Für heute hatte ich erst einmal nur die Wanderung am Rauðufossar zur Quelle der Raudfossakvisl (so der Name des Flusses), im Vorfeld herausgesucht. 11.5 km lang (Retour) laut Garmin GPS-Gerät und durch unwegsames Gelände, evtl. mit einem etwas breiteren Bach, den man durchwaten muss. Wirklich viel war nicht in Erfahrung zu bringen, was uns unterwegs erwarten würde.

Ich hatte die Unterkunft von gestern so gebucht, dass wir recht zügig von dort auf der Landmannaleið sind und möglich früh den Tag starten können. So viele Hütten gibt es nicht hier in der Ecke, daher war ich froh, das an unserem Wunschtermin noch etwas frei gewesen ist. Alternativ wäre übrigens natürlich auch eine Übernachtung direkt in der Sammelunterkunft in Landmannalaugar möglich gewesen, aber ich war mir mit Burckhard relativ schnell einig, das wir nicht mit 40 anderen Leuten dort eine Etage teilen möchten. Dann fahren wir doch lieber einmal ein paar Kilometer doppelt und haben eine eigene Unterkunft. Aber das nur am Rande.

Die Landmannaleið fährt sie wie eine Art Gravel-Autobahn

Die Landmannaleið fährt sie wie eine Art Gravel-Autobahn

 

Die Strecke über die Landmannaleið ist von Westen aus relativ easy zu fahren im Gesamten. Furten müssen wir nicht, da kurz vor der einzigen Flussquerung (die Helliskvisl kreuzt hier die Straße) unser Ziel auf der rechten Seite liegt. Wir folgen der Piste in Richtung Krakatindur und kommen bereits nach circa 500 Meter an einen kleinen Parkplatz. Naturbelassen, nur durch große Steine markiert, wie häufig im Hochland. Dort ist der Start unserer Wanderung zum Rauðufossar und im weiteren Verlauf zu seiner Quelle Rauðauga (rotes Auge).

 

 

Wanderung Rauðufossar & Quelle Rauðauga

Der gut ausgebaute Trail verläuft anfangs recht flach und kurz nach der ersten Biegung sieht man den Rauðufossar auch bereits. Es dauert aber trotzdem deutlich länger als gedacht, den Wasserfall dann auch tatsächlich zu erreichen. Davor muss man nämlich noch durch ein kleines Tal, wo sich durch Wasser jede Menge Quellmoos breit gemacht hat. Dieses Grün ist irgendwie unwirklich, es wirkt fast neonfarben.

Auf der anderen Seite muss man das Tal dann natürlich wieder nach oben und es folgt ein relativ steiler Hügel hinauf zum Fuße des Wasserfalls. Diese Steigung hat es wirklich in sich und bringt uns ziemlich aus der Puste.

Wir machen jede Menge Fotos und lassen natürlich auch wieder die Drohne kurz in die Luft. Das schaut wirklich klasse aus und der Blick aus 100 Metern Höhe in die Umgebung ist einfach nur beeindruckend.

Der kleine Naturparkplatz, wo die Wanderung beginnt

Der kleine Naturparkplatz, wo die Wanderung beginnt

 

Bereits hinter der ersten Biegung kann man den Rauðufossar das erste Mal sehen. Aber ... er ist weiter weg, als man denkt

Bereits hinter der ersten Biegung kann man den Rauðufossar das erste Mal sehen. Aber … er ist weiter weg, als man denkt

 

Luftaufnahme, um die Dimensionen des Rauðufossar besser im Blick zu haben

Luftaufnahme, um die Dimensionen des Rauðufossar besser im Blick zu haben

 

Ein Blick aus der Luft zurück

Ein Blick aus der Luft zurück

 

Hatten wir vorhin noch gedacht, dass der Aufstieg zum Rauðufossar steil wäre, sollten wir jetzt bei dem weiteren Aufstieg nach oben zur Sturzkante eines Besseren belehrt werden. Der Trail ist zwar markiert und relativ gut zu erkennen, aber dermaßen steil und rutschig, dass er mich teilweise an den Aufstieg zum Yellow Rock bei Page erinnert.

Oben angekommen schnaufen wir erst einmal durch. Unser Blick schweift den roten Fluss entlang, der uns die Richtung weist, die wir auf den nächsten Kilometern laufen werden. Der Trail ist durchgängig durch Holzstecken markiert, die in unterschiedlichen Entfernungen immer im Boden stecken. Manchmal mögen es vielleicht 50 Meter sein, ein anderes Mal 100 Meter und vereinzelt sieht man den nächsten Holzpflock auch einfach gar nicht. Verlaufen ist aber trotzdem so gut wie unmöglich, da man ja einfach immer nur dem roten Wasser folgen muss.

