Aufstehen, Taschen packen, breakfasten, losfahren. Zum ersten Mal in diesem Urlaub also wieder ein gewohntes Bild. Es ist – bedingt durch die letzten Urlaube – eine Situation mit der alle inzwischen gut leben können. Die beiden großen Reisetaschen sind logistisch halbwegs gut koordiniert gepackt worden, so dass wir sie im Auto verstauen können ohne unterwegs noch einmal an irgendwelchen Krimskrams zu müssen.

Die Fahrt hinaus aus Jersey City in Richtung Woodbury Outlets gestaltet sich wieder einmal leicht chaotisch, obwohl das Navi selber keinen Bock auf Stau zu haben scheint und Schleichwege fährt die vermutlich nicht einmal die New Jersier … äh … New Jersianer … öhm … New Jersinesen … die Einheimischen kennen. Irgendwann stehen wir plötzlich unverhofft vorm Wal Mart, das ging wirklich schneller als gedacht.

 

Woodbury Outlets

Eine halbe Stunde später haben wir alles Nötige eingekauft, Verpflegung für unterwegs im Auto ist halt mit zwei Kiddies nicht ganz nebensächlich. Von hier aus geht es jetzt das Hudson Valley hoch in Richtung Woodbury, wo wir Schlag 10 Uhr zur Öffnung der Shops ankommen. Würde ich es nicht selber beim Blick auf die Uhr sehen würde ich es nicht glauben. Es hat in der Tat einmal etwas auf die Minute pünktlich so funktioniert, wie es geplant gewesen ist.

Und wie sagte Hannibal vom A-Team immer noch so schön? „Ich liebe es, wenn ein Plan funktioniert!“. Einiges scheint hier im Umbau zu sein auf dem Gelände. Auch eine neue Fläche wird gerade angelegt, wo später noch mehr Shops entstehen sollen. Wen wundert es, der Parkplatz ist bereits jetzt zu dieser frühen Stunde extrem voll, ich möchte nicht wissen, wieviel Umsatz hier an einem einzigen Tag gemacht wird.

Wir gehen in die üblichen Verdächtigen Läden, irgendwann kristallisiert sich bei jedem Besuch ja mehr heraus in welche man hereingeht und welche man einfach links liegen lässt. Und nach mittlerweile 12 Jahren USA-Urlaub arbeitet man die Menge der Läden somit in relativ überschaubarer Zeit ab.

Gute drei Stunden später (man merkt, der Begriff „überschaubar“ ist relativ) haben wir zum ersten Mal die Kreditkarte zum glühen gebracht, wobei rein subjektiv die Ausbeute eher schlecht gewesen ist und im Vergleich zum letzten Mal waren die Tüten auch noch an einer Hand tragbar. Kurz noch die nächsten Punkte ins Navi eingetippt und los geht es … endlich raus in die Natur!

Bereits auf der Fahrt hier hoch nach Woodbury ist es wieder einmal überraschend WIE grün es eigentlich ist, sobald man aus der Millionenmetropole New York City hinauskommt. Okay, von grün kann aktuell aufgrund fehlender Blätter an den Bäumen nicht wirklich die Rede sein, aber rein theoretisch wäre das zumindest so.

Drei Ziele hatte ich mal kunterbunt gemischt heute herausgesucht, sie liegen alle auf der Fahrtstrecke in Richtung Finger Lakes Region und dem Ort Liberty, unserem ersten Übernachtungsziel. Den ersten Zwischenstopp, die Mohonk Preserve samt Guesthouse, beschließe ich spontan wegzulassen.

Als wir dort nämlich am Abzweig vorbeifahren ist es bereits fast 14 Uhr und eigentlich wäre mir lieber, wenn wir uns heute noch einen Wasserfall ansehen könnten. Also fahren wir weiter über die SR-17, die sich über weite Strecken wunderschön am Rande der Catskill Mountains und vorbei an etlichen Farmen, nach oben windet.

Farm am Wegesrand

Farm am Wegesrand

 

Ein erster Panorama-Point mit Blick über das New Paltz Areal gibt nicht viel her. Allerdings merkt man beim Aussteigen, dass es hier oben bereits spürbar kühler geworden ist.

Irgendwann erreichen wir schließlich die Einfahrt zum Minnewaska State Park, 8 US$ Eintritt werden fällig. Es sollte das einzige Mal überhaupt sein, dass wir in diesem Urlaub Eintrittsgeld zahlen müssen, aber dazu später mehr. Zwei sehenswerte Locations gibt es hier, zum einen die Awosting Falls, zum anderen den Lake Minnewaska samt „Beach“.

 

 

Awosting Falls

Der Parkplatz zum Wasserfall liegt ziemlich komisch in genau der entgegengesetzten Richtung, ist aber dennoch flott gefunden. Es scheinen sich nur wenige Leute hierher verirrt zu haben, keine 6 Autos stehen außer uns noch hier. Der Weg wird mit ca.1 Meile angegeben, eine Strecke die also kaum der Rede wert ist.

Und tatsächlich kann man den Zulauf des Wasserfalls bereits nach kurzer Zeit sehen und nachdem wir wenige Meter parallel dazu gelaufen sind befinden wir uns bereits an der oberen Sturzkante! Das Wasser rauscht hier in so rasend schneller Geschwindigkeit über die glatt geschliffenen Steine, das es schon recht beeindruckend ist.

