Beim Blick aus dem Fenster heute Morgen fange ich mir wirklich langsam an die Äugelein zu reiben. WO genau sind wir nochmal?? Island ?? Nie im Leben. Da ist doch immer eher bescheidenes Wetter. Die Insel zeigt sich wieder einmal von Ihrer besten Seite und der Abschied aus dem Frühstücksraum des Fosshotels fällt nicht wirklich leicht. Aber wir haben ja zum Glück noch zwei Tage die wir hier sein dürfen.

Heute geht es ganz entspannt die Südküste entlang nach Vik. Unterwegs steuern wir einige Ziele an die am Wegesrand liegen und wo wir auf dem Hinweg nur vorbeigefahren sind.

 

 

Hofskirkja

Der erste Stopp lässt schließlich auch nicht lange auf sich warten. Wir schauen uns die sehenswerte Hofskirkja an, die zu dieser frühen Stunde leider noch im Schatten liegt. Es ist die jüngste aller verbleibenden Torfkirchen auf Island. Wobei ‚jung‘ recht relativ ist, wenn man sie das Baujahr anschaut … sie wurde zwischen 1883 und 1885 errichtet.

1954 wurde sie vom National Museum of Iceland restauriert. Der Zutritt zur Kirche selbst ist inzwischen leider verboten. Bis 1974 war der Ort hier fast völlig isoliert von allem, die Ringstraße endete nämlich vor der Skeiðarársandur und die Kirche samt Hof liegt quasi nur wenige Kilometer hinter dem anderen Ende dieser Fläche.

Hofskirkja

Hofskirkja

 

 

Nupsstadur

Weiter geht es zu einem Ort bei dem die Gerüchteküche in letzter Zeit höhere Wellen geschlagen hat als das Meer bei Reynisfjara. Die Rede ist von Nupsstadur, eine der ältesten Torfsiedlungen der Insel.

In der Hauptsache sind es wieder mal deutsche Foren und User in Internetgruppen gewesen die hier die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben scheinen. Jeder ist der Schlauste und hat die meiste Ahnung, meistens sind es alles frei erfundene Geschichten oder Storys die mal von irgendjemandem aufgeschnappt wurden der ebenfalls keine Ahnung hat. Es geht stets darum ob der Zutritt zu Nupsstadur überhaupt erlaubt ist oder nicht.

Um es kurz zu machen, er ist nach Rücksprache mit den Eigentümern erlaubt. PUNKT. Daran gibt es auch keinerlei Zweifel, da ich selber per eMail in Kontakt mit selbigen getreten bin. Es war zwar ein wenig Recherche nötig, aber zumindest weiß ich jetzt wie sich die Sachlage verhält.

Möchtest Du die Siedlung samt Kirche also besuchen schreib mich bitte kurz an und ich gebe dir dann gerne die Mail-Adresse an welche du deine Anfrage stellen kannst. Ohne persönliche Anfrage ist der Zutritt verboten. So einfach ist das eigentlich. Alles weitere steht in meinem Artikel Nupsstadur – Der Mythos der Torfsiedlung.

Nupsstadur

Nupsstadur

 

Die kleine Kirche von Nupsstadur

Die kleine Kirche von Nupsstadur

 

Auch auf die andere Seite des gewaltigen Lómagnúpur hat man von hier aus eine gute Sicht.

Im Hintergrund sichtbar ist der gewaltige Lomagnupur

Im Hintergrund sichtbar ist der gewaltige Lomagnupur

 

 

Fossalar

Die nächsten beiden Stopps sind schnell abgehakt, es handelt sich um die beiden Wasserfälle Fossálar und Foss á Síðu. Beim Fossálar hält zeitgleich mit uns ein Reisebus, unsere Begeisterung ist uns allen ins Gesicht geschrieben.

Diesen kleinen Wasserfall mit 60 anderen „Wie sehe ich möglichst viel in möglichst kurzer Zeit“-Urlaubern zu teilen ist wirklich gaaaaaanz toll.

Fossalar Langzeitbelichtung

Fossalar Langzeitbelichtung

 

 

Foss a Sidu

Auch beim Foss á Síðu stehen einige Autos auf dem kleinen Parkplatz. Es hat den Anschein, als wenn sich gerade eine Foto-Tour dort exzessiv austobt. Mit Objektiven der Marke ‚Ich-fotografiere-mal-die-Pupille-vom-Löwen-in-300m-Entfernung‘ stehen sie dort und knipsen …. irgendwas, ich weiß es nicht genau.

Ich machen ein Standardfoto und bin trotzdem zufrieden. Schnell noch die Wasserflasche am Bach aufgefüllt und weiter kann die Reise gehen

Foss a Sidu

Foss a Sidu

 

Foss a Sidu

Foss a Sidu

 

Foss a Sidu

Foss a Sidu

 

 

Eldhraun Lavafeld

wir fahren durch das Eldhraun Lavagebiet, das grüne Moos der Steine welches sich hier mit dem weissen Schnee gepaart hat wirkt irgendwie unwirklich finde ich.

