winterurlaub auf Island gemacht, ich habe davor bestimmt schon einige Lichtstimmungen erlebt auf Reisen, aber so etwas wie hier noch nie. Ja, das Zeitfenster ist natürlich etwas kürzer und Tageslicht gibt es im Dezember und Januar gerade einmal an die 5 Stunden. Aber wenn Du beispielsweise im März reisen solltest, dann hast Du fast schon wieder Tages und Nachtgleiche. Das heißt, es ist genauso lange hell wie es dunkel ist. Und der Winter ist hier im März noch in vollem Gange üblicherweise.

Pastellfarben sind im Winter ein großes Thema auf Island

Pastellfarben sind im Winter ein großes Thema auf Island

 

 

Weniger Touristen

Ja, auch der Winter ist inzwischen etwas „voller“ auf Island als es früher noch der Fall gewesen ist und neugierige Besucher trifft man auch in der kühleren und dunklen Jahreszeit inzwischen so gut wie überall hier. Aber das ist absolut kein Vergleich zur leider inzwischen doch recht überlaufenen „Saison“ zwischen Mitte Juni und Mitte September. Gerade der Süden ist dann regelrecht übervölkert und an vielen Orten geht dadurch einfach auch ein wenig der Atmosphäre flöten. Im Winter sind hier immer noch deutlich weniger Touristen.

Möchte man also zumindest halbwegs leere Top-Locations vorfinden, so gibt es im Prinzip nur zwei Möglichkeiten. Entweder man reist im Winter nach Island, oder aber man nutzt die langen Midsommernächte und reist komplett antizyklisch zum Rest. Das heißt, man schläft tagsüber und bewegt sich nur zu Zeiten fort, wo die meisten Urlauber bereits wieder in den Unterkünften sind.

Der Winter ist für viele das komfortablere Pflaster, da es erst spät hell wird und man somit nicht allzu früh aufstehen braucht. Das  ist oftmals auch kaum möglich, da man sich die Nächte ja mit Polarlichtern um die Ohren schlägt. Womit wir dann beim nächsten Grund wären …

Der Strand Reynisfjara bei Vík í Mýrdal ist normalerweise recht überlaufen. Im März hingegen ist dort gerne schon mal rein gar nichts los.

Der Strand Reynisfjara bei Vík í Mýrdal ist normalerweise recht überlaufen. Im März hingegen ist dort gerne schon mal rein gar nichts los.

 

 

Polarlichter

Polarlichter sind für viele Urlauber vermutlich einer DER Gründe überhaupt, um ihren Winterurlaub in Island zu verbringen. Dabei ist die Insel geografisch gesehen gar nicht mal so optimal gelegen. Wem es nämlich nur um Polarlichter geht, der ist zum Beispiel mit Tromsø im Norden Norwegens deutlich besser bedient, da die Stadt noch einmal weiter nördlich liegt und die Aktivität dort viel höher ist.

Aber wann genau musst Du nun nach Island reisen, wenn Du Polarlichter sehen möchtest? Nun, dazu ist nicht zwingend der tiefe Winter notwendig. Der Start der „Saison“ ist meistens irgendwann Mitte August. Dann sind die Nächte wieder dunkel genug um die Aktivität am Himmel auch sehen zu können. Das eigentliche Zeitfenster reicht dann von Mitte August bis Mitte April. Ab diesen Zeitpunkt werden die Nächte dann wieder heller und man kann nur noch schwer bis gar nicht grünes Licht am Himmel erkennen. Rein statistisch betrachtet sind es übrigens die Monate Oktober und März, wo die Wahrscheinlichkeit am größten ist Polarlichter zu sehen.

Polarlichter, wie hier in Borgarnes im Westen Island, kann man - mit etwas Glück - zwischen Mitte August und Mitte April sehen.

Polarlichter, wie hier in Borgarnes im Westen Island, kann man – mit etwas Glück – zwischen Mitte August und Mitte April sehen.

 

Um Dich bestmöglich vorzubereiten auf Deine Reise, was das Fotografieren von Polarlichtern angeht, habe ich eigens einen Artikel verfasst, in dem ich Dir erkläre, wie Du am besten Deine Kamera einstellst und welches Equipment für halbwegs brauchbare Fotos überhaupt benötigt wird.

 

 

Günstigere Übernachtungspreise

Die Übernachtungspreise im Winter sind tatsächlich immer noch auf einem recht überschaubaren Preisniveau. Selbst für sonst teure Hotels, wie zum Beispiel dem Fosshotel Glacier Lagoon oder die ganzen 3*-Bunker rund um den Mývatn, zahlt man kaum mehr als 100€/Nacht für ein Doppelzimmer. Preise, nach denen sich Urlauber in den Sommermonaten die Finger lecken würden.

