Der heutige Tag ist eigentlich recht schnell zusammengefasst, unser Ziel lautet Borgarnes. In erster Linie ging es aber überhaupt erst einmal darum, ob wir überhaupt aus Akureyri raus kommen oder nicht. Als ich nNchts einmal wach geworden bin und die Straßenzustände gecheckt habe, war die Öxnadalsheiði gesperrt. Das würde bedeuten, wir müssen hier weiter ausharren. Morgens früh war der Zustand dann bereits von rot, also gesperrt, auf weiß gesprungen … was soviel wie ’schwierige Straßenverhältnisse‘ bedeutet.

Schwierig gibt’s aber für unseren Hilux nicht hab ich beschlossen, entweder es klappt oder es klappt eben nicht. In aller Ruhe frühstücken wir daher erst einmal und als es dann gegen 9 Uhr gaaaanz leicht aufklart an einer Stelle lässt sich der blaue Himmel durch die Wolkendecke erahnen. So dicke Wolken konnten das also nicht sein.

Aufbruchsstimmung macht sich breit! Innerhalb weniger Minuten ist das komplette Gepäck eingeladen und der Wagen von einer dicken neuen Schneeschicht befreit. Kaum sitzen wir im Auto fängt es aber wieder heftig an zu schneien. Aber jetzt heißt es Augen zu und durch. An der letzten Tanke vorm Ortsausgang machen wir den Wagen noch einmal voll. Falls wir irgendwo unterwegs festsitzen sollten wollen wir wenigstens nicht ohne Sprit hinterher dastehen.

Bei heftigem Schneetreiben verlassen wir schließlich Akureyri. Vor uns fährt ein riesiges Baustellenfahrzeug was vorne eine recht abenteuerliche Vorrichtung hat um den Schnee beiseite zu schieben. Als es abbiegt sind wir allein auf weiter Flur … Minuten zwischen hoffen und bangen. Wirklich viel erkennen kann man nicht, irgendwie ist einfach alles nur weiß um uns herum. So stellt man sich wohl „The great white“ vor irgendwie.

Als wir den Pass immer höher kommen dann plötzlich die Erleichterung: Man kann die Sonne durch die Wolken durch erahnen. Und bereits wenige Kilometer weiter kommen Abschnitte mit blauem Himmel. Die Hochebene scheint es gut mit uns zu meinen. Zum ersten Mal traue ich mich überhaupt zum Handy zu greifen für ein Foto aus dem fahrenden Auto. Bis gerade war ich dafür viel zu angespannt.

Es klart nach heftigem Schneesturm tatsächlich plötzlich auf

Es klart nach heftigem Schneesturm tatsächlich plötzlich auf

 

wir schließlich das Tal bei Varmahlíð erreichen könnte man fast meinen man wäre in einem anderen Land. Von Schnee ist hier nicht mehr viel zu sehen und es herrscht traumhaftes Wetter bei angenehmen, fast schon frühlingshaften Temperaturen. Würde ich es nicht mit eigenen Augen sehen, ich würde es nicht glauben. Idylle pur, Pferde stehen vor einer Kulisse die man kaum in Worte fassen kann.

Mir fällt spontan – wieder einmal – der Reykjafoss ein, welcher hier im Tal wunderschön in die Tiefe fällt. Zwei Mal habe ich bisher vergeblich versucht ihn zu finden, obwohl es nicht wirklich ein Geheimnis ist wo er liegt. Inzwischen weiß ich auch ziemlich genau wo man parken muss … oder besser gesagt müsste.

Denn die Zufahrt über eine kleine Brücke ist heute gesperrt. Ob es auf Grund von Eis oder was auch immer ist vermag ich nicht zu beurteilen, es war jedenfalls kein Weiterkommen an dieser Stelle. So bleibt das ‚Unternehmen Reykjafoss‘ auch beim dritten Mal unerledigt. Es gibt halt einfach Orte die möchten nicht von mir besucht werden, dieser Wasserfall ist anscheinend einer davon. Wer weiß wozu es gut ist …

Auf der Weiterfahrt gibt es noch die ein oder andere Wetteränderung, Schneefall und Sturm wechseln sich mit blauem Himmel in schöner Regelmäßigkeit ab. Die folgenden Aufnahmen bilden einen Querschnitt der gefahrenen Kilometer. Wetterwechsel von feinsten. Und das alles innerhalb kürzester Zeit.