Eldhraun Lavafeld

Eldhraun Lavafeld

 

 

Fjadrargljufur Canyon

Der Fjaðrárgljúfur Canyon wird wohl auch weiterhin einer der Orte bleiben dessen Name ich niemals aus dem Gedächtnis heraus werden schreiben können. Die meisten anderen isländischen Namen gehen mir inzwischen relativ leicht von der Hand. Aber hier, no way. Der Parkplatz ist jedenfalls gut gefüllt, der markierte Wanderweg entlang des Canyons bietet dementsprechend einen traurigen Anblick.

Der Boden ist aufgeweicht und obwohl extra überall diese dicken, neuen Gummimatten gelegt wurden scheinen sich die Besucher einen Kehricht darum zu kümmern und kreuz und quer durch die Botanik zu laufen.

Liebe Leute, ein markierter Weg ist nicht umsonst ein markierter Weg. Schilder, dass man die umliegende Graslandschaft nicht betreten soll, weil diese sich erholen muss, stehen nicht umsonst dort. Seile und Absperrungen wurden nicht aus Spaß errichtet. Daran kann man sich ganz einfach auch mal halten.

Dann hätte der Canyon auch nicht kurz nach unserem Besuch komplett für den Besucherverkehr gesperrt werden müssen. Anscheinend sehen die Isländer das wirklich als letzte Möglichkeit, damit die Natur sich wenigstens ansatzweise wieder beruhigen und erholen kann hier. Würde es nach mir gehen bleibt der Canyon mal zwei Jahre komplett gesperrt und die Zufahrt ab der Ringstraße wird beschrankt und ist nur noch für Anwohner zugänglich.

Island hat so viel zu bieten, da kommt es auf den ein oder anderen Canyon auch nicht mehr an. Hauptsache die Natur leidet hier nicht weiter.

Fjadrargljufur Canyon

Fjadrargljufur Canyon

 

Fjadrargljufur Canyon

Fjadrargljufur Canyon

 

Fjadrargljufur Canyon

Fjadrargljufur Canyon

 

 

Hjörleifshöfdi

Kurz vor Vik stoppen wir dann noch bei Hjörleifshöfdi, dem Felsmonolithen mitten in der Sandurfläche. Kurioserweise bin ich hier wirklich noch nie gewesen und immer nur vorbeigefahren. Ein Fehler glaube ich.

Die Gravel Road ist easy zu fahren und unterwegs zur Höhle im hinteren Bereich kommen wir an einer Pfütze vorbei die wir uns natürlich nicht entgehen lassen können.

Reflektion bei Hjörleifshöfdi

Reflektion bei Hjörleifshöfdi

 

Wow, wie ein Spiegel, der Traum jedes Fotografen. An der Höhle hinten angekommen folgt erst einmal Ernüchterung. Irgendeine Band dreht hier gerade mit Ihrem Gefolge von Licht und Tontechnikern ihr neues Video IN der Höhle.

Hjörleifshöfdi, das Loch im Berg ist die Yoda Cave

Hjörleifshöfdi, das Loch im Berg ist die Yoda Cave

 

Höhle bei Hjörleifshöfdi

Höhle bei Hjörleifshöfdi

 

Anscheinend ist die Akustik darin ganz toll, vielleicht ist die Location auch so schön. Nichts Genaues weiß man nicht. Solange mir nicht Justin Bieber halbnackt vor die Linse springt ist mir das relativ egal. Hier auf jeden Fall das einzig verwertbare Foto, unser Hilux verdeckt geschickt das Tonpersonal samt Fahrzeug.

Update: Inzwischen wissen wir, dass Avril Lavigne an dem Tag Teile Ihres Musikvideo dort gedreht hat. Verdammte Hacke, dass hätte ich mal vor Ort damals wissen müssen! Die ersten 50 Sekunden des Videos hier unten spielen genau dort.


Hinweis: Zum Einbinden dieses Videos wird WP YouTube Lyte verwendet! Dadurch wird erst NACH dem Mausklick auf das statische Vorschaubild das eigentliche Video geladen. Mehr Infos, siehe Datenschutzerklärung.

 

 

Vik í Myrdal

Nun geht es aber schnurstracks nach Vik. Die Vorfreude ist riesengroß als wir bei Jon eintreffen, der uns irgendwo von weit oben am Berg zuruft und zuwinkt. Es fühlt sich hier für mich wirklich an wie „nach Hause kommen“ jedes Mal. Ich glaube ich muss mich mal schlau machen wie teuer eine Parzelle Land hier in Vik ist *g*

Nach der Begrüßung und jeder Menge Geschichten erzählen beratschlagen wir was wir mit dem späten Nachmittag noch anfangen. Jon meint, die Auffahrt hoch nach Dyrholaey ist seit heute wieder offen und somit war recht schnell klar wo es zum Sonnenuntergang heute hin geht. Langsam neige ich fast schon dazu ‚Läuft‘ zu sagen in diesem Urlaub, aber im rein positiven Sinne.