Das hier inzwischen überhaupt ein markierter Trail vorhanden ist, damit hatte ich ehrlich gesagt gar nicht gerechnet. Im Vorfeld war auf den wenig vorhandenen Seiten, die über diesen Ort berichten, immer die Rede davon, das man einfach querfeldein gehen muss, weil es keinen Weg geben würde. Nun denn, das hat sich inzwischen also anscheinend geändert.

Unterwegs ist vor allen Dingen immer wieder das leuchtend hellgrüne Quellmoos beeindruckend, was uns irgendwie die ganze Zeit zu begleiten scheint. Durch einige kleine und größere Bäche, die wir zum Glück alle durch größere Steinklumpen, die darin liegen, trockenen Fußes überqueren können, erreichen wir nach gut 1.5 Stunden unser Ziel, dessen Name übersetzt „rotes Auge“ bedeutet und kaum besser passen könnte.

Auf einschlägigen Seiten wird Rauðauga als schönste Quelle Islands bezeichnet, anzweifeln möchte ich das glaube ich nicht. Würde die Sonne jetzt noch rauskommen, man würde vermutlich erblinden aufgrund der eh schon knalligen Farben. So etwas haben wir beide selten gesehen. Neben der Quelle stürzt das Wasser einen unwirklich roten Hang hinunter, bevor es einige Meter weiter zu einem ersten kleinen Wasserfall wird. Diese Farben scheinen einfach nicht real zu sein, man kann es kaum in Worte fassen oder begreifen.

Ich versuche das ganze auch aus der Luft irgendwie so festzuhalten, das man überhaupt als Leser versteht, wo wir hier gerade stehen. Keine Ahnung, ob mir das irgendwie gelungen ist.

Quellmoos säumt häufig den Weg unterwegs auf der Wanderung

Quellmoos säumt häufig den Weg unterwegs auf der Wanderung

 

Je näher man der Quelle kommt, umso eindringlicher werden die Farben

Je näher man der Quelle kommt, umso eindringlicher werden die Farben

 

Hier befindet man sich bereits kurz vor Ende der Wanderung

Hier befindet man sich bereits kurz vor Ende der Wanderung

 

Rechts neben diesem letzten Wasserfall befindet sich die eigentliche Quelle

Rechts neben diesem letzten Wasserfall befindet sich die eigentliche Quelle

 

Der rot-orange Wasserfall aus der Nähe ... die Farben sind unbearbeitet

Der rot-orange Wasserfall aus der Nähe … die Farben sind unbearbeitet

 

Geht nicht? Gibts nicht in Island

Geht nicht? Gibts nicht in Island

 

Quasi aus dem Nichts sorgt die Quelle für das farbenfrohe Spiel des Flusses

Quasi aus dem Nichts sorgt die Quelle für das farbenfrohe Spiel des Flusses

 

Blick zurück auf die ganze Wanderung, immer den roten Fluss entlang

Blick zurück auf die ganze Wanderung, immer den roten Fluss entlang

 

Eine gute halbe Stunde halten wir uns hier auf und knipsen aus allen möglichen und unmöglichen Winkeln, bevor wir uns auf den Rückweg machen. Gefühlt geht dieser wieder etwas schneller als der Hinweg, aber das ist ja irgendwie immer so. Unterwegs kommt uns eine größere Wandergruppe mit Isländern entgegen, schätzungsweise 12-14 Leute, die allesamt mit viel Marschgepäck unterwegs sind. Vielleicht gehen sie noch weiter als bis zur Quelle, wir werden es vermutlich nie erfahren.

Nach 3.5 Stunden sind wir zurück am Parkplatz, der inzwischen so voll ist, dass bereits Autos am Straßenrand parken. Eigentlich dachte ich, der Ort wäre relativ unbekannt. Aber bei den Isländern selber ist er offensichtlich ein beliebtes Wanderziel am Wochenende. Heute ist Sonntag, das merkt man irgendwie, es stehen ausschließlich isländische Hochlandtrucks hier.

Info Wanderung Rauðauga
  • Strecke: 11,5 Kilometer Roundtrip
  • Höhenunterschied: 120 Meter
  • Markierungen: durchgehend mit Holzpflöcken markiert
  • Wegbeschaffenheit: Naturtrail, Schotter, Geröll, kleinere Bäche, Schneefelder (je nach Jahreszeit)
  • Halbwegs gute Grundkondition erforderlich. Gute Trittsicherheit, festes Schuhwerk (wasserdicht)
  • Beste Jahreszeit: Mitte Juli – Mitte September

Haífoss von unten

Da ich nichts weiter vorbereitet hatte für heute, beschließen wir erneut zum Haífoss zu fahren. Dieses Mal wollen wir allerdings runter und uns den dritthöchsten Wasserfall der Insel mal aus der Nähe ansehen. Das geht inzwischen nicht mehr nur von Stöng aus, sondern es gibt nun einen offiziell markierten Wanderweg, der oben am Rim entlang nach unten führt.

