Nirgends ist man dem Himmel so nah wie in Nepal ! Über 40% des Landes liegen über 3000 Meter. Der höchste Berg der Welt, Everest, mit seinen 8848 Metern befindet sich in Nepal. Genauso wie 7 weitere der 10 höchsten Berge der Erde.

Für mich war schon lange klar, dass ich diese Berge irgendwann mit eigenen Augen sehen möchte. Und am liebsten auch möglichst nah ran kommen möchte. Aber hochalpines Bergsteigen ist nicht mein Ding, also was tun ? So wie jährlich 30.000 andere Menschen Richtung Everest Base Camp wandern ? Ja und Nein.

 

Pangboche Trek mit Option auf Ama Dablam Base Camp

Aus Angst vor Höhenkrankheit wollte ich von Anfang an keine Tour zum Everest Base Camp (EBC) machen. Dieses liegt auf einer Höhe von 5380 Metern und somit in äußerst dünner Luft. Erste Anzeichen von Höhenkrankheit sind Kopfschmerzen und Appetitlosigkeit. Da ich sowieso zu Kopfschmerzen neige, wüsste ich also nicht mit Sicherheit, ob ich einfach nur Kopfschmerzen habe, oder mir die Höhe zusetzt.

Nach einiger Recherche gefiel mir rein optisch der Gipfel des Berges Ama Dablam am besten im Himalaya. Und der Berg liegt ebenfalls auf der Route zum Everest Base Camp. Jetzt musste ich mir „nur noch“ einen Anbieter für eine Tour raus suchen. Und das ist gar nicht so leicht, bei gefühlt 1000 Reiseveranstaltern.

Letzten Endes bin ich durch einige Empfehlungen und wegen des besonders günstigen Preises bei enjoy Nepal gelandet. Bei denen habe ich dann diese Tour gebucht und noch einen weiteren Tag dran gehangen, um bis nach Pangboche zu wandern und, wenn möglich, zum Ama Dablam Base Camp zu gehen.

Der Plan sieht also wie folgt aus:

  • Tag 1 – Ankunft in Kathmandu (1300m)
  • Tag 2 – Flug nach Lukla (2860m), wandern bis Phakding (2640m)
  • Tag 3 – Wandern nach Namche Bazar (3447m)
  • Tag 4 – Akklimatisierung in Namche Bazar (3447m)
  • Tag 5 – Wandern nach Tengboche (3770m)
  • Tag 6 – Wandern nach Pangboche (3985m), optional Ama Dablam BC (4500m)
  • Tag 7 – Wandern nach Namche Bazar (3447m)
  • Tag 8 – Wandern nach Lukla (2860m)
  • Tag 9 – Flug nach Kathmandu (1300m)
  • Tag 10-12 – Reserve, falls irgendwo was schief geht

 

 

Tag 1 – Ankunft in Kathamdu, Nepal

Das relativ kleine Land Nepal, dessen 26 Mio. Einwohner zu 80% Hindus sind, liegt mitten im Himalaya. Der Himalaya wiederum ist ein Hochgebirge in Asien. Zwischen Indien und Tibet dehnt er sich auf einer Länge von 3000 km von Pakistan im Westen bis Myanmar im Osten aus. 14 Berge gibt es auf der Erde, die höher als 8000 Meter sind und davon befinden sich 10 im Himalaya. Und wie oben schon erwähnt, 7 davon in Nepal.

Kathmandu ist die Hauptstadt Nepals und beherbergt den einzigen internationalen Flughafen des Landes. Hier lande ich Samstags Mittags. Eine Stunde dauert es, bis das Gepäck auf dem Band erscheint. Dann endlich kann das Abenteuer losgehen. Und es geht sofort los! Kaum aus dem Flughafengebäude raus, habe ich den Eindruck, dass die 1 Mio. Menschen, die in Kathmandu leben, alle hier sind und auf die Neuankömmlinge einbrüllen. Ein unglaubliches Durcheinander.

Doch irgendwie schafft es Niru von enjoy Nepal, mich auf sich aufmerksam zu machen. Er hält einen Zettel mit dem Firmennamen, meinem Namen und meinem Foto hoch und wir finden uns. Ruckzuck landet mein Gepäck im Auto und wir machen uns auf den Weg in Richtung Thamel, dem touristischsten Stadtteil Kathmandus. Hier übernachte ich heute im Moonlight Hotel. Bis zum Abendessen habe ich noch etwas Zeit, mir die Umgebung anzusehen, also laufe ich einfach mal drauf los.