Zwischendurch kehrt der Schneesturm zurück

Zwischendurch kehrt der Schneesturm zurück

 

Kampf mit dem Sturm

Kampf mit dem Sturm

 

Laufskálarétt

Laufskálarétt

 

Kurzer Stopp und Pause an einer Pferdekoppel

Kurzer Stopp und Pause an einer Pferdekoppel

 

Das Pferdeleben scheint aufregend zu sein hier

Das Pferdeleben scheint aufregend zu sein hier

 

 

þingeyrarkirkja

Bis zur þingeyrarkirkja in der Nähe vom Hvitserkur passiert dann erst einmal nicht mehr wirklich viel. Während die anderen im Auto eingedöst sind spule ich im Hilux Kilometer für Kilometer ab … bis wir eben an jener Kirche ankommen. Mit Kirchen hier auf Island ist das ja so eine Sache, es gibt offensichtlich endlos viele davon und irgendwie ist FAST jede ein fotografischer Augenschmaus. Und auch wenn ich für Kirchen eigentlich gar nicht sooo viel übrig habe, hier auf der Insel sind sie wie ein Magnet – ich werde davon irgendwie angezogen.

þingeyrarkirkja

þingeyrarkirkja

 

 

Grabrok Krater

Die Strecke bis zum Grabrok Krater verläuft abermals unspektakulär. Zumindest soweit man das behaupten kann, wenn man vor kurzem bereits in umgekehrter Richtung hier hergefahren ist. Rein landschaftlich betrachtet ist sie natürlich traumhaft schön. Aber wir sind spät losgefahren heute Morgen und wollen immerhin noch bis nach Borgarnes heute, daher hatte ich mir für unterwegs nur noch einige Stopps entlang des Wegesrandes ausgedacht. Wie eben den Grabrok Krater, wo ich mir persönlich dann den Aufstieg dieses Mal geklemmt und die anderen gehen lassen habe.

Während sie oben gewesen sind und mit dem Wind gekämpft haben, nutze ich die Zeit ein wenig zum telefonieren und mich mal zu erkundigen was zu Hause so los ist. Unerwarteterweise ist alles im grünen Bereich. Das bin ich gar nicht gewohnt. Entweder haut Sohnemann sich ein Loch in den Kopf, irgendeines unserer Tiere stirbt oder es gibt sonstige komische Katastrophen die nicht warten konnten bis ich wieder zu Hause bin.

Grabrok Krater

Grabrok Krater

 

 

Glanni

Nur wenige Meter weiter kommen wir schließlich zum Glanni Wasserfall. Jedes Mal wenn ich hier parke frage ich mich, wer um alles in der Welt auf dem hiesigen Golfplatz eigentlich seinen Schläger schwingt. Irgendwie kann man überhaupt nichts erkennen im Wust der Lavafelder. Ich wüsste nicht einmal wohin ich den Ball schlagen sollte. Wie auch immer, der Fußweg zum Wasserfall ist stellenweise noch dick vereist.

Es ist mir ein Rätsel, wieso wir alle wieder einmal unserer Schuspikes im Auto liegen lassen haben. Da hat man sie schon mal mit in den Urlaub genommen und trotzdem eiert man ständig ohne sie durch die Gegend. Der Glanni schaut jedenfalls auch heute wieder recht hübsch aus, wobei ich auch hier finde das er auf Fotos immer genialer aussieht als wenn man nun live und direkt davor steht. Das geht mir aber mit vielen Wasserfällen so, der Fossalar im Süden ist auch so ein Beispiel.

