Heute stand eigentlich nichts Besonderes auf dem Plan, es war „Fahrtag“ und wir wollten nur irgendwann in der Hólaskjól Hochlandhütte auf der F-208 im südlichen Hochland ankommen. Von dort soll es morgen dann endlich weiter nach Landmannalaugar gehen. Laut Googlemaps beträgt die Entfernung 435 km und man soll eine Fahrtzeit von über 6 Stunden dafür einplanen. Die Strecke kennen wir eh bereits, wir sind sie in umgekehrter Richtung ja schon gefahren in diesem Urlaub, um nach Egilsstaðir zu kommen.

Unterwegs haben wir uns den ein oder anderen Stopp heraus gesucht, um die Fahrt ein wenig aufzulockern. Zum Beispiel wollten wir im Skaftafell National Park die Wanderung nachholen, die auf der Hinfahrt aufgrund des Wetters nicht möglich gewesen ist. Und auch am Diamond Beach, wo heute interessanterweise doch mehr Eisklumpen herumliegen, als vor wenigen Tagen noch, legen wir einen kurzen Stopp ein.

Morgendliche Sonnencorona auf dem Rückweg am Öxi-Pass

Morgendliche Sonnencorona auf dem Rückweg am Öxi-Pass

 

Ice, Ice Baby

Ice, Ice Baby

 

Wie immer finden sich mit etwas Sucherei bizarre Formen am Diamond Beach

Wie immer finden sich mit etwas Sucherei bizarre Formen am Diamond Beach

 

Den Jökulsárlón gegenüber schenken wir uns heute einfach, da haben wir schon zu oft vorgestanden. Der Anblick wird heute kaum viel anders sein, als die anderen Male. Zumindest ein kurzes Foto die Ringstraße entlang in Richtung Westen muss aber sein. Der gewaltige Berg, dessen Name ich ehrlich gesagt gar nicht weiß, mit einer der Gletscherzungen des Vatnajökull, schaut einfach zu beeindruckend aus gerade.

Gewaltig wälzt sich die kleine Gletscherzunge des riesigen Vatnajökulls in Richtung Fjällsarlon

Gewaltig wälzt sich die kleine Gletscherzunge des riesigen Vatnajökulls in Richtung Fjällsarlon

 

Als wir beim Skaftafell National Park ankommen entledigen wir uns erst einmal unserer Jacken. Es ist inzwischen wieder 18 Grad warm und für die 7.5 Km (Retour) lange Wanderung hoch zum Aussichtspunkt Sjónarnípa benötigen wir diese nicht. Von dem Aussichtspunkt aus soll man anscheinend eine grandiose Aussicht auf die 10 km lange und 2 km breite Gletscherzunge des Skaftafellsjökull haben.

10 km lang und 2 km breit mag sich für den ein oder anderen jetzt vielleicht ziemlich groß anhören, der Skaftafellskökull ist aber eigentlich nur ein winziger Teil des über 800 qm² großen Vatnajökull, dem größten Gletschers Europas.

 

 

Wandern im Skaftafell National Park

Als wir auf den Parkplatz beim Besucherzentrum im Skaftafell National Park fahren wollen fallen sofort einige Neuerungen auf. In letzter Zeit wurde hier nämlich anscheinend einiges verändert. So ist der große Parkplatz direkt davor inzwischen nur noch für Busse vorgesehen. Alle anderen Fahrzeuge, egal ob Autos, Wohnmobile oder was auch immer, müssen auf einen neu angelegten Schotterparkplatz ausweichen.

Dieser neue Parkplatz ist kostenpflichtig, bezahlt werden kann ganz normal mit Kreditkarte und durch Eingabe des Kennzeichens auf dem Nummernschild. Ein Parkticket bekommt man nicht, stattdessen wurde man bereits bei der Einfahrt aufs Gelände gefilmt und erneut, wenn man das Gelände wieder verlässt. Kommt nach kurzer Zeit online kein Kauf des Parktickets zustande, dürfte man ein schönes Knöllchen bekommen. Willkommen in der schönen neuen, digitalen Welt.