Um nicht völlig wie ein orientierungsloser Tourist zu wirken, wähle ich meinen Weg so, dass ich im großen Bogen zurück zum Hotel gehe. Am Abend habe ich dann noch ein gemeinsames Essen mit Niru. Er gibt mir Informationen und erklärt nochmal den Ablauf der nächsten Tage. Nach dem Essen falle ich todmüde ins Bett und schlafe schnell ein, nur um nachts immer wieder durch die Hupen der Autos und dem Gebell der Hunde aufgeweckt zu werden :(

 

 

Tag 2 – Flug nach Lukla (2860m), wandern bis Phakding (2640m)

Khumbu Himal ist eine Region des Himalaya im Norden Nepals. Hier liegt der Sagarmatha Nationalpark, indem sich der Mount Everest befindet. Sagarmatha ist übrigens der Nepali-Name für Everest ! Die Bevölkerungsmehrheit im Khumbu bilden die aus Tibet stammenden Sherpas. Die sogenannte Hauptstadt ist Namche Bazar, da sich hier alle Trekkingrouten im Khumbu Gebiet treffen. Nach Namche Bazar kommt man entweder zu Fuß per mehrtägigem Trekking ab dem Ort Jiri, oder per Kleinflugzeug über den Flughafen Lukla.

Mein Programm sieht den 40-minütigen Inlandsflug vor. Um 5:45 Uhr werde ich am Hotel abgeholt und zum Flughafen gebracht. Niru checkt mich ein, drückt mir meinen Boarding Pass in die Hand und wünscht mir viel Spaß. Erst um 12 Uhr mittags kommt dann endlich eine Ansage, dass es bald los geht. Bisher kamen nur stündliche Updates, dass der Flug sich verzögert wegen schlechtem Wetter.

Gegen 12:30 Uhr ist es dann soweit und alle, die auf dem 1. Flug eingecheckt sind, starten Richtung Lukla. Noch nie habe ich in einem so kleinen Flugzeug gesessen. Ich sitze direkt hinter dem Piloten und kann ihm über die Schulter beim arbeiten zusehen.

Als wir aus dem Nebel kommen, tauchen linker Hand schneebedeckte Bergspitzen auf. Wenn Ihr also mal von Kathmandu nach Lukla fliegen solltet, seht zu, dass Ihr ganz vorne und links sitzt !! So habt Ihr tolle Sicht auf die Berge und bekommt auch den spektakulären Anflug auf den „gefährlichsten Flughafen der Welt“ mit. Die Start-/Landebahn ist nämlich mega knapp und man glaubt, dass das bestimmt in die Hose geht. Aber durch die Hanglage verliert der Flieger schnell an Fahrt und alles geht gut. Wir sind lebendig in Lukla angekommen.

Lukla Airport

Lukla Airport

 

Hier nimmt mich Subash in Empfang. Er ist für diese Tour mein Guide und trägt auch meine Tasche. Ich muss lediglich meinen Tagesrucksack tragen. Damit sich niemand fragt, was ich so alles durch die Gegend tragen lasse, hier eine Auflistung:

Tasche (ca. 12 kg)

  • 1 Schlafsack
  • 1 dickes Merino Shirt zum schlafen, Langarm
  • 1 leichtes Merino Shirt, Langarm
  • 1 leichtes Merino Shirt, Kurzarm
  • 1 Jogginghose
  • 1 Paar Wanderstiefel
  • 2 Paar Unterwäsche
  • 2 Paar Socken
  • 1 Daunenjacke
  • 1 Paar Gamaschen
  • 1 Paar Hausschuhe/Schlappen
  • 1 Kulturbeutel
  • 1 Trekkinghandtuch
  • 1 kleiner Beutel Elektroniksachen
  • 1 Buch

Rucksack (ca. 7 kg)

  • 1 Regenjacke
  • 1 Paar leichte Handschuhe
  • 1 Buff
  • 1 Fleecejacke
  • 2 Liter Wasser
  • 1 Kamera, Geldbeutel, Handy, Reisepass

 

 

Die Tour beginnt

Es ist also kurz nach Mittag in Lukla. Ich bekomme in einem Teehaus ein schnelles Mittagessen und dann machen wir uns auch direkt auf den Weg.