Unterkünfte zu reservieren im Vorfeld ist im Winter häufig gar nicht zwingend notwendig, da in aller Regel ausreichend freie Zimmer überall vorhanden sind. Aber Achtung: Im Süden der Insel, dort wo auch im Winter inzwischen einiges los ist, sollte man trotzdem dazu tendieren seine Unterkünfte bereits im Voraus zu buchen. Gerade das oben erwähnte Fosshotel ist auch im Winter häufig bis auf den letzten Platz ausgebucht. Es gibt halt nicht wirklich viele Alternativen in dieser Ecke, es sei denn man weicht nach Hali aus. Aber auch dort gibt es halt nur eine überschaubare Anzahl Zimmer.

Ausblick aus dem Frühstücksraum vom Fosshotel Glacier Lagoon

Ausblick aus dem Frühstücksraum vom Fosshotel Glacier Lagoon

 

 

Billigere Mietwagen

Genau wie die Unterkünfte sind auch Mietwagen in dern Wintermonaten günstiger als es im restlichen Jahr der Fall ist. So hat uns zum Beispiel ein Toyota Hilux PickUp 4×4 im März gerade einmal 860€ gekostet mit dem höchsten Versicherungspaket. Und das für eine Mietdauer von 11 Tagen. Schaut man sich die Preise zwischen Juni und September an, knackt man da ganz schnell und völlig problemlos gerne mal die 2000€ Grenze für solch ein Auto.

Preise für Campervans sind übrigens auch im Winter kaum spürbar günstiger, obwohl die meisten Campingplätze im Winter geschlossen und ohne Service sind.

Um Mietwagen in Island zu buchen, nutze am besten die gängigen Buchungsportale wie billiger-mietwagen.de oder Check24.de. Beide tun sich nicht viel und die Fahrzeuge lassen sich dort ganz gut vorab selektieren. Achte darauf, dass du möglichst das beste Versicherungspaket buchst und das Dein Fahrzeug mit Spikes ausgestattet ist. Nicht alle Anbieter bieten das standardmäßig an im Winter, es ist aber definitiv von Vorteil. Eine schlichte Nachfrage beim Anbieter vor Ort via eMail sollte Klarheit verschaffen.

Kleiner Sicherheitshinweis meinerseits: Vermeide es Green Motion zu buchen, auch wenn das Angebot preislich noch so verlockend aussieht.

Der gebuchte Toyota Hilux hat uns im März gute Dienste geleistet zu einem durchaus humanen Preis

Der gebuchte Toyota Hilux hat uns im März gute Dienste geleistet zu einem durchaus humanen Preis

 

 

Eishöhlen

Ein weiterer Grund für eine Winterreise nach Island sind Eishöhlen. Genau genommen müsste man eigentlich Gletscherhöhlen dazu sagen, weil sich diese Höhlen ja in aller Regel im Inneren eines Gletschers befinden. Umgangssprachlich hat sich der Begriff Eishöhle inzwischen aber anscheinend manifestiert in den Köpfen der Leute und Touranbieter.

Die Saison für Eishöhlen geht von ungefähr Ende Oktober bis ungefähr Ende März. Genauer eingrenzen lässt sich das nicht wirklich, da dies von sehr vielen Faktoren abhängt. Fakt ist: Im Oktober werden von den Guides der Touranbieter die neuen Höhlen gescouted und erforscht. Es muss ausgelotet werden, wie stabil die alten aus dem Vorjahr noch sind und ob die neu entstandenen sicher genug sind um sie für Besucher zugänglich zu machen.

Sobald man darüber Sicherheit hat, werden die Touren von den unterschiedlichen Anbietern wieder durchgeführt. Man kann kurze Touren buchen bis hin zu Halbtags oder auch Ganztags-Touren, die dann in aller Regel auch noch eine Gletscherwanderung beinhalten. Und NEIN, es besteht definitiv KEINE Möglichkeit solch eine Höhle auf eigene Faust zu erkunden. Dies wäre auch viel zu gefährlich! Auch das Betreten eines Gletschers ohne erfahrenen Guide ist definitiv VERBOTEN !!

Die Treasure Island Icecave hinterm Jökulsárlón ist wahrlich beeindruckend

Die Treasure Island Icecave hinterm Jökulsárlón ist wahrlich beeindruckend

 

Um Dich bestmöglich vorzubereiten auf Deine Reise, was den Besuch einer Eishöhle angeht, habe ich eigens einen Artikel verfasst, in dem ich Dir erkläre, wie Du Dich am besten darauf vorbereitest und was es zu beachten gibt.

