Nach einem ausgiebigen Frühstück bin ich bereits um 6:20 Uhr unterwegs zum Parkeingang des Joshua Tree National Park. Ich hab mir gestern noch schnell ein paar Infos geholt was man sich hier so ansehen kann, habe aber logischerweise Null Ahnung welche Location zu welcher Tageszeit am besten abzulichten ist.

Es könnte also recht lustig werden und mit viel hin und her Fahrerei verbunden sein. Am Ende des Tages sollte ich über 100 Meilen hier zurück gelegt haben. Und das, obwohl die Park Road recht überschaubar ist von der Länge her.

 

Joshua Tree NP

Aber das ist nun einmal der Preis dafür das man schludert mit der Ausarbeitung im Vorfeld. Ich denke, wenn man alles vernünftig vorbereitet und ein bisschen liest kann man den Tag hier optimal ausreizen, ohne großartig die Wege doppelt fahren zu müssen.

Mit dem Mietwagen vorm Joshua Tree

Mit dem Mietwagen vorm Joshua Tree

 

So aber musste ich als allererstes mal feststellen, das sowohl der Kugelfelsen als auch der sich verneigende Baum von gestern Abend morgens rein GAR NICHT aus der richtigen Richtung ablichten lassen – völliges Gegenlicht! Da hier nichts zu holen ist gerade fahre ich erst einmal weiter zum Barker Dam Reservoir – so zumindest der Plan, nach wenigen Meter werde ich von einem Kojoten gezwungen anzuhalten …

Coyote

Coyote

 

Ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich glaube sogar es war der erste Kojote überhaupt den ich hier drüben jemals gesehen habe. Fasziniert fahre ich weiter, halte aber wenige Meter später bereits wieder. Ein paar Felsen haben es mir angetan welche ich aus dem Augenwinkel entdeckt habe.

Unbeeindruckt davon, dass der Kojote hier irgendwo herum streunern muss, greife ich die Kamera und tobe mich erst einmal aus. Ich gehe einfach mal davon aus das ich eh nicht besonders gut schmecke.

Boulders

Boulders

 

Wall Street Mill

Mein nächster Stopp war dann das vorhin bereits erwähnte Barker Dam Reservoir. Ich habe Bilder im Vorfeld gesehen wo das Reservoir mit Wasser gefüllt war und sich die Felsen dahinter in diesem gespiegelt haben – DAS wollte ich auch sehen. Die Realität sah jedoch leider völlig anders aus heute.

Obwohl es ja eigentlich Winter/Frühjahr hier ist und man im Prinzip davon ausgehen sollte das sich etwas Regen oder Schmelzwasser angesammelt hat war alles knochentrocken. In meinem Auto war vermutlich durch Getränke mehr Flüssigkeit vorhanden als es hier der Fall gewesen ist. Beim lesen dieser Zeilen muss ich selber schmunzeln, „Schmelzwasser“ in der Wüste, ja ne … ist klar.

Also hat auch die zweite Location auf der heutigen To-do-Liste erst einmal nicht wirklich das gehalten was ich mir von ihr versprochen hatte. Aber so schnell gibt man ja nicht auf, gleich „nebenan“ ist quasi noch ein Trail. Dieser führt zur Wall Street Mill, einer alten Goldmine, von der man sich noch die Überbleibsel ansehen kann.

Auf dem Weg dorthin kommt man noch an einem recht fotogenen Schrottkarren vorbei – das Fotoherz geht erstmal wieder auf.

Schrottkarren am Wegesrand

Schrottkarren am Wegesrand

 

Ich frage mich allerdings, WIE die Karre hier mitten in die Pampa kommt !? Und nö, die Wolken sind nicht pixelig, die WAREN einfach so merkwürdig.

Die Miene selbst reißt mich dann zwar nicht vom Hocker, trotzdem bleibe ich eine ganze Zeit hier und laufe auch noch ein Stück weiter um zu schauen ob evtl.noch etwas „kommt“.

Wall Street Mill

Wall Street Mill

 

Da ist aber nicht der Fall, bis auf eine zweite rostige Karren und irgendwelches alte Gerümpel ist die Suche nicht sehr ergiebig.

Und noch eine fotogene "Old Car"

Und noch eine fotogene „Old Car“

 

Ich könnte das jetzt hier noch mit jeder Menge sinnvollem Text füllen und einiges zur Geschichte der Miene erzählen, aber wozu gibt es Google?