Tipp: Wenn Ihr startende oder landende Flugzeuge aufnehmen möchtet, dann macht das am Tag, wo Ihr selber ankommt. Nicht am Tag der Abreise, weil da könnte es evtl. nicht klappen, dass Ihr andere Flugzeuge seht.

Die heutige Etappe, von Lukla bis Phakding, dauert etwa 2-3 Stunden. Der Weg ist gut ausgebaut, technisch anspruchslos, geht zuerst leicht bergab und zum Schluss wieder Steil bergauf. Etwa 7 km ist die Strecke lang und wir überqueren auch einige Flüsse auf Hängebrücken.

Eine der Hängebrücken auf dem Lukla to Phakding Everest Trek

Eine der Hängebrücken auf dem Lukla to Phakding Everest Trek

 

In Phakding angekommen gibt es erstmal einen heißen Tee. Der letzte Anstieg hat zwar wieder gut aufgewärmt, aber das Wetter ist neblig und kühl, da tut der Tee gut. Wir übernachten in der Snowland Lodge.

An dieser Stelle ein paar Infos zu einer Lodge auf dem Everest Trek:

Fließend warmes Wasser sollte man besser nicht erwarten. Oft haben die Toiletten keine Spülkästen, man schüttet also selber Wasser aus einer großen Tonne in die Toilette. Das benutzte Klopapier kommt nicht in die Toilette, sondern in einen Eimer daneben. Keine Sorge, die Badezimmer sind meistens so schlecht isoliert, da kommt genug Frischluft rein, sodass es nicht stinkt.

Toilettenpapier, Handtücher, Seife usw. wird nicht zur Verfügung gestellt, das sollte man also dabei haben. Das Wasser aus dem Wasserhahn ist NICHT trinkbar. Das Schlafzimmer besteht meistens aus einem Raum mit Bett und Kommode bzw. Schränkchen. Evtl. Haken an der Tür. Das war´s.

Die Fenster haben nur eine Glasscheibe und Heizung gibt es eigentlich in der gesamten Lodge nicht. Das bedeutet, im Zimmer ist es generell immer kalt. Aufwärmen kann man sich so ab 17 Uhr im Dining Room, also dem Gemeinschaftsraum/Esszimmer. Hier wird etwas Holz in einem Ofen verbrannt und dann wird es auch angenehm warm. Wenn das Feuer runtergebrannt ist, was so etwa 20 Uhr bedeutet, ist es Zeit ins Bett zu gehen und möglichst bis 6 Uhr am nächsten Morgen zu schlafen ;)

Für mich der beste Tipp: Desinfektionstücher/Feuchttücher zum reinigen mitbringen !! Ich hatte eine ganze Menge dabei, um mich zumindest abends einmal „frisch“ zu fühlen. Auch die Füße werden es einem danken, ab und zu mal richtig sauber zu werden. Auch der ein oder andere Toilettensitz muss mal desinfiziert werden. Glaubt mir, Feuchttücher werden Eure Freunde sein !

Die Toilette in meinem Zimmer

Die Toilette in meinem Zimmer

 

Mein Zimmer in der Phakding Lodge auf dem Everest Trek

Mein Zimmer in der Phakding Lodge auf dem Everest Trek

 

 

Montag, Tag 3 – Wandern nach Namche Bazar (3447m)

Um 8 Uhr starten wir Richtung Namche Bazar. Das Wetter ist heute etwas besser, mir geht es gut und ich kann es kaum erwarten, weiter in die Berge vorzustoßen.

Unterwegs überqueren wir wieder einige Flüsse und kommen durch kleine Dörfer. Und auch die ersten Yak-Gruppen kommen uns entgegen. Die transportieren ordentlich Lasten. Noch krasser finde ich aber die Männer, die mehrere Türen gleichzeitig auf dem Rücken schleppen. Oder gleich mal 4 Säcke Salz, jeweils 20 kg schwer !

Eine der Brücken auf dem Abschnitt Phakding nach Namche

Eine der Brücken auf dem Abschnitt Phakding nach Namche

 

Dorf auf dem Everest Trek to Namche

Dorf auf dem Everest Trek to Namche

 

Wir begegnen den ersten Yak-Gruppen

Wir begegnen den ersten Yak-Gruppen

 

Wir erreichen die etwa 80 Meter hohe Hillary Bridge. Sir Edmund Hillary und der Sherpa Tenzing Norgay waren die Erstbesteiger des Everest, das war am 29. Mai 1953. Benutzen solltet Ihr übrigens die obere Hängeseilbrücke. Es sei denn Ihr hinterlasst eine fette Lebensversicherung, dann geht natürlich auch die untere ;)

Edmund Hillary Bridge Everest Trek to Namche

Edmund Hillary Bridge Everest Trek to Namche

 

Edmund Hillary Bridge Everest Trek to Namche

Ab hier beginnt dann der lange Anstieg nach Namche Bazar, nochmal 600 Höhenmeter. 400-500 haben wir ja schon hinter uns gebracht. Die ganze Etappe heute ist ca. 10 km lang und dauert uns so 5-6 Stunden entspannten Wanderns.