Unsere Wanderung führt auf jeden Fall rechts am Berg durch ein Waldstück, die Gletscherzunge kann man unterwegs durch den dichten Bewuchs nur wenige Mal ganz kurz erspähen. Irgendwann werden die Bäume weniger, der Trail steiler und man kommt an einem ersten U-Turn vorbei, von wo aus man bereits einen guten Blick auf die Umgebung hat. Wir verweilen hier einen Moment und kommen mit ein paar Franzosen ins Gespräch, die uns kurz vorher überholt haben. Wow, mal keine Isländer zu Abwechslung, ganz was Neues in diesen Tagen.

Oben am finalen Aussichtspunkt, dem Sjónarnípa, angekommen verschlägt es uns fast die Sprache bei der Sicht heute! Wieso habe ich diese Wanderung bisher noch nie auf dem Schirm gehabt? Hier könnte glatt so eine Art Schockverliebtheit entstehen, solch ein Aussichtspunkt bei so einem genialen Wetter – wir wissen beide, das das nicht selbstverständlich ist hier in Island.

Nach einer Pause und etlichen Fotos gehen wir auf einem anderen Weg zurück als wir gekommen sind. Dieser führt uns auf eine Art Hochebene und über einige Holzstege quasi zurück zu dem Trail, der vom Besucherzentrum hoch zum Svartifoss führt. Den Wasserfall lassen wir heute aber aus, den kennen wir ja bereits von anderen Besuchen.

Der Trail führt schräg am Hang entlang, oftmals sieht man vor lauter Gestrüpp und Bäumen gar nicht, wohin man eigentlich läuft

Der Trail führt schräg am Hang entlang, oftmals sieht man vor lauter Gestrüpp und Bäumen gar nicht, wohin man eigentlich läuft

Hin und wieder öffnet sich der Blick auf den Skaftafell NP und man bekommt eine Ahnung, was einen oben erwartet

Hin und wieder öffnet sich der Blick auf den Skaftafell NP und man bekommt eine Ahnung, was einen oben erwartet

 

Was für ein gewaltiger Anblick ... Sjónarnípa ist für mich einer der besten Scenic Points des gesamten Urlaubs

Was für ein gewaltiger Anblick … Sjónarnípa ist für mich einer der besten Scenic Points des gesamten Urlaubs

 

Der Brettersteg schützt einen vor nassen Füßen, da es eine regelrechte Sumpflandschaft ist hier oben

Der Brettersteg schützt einen vor nassen Füßen, da es eine regelrechte Sumpflandschaft ist hier oben

 

Am Hundafoss kommt man auf dem Rückweg ebenfalls noch einmal vorbei

Am Hundafoss kommt man auf dem Rückweg ebenfalls noch einmal vorbei

 

Zurück am Auto schauen wir auf die Uhr, etwas über zwei Stunden haben wir für diese geniale Rundwanderung jetzt benötigt, die wir wirklich nur jedem ans Herz legen können, der hier beim Skaftafell National Park vorbeikommt.

Info Wanderung Sjónarnípa
  • Strecke: 6,2 Kilometer Roundtrip
  • Höhenunterschied: 205 Meter
  • Markierungen: nicht vorhanden, Trail aber gut ausgebaut
  • Wegbeschaffenheit: Naturtrail, Schotter, Geröll, Lehmboden, Schneefelder (je nach Jahreszeit)
  • Halbwegs gute Grundkondition erforderlich. Gute Trittsicherheit, festes Schuhwerk
  • Beste Jahreszeit: Mitte Mai – Ende September
  • Übernachten: Campen im eigenen Zelt auf dem Campingplatz oder im Wohnmobil

 

 

Hólaskjól Highlandcenter & Umgebung

Unser nächstes Ziel lautet nun Hólaskjól Highlandcenter im südlichen Bereich der F-208, etwa 38 km von der Ringstraße entfernt. Die F-208 ist bekanntermaßen eine der beliebtesten Strecken um nach Landmannalaugar zu fahren, hat von Süden aus allerdings einige Furten mit dabei, die durchquert werden müssen. Nur vom Norden aus wäre es möglich, Landmannalaugar Furtfrei zu erreichen. Mehr zu den Hochlandpisten und Sehenswürdigkeiten im Landesinneren findest Du in meinem Artikel zum Island Hochland, wo ich Dir jede Menge Tipps und Informationen für Deine eigene Planung ins Hochland und die Anmietung des Mietwagens gebe.