Glanni

Glanni

 

 

Hraunfossar

Da es noch nicht so spät ist wie befürchtet haben wir jetzt noch ausreichend Zeit zu den Hraunfossar zu fahren. Eigentlich hätte ich damit gerechnet das hier jetzt Parkgebühren fällig sein würde, es war ja wohl mal so etwas im Gespräch oder zumindest hatte ich davon irgendwas auf irgendwelchen dubiosen deutschsprachigen Seiten gelesen. Aber wir deutschen erfinden ja viel wenn der Tag lang ist, es gibt hier keinerlei Automat oder Hinweis in Form von Schildern das eine Parkgebühr fällig wäre. Verstehen könnte man es allerdings, der Ort ist schließlich gut besucht und auch Ziel fast alle Busrundreisen.

Es ist mein fünfter Besuch jetzt hier, auch dieses Mal finde ich die Lavawasserfälle nicht weniger beeindruckend als die anderen Male. Trotzdem wäre es mal nett, wenn ich irgendwann einfach mal Windstille hier hätte. Jedes Mal kämpft man sich hier eine Wolf um halbwegs scharfe Fotos zu erhaschen – trotz Stativ ist das oft nicht so einfach, auch heute wieder nicht.

Hraunfossar

Hraunfossar

 

Nach einer guten Stunde Aufenthalt trommle ich alle zusammen und wir fahren weiter. Es hat fast ein wenig was von Reiseleiter-Feeling … vielleicht besorge ich mir noch einen grünen Regenschirm und wedle einfach damit durch die Gegend demnächst. Mal gucken wer dann alles angelaufen kommt.

Das wir jetzt los müssen hat einen bestimmten Grund. Unsere Unterkunft in Borgarnes hat nämlich eine Küche auf dem Zimmer und da macht es natürlich Sinn vorher noch etwas irgendwo einzukaufen. Der Bonus in Borgarnes macht aber um 18.30 Uhr bereits zu und auch Netto ist mit einer Ladenöffnungszeit bis 19 Uhr jetzt nicht wirklich sooo kompatibel mit unseren normalen Fahrtzeiten. Rechtzeitig trudeln wir jedenfalls dort noch ein und besorgen uns Verpflegung für den heutigen Abend. Zum ersten Mal in all den Urlauben hier kaufe ich mir etwas typisch isländisches zum essen. Es gibt eine scharfe Pepperoni Pizza *lol*

 

 

Sonnenuntergang in Borgarnes

Als wir den Laden schließlich verlassen trauen wir unseren Augen kaum. Die Abenddämmerung hat begonnen und verfärbt die Wolken über den Hafnarfjall und Borgarnes in sanfte, rosarote Pastellfarben. Was für ein Anblick, der natürlich sofort festgehalten werden muss. Wie von einem wilden Moskito gestochen schnappen wir uns unser Fotozeug und laufen los. Ich liebe die Insel für genau solche Momente. Du kannst alles noch so akribisch planen, solche Dinge lassen sich einfach nicht planen oder vorhersehen und genau SIE sind es die den Urlaub hier jedes Mal auch so einzigartig machen.

Sonnenuntergang bei Borgarnes

Sonnenuntergang bei Borgarnes

 

Sonnenuntergang bei Borgarnes

Sonnenuntergang bei Borgarnes

 

Sonnenuntergang bei Borgarnes

Sonnenuntergang bei Borgarnes

 

Durchgefroren, aber glückseelig und mit jeder Menge spontan entstandener Fotos am Wegesrand, machen wir uns schließlich auf in die nur wenige Minuten entfernte Unterkunft. Die Wahl fiel erneut auf das Hotel Hafnarfjall. Zwei Mal war ich hier bereits und bin jedes Mal zufrieden gewesen. Das große Appartement unterm Dach bietet für vier Personen ausreichend Schlafmöglichkeiten, hat eine gut ausgestattete offene Küche und eine schöne Holzterrasse – außerdem ist das Frühstück super – also was will man mehr?