 

 

Vereiste Wasserfälle

Islands Wasserfälle an sich sind ja schon eine wahre Augenweide, aber im Winter sieht das noch einmal vollkommen anders aus. Wer einmal vor einem vereisten oder mit Eiszapfen übersäten Wasserfall gestanden hat, der wird das so schnell nicht wieder vergessen. Egal ob nun am Gluggafoss (wie hier unten auf dem Foto) oder an bekannten Locations wie Skogafoss, Seljalandsfoss oder auch Gullfoss, Wasserfälle haben im Winterkleid noch einmal einen ganz anderen Reiz finde ich.

Beachte bitte, dass bei einigen Orten der direkte Bereich um den Wasserfall herum abgesperrt sein kann. Entweder, weil es zu vereist ist oder Gefahr durch herabstürzende und tonnenschwere Eiszapfen besteht! Von Vorteil können Schuh Spikes sein, die Du einfach über Deine vorhandenen Schuhe ziehen kannst. Gerade bei Wasserfällen kann bereits der Bereich am Parkplatz komplett vereist sein durch den Sprühnebel.

Völlig unwirklich sehen einige Wasserfälle mit ihren riesigen Eiszapfen aus. Ein absoluter Fototraum!

Völlig unwirklich sehen einige Wasserfälle mit ihren riesigen Eiszapfen aus. Ein absoluter Fototraum!

 

 

Ist es wirklich so kalt im Winter?

Nein. Punkt. Damit wäre dieser Mythos im Prinzip abgefrühstückt, denn mehr gibt es dazu gar nicht zu sagen. Fakt ist, das ist ein Aberglaube, den viele Menschen tatsächlich haben. Bedingt durch den Golfstrom, welcher im Westen und Süden der Insel vorbeifließt, ist es sogar im Winter mit Temperaturen nur um den Gefrierpunkt häufig deutlich „wärmer“ als in Deutschland. Durch den vereinzelt eisigen Wind kommt es einem manchmal nur viel kälter vor.

Man kann sagen, dass es im Süden der Insel immer ein paar Grad wärmer ist als im Norden. Dort, genau wie im Osten, gibt es üblicherweise auch viel häufiger und länger Schnee. Straßensperrungen sind vielerorts keine Seltenheit. Gerade, wenn man im Uhrzeigersinn fährt und Akureyri hinter sich gelassen hat, kann es recht unvorhersehbar und abenteuerlich werden. Auch zwischen Mývatn und Egilsstaðir im Osten gibt es häufig schneebedingte Sperrungen.

Wenn man das vorher in seine Reisepläne mit einbezieht und einen Ausweichplan ausarbeitet, ist auch das allerdings kein wirkliches Problem. Im Winter sollte man halt einfach immer flexibel sein und einen Plan B (besser auch Plan C) in der Hinterhand haben.


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Fazit

Du siehst, Gründe dafür, den Winterurlaub in Island zu verbringen gibt es einige. Letztlich liegt es jetzt alleine an Dir, der Insel auch in der kühleren Jahreszeit einmal eine Chance zu geben. Lote für Dich einfach mal aus, was du genau erwartest bzw. sehen möchtest, wenn Du nach Island reist. Es gibt nämlich viel zu entdecken, aber nicht alles sieht man zu jeder Jahreszeit logischerweise.

Mitternachtssonne wirst Du im Winter vergeblich hier suchen (ja, es gibt Leute, die mich das tatsächlich schon gefragt haben) und auch für Papageitaucher ist das definitiv der falsche Zeitraum. Auch die fotogenen Lupinen, welche die Isländer selber gar nicht unbedingt mehr wollen und inzwischen hassen wie die Pest, sind halt nur im Sommer hier vorzufinden. Aber gerade DAS macht Island halt auch zu dem, was es ist: Ein Ganzjahresreiseziel. Du wirst schnell feststellen, dass eine einzige Reise gar nicht ausreicht, um die Insel wirklich kennenzulernen.

 

 

Interessante Links

Einen weiteren lesenswerter Artikel mit Gründen Island im Winter zu besuchen findest Du unter anderem auch auf meinweltbuch.com

 

Falls Du nun auf den Geschmack gekommen sein solltest, dann empfehle ich Dir zusätzlich noch meinen Artikel Island im Winter – Das musst Du vor dem Besuch wissen, wo ich Dir hilfreiche Tipps und Infos für einen winterlichen besuch auf der Insel gebe.

Und wenn Du ganz allgemein noch mehr Island Reisetipps oder Informationen für Deinen Roadtrip suchst, dann besuche auch unsere gesammelten Werke zum Thema Island Urlaub, wo Du über 30 Artikel und Reiseberichte zum Thema Island finden kannst.

 

 

Und jetzt Du, wie stehst DU zum Winterurlaub auf Island?

Bist Du selber schon im Winter auf Island gewesen? Falls ja, wie waren deine Erfahrungen? Oder vielleicht beabsichtigst Du ja auch einen winterlichen Trip in Zukunft? Dann hinterlasse mir doch einen kurzen Kommentar, ich würde mich sehr freuen.

 

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