Die Zufahrt von der Ringstraße aus auf die F-208 kann man inzwischen nicht mehr übersehen, dort wurde eine nagelneu, relativ markante Brücke errichtet. Von hier aus ist die Straße auf den ersten Kilometern noch asphaltiert, schon bald wird sie aber zu einer Schotterpiste, die im Moment relativ gut zu fahren ist. Auch zwei Radfahrer überholen wir unterwegs wieder. Davon haben wir gefühlt übrigens deutlich mehr gesehen, als in den bisherigen Urlauben. Vielleicht sind sie uns aber auch einfach mehr aufgefallen, weil es halt im gesamten einfach viel weniger Verkehr gegeben hat als in den anderen Jahren zuvor.

Als wir den Abzweig zum Hólaskjól Highlandcenter schließlich erreichen ist es kurz nach 16 Uhr. Irgendwie zu früh, um einzuchecken und den Tag damit quasi schon zu beenden. Aber auch zu spät, um noch großartige Experimente zu starten. Wir beschließen daher einfach noch ein Stück weiterzufahren, um ein Gefühl dafür zu bekommen, was uns morgen früh erwartet und wie viel Wasser uns unterwegs in den ersten Furten so begegnen wird. Letzteres könnte glaube ich deutlich schlimmer sein, wenn ich die Angaben der Wassertiefe in unserem zuvor gekauften Trackbook Glauben schenken darf.

Unsere erste Furt ist jedenfalls die Strangakvísl, wo das Wasser an der tiefsten Stelle heute gerade einmal schätzungsweise 30 cm tief sein dürfte. Das dürfte morgen früh also schon einmal kein Problem darstellen.

Die Stichstraße F-223 zur Eldgjá-Schlucht, welche wir kurze Zeit später erreichen, fahren wir interessehalber ebenfalls mal rein. Üblicherweise sind hier wohl zwei Furten auf dem Weg zum Parkplatz vorhanden (zumindest konnte ich dies häufiger lesen im Vorfeld), beide sind aber quasi nicht vorhanden und wir erreichen problemlos den Ausgangspunkt der Wanderung zum Ófærufoss. Die Wanderung wird auf einer Infotafel jedoch mit 2 Stunden Laufzeit angegeben, was uns jetzt irgendwie auch schon wieder zu lange erscheint beim Blick auf die Uhr. Also entscheiden wir uns lieber noch ein wenig weiterzufahren, um die Lage für Morgen früh schonmal ein wenig zu checken.

Kurzer Nachtrag dazu: Laut Googlemaps ist die Wanderung vom Parkplatz zum Ófærufoss deutlich kürzer, ich würde mal schätzen, das man circa 20 Minuten für den Hinweg benötigt. Das habe ich aber selber erst beim Schreiben des Reiseberichtes festgestellt. Schade eigentlich, denn das wäre für den späten Nachmittag noch genau das richtige gewesen.

Erste Eindrücke auf der F-208 jenseits des Highlandcenters

Erste Eindrücke auf der F-208 jenseits des Highlandcenters

 

Der Straßenzustand ist durchgängig sehr gut bis hervorragend

Der Straßenzustand ist durchgängig sehr gut bis hervorragend

 

Auf eine rAnhöhe können wir fast bis zurück zur Ringstraße blicken

Auf eine rAnhöhe können wir fast bis zurück zur Ringstraße blicken

 

An der Stichstraße F-235 zum Langisjór drehen wir schließlich um. Die Furt hier ist ebenfalls kein Problem für uns und wir grübeln kurz, ob es vielleicht irgendwie Sinn machen würde die F-235 bis zum See weiter durchzufahren. Aber um dort zu dem inzwischen häufiger zu sehenden Aussichtspunkt auf den Berg Sveinstindur zu gelangen müsste man circa 1.5 Stunden wandern. Das ist in Anbetracht der inzwischen fortgeschrittenen Zeit also leider keine Option mehr heute.

Bei Elias Vetter auf dem Blog gibt es einen tollen Bericht von der Wanderung samt einiger Fotos, die andeuten, warum dieser Aussichtspunkt zu einem der genialsten von ganz Island zählt. Immerhin blickt man von dort oben auf 6 Vulkane, etliche Seen und weite Teile des isländischen Hochlands.

