Die spannende Geschichte Istanbuls interessiert mich schon lange. Zahlreiche Artikel im Internet und ganze Bücher über die Stadt Konstantinopel, über das Byzantinische Reich und die Osmanen habe ich bereits verschlungen. Aber einmal selbst durch Istanbul und vorbei an den Bauwerken der Geschichte zu spazieren, das war lange ein Traum. Doch jetzt habe ich die Möglichkeit, auf dem Rückweg von Nepal, Istanbul während eines Layovers zu besuchen.

Mit zwei Stunden Verspätung lande ich am Istanbul Airport. Der Flieger aus Kathmandu in Nepal ist dort bereits verspätet gestartet und durch die Zeitverschiebung und mit Gegenwind komme ich gegen 22:30 Uhr schließlich an. Ich hätte einen etwa 14-stündigen Stopover in Istanbul gehabt mit dem ursprünglich geplanten Flug. Aber anstatt eine Nacht am Atatürk Flughafen zu sitzen, habe ich mich für einen längeren Aufenthalt entschieden, um mir die Stadt anzusehen. Daher wird mein Stopover in Istanbul nun knapp 2 Tage dauern.

Eigentlich wollte ich ja sehr günstig mit dem Zug in die Altstadt fahren. Aber um diese Uhrzeit und total müde bekomme ich das heute nicht mehr auf die Reihe. Für die Fahrt zum Hostel und übermorgen wieder zurück zum Istanbul Airport zahle ich akzeptable 18 EUR. Da es in der Ankunftshalle des Flughafens so viele Fahrer gibt, kann man auch ruhig ein wenig den Preis verhandeln, damit beide Seiten einen fairen Preis erzielen.


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Stopover in Istanbul

Meine Unterkunft für die nächsten beiden Nächte ist das Orient Hostel im Stadtteil Eminönü. Ich habe mich für dieses Hostel entschieden, weil es mit 15 EUR pro Nacht inkl. Frühstück sehr günstig ist und außerdem genau in der Altstadt liegt. Mit dem Auto sind es nur ein paar Minuten Fahrt in den ältesten Teil der ehemaligen Stadt Byzanz, die ungefähr 660 v. Chr. gegründet wurde.

Viel von der alten Pracht sehe ich allerdings in der Dunkelheit nicht. Ich möchte eigentlich nur noch rein ins Hostel und schnell einchecken. Irgendwas mit meinem Dorm Room hat nicht geklappt, daher bekomme ich ein Privatzimmer für den selben Preis. Ansonsten sind die Mitarbeiter im Hostel allesamt nett und trotz der späten Stunde sehr hilfsbereit.

Kurze Geschichtsstunde
Bei einer Stadt mit einer so unglaublich reichen Geschichte bleibt eine kleine Geschichtsstunde nun einmal nicht aus. Ich möchte aber auch nicht übertreiben und kenne die meisten Fakten auch nur über Wikipedia:

  • 660 v. Chr. Gründung durch Griechische Kolonisten aus Korinth unter dem Namen Byzantion
  • 660 v. Chr. – 478 v. Chr. Belagerung durch die Perser
  • 69 n. Chr. Eingliederung ins Römische Reich
  • 330 n. Chr. Der römische Kaiser Konstantin der Große macht die Stadt zu seiner Residenz. Sie wird in Constantinopolis umbenannt
  • 1453 erobern die Osmanen unter Mehmed II. Konstantinopel
  • 1520 – 1566 ist das Osmanische Reich und seine Hauptstadt Istanbul auf dem Höhepunkt seiner Macht
  • 1915 Schlacht von Gallipoli
  • 1923 Mustafa Kemal Atatürk begründet die Republik Türkei
  • 1994 wird Recep Tayyip Erdogan Bürgermeister von Istanbul

 

Blaue Moschee

Nach dem Frühstück laufe ich schnell zum Springbrunnen bei der Blauen Moschee. Mein Handy hat sich scheinbar nicht automatisch auf die türkische Uhrzeit umgestellt, zum Glück merke ich es aber noch rechtzeitig. Und zum Glück ist die Moschee nur 3 Minuten entfernt, so schaffe ich es noch zur Guided Walking Tour, einer Art Stadtrundgang. Allerdings bin ich der einzige, der aufgetaucht ist, daher sagt der Guide die Tour spontan ab, weil es sich für ihn nicht lohnen würde. Sehr schade, aber naja, war halt auf Trinkgeldbasis.