Awosting Falls Sturzkante

Awosting Falls Sturzkante

 

Sturzkante der Awosting Falls

Sturzkante der Awosting Falls

 

Von hier oben ist das ganze zwar schon recht beeindruckend, allerdings kann man nicht wirklich nahe genug an den Rand gehen, um ein vernünftiges Foto zu machen. Nach kurzem Aufenthalt gehen wir den Weg weiter, der sich leicht abschüssig zum Fuße der Fälle hinunterwindet.

Rechts und links gibt es immer wieder noch beeindruckende Überreste des Winters, der anscheinend gerade erst dabei ist sich zurückzuziehen. Was das für Konsequenzen für uns haben wird, war uns zu diesem Zeitpunkt allerdings noch nicht wirklich bewusst. Zu beeindruckend sind die Eiszapfen, welche hier an den mit Moos bewachsenen Felswänden hängen.

Beeindruckende, dicke Eisschichten hängen noch an den Felswänden

Beeindruckende, dicke Eisschichten hängen noch an den Felswänden

 

Eiszapfen säumen den Weg

Eiszapfen säumen den Weg

 

Eiszapfen aus der Nähe

Eiszapfen aus der Nähe

 

Am Fuße der Awosting Falls angekommen gibt es einen ersten WOW-Moment, das Ding ist wirklich extrem fotogen und ein naturbelassener Wasserfall wie aus dem Bilderbuch. Auch Laura ist begeistert, es ist ihr erster „echter“ Wasserfall überhaupt im Leben. Vor dem Urlaub hat sie mir gesagt, so etwas kennt sie nur aus dem Zoo oder Freizeitpark. Sachen gibts …

Die Awosting Falls von unten

Die Awosting Falls von unten

 

Wir bleiben eine ganz Zeit lang hier und haben den Ort fasst für uns alleine, nur einmal kommt kurz eine amerikanische Großfamilie vorbei, die Unruhe hält sich aber in Grenzen, die sie verbreiten.

Wäre es 15°C wärmer und müssten wir nicht noch weiter zum Hotel, wäre ich meiner family bestimmt noch damit auf den Keks gegangen, das ich mal ins Wasser möchte, um auf die andere Seite zu kommen für ein Foto. Bei Temperaturen um den Nullpunkt ist selbst mir ein Foto von der anderen, eher ungewöhnlichen Seite aber dann doch ziemlich egal.

Kläglicher Versuch einer Langzeitbelichtung mit dem Handy

Kläglicher Versuch einer Langzeitbelichtung mit dem Handy

 

Schade, dafür kraxeln wir aber noch am Rand etwas nach oben und stoßen auf einen alten Bekannten … den Regenbogen. Klasse, lange nicht mehr gesehen, auch wenn er nicht so stark sichtbar ist wie man sich das vielleicht wünschen würde.

Der Wasserfall ist übrigens „nur“ knapp 18 Meter hoch. Das hört sich irgendwie weniger an als es tatsächlich ist, wenn man davor steht!

Noch mehr Fakten und Bilder zum Park findet man bei Danny Wild.

Awosting Falls von der Seite mit Regenbogen

Awosting Falls von der Seite mit Regenbogen

 

 

Lake Minnewaska

Auf dem Weg zurück zum Auto wundern wir uns über ein Film-Team, welches oben ab Beginn des Trails ein Set aufgebaut hat. Es war allerdings nicht wirklich ersichtlich, was hier überhaupt gefilmt werden soll. Dort oben an der Stelle gab es nämlich eigentlich nichts wirklich Interessantes.

Wie auch immer, zurück am Auto bekomme ich erst einmal einen Schreck. Wir haben viel mehr Zeit vertrödelt als ursprünglich eingeplant und somit war für mich schnell klar, dass auch die dritte Location für heute (die Sweedler Preserve), genauso wie Mohonk, ausfallen sollte.

Das ist recht schade, denn dort hatte ich bei meinen Recherchen für die Reise eine Eishöhle entdeckt, die recht fotogen aussieht. So beschließen wir nur noch, hier im Park zum Lake Minnewaska zu fahren und uns dann auf den Weg zum Hotel zu machen. Der See schaut recht nett aus, nicht mehr nicht weniger.

Lake Minnewaska

Lake Minnewaska

 

Auf einer Wiese haben es sich circa 20 Leute mit Tischen und Decken bequem gemacht und einen Kugelgrill aufgebaut. Trotz der Temperaturen hätte ich jetzt nichts dagegen, wenn wir auch dort sitzen würden. Aber dafür sind wir ja nicht hier.

Daher gehen wir noch kurz durch den Wald runter an den See, viel zu sehen gibt es hier aber nicht – außer ein paar Hunde die im Wasser plantschen und ein recht großer umgestürzter Baum!

Kleine Turnübung auf großen Bäumen

Kleine Turnübung auf großen Bäumen

 

Im Sommer scheint das hier jedenfalls auch ein Badesee zu sein, das „Closed for season“-Schild am Strand lässt jedenfalls darauf schließen. Zurück am Auto tippe ich noch schnell die Adresse vom Hotel ein. Ich frage mich, wie wir früher eigentlich noch die ganzen Locations nur mit Karte gefunden haben *lach*

Das Days Inn in Liberty ist jedenfalls recht nett auf den ersten Blick, leider ist der Innenpool ohne Wasser, sodass das von mir ursprünglich für heute Abend geplante Pooling ausfällt. Die Kids scheinen aber eh platt zu sein, von daher hätte das vermutlich nicht allzu lange gedauert.

Morgen arbeiten wir uns dann weiter vor in Richtung der Finger Lakes, das Wetter schaut EIGENTLICH recht gut aus … WENN da nicht diese Temperaturen wären :-(