Steiniger Anstieg auf deml Everest Trek to Namche

Steiniger Anstieg auf dem Everest Trek to Namche

 

Da wird es ganz schön warm bei. In Namche angekommen steuern wir aber nicht etwa gleich die erste Lodge an, sondern steigen noch weiter rauf über steile Treppen. Wir bleiben 2 Nächte in der Sona Lodge.

Am späten Nachmittag habe ich noch genug Energie, um noch etwas höher zu gehen und Namche Bazar von oben zu knipsen. Dabei lerne ich einen Deutschen kennen, der auf dem Weg zur Apotheke ist. Sein gesamtes Gepäck und seine Reiseapotheke sind wohl noch in Lukla oder Kathmandu und er braucht dringend Medizin. Ich hoffe, dass für Ihn alles geklappt hat auf seiner Tour !

Namche Bazar Everest Trek

Namche Bazar Everest Trek

 

 

Tag 4 – Akklimatisierung in Namche Bazar (3447m)

Der nächste Tag steht ganz im Zeichen der Erholung, heute ist Akklimatisierungstag. Gestern Abend hatte ich noch dicke Kopfschmerzen bekommen. Auch heute morgen drückt der Schädel noch und Appetit habe ich überhaupt keinen. Zum Glück ist heute Ausruh-Tag. Und was macht man an so einem Tag ?

Richtig, ein paar hundert Höhenmeter steil bergauf kraxeln, zum Everest View Hotel. Vorher statten wir aber noch der Statue von Tenzing Norgay einen Besuch ab, auch um den vielen Wolken eine Chance zu geben, sich zu verziehen. Über seinem Eispickel ist die Spitze von Ama Dablam zu erkennen, rechts oben Thamserku.

Tenzing Norgay Statue Namche Bazar

Tenzing Norgay Statue Namche Bazar

 

Nach einer kurzen Pause geht es weiter bergauf. Wir kommen an einer Stelle mit Gebetsfahnen vorbei. Die sind nicht nur ein schönes Fotomotiv (finde ich jedenfalls), sondern sind dem Wind ausgesetzt, damit die Gebete in den Himmel getragen werden. Die Farben symbolisieren hierbei Elemente:

  • Blau = die Leere (Himmel)
  • Weiß = die Luft (Wolken, Wind)
  • Rot = das Feuer
  • Grün = das Wasser
  • Gelb = die Erde
Gebetsfahnen Prayer flags Namche Bazar

Gebetsfahnen … Prayer flags Namche Bazar

 

Kurz darauf kommen wir an einem ehemaligen Flugfeld vorbei. Heutzutage landen hier nur noch Hubschrauber, die Ausrüstung für Everest Expeditionen bringen. Oder (angeblich überwiegend) Japaner, die im Everest View Hotel absteigen, um Fotos zu schießen und dann wieder zurück nach Hause fliegen.

Wir selbst erreichen das Hotel und setzen uns bei schönstem Wetter draußen auf die Terrasse. Hier darf man aber nur sitzen, wenn man etwas bestellt, also nehmen wir einen Tee, der das 5-fache eines Tees unten in Namche kostet ;) Von unserem Platz auf einer Höhe von fast 4000 Metern genießen wir eine spektakuläre Aussicht auf die höchsten Berge der Erde.

Everest, Lhotse und Ama Dablam Panorama aus dem Everest View Hotel

Everest (links), Lhotse (Mitte) und Ama Dablam (rechts) Panorama aus dem Everest View Hotel

 

Everest versteckt sich immer wieder hinter Wolken. Wenn der Gipfel zu sehen ist, sind entweder Lhotse oder Ama Dablam verdeckt. Der Wind treibt die Wolken einfach zu schnell vor sich her. Subash erklärt mir auch die Namen der anderen Gipfel. Leider kann ich sie nicht mehr genau zuordnen. Da ist noch Taboche, Nuptse und Kungde, aber keine Ahnung, welcher wo ist. Lhotse jedenfalls ist mit 8516 Metern der vierthöchste Berg der Welt.