Irgendwann mache ich mich schließlich wieder auf den Rückweg zum Auto. Ich überlege kurz noch zum Wonderland Wash zu gehen, habe aber irgendwie keine richtige Lust gerade dazu. Der Tag ist schließlich noch lang und es gibt bestimmt jede Menge zu sehen!

Der vorhin noch menschenleere Parkplatz ist inzwischen gut gefüllt, die meisten Leute machen sich auf den kurzen Trail zum Barker Dam und mir liegt es auf der Zunge ihnen zu sagen das man sich das eigentlich schenken kann.

Ich fahre die Park Road weiter und werde quasi immer in wieder genötigt anzuhalten, weil ich irgendetwas tolles entdecke was sich abzulichten lohnt – so zum Beispiel ein „gespaltener Fels“, der aussieht als wenn ihn irgendetwas in zwei Hälften geteilt hat.

Geteilter Fels

Geteilter Fels

 

Ähnliche Formationen habe ich bisher eigentlich nur in Australien gesehen. Bei dieser Stelle hier bleibe ich eine ganze Zeit lang und tobe mich regelrecht aus, sie hat glaube ich keinen Namen und befindet sich quasi linke Hand auf dem Weg in Richtung Hidden Valley.

Beim Broken Rock

Beim Broken Rock

 

Beim Broken Rock

Beim Broken Rock

 

 

Hidden Valley

Zum Hidden Valley geht es dann auch als Nächstes. Hier soll es eine Steinformation geben die aussieht wie ein Hünengrab – aber auch diese befindet sich morgens leider völlig im Gegenlicht. Ich beschließe daher erst einmal zu frühstücken.

Danach entscheide ich mich für den Hidden Valley Trail, der den Besucher auf einen Loop durchs Hidden Valley mit seinen Gesteinsformation führt. Ein gemütlicher Spaziergang, auf dem es einiges zu sehen gibt.

Hidden Valley Trail

Hidden Valley Trail

 

Keys View

Zwischendurch fahre ich irgendwann hoch nach Keys View. Ich wollte eigentlich mal einen Blick auf DAS Ding werfen, was irgendjemand nach mir benannt hat, die St.Andreas Fault. Nur schade, dass das Wetter SO diesig gewesen ist, das daran kaum zu denken war. WAS die schlechte Sicht ausgelöst hat, sollte ich im späteren Verlauf des Tages noch merken. Ein Sandsturm war nämlich im Anmarsch.

Die Aussicht bei Keys View ist recht diesig heute

Die Aussicht bei Keys View ist recht diesig heute

 

Skull Rock

Hier gab es jedenfalls nicht wirklich viel zu sehen heute, daher fahre ich nach kurzer Zeit bereits weiter. Nächster Stopp: Der Skull Rock. Der liegt aber quasi direkt am Straßenrand und somit beschränkt sich der Stopp tatsächlich nur auf wenige Minuten.

Skull Rock

Skull Rock

 

 

Split Rock

Weiter geht es zum Split Rock. Der Name ist Programm, ein riesiger Fels ist hier quasi in der Mitte gespalten, als wenn ihn irgendwann einmal der Blitz getroffen und in zwei Hälften geteilt hätte.

Vielleicht war es aber auch Odins Schwert. Oder Bruce Lee mit einem Handkantenschlag. Oder Chuck Norris hat ihn böse angeguckt. Man weiß es nicht. Schaut jedenfalls gut aus, aber meinen persönlichen „Split Rock“ habe ich ja schon viel früher gefunden an dem Tag.

Split Rock

Split Rock

 

 

Der Fels ist riesig groß, eigentlich hätte ich mich mal davor stellen müssen für einen Größenvergleich! Ich laufe jedenfalls den kompletten Nature Trail am Split Rock. Unterwegs muss ich allerdings tatsächlich manchmal stehen bleiben und mich neu zu orientieren. So ein „Nature Trail“ ist halt nicht immer wirklich sehr gut ersichtlich.

Auf dem Split Rock Trail

Auf dem Split Rock Trail

 

Immer wieder findet man diverse „Splitted Rocks“ hier, das ist ganz interessant. Ich weiß nicht, ob der Blitz hier so oft einschlägt oder so, was ist hier bitte los?