Wie auch immer, für Morgen Früh schaut das also die ersten Kilometer erst einmal recht entspannt aus, wenn überall so wenig Wasser in den Furten ist, sollte es kein Problem sein, zeitig oben in Landmannalaugar einzutreffen.

Bei der Ankunft in Hólaskjól wird uns beim Check-in von der guten Frau noch ein Wasserfall empfohlen, den man nach ein paar Hundert Metern hinter den Hütten erreicht. Die Rede ist vom Silfurfoss. Er wird auch liebevoll Little Gullfoss genannt, unserer Erwartungen sind also nicht gerade klein. Ein gut sichtbarer Trampelpfad führt hinter den Holzhütten nach oben und bereits nach gut 10 Minuten erreichen wir den Wasserfall. Leider fliegt die Gischt die ganze Zeit genau zu der Stelle, welche sich am besten für ein Foto eignen würde, also muss eine andere Perspektive her.

Falls Du hier in Hólaskjól übernachten solltest, dann versäume es auf jeden Fall nicht, den kurzen Abstecher zum Silfurfoss zu machen. Es lohnt sich!

Der Little Gullfoss ist auf alle Fälle einen Besuch wert

Der Little Gullfoss ist auf alle Fälle einen Besuch wert

 

Unsere Hütte ist gut ausgestattet mit Küchenzeile und großem Hochbett, auch das WLAN und der 4G-Empfang sind schnell und zuverlässig. Immer wieder faszinierend hier in Island, da können sich manche Regionen in Deutschland mehrere Scheiben von abschneiden.

In der rechten vorderen Hütte haben wir die Nacht verbracht

In der rechten vorderen Hütte haben wir die Nacht verbracht

 

Auch die Hütten des Highlandcenters sind wieder vorbildlich ausgestattet

Auch die Hütten des Highlandcenters sind wieder vorbildlich ausgestattet

 

Nudeln aus der Pfanne ... die deutlich bessere Alternative zu Instantnudeln zum Aufkochen

Nudeln aus der Pfanne … die deutlich bessere Alternative zu Instantnudeln zum Aufkochen

 

Am Abend komme ich noch mit einer Rangerin vom National Park ins Gespräch, die in einer eigenen Hütte auf der anderen Seite, die etwas anders aussieht als alle anderen, anscheinend ebenfalls in Hólaskjól übernachtet. Ich nutze die Gelegenheit sie zu fragen, wie es mit dem Aufsteigen der Drohne Morgen auf dem Weg nach Landmannalaugar aussieht.

Und vollkommen unerwartet sagt sie mir, sie wäre eh die einzige Rangerin, die aktuell vom Süden her nach Landmannalaugar fährt und im Zweifel kontrollieren könnte. Im Moment sei so wenig los, ich dürfte ausnahmsweise morgen früh die Drohne fliegen lassen – so lange ich nicht direkt in Landmannalaugar fliege und ich sie nur senkrecht nach oben in die Luft schicke, also nicht hin und her fliege damit.

Wo da jetzt die Logik ist weiß ich nicht, aber das war mir ehrlich gesagt auch egal in dem Moment. Ich habe dankend angenommen, da ich natürlich wusste, das Fliegen im National Park eigentlich nicht erlaubt ist ohne Genehmigung. Diese Möglichkeit bekommt man so schnell vermutlich nicht noch einmal. WAS das für ein Glücksfall sein sollte, das wusste ich in diesem Moment noch gar nicht wirklich.

Später am Abend füllt sich der angrenzende Campingplatz noch relativ gut, dort war es bis zum frühen Abend heute total leer und wir dachten schon, das nur die vier Hütten belegt sind. Aber es kamen dann doch noch 6 oder 7 größere Pick-ups. Offensichtlich alles isländische Familien, die hier in Ihren Zelten übernachten wollen.

Das war ein grandioser Tag heute, obwohl es vom Grundprinzip her ein reiner Fahrtag gewesen ist. Aber die Wanderung im Skaftafell NP und die kurze Pirschfahrt hier auf der F-208 haben uns wirklich beeindruckt. Wir lesen uns dann Morgen, dann folgt einer der Tage, worauf wir beide uns mit am meisten drauf gefreut haben.

 

Gefahrene Kilometer heute: 443