Gegen 15 Uhr sind wir wieder zurück in der Sona Lodge. Ich verdrücke mal ausnahmsweise kein Dal Baht, sondern Hähnchenschnitzel mit Pommes und Gemüse. Dazu gibt’s eine Cola. Nach dem Essen fühle ich mich richtig gut, merke aber auch, dass ich mir im Gesicht und auf den Händen einen kräftigen Sonnenbrand heute geholt habe. Den restlichen Nachmittag streife ich noch etwas durch Namche Bazar.

Als die Sonne hinter dem Kongde Ri verschwindet, wird es schlagartig kalt und ich verziehe mich in die Lodge, wo bald das Feuer im Ofen angezündet wird.

Kongde Ri Sunset in Namche Bazar Everest Trekking

Kongde Ri Sunset in Namche Bazar Everest Trekking

 

 

Tag 5 – Wandern nach Tengboche (3770m)

Der Tag beginnt heute mal ohne Kopfschmerzen. Vielleicht hat der Akklimatisierungstag gestern ja doch was gebracht ?! Auch das Wetter ist heute wieder absolut herrlich. Wäre da nur nicht der übelst steile Beginn direkt in Namche. Doch hier sollte man einfach ganz langsam machen, auch wenn man sich gut fühlt morgens, lieber die Kräfte schonen.

Also in aller Ruhe die Treppen rauf und dann geht es eine ganze Weile beinahe „flach“ weiter, soweit man das rauf und runter hier flach nennen kann :)

Schöne Aussicht auf Thamserku

Schöne Aussicht auf Thamserku

 

Zur Mittagszeit sind wir dann wieder ganz unten im Tal, wir müssen nämlich den Fluss Duth Kosi überqueren. Und natürlich muss man all die Höhenmeter, die man die letzten Stunden runter gestiegen ist, auf der anderen Flussseite wieder rauf !! Zuerst gibt’s aber Dal Baht zur Stärkung.

Rivercrossing Duth Kosi Fluss Tengboche Everest Trek

Rivercrossing Duth Kosi Fluss Tengboche Everest Trek

 

Auf dem Weg bergauf habe ich die ganze Zeit den Grund vor Augen, warum ich überhaupt hier bin – die Ama Dablam. Was für ein wunderschöner Berg !

Ama Dablam Tengboche Everest Trek

Ama Dablam Tengboche Everest Trek

 

3-4 Stunden brauchen wir für den gesamten Weg von Namche bis Tengboche. Wie lang die Strecke in km ist, weiß ich leider nicht. Wir kommen jedenfalls in die Trekker´s Lodge und es sind schon einige andere Wanderer da.

Am Nachmittag gehen wir zur Tengboche Monastery. Dieses Kloster gilt als das wichtigste im gesamten Khumbu. Es wurde 1916 von Lama Gulu erbaut, 1934 bei einem Erdbeben zerstört, wieder aufgebaut, nur um 1989 bei einem Feuer bis auf die Grundmauern niederzubrennen. Es wurde abermals neu aufgebaut und beim schweren Beben 2015 wieder teilweise zerstört.

Heute ist es aber soweit hergestellt, dass wir an einer buddhistischen Zeremonie teilnehmen dürfen. Fotos und Filme sind aber nicht gestattet, ich kann also nichts zeigen. Bei Youtube könnt Ihr unter „Tengboche Monastery“ einiges finden, was einen Eindruck vermittelt.

Tengboche Monastery am Ama Dablam Everest Trek

Tengboche Monastery am Ama Dablam Everest Trek

 

Abends gibt es richtig leckere Suppe und Momo´s (gefüllte Teigtaschen) im Dining Room. Durch die vielen Leute in dem kleinen Raum ist es hier schon recht warm, noch bevor der Ofen angefeuert wird. Wir verbringen den Abend mit netten Unterhaltungen. Ich versuche, möglichst lange wach zu bleiben, bevor ich auf mein Zimmer gehe. Seit ich in Nepal angekommen bin, habe ich keine einzige Nacht durchgeschlafen. Heute wäre eine schöne Gelegenheit dazu, auch weil nur wenige kläffende Hunde in Tengboche rumlaufen.