 

 

Polarlichter

Nachdem wir uns satt gegessen haben habe ich eigentlich nur spaßeshalber mal gesagt das ich runter zum Wasser gehe um vielleicht man ein paar Sternenfotos zu machen. Zum Polarlichter fotografieren war die KP-Vorhersage mit einem Wert von 1 dermaßen gering, dass ich rein gar nichts diesbezüglich erwartet hatte. Robert und Mario sind aber auch noch fit genug und kommen mit. Und es hat lediglich ein Testfoto von Mario gebraucht und festzustellen, dass Aurora-Alarm gewesen ist.

Fast kommt es mir vor wie eine Parallele von letztem Jahr. Auch da haben wir hier vor dem Hotel gestanden und wurden mit einer zweistündigen Show belohnt. Auch damals war die Vorhersage quasi gleich Null. Wie viel Glück kann man haben, dass man das zwei Mal am selben Ort erlebt?

Da ich ja eigentlich ’nur mal eben‘ ein paar Sternenfotos machen wollte hab ich natürlich wieder mal nichts logistisch sinnvolles mitgenommen. Und jetzt nochmal zurück laufen? Neeee, man könnte ja was verpassen. Ersatzakkus, Handschuhe, Mütze … alles auf dem Zimmer, ich bin wirklich ein Superheld was das angeht *lach* Zum Glück hat meine Jacke eine Kaputze, sonst wären mir wohl nach 2 Stunden die Ohren abgefroren. Die Polarlichter tanzen in allen möglichen Himmelsrichtungen, wieder einmal können wir sie mit bloßem Auge tatsächlich sehen und wieder einmal weiß man gar nicht wohin man zuerst fotografieren soll.

Ein wenig stören die Lichter von Borgarnes die Aufnahmen, bei 15s Belichtungszeit ist das natürlich dann hinterher viel zu hell. Aber das ist vermutlich jammern auf hohem Niveau. Ich lass einfach mal ein paar Bilder sprechen.

Polarlichter am Abend über Borgarnes

Polarlichter am Abend über Borgarnes

 

Polarlichter am Abend über Borgarnes

Polarlichter am Abend über Borgarnes

 

Polarlichter am Abend über Borgarnes

Polarlichter am Abend über Borgarnes

 

Polarlichter am Abend über Borgarnes

Polarlichter am Abend über Borgarnes

 

Polarlichter am Abend über Borgarnes

Polarlichter am Abend über Borgarnes

 

Was soll man dazu sagen, außer

„Somewhere above, beyond the sky is where they shine.
With all their brilliance and glory, they look divine.

Through the distant galaxy where they find their mystical home.
Bold in colours, grand in size, free to roam.

Frozen stars, created by chaos and set in their respective space.
The grandest of stars or the smallest of specks, each has their own beauty and grace.

Beyond the Milkyway that we know, an unknown world unfolds.
Infinite stars lay ahead, waiting for us to come, unaware of what it holds.“

Nachthimmel über dem Hafnarfjall bei Borgarnes

Nachthimmel über dem Hafnarfjall bei Borgarnes

 

Morgen geht es dann weiter in Richtung Süden. Die Wettervorhersage hat also nicht gelogen als ich gestern Abend in Akureyri nachgeschaut habe. Für die nächsten Tage scheint uns ein stabiles Hochdruckgebiet zu begleiten. Mein Ruf als Schlechtwetterurlauber scheint sich langsam aber sicher irgendwie in Luft aufzulösen. Viele Jahre war es ja fast schon eine Art Running Gag im Freundeskreis, dass ich überall wo ich hinfliege immer nur beschissenes Wetter habe im Urlaub. Pustekuchen kann ich da inzwischen nur sagen.

Die letzten beiden Islandreisen waren wettertechnisch ja schon überdurchschnittlich gut und auch jetzt scheint sich ähnliches anzubahnen! Ich bin jedenfalls gespannt. Mit zwei lachenden Augen schiele ich parallel übrigens immer auf das aktuelle Wetter im Osten der Insel, wo wir ja auch hätten landen können. Dort hat es heute aber nonstop heftig geschneit und für die nächsten beiden Tage ist ebenfalls starker Schneefall dort angesagt. Mein altes Ich wäre also wohl vermutlich dorthin gefahren. Aber das ist ‚Schnee von gestern‘ anscheinend *g*