Auch diese knapp 4.5 km (Retour) lange Wanderung empfinde ich in der zweiten Hälfte als recht „Tricky“, da sie steil, rutschig und über Stock, Stein und loses Geröll führt. Aber, es ist alles offiziell abgesteckt und kleine Holzschilder weisen den Weg.

Der Anblick von unten entschädigt für jede Schweißperle, WAS für ein Wasserfall, der von hier unten noch einmal deutlich beeindruckender ist, als wenn man oben am Rand der Schlucht steht. Ein Glück, das nur wenige den Weg hier runter in Angriff nehmen. Bei unserem Besuch waren nur zwei anderen Personen noch unten am Fuße des Haífoss, die beide anscheinend voll drauf gestanden haben, sich pläddernass machen zu lassen.

Anders ist es  nicht zu erklären, das sie mitten in der gewaltigen Gischtwolke herumturnen und sichtlich Spaß daran zu haben scheinen.

Oben Am Rand der Felswände erkennen wir kleine schwarze Punkte, wodurch die Dimensionen der Schlucht erst so wirklich begreifbar für einen selbst werden. Es sind die Besucher, die den Weg nach unten nicht auf sich nehmen und „nur“ von oben das Vergnügen haben werden.

Beeindruckender Wasserfall bei beeindruckendem Wetter

Beeindruckender Wasserfall bei beeindruckendem Wetter

 

Nach unten gehen nur die wenigstens Besucher ... warum auch immer

Nach unten gehen nur die wenigstens Besucher … warum auch immer

 

Ein uns unbekannter Besucher dient mir rein zufällig als geeignetes Fotomotiv zum Größenvergleich

Ein uns unbekannter Besucher dient mir rein zufällig als geeignetes Fotomotiv zum Größenvergleich

 

Jegliche Spiegelungen werden sofort von mir ausgenutzt *grins*

Jegliche Spiegelungen werden sofort von mir ausgenutzt *grins*

 

Nach knapp 2 Stunden sind wir zurück am Auto. Der Anstieg auf dem Rückweg schlaucht ganz schön und ist sowohl hoch wie runter (auf dem Hinweg) nichts, was man „mal eben so“ macht. Also ruhig Zeit lassen und genießen.

Info Wanderung Rauðauga
  • Strecke: 4,5 Kilometer Roundtrip
  • Höhenunterschied: 122 Meter
  • Markierungen: durchgehend mit Holzpflöcken markiert
  • Wegbeschaffenheit: Naturtrail, Schotter, Geröll
  • Halbwegs gute Grundkondition erforderlich. Gute Trittsicherheit, festes Schuhwerk
  • Beste Jahreszeit: Mitte Juli – Mitte September

 

 

Gjáin

Zurück am Auto fahren wir die Querverbindung (#327) nach Gjáin, eine recht üble und teils enge Piste aus Schotter und spitzen Lavaklumpen. Kommt einem hier jemand entgegen, muss man schon sehr genau überlegen, wohin man ausweicht.

Auch Gjáin scheint bei den Isländern an Wochenenden ein beliebtes Ziel zu sein. Einige liegen unten im Gras, sonnen sich bei – für isländische Verhältnisse unfassbare – 22 Grad und lassen die Beine dabei ins Wasser baumeln. Irgendwie ein unwirklicher Anblick hier in Gjáin, jenes Tal, welches mich aus irgendeinem Grund immer an Bruchtal in Herr der Ringe erinnert.

Wir machen einige Fotos vom Rand oben und ich fliege ein paar mal mit der Drohne hin und her, bevor wir schließlich wieder weiterfahren. Runter ins Tal gelaufen sind wir dieses Mal nicht, dort waren wir letztes Mal schon.

Gjain mal aus der Luft von der anderen Seite, gegenüber vom Parkplatz

Gjain mal aus der Luft von der anderen Seite, gegenüber vom Parkplatz

 

Einer der größeren Wasserfälle hier im Tal

Einer der größeren Wasserfälle hier im Tal

 

Topdown-Aufnahme von Gjain

Topdown-Aufnahme von Gjain

 

Die für mich persönlich schönste Stelle in Gjain

Die für mich persönlich schönste Stelle in Gjain

 

 

Hjalparfoss

Der Hjalparfoss liegt zufällig noch am Wegesrand stellen wir fest. Hier wurde alles neu angelegt. Die Gravel Road ist einer geteerten Zufahrt gewichen und der Parkplatz fasst jetzt bestimmt doppelt so viele Autos wie vor kurzem noch. Schuld daran dürfte vermutlich Game of Thrones sein, da diese Location in der Serie zu sehen ist. So ist nun einmal leider der Lauf der Dinge, da machste nichts.