Leider klappt es nicht mit dem durchschlafen. Ich wache mitten in der Nacht mit wahnsinnigen Kopfschmerzen auf, so schlimm, dass ich aufstehen und eine Ibuprofen nehmen muss. Als die beginnt zu wirken, geht es etwas besser, aber an Schlaf ist nicht mehr zu denken. Nur dösen und ab und zu kurz wegnicken, also genau wie die letzten Tage auch schon :(

 

 

Tag 6 – Wandern nach Pangboche (3985m), optional Ama Dablam BC (4500m)

Um 9 Uhr starten wir zu unserer letzten Bergauf-Etappe. Das Ziel, Pangboche, ist leicht zu erreichen. 2 Stunden brauchen wir für die paar km. Das klingt jetzt sehr einfach, aber für mich ist es der schlimmste Tag. Die Kopfschmerzen kommen nach dem Frühstück zurück und werden den Weg über immer schlimmer. Zudem werde ich immer langsamer und mir ist übel. Subash macht sich schon ziemliche Sorgen, wie weit ich es noch schaffen werde.

Ama Dablam Pangboche Everest Trek

Ama Dablam Pangboche Everest Trek

 

In Pangboche angekommen beziehen wir unsere Lodge. Ich lasse alles bis auf die Kamera und etwas Wasser im Zimmer. Dann machen wir uns auf den Weg Richtung Ama Dablam Base Camp. Zum Verständnis – die Lodge ist ungefähr auf 4000m, das Base Camp einige hundert Höhenmeter weiter oben.

Wir durchqueren den kleinen Ort und ich sehe in einiger Entfernung eine Brücke. Da müssten wir runter, über den Fluss und auf dem anderen Ufer sofort steil bergauf. Genau hier gebe ich dann auf. Ich kann einfach nicht mehr. Den ganzen Tag Kopfschmerzen, Übelkeit und Schwindelgefühl. Und gefrühstückt habe ich eine halbe Scheibe Toastbrot, sonst nichts heute.

Den Mount Everest habe ich mehrmals die letzten Tage gesehen und mein Hauptgrund für diese Tour, Ama Dablam zu sehen, ist auch abgehakt. Klar wäre es schön gewesen bis zum Base Camp zu kommen, aber dafür riskiere ich nicht meine Gesundheit.

Erst letzte Woche sind ein paar Wanderer gestorben. An Höhenkrankheit ! Da muss man nicht zwingend dran sterben, man muss nur auf die Symptome achten und absteigen, wenn diese schlimmer werden. Wenn man sie aber ignoriert und weiter an Höhe gewinnt, bricht irgendwann der Körper zusammen. Keine Ahnung, ob ich überhaupt in der Nähe einer körperlichen Gefahr bin, aber ich habe einfach keine Lust mehr, mich weiter bergauf zu quälen. Letzten Endes ist das hier gerade Urlaub. Ich habe mal gehört, der sollte nach Möglichkeit Spaß machen. Mit einem letzten, natürlich wehmütigen Blick zurück auf Ama Dablam drehen wir um.

Ama Dablam Pangboche Everest Trek

Ama Dablam Pangboche Everest Trek

 

Wir bleiben auch nicht in Pangboche. Es ist ja erst Mittag. Wir holen unsere Sachen aus den Zimmern, checken wieder aus und gehen zurück nach Tengboche, wo wir gegen 16:30 Uhr in der Trekker´s Lodge eintreffen. Dieses Mal bekomme ich ein Zimmer in der oberen Etage, über dem Esszimmer. Hier sind die Räume etwas netter und auch die Toilette hier oben ist nicht ganz so fies wie die im Erdgeschoss.

Abends sitze ich am warmen Ofen und mache mir Gedanken über diese Tour. Von Anfang an war mir klar, dass es eine Art Testlauf ist, um zu sehen, ob ich die Höhe vertrage. Als Bonus würde ich wunderschöne Bergpanoramen sehen und mit Glück noch nette Menschen unterwegs kennenlernen. Tatsächlich ist auch alles genauso gekommen.

Ich weiß jetzt, dass ich die Höhe nicht gut vertrage bzw. mehr Akklimatisierung benötige. Außerdem mag ich es, einen gewissen Luxus zu haben. Ein warmes Schlafzimmer und ein voll funktionierendes Badezimmer sind mir noch nie zuvor als Luxus vorgekommen. Umso mehr weiß ich diese Dinge jetzt, wo ich diesen Bericht hier schreibe, zu schätzen.