Es ist kühl, grau und windig und die Wolken versprechen für später noch Regen. Ich bin zum ersten Mal in der Türkei und hatte mir beim Wetter genau das Gegenteil vorgestellt bzw. erhofft, nachdem die letzten Tage auf meiner Reise in Nepal so fies kalt waren. Aber es ist nunmal erst der 2. März, da darf man keine 20 Grad erwarten. Außerdem hat die Jahreszeit noch einen Vorteil – weniger Touristen! Ich stehe auf dem Platz zwischen der Blauen Moschee und der Hagia Sophia, und es sind keine 50 Leute hier.

Der Blick vom Brunnen zur blauen Moschee in Istanbul sollte auf keinem Stadtrundgang fehlen

Der Blick vom Brunnen zur blauen Moschee in Istanbul sollte auf keinem Stadtrundgang fehlen

 

Vom Springbrunnen aus ist die Sicht auf die Blaue Moschee atemberaubend. Sie wird aber immer besser, je näher ich ran komme. Und gleichzeitig auch immer schwieriger zu fotografieren, weil sie so groß ist. Der Eintritt ist übrigens kostenlos.

Erst aus der Nähe wird die gigantische Größe der blauen Moschee wirklich sichtbar

Erst aus der Nähe wird die gigantische Größe der blauen Moschee wirklich sichtbar

 

Die Sultan Ahmet Moschee wurde 1609 von Sultan Ahmet I. in Auftrag gegeben und 1616 fertiggestellt. Bis zu 10.000 Menschen fasst Istanbuls Hauptmoschee, die an ihren 6 Minaretten zu erkennen ist. Nur die Moscheen in Medina und Mekka haben mehr Minarette. „Blaue Moschee“ wird sie wegen ihres Reichtums an blau-weißen Fliesen genannt, die die 43 Meter hohe Kuppel zieren. Die vielen kleinen Details und das Licht durch die Kronleuchter und die Buntglasfenster gefallen mir besonders gut.

Das beeindruckende Innere der blauen Moschee

Das beeindruckende Innere der blauen Moschee

 

Blaue Moschee Istanbul

 

Nach dem Besuch der Blauen Moschee fängt mich am Ausgang ein junger Mann ab mit dem Angebot, mir die Sehenswürdigkeiten zu zeigen. Skeptisch, weil ich die Masche schon aus Kathmandu kenne, lehne ich ab und mache mich auf den Weg zum Hostel, um mir meine Regenjacke zu holen. Der Mann weicht nicht von meiner Seite und meint, wir haben den selben Weg.

Tatsächlich schafft er es, mich zu einem Tee in seinen Laden zu locken, der um die Ecke vom Hostel liegt. Bei dem Wetter kann ein warmer Tee ja nicht schaden, denke ich mir. Am Ende lehne ich jeden Teppich ab, der mir angeboten wird und nehme lediglich das Getränk an. Etwas beleidigt, weil ich nichts kaufen wollte, werfen der Mann und die fünf anderen Verkäufer mir böse Blicke zu, als ich mich entschuldige und schnell abhaue.

 

Hagia Sophia

Im Hostel nutze ich noch das WiFi, um mich mit einem Freund zu verabreden, der in Istanbul lebt. Dann schnappe ich mir meine Jacke und gehe in 4 Minuten rüber zur Hagia Sophia. Die Eintrittskarte (8 EUR) hatte ich vorhin schon von dem Guide gekauft, der die Tour abgesagt hatte. So muss ich mich nicht in die Schlange dutzender Schulkinder einreihen, die anscheinend gerade einen Ausflug machen.

Erster Eindruck der Hagia Sophia von außen

Erster Eindruck der Hagia Sophia von außen

 

Zweiter Eindruck der Hagia Sophia von außen

Zweiter Eindruck der Hagia Sophia von außen

 

Schon im Innenhof gibt es einiges zu sehen. Das Gebäude selbst ist zwar sehr schön, für mich aber nicht so eindrucksvoll wie die Blaue Moschee. Vor dem Eingang, in einer Ausgrabung, findet sich ein großartig gearbeiteter Sarkophag eines längst vergangenen Herrschers. Auch das Mosaik über dem Eingang zeugt von großer Handwerkskunst. Es stammt aus dem 11. Jahrhundert und zeigt Maria mit dem Jesuskind, Kaiser Justinian und Kaiser Konstantin.

Beeindruckend verzierter Sarkophag im Innenhof der Hagia Sophia

Beeindruckend verzierter Sarkophag im Innenhof der Hagia Sophia

 

Mosaik des Jesuskinds in der Hagia Sophia Istanbul

Mosaik des Jesuskinds in der Hagia Sophia Istanbul

 

Im 6. Jahrhundert wurde die Hagia Sophia von Kaiser Justinian I. in Auftrag gegeben. Ab dem Jahr 641 n. Chr. diente sie als Krönungskirche der byzantischen Kaiser, Hauptkirche des Byzantinischen Reiches und Kathedrale von Konstantinopel. Bis zum Bau der Kathedrale von Sevilla (Bauzeit 1401-1519) war die Hagia Sophia das größte Gotteshaus der Welt.