Kleiner Split Rock

Kleiner Split Rock

 

Nach knapp 1.5 (!) Stunden bin ich schließlich zurück am Auto. Was als kleine Wanderung geplant war, hat sich also länger hingezogen als ich dachte. Aber das hat auch definitiv daran gelegen, dass ich manchmal echt gar nicht wusste, wohin ich überhaupt laufen muss. Ich hab schon die Schlagzeilen vor mir gesehen „Deutscher Wanderer hat sich im Joshua Tree National Park verlaufen und ist 10 Meter vor Erreichen der Straße verdurstet“ *flöt*

 

White Tank Campground

Nach der „kurzen“ Wanderung mache ich mich schließlich auf zum White Tank Campground. Dort gibt es einen kurzen Trail der zum Arch Rock führt. Und obwohl der Campground gut besucht ist, bin ich total alleine auf dem Trail.

Der Arch Rock ist gewaltig, ebenso wie der Split Rock. Das lässt sich ohne geeigneten Größenvergleich leider kaum erahnen. Zudem ist auch hier ein Weitwinkel absolut vonnöten, da man nach hinten raus kaum Möglichkeiten hat sich weit genug zu entfernen.

Der gewaltige Arch Rock im Joshua Tree National Park

Der gewaltige Arch Rock im Joshua Tree National Park

 

Ich kraxel ein wenig bei dem Arch herum, mache einen weiten Schritt auf einen Felsvorsprung … und höre plötzlich nur noch ein grelles rrrrrrrrratsch! Wuah! Mein erster Gedanke: Bitte, lass nicht die Hose am Hintern gerissen sein. Und ich wurde erhört, die Hose war NICHT am Hintern gerissen. Dafür aber von der vorderen Tasche rechts bis fast zum Knie! Aaahhhh !! Wie sieht DAS denn bitte jetzt aus?

Ich gehe erst einmal zurück zum Auto, um zu schauen, ob man da eventuell noch irgendwie was „richten“ kann. So, dass es halt nicht GANZ so bescheuert aussieht. Mir kommt aber nicht der Hauch einer Idee, und so verbringe ich den Rest des Tages halt im Schlumpf-Look. Auch egal irgendwie, mich kennt ja hier niemand. Wenn jemand fragt sage ich halt, das war der Kojote von heute Morgen, aber ihr solltet DEN erstmal sehen !!

Ich fahre noch einmal zum Hidden Valley Parkplatz, der komische Hühnengrab-Felsen müsste inzwischen eigentlich halbwegs gut abzulichten sein. Aber irgendwie bin ich immer noch zu früh. Auch hierbei scheint es sich also eher um eine Spätnachmittag-Location zu handeln – wie so vieles andere in diesem Park auch. Aber man kann ja nicht überall gleichzeitig sein.

Huehnengrab

Huehnengrab

 

Jumbo Rocks Campground

Als krönenden Abschluss heute wollte ich noch einmal zu den beiden Felsen von gestern, die ich quasi im letzten Licht noch erwischt habe. Heute musste ich ja nicht suchen und wusste genau wo ich hin muss. Ich konnte es also relaxt angehen lassen.

Es folgen ein paar Bilder in loser Reihenfolge. Ausnahmsweise auch mal aus völlig anderen Perspektiven vom sich verneigenden Baum. Einfach um einmal zu zeigen wie es AUCH aussehen kann

Jumbo Rocks Area

Jumbo Rocks Area

 

Der "Leaning Tree" bei der Jumbo Rocks Area

Der „Leaning Tree“ bei der Jumbo Rocks Area

 

Der "Leaning Tree" bei der Jumbo Rocks Area von der anderen Seite

Der „Leaning Tree“ bei der Jumbo Rocks Area von der anderen Seite

 

In der Ecke beim Kugelfelsen treffe ich auf zwei Asiaten die versuchen bis ganz nach oben zu klettern. Ich sag ja, die haben echt einen an der Waffel. Was wollen die oben machen … die Kugel runterschubsen?

Der Kugelfelsen bei der Jumbo Rocks Area

Der Kugelfelsen bei der Jumbo Rocks Area

 

Ein gefühlter 50-Stunden-Tag neigt sich dem Ende. Ich hab mich, glaube ich, zwischenzeitlich gefühlt wie ein kleines Kind, was die Welt anfängt zu entdecken! Meine Güte, den Joshua Tree National Park hatte ich gar nicht so wirklich auf dem Schirm. Aber was ist DAS bitte für ein toller Park? Und ich Depp bin schon zwei Mal hier gewesen vorher und habe nur an der Oberfläche gekratzt!

Der Sonnenuntergang fällt wegen immer stärker aufkommenden Wind und jeder Menge Sand in der Luft adHoc aus, ich hoffe mal, dass sich das bis morgen wieder beruhigt!

Dann geht es weiter in Richtung Phoenix. Wenn das Wetter mitspielt würde ich gerne den Apache Trail fahren. Schauen wir mal …