Glück habe ich auch bisher körperlich gehabt. Bis auf die Kopfschmerzen tut mir nichts weh und ich habe (noch) keine Blasen an den Füßen. Eigentlich könnte ich diese Tour also rundum als gelungen verbuchen. Wäre da nicht diese leise Stimme im Hinterkopf, die flüstert „Aber du warst nicht im Base Camp…“

Ich entscheide mich, diese Stimme zu ignorieren und stattdessen zufrieden mit dem zu sein, was ich erreicht habe. So viele Menschen bekommen gar nicht erst die Chance hierher zu kommen und all diese spannenden und atemberaubenden Dinge zu sehen. Jeder der hier ist, kann sich glücklich schätzen !!

 

 

Tag 7 – Wandern nach Namche Bazar (3447m)

Heute morgen habe ich wieder leichte Kopfschmerzen und ein fieses Kratzen im Hals. Ich vermute das kommt dadurch, dass auf den meisten Wegen eine dicke Staubschicht liegt und wir unterwegs einfach jede Menge Dreck einatmen. Und das, obwohl ich schon mein Buff über Mund und Nase gezogen habe. Nach einigen beschwerlichen Stunden erreichen wir Namche Bazar und checken wieder in der Sona Lodge ein. Nach dem Abendessen lege ich mich ins Bett und kann relativ gut schlafen.

 

 

Tag 8 – Wandern nach Lukla (2860m)

Am nächsten Morgen wollen wir früh los, heute müssen wir bis nach Lukla. Dummerweise habe ich gestern Blasen bekommen. Die verbinde ich mit Blasenpflastern und dann geht es los, immer nur bergab, durch den Wald und über die staubige Piste, die wir vor ein paar Tagen rauf marschiert kamen. Für die Blasen an den Füßen gar nicht gut, aber immerhin so gut wie keine Kopfschmerzen und die Sonne scheint auch. An einer Stelle können wir nochmal zwischen den Bäumen hindurch einen Blick auf den komplett wolkenfreien Gipfel des Mount Everest erhaschen:

Mount Everest Viewpoint Namche Bazar

Mount Everest Viewpoint Namche Bazar

 

Den Weg nach Lukla kenne ich ja schon und so mache ich nur noch wenige Bilder. Die Füße tun ordentlich weh und ich konzentriere mich eigentlich die ganze Zeit nur darauf, einen Schritt nach dem anderen zu machen. Mittagessen gibt es in Phakding, wo wir vor einigen Tagen übernachtet haben. Noch während wir draußen vor der Türe sitzen, essen und uns mit ein paar Australiern unterhalten, ziehen von weiter unten im Tal Wolken und Nebel auf.

Die Strecke heute ist insgesamt 17 km lang und wir brauchen 7-8 Stunden. Auch weil ich zum Ende hin immer langsamer werde. Fotos habe ich gar keine mehr gemacht, aber hier habe ich noch zwei vom heutigen Morgen:

Namche Bazar to Lukla

Namche Bazar to Lukla

 

Namche Bazar Thamserku Everest Trek

Namche Bazar Thamserku Everest Trek

 

Sonntag soll eigentlich mein Rückflug nach Kathmandu sein, aber alle Flüge werden wegen schlechtem Wetter gestrichen. So müssen wir, mit einer kleinen Gruppe anderer Wanderer, den Tag im kalten Esszimmer der Lodge verbringen und können nur warten. Auch Lukla erkunden macht wenig Sinn, da die meisten Läden geschlossen haben, es leicht regnet und die Füße immer noch weh tun.

 

 

Tag 9 – Flug nach Kathmandu (1300m)

Montags kommt es dann zum Rückflug. Mit dem Helikopter ! Flugzeuge sind wieder alle gestrichen worden wegen des Wetters. Aber noch einen jämmerlichen kalten Tag will ich hier nicht mehr verbringen.

Subash schafft es, mir einen der heiß begehrten Helikopterplätze zu organisieren. 250 USD kostet der Spaß, was aber kein Problem ist, weil ich für den nicht angetretenen Flug per Flugzeug eine Erstattung von ca. 160 USD bekomme. So ist der Helikopterflug am Ende also gar nicht so teuer. Dafür aber ein echtes Erlebnis !!

Plötzlich geht auch alles ganz schnell. In der Lodge steht jemand vom Flughafen mit einem Walkie-Talkie in der Hand, ich bezahle per Kreditkarte mein Essen und Trinken für die Lodge und auch die 250 Dollar. Das Geld will der Lodgebetreiber dann später dem Piloten bar geben. Oder so ähnlich. Keine Ahnung, wie die das regeln. Ist mir auch egal.