Nach der Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen wurden alle christlichen Symbole zerstört, entfernt oder durch Putz verdeckt und die ehemalige Kirche wurde zur Moschee. 1935 wandelte Mustafa Kemal Atatürk die Hagia Sophia in ein Museum um, welches jährlich von etwa 3,5 Mio. Menschen besucht wird. Zum Vergleich: Der Kölner Dom hat 6 Mio. jährliche Besucher. Und wie auch am Dom wird an der Hagia Sophia ständig gearbeitet, um all die Pracht zu erhalten.

Hier befinden wir uns im Inneren der Hagia Sophia, wo stets und ständig restauriert und instandgehalten wird

Hier befinden wir uns im Inneren der Hagia Sophia, wo stets und ständig restauriert und instandgehalten wird

 

Auch die einzelnen Mosaike sind wundervoll anzusehen und zum Glück teilweise gut erhalten oder restauriert. Ein ganz besonderes hat allerdings sehr gelitten. Das sogenannte Deësis-Mosaik aus dem 12. Jahrhundert, welches Jesus Christus mit Maria und Johannes dem Täufer zeigt.

Deësis-Mosaik

Deësis-Mosaik

 

Weitere christliche Mosaike aus dem 10. Jahrhundert zeigen Jesus mit Kaiser Konstantin IX. Monomachos und Kaiserin Zoe. Ein anderes zeigt Mutter Maria mit Jesus auf dem Schoß.

Mosaik von Jesus mit Kaiser Konstantin IX. Monomachos und Kaiserin Zoe

Mosaik von Jesus mit Kaiser Konstantin IX. Monomachos und Kaiserin Zoe

 

Mosaik von Maria mit Jesus

Mosaik von Maria mit Jesus

 

Aber nicht nur die christlichen Werke sind toll. Auch die vielen muslimischen Details und Bauten, wie die 4 Minarette außerhalb sind wunderschön. Besonders gefallen mir die hölzernen, goldfarbenen Rundschilde mit den Namen von Allah, dem Propheten Muhammad und einiger Kalifen, allesamt in arabischer Kalligraphie geschrieben.

Die Rundschilde von Allah, dem Propheten Muhammad und einiger Kalifen in der Hagia Sophia

Die Rundschilde von Allah, dem Propheten Muhammad und einiger Kalifen in der Hagia Sophia

 

Wie Du vermutlich an der Länge der Beschreibung dieses Bauwerks merkst, hat mich das Innere der Hagia Sophia völlig begeistert. Wenn man aus dem Kölner Umland kommt, kennt man natürlich den Dom von Kindesbeinen an. Mich hat der Dom immer schon fasziniert und ich halte ihn für das großartigste Gebäude der Welt. Doch natürlich vermögen auch andere Bauten solch eine Faszination auszuüben. Und die Hagia Sophia ist so eines.

Viele heutige Architekten halten es für ein Wunder, dass damals eine Kuppel von 56 Metern Höhe und 32 Metern Durchmesser gebaut werden konnte. Heutzutage würde der Bau wohl Jahrzehnte dauern und etliche Milliarden kosten.

Wer sich für historische Gebäude mit wundervollen Kunstwerken interessiert, der sollte unbedingt einmal nach Istanbul reisen!

Nach der gut 2-3 -stündigen Besichtigung habe ich mir ein Mittagessen verdient. Dafür gehe ich zurück zum Hostel, da ist genau gegenüber ein Restaurant, in dem ich ein leckeres Kebab-Gericht bekomme und mich auch mit meinem Freund aus Istanbul treffe. Zusammen machen wir uns nach dem Essen auf den Weg, die Stadt weiter zu erkunden.

 

Standtrundgang Istanbul

Erster Stopp ist der Obelisk von Thutmosis III. auf dem Sultan-Ahmet-Platz, dem einstigen Hippodrom von Konstantinopel. Kaiser Theodosius I. ließ den Obelisk im Jahr 390 n. Chr. aus Luxor in Ägypten hierher bringen. Dieser Obelisk wurde 1490 v. Chr. im Tempel von Karnak errichtet und ist somit über 3500 Jahre alt! Dafür ist er noch in erstaunlichem Zustand, oder ?

Der Obelisk von Thutmosis III.

Der Obelisk von Thutmosis III.

 

Quer durch die Altstadt geht es zum Großen Basar. Baubeginn war im 15. Jahrhundert, auf einer Fläche von 31.000 m². 4000 Geschäfte befinden sich hier. Wir schauen uns einige davon an, Fotos mache ich allerdings keine. Ich bin irgendwie total überwältigt von den ganzen Eindrücken und werde die ganze Zeit mit köstlichen Süßigkeiten an all den Ständen gefüttert.