Da Mario keine Lust hat mit zu fahren machen wir uns zu Dritt auf den Weg dort hin. Er erkundet unterdessen ein wenig die Berge und den Canyon hinter Jon’s Haus und macht dabei unter anderem folgende Aufnahme mit dem Handy.

Aussicht von Jon's Berg

Aussicht von Jon’s Berg

 

Ächz, keine Ahnung warum ich nicht selber schon mal auf die Idee gekommen bin den Hügel bei Jon hoch zu laufen, dabei hat er mir so oft schon gesagt ich soll das mal machen. Aber jetzt weiß ich was ich nächstes Mal auf der Agenda habe wenn ich hier bin.

Am Parkplatz von Dyrholaey angekommen stehen dort gerade einmal 7 Autos und ein Wohnmobil, offensichtlich hat es sich noch nicht wirklich herumgesprochen das die Zufahrt wieder offen ist. Bei gerade einmal eine Handvoll Leuten hier oben ist die Stimmung fast schon familiär. Und trotz kaum vorhandener Wolken ist auch dieser Sonnenuntergang hier oben wieder einmalig schön.

Es ist einfach die gesamte Umgebung die diese Klippe hier so einzigartig macht. Ich glaube, niemand kommt hier hoch und verlässt Dyrholaey unbeeindruckt wieder. Und auch bei mir schleicht sich wieder eine Gänsehaut an. Ich könnte stundenlang einfach nur hier oben stehen und genießen.

Dyrholaey zur Blue Hour

Dyrholaey zur Blue Hour

 

Dyrholaey

Dyrholaey

 

Dyrholaey Leuchtturm zur Blue Hour

Dyrholaey Leuchtturm zur Blue Hour

 

Als das Licht schließlich so gut wie weg ist fahren wir wieder zurück und essen erst einmal gemütlich zu Abend. Das Ganze dauert vielleicht so ein oder zwei Stündchen, dann geht Krisztina raus auf die Terrasse um eine zu rauchen und kommt aufgeregt nach wenigen Sekunden wieder rein. Polarlicht-Alarm, mit bloßem Auge gut sichtbar und das nicht zu knapp. Was ein Stress auf einmal *g*

Anziehen, Kram zusammenpacken, überlegen wohin man auf die Schnelle fahren könnte und ab dafür. Wir entscheiden und wieder für Dyrholaey. Das ist der höchste erreichbare Punkt hier, die Sicht von dort müsste eigentlich am besten sein. Auf dem Weg dorthin stehen überall Autos kreuz und quer am Straßenrand, jeder hält offensichtlich einfach gerade dort wo er gefahren ist.

Aus dem Auto heraus können wir die tanzenden Lichter beobachten und ich muss aufpassen, dass ich während des staunens nicht noch von der Fahrbahn abkomme. So stark wie gerade haben wir sie bisher noch nicht gesehen glaube ich und zum ersten Mal kann man ansatzweise erahnen wie richtig starke Polarlichtnächte sein müssen.

Oben am Parkplatz bei Dyrholaey angekommen hechten wir schnell aus dem Auto, nur um dann festzustellen, dass das meisten schon wieder vorbei zu sein scheint. Die Lichter waren zwar immer noch vorhanden, aber am tanzen war da nichts mehr. Alles war recht statisch irgendwie.

Oha, ich merke selber gerade beim schreiben das wir vermutlich am Besten einfach vor’s Haus gegangen wären und dort fotografiert hätten. So aber haben wir glaube ich den Höhepunkt gar nicht wirklich mitbekommen.

Trotzdem lassen wir uns natürlich nicht entmutigen und versuchen noch das Beste aus der Situation heraus zu holen. Dabei entstehen folgende Aufnahmen …

Polarlichter über Kap Dyrholaey

Polarlichter über Kap Dyrholaey

 

Dyrholaey Leuchtturm bei Nacht

Dyrholaey Leuchtturm bei Nacht

 

Polarlichter Vik i Myrdal von Dyrholaey aus gesehen

Polarlichter Vik i Myrdal von Dyrholaey aus gesehen

 

Polarlichter Vik i Myrdal von Dyrholaey aus gesehen

Polarlichter Vik i Myrdal von Dyrholaey aus gesehen

 

Polarlichter von Dyrholaey aus gesehen

Polarlichter von Dyrholaey aus gesehen

Mit einem lachenden und einen Sturzbäche weinenden Auge fahren wir schließlich wieder zurück zur Unterkunft. Der Tag heute hätte so schön mit einem Feuerwerk enden können. Stattdessen ist für uns nur noch der Rest übrig geblieben.

Okay, manch einer wäre auch darüber froh, aber wenn man die Show quasi verpasst weil man gerade am Esstisch sitzt ist das schon blöd irgendwie. Was haben wir uns auch dabei gedacht, einfach achtlos zu Abend zu essen ohne aus dem Fenster zu schauen zwischendurch *lach*

Jammern auf hohem Niveau inzwischen, das ist eigentlich gar nicht meine Art. Aber ein bisschen schade ist es trotzdem.

Die Nacht verlief ruhig und steinmässig, zumindest habe ich so tief und fest geschlafen wie einer. Wir lesen uns dann morgen.