Wir eilen zum Flughafen, gerade startet ein Helikopter und im nächsten sitze ich dann. Ich kann mich gerade noch bei Subash verabschieden, der ein wirklich großartiger Guide war während dieser Tour und alles nur mögliche getan hat, damit ich eine gute Zeit habe.

Helikopter in Kathmandu

Helikopter in Kathmandu

 

Der Flug mit dem Helikopter dauert etwas länger als mit dem Flugzeug, ist dafür aber auch viel spannender und deutlich lauter :) Es tut so gut im warmen Kathmandu zu landen und die Sonne zu spüren.

Ich werde von Niru wieder abgeholt, Subash hat ihn angerufen, als ich gestartet bin. Und so sitze ich 2 Stunden nach dem Start in Lukla schon im Garten des Hotels, bin geduscht, habe ein kaltes Khumbu Kölsch vor mir stehen und freue mich aufs Essen. So schnell sind die Strapazen der letzten paar Tage vergessen.

 

Kathmandu

Bisher habe ich über die Hauptstadt Nepals noch nicht viel geschrieben. Und ich werde auch nicht so viel schreiben. Mir hat die Stadt überhaupt nicht gefallen. Überall liegt Müll und Dreck rum. Es ist laut und hektisch. Staub und Smog hängen immer in der Luft, die man atmet. Alle paar Meter wird man von jemandem angesprochen, der einem irgendwas verkaufen möchte. Nachts hupen die Autos genauso ununterbrochen wie tagsüber, aber dann kommen noch all die bellenden Hunde dazu, die offenbar nur das eine Ziel haben – mich nicht schlafen lassen.

Eigentlich will ich noch zum Monkey Temple bevor ich morgen abreise, aber dieses ganze Chaos auf den Straßen nervt mich unglaublich. So entscheide ich mich gegen den 2,2km langen Weg dorthin und bleibe stattdessen im Hotel. Mittags gehe ich kurz ein paar Souvenirs kaufen und im Chabad House ein sehr leckeres Schawarma essen. Anstatt mich also zu ärgern, dass mir am letzten Tag die Stadt immer noch nicht gefällt, mache ich das Beste draus und relaxe einfach den kompletten Nachmittag.

Kabelwirrwarr in Kathmandu

Kabelwirrwarr in Kathmandu

 

Kathmandu Stupa

Kathmandu Stupa

 

Insgesamt ist diese Reise für mich sehr lehrreich. Nicht nur im Hinblick auf die Kultur in Nepal, sondern auch für mich persönlich. Ich habe wieder einmal etwas über mich gelernt, was mir vorher nicht wirklich klar war. Insofern bereue ich die Tour auf keinen Fall, aber ich bezweifle, dass ich in absehbarer Zeit noch einmal zurück nach Nepal kommen werde.

Natürlich ist das nicht das übliche Fazit, welches Reiseblogger sonst ziehen. Normalerweise ist ja immer alles ganz toll und interessant und Ihr müsst das unbedingt auch machen. Nein! Bei mir gibt es keine geschönten Berichte und gephotoshoppte Bilder, um eine Realität zu vermarkten, die es gar nicht gibt. Hier lest Ihr meine ehrliche Meinung und meine Erfahrungen. Diese Eindrücke sind allerdings komplett subjektiv.

In diesem Sinne möchte ich Euch noch mitgeben: Macht auf jeden Fall Eure eigenen Erfahrungen!


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Und jetzt Du, warst Du vielleicht selber schon in Nepal?

Ich hoffe, dass Dir dieser Bericht gefallen hat. Wenn Du ihn bis zum Schluss gelesen hast, dann lass es mich doch in den Kommentaren wissen. Und auch wenn Du selber schon einmal in Nepal oder sogar auf einem Trek gewesen bist, würde ich mich über einen Kommentar freuen.

 

Über den Autor

Auf seinem ehemaligen Reiseblog schwerti-on-tour.de hat Stefan von seinen Roadtrips, Trekkingtouren und Reisen in die ganze Welt berichtet. Nachdem er seinen Blog stillgelegt hat, schreibt er als Gastautor hier auf dem Blog von Zeit zu Zeit seine Reiseberichte und Artikel und möchte die Leser*innen in Gedanken mitnehmen und sie gleichzeitig zu eigenen Abenteuern ermuntern.