Auf der Galata Brücke machen wir kurz Halt und schauen uns das Goldene Horn sowie die vielen Fischer bei der Arbeit an. Die Aussicht ist trotz des bleigrauen Himmels ganz gut, finde ich jedenfalls.

Blick zurück von der Galata Brücke

Blick zurück von der Galata Brücke

 

Hinter der Brücke geht es durch kleine Gassen steil bergauf zum Galata Tower. Der 67 Meter hohe Turm wurde 1348/49 errichtet und war Teil einer Stadtbefestigung. Da mein Begleiter die Tickets kauft zahle ich nicht den Touristenpreis, sondern den für Einheimische, der etwa die Hälfte beträgt.

Dort oben befindet sich der Galata Tower in Istanbul

Dort oben befindet sich der Galata Tower in Istanbul

 

Mit dem Aufzug geht es rauf in den 7. Stock und von da über eine hölzerne Wendeltreppe bis in die oberste Etage. Hier gibt es rundum eine Aussichtsterasse mit fantastischem Panoramablick auf die Stadt Istanbul. Links kann man den Bosporus erkennen, das Goldene Horn unten im Vordergrund, im Hintergrund die Hagia Sophia und rechts die Galata Brücke:

Die Aussicht vom 67m hohen Galata Tower

Die Aussicht vom 67m hohen Galata Tower

 

Mit diesen Eindrücken überqueren wir erneut die Galata Brücke und gehen ein Derya Balik Ekmek essen. Das ist im Prinzip ein Fischbrötchen und wurde mir im Vorfeld oft empfohlen. So ganz kann ich die Begeisterung nicht nachvollziehen, es ist ein Fischbrötchen mit Salat und gegrilltem Fisch direkt aus dem drei Meter entfernten Wasser.

Am Ufer entlang machen wir uns auf den Rückweg zur Hagia Sophia. Von da aus finde ich den Weg alleine zum Hostel, aber bis zur Hagia Sophia würde ich mich vermutlich völlig verlaufen. Morgen früh um 6 Uhr werde ich vor der Türe des Hostels abgeholt und zum Flughafen gefahren, da möchte ich nicht all zu spät erst ins Bett kommen.

Eigentlich will ich auch noch ein paar Bilder auf der Dachterasse des Hostels machen, weil man von da die beleuchtete Blaue Moschee und die Hagia Sophia sehen kann. Als ich ankomme ist zwar die Hosteltüre noch auf, aber die Tür zum Dach ist abgeschlossen, genau wie die zum Aufenthaltsraum eine Etage darunter. Es ist halt einfach noch Winter und es sind so gut wie keine Gäste da, ich begegne niemandem mehr an diesem Abend.

Somit endet mein erster Stopover in Istanbul und mein erster Besuch in der Türkei zwar unspektakulär, aber der ganze Tag war unglaublich interessant und voller Eindrücke. Durch das Schreiben dieses Berichts hatte ich dann die Möglichkeit, die historischen Daten im Internet zusammenzusuchen.

 

 

Unterkunft und Sehenswürdigkeiten in Istanbul

Das Gute an Istanbul im Winter ist, dass die Preise sehr niedrig sind und nur wenige Touristen in der Stadt herum laufen. So treffe ich zwar niemanden im Hostel, bekomme dafür aber ein komfortables Einzelzimmer zum Preis eines Dorm Room Bettes.

 

Meine Unterkunft in Istanbul:

The International Orient Hostel,

Cankurtaran,

Akbiyik Cd. No 9,

34122 Istanbul

 

Weitere Sehenswürdigkeiten in Istanbul:

Topkapi Palast

Versunkener Palast

Süleymaniye Moschee

Tagesausflug nach Gallipoli

 

 

Und jetzt Du, hast Du selber schon einmal Stopover in Istanbul gemacht?

Ich hoffe, dass Dir dieser Bericht gefallen hat. Wenn Du ihn bis hier hin gelesen hast, dann lass es mich doch in den Kommentaren wissen. Und auch wenn Du selber schon einmal auf einem Stopover in Istanbul oder allgemein dort gewesen bist, würde ich mich über einen Kommentar freuen.

 

Über den Autor

Auf seinem ehemaligen Reiseblog schwerti-on-tour.de hat Stefan von seinen Roadtrips, Trekkingtouren und Reisen in die ganze Welt berichtet. Nachdem er seinen Blog stillgelegt hat, schreibt er als Gastautor hier auf dem Blog von Zeit zu Zeit seine Reiseberichte und Artikel und möchte die Leser*innen in Gedanken mitnehmen und sie gleichzeitig zu eigenen Abenteuern ermuntern.