Während Burckhard runter zum Aussichtspunkt geht, mache ich wieder ein paar Aufnahmen aus der Luft. Ich verstehe gar nicht, wieso immer so viele Leute meckern, man könne hier kaum noch irgendwo fliegen mit einer Drohne. Das ist einfach Quatsch. Fakt ist, man darf halt nur nicht an den meisten bekannten Sehenswürdigkeiten und in National Parks fliegen. Aber diese machen prozentual betrachtet ja nur einen Bruchteil der Insel aus. Es gibt tausende Orte hier, wo fliegen ganz normal möglich und nicht weniger beeindruckend ist. Aber was weiß ich schon *grins*

Klein, aber fein. Den Hjalparfoss kennen einige vermutlich aus Game of Thrones

Klein, aber fein. Den Hjalparfoss kennen einige vermutlich aus Game of Thrones

 

 

Skaftholtsréttir

Auf dem Weg zu unserer heutigen Unterkunft kommen wir zufällig auch noch am Skaftholtsréttir vorbei, so etwas wollte ich eh immer schon einmal von oben fotografieren. Schaut klasse aus. Nach dem Schafabtrieb im September jeden Jahres werden die Tiere hier gesammelt, sortiert und an die jeweiligen Besitzer übergeben.

Zum Überwintern bleiben die Schafe nämlich jedes Jahr im Flachland. In dieser Zeit werden sie geschoren und die Wolle wird weiterverarbeitet. Nachdem sie im Frühjahr ihre Lämmer bekommen haben, geht es für die Tiere anschließend wieder zurück in die Berge.

Damit die Besitzer die Schafe überhaupt zugeordnet und sortiert bekommen, hat jedes Tier eine Nummer am Ohr, anhand derer man bestimmen kann, wem es nun eigentlich gehört. Das Ganze hat sich inzwischen zu einer Art isländischem Volksfest entwickelt und hat bereits eine lange Tradition, die bis in die Zeiten der Wikinger zurückreicht.

Das Skaftaholtsréttir aus einigen Metern Höhe

Das Skaftaholtsréttir aus einigen Metern Höhe

 

... und hier mal eine Topdown-Aufnahme

… und hier mal eine Topdown-Aufnahme

 

 

Skyggnir Bed&Breakfast

In Fludir wird noch kurz getankt und eingekauft, bevor wir schließlich im Skyggnir Bed&Breakfast eintrudeln. Das Haus kann man sowohl über AirBnB als auch via Booking.com buchen. Wir hatten uns für letzteres entschieden, weil der Preis dort aus irgendeinem Grund ein wenig besser war. Um 7.30 Uhr gibt es Frühstück, etwas spät eigentlich. Aber wir wollen es eh gemütlich morgen angehen lassen. Es ist schließlich der letzte Tag, bevor Dienstag Morgen der Rückflug geht.

Abends versüßt uns noch ein hübscher Sonnenuntergang das Ende des Tages und auch schwache Polarlichter kann ich noch kurz mit der Kamera einfangen. Das haben wir allerdings schon deutlich intensiver gesehen, daher versuche ich mich ein wenig an der Milchstraße, die man wieder einmal mit bloßem Augen ganz gut erkennen kann.

Trotz nur wenig vorhandener Wolken zeigt Island wieder, was möglich ist

Trotz nur wenig vorhandener Wolken zeigt Island wieder, was möglich ist

 

Islandpferde und Sonnenuntergang ... was will man mehr?

Islandpferde und Sonnenuntergang … was will man mehr?

 

Ein zarter grüner Schleier hat erst Hoffnung gemacht ... ist dann aber wieder verschwunden

Ein zarter grüner Schleier hat erst Hoffnung gemacht … ist dann aber wieder verschwunden

 

Wenn es schon keine oder kaum Polarlichter gibt, muss halt die Milchstraße dran glauben

Wenn es schon keine oder kaum Polarlichter gibt, muss halt die Milchstraße dran glauben 

 

Ich bin noch lange draußen geblieben an diesem Abend, immer die Hoffnung im Hinterkopf, es würde bestimmt noch etwas passieren und der Himmel könnte gleich in grünen Farben explodieren. Aber es sollte wohl einfach nicht sein. Na ja, was soll’s.

In diesem Sinne, Gute Nacht …

 

Gefahrene Kilometer heute: 166