Die Nacht war ruhig und Dank Self Check-Out sind wir wieder schön früh unterwegs. Frühstück gibt es auf der Fahrt, wir haben uns gestern Abend im Coles noch einige Teilchen und so’n Zeugs geholt. Gleichzeitig essen, fahren und während der Fahrt Fotos knipsen fördert eben die Multitasking-Fähigkeit.

Zwei Möglichkeiten gibt es von Albany nach Esperance zu fahren: Die eine ist den Highway an der Küste entlang, die andere ist via Stirling Range National Park. Wir haben uns für letztere entschieden, da wir uns mehr Abwechslung und vielleicht ein paar Wildflowers davon versprechen.

Für Wildblumen ist Stirling Range nämlich recht bekannt. Über 1500 unterschiedliche Arten gibt es dort, von denen viele endemisch sind. Sage und schreibe 123 Orchideenarten soll es sogar dort geben. Es gibt auch einen eigens angelegten Wildflower-Walk. Bei der Zufahrt auf die Gebirgsketten des Nationalparks befinden wir uns plötzlich mitten zwischen zwei Nebelfeldern. So sieht es hinter uns aus …

Auf der Fahrt zum Stirling Range NP

Auf der Fahrt zum Stirling Range NP

 

… und so schaut es vor uns aus …
Auf der Fahrt zum Stirling Range NP

 

… auch wenn hier auf dem Foto augenscheinlich nur ein paar kleine Wölkchen den blauen Himmel trüben, links und rechts des Sichtfeldes war Nebel, Nebel und nichts als Nebel. Die zwei unterschiedlichen Fotografier-Richtungen (ich hab lediglich eine Drehung um 180° gemacht) zeigen sehr gut wie die Farben variieren können!

Bald haben wir dann den Abzweig zum Wildflower-Walk erreicht. Diesen kann man aber heute leider komplett vergessen, weil er nicht hoch genug und somit im Nebel liegt. Also fahren wir weiter nach Bluff Knoll, mit 1073 m der höchste Punkt hier im Park.

Der Weg nach Bluff Knoll ...

Der Weg nach Bluff Knoll …

 

Der Parkplatz von dem die Wanderwege abgehen ist zwar mit knapp 450 m nicht ganz so hoch, aber auch von dort hat man bereits einen guten Blick auf die Umgebung.

Aussicht vom Bluff Knoll Parkplatz

Aussicht vom Bluff Knoll Parkplatz

 

Laut Schild dauert die Wanderung in die Berge ca. 3 – 4 Stunden, wir begnügen uns mit dem Parkplatz am Scenic Point unterhalb von Bluff Knoll und frühstücken erst einmal schön ausgiebig.

Schild am Bluff Knoll Trail

Schild am Bluff Knoll Trail

 

Neben Bluff Knoll gibt es noch einige andere Berge hier im Park, die allesamt erwandert werden können. Toolbrunup Peak und Ellen Peak sind mit 1052 bzw. 1012 m die beiden höchsten davon. Mt. Trio, Mt. Magog, Mt. Hassell und Talyuberlup Peak sind jeweils alle um die 800 m hoch.

Vor plötzlichen Wetterumbrüchen warnt ein Hinweisschild. Selbst Schnee soll es hier plötzlich schon einmal gegeben haben. Pudelmütze also nicht vergessen. Was nicht so schön ist: Ein weiteres Schild warnt vor Langfingern, welche die Autos am Parkplatz aufbrechen …

Das Diebe hier leichtes Spiel haben verwundert allerdings auch nicht. Viele Autos verirren sich vermutlich eh nicht hier hoch, und wenn man dann 3 oder 4 Stunden auf einer Wanderung ist hat man ja eigentlich leichtes Spiel. Dazu kommt noch, dass jedes herannahende Auto bereits lange vorher vom Parkplatz her ausgemacht bzw. gehört werden kann. Jegliche Wertgegenstände sollten also aus dem Blickfeld verschwinden !!!!

Da wir frühzeitig in Esperance sein wollen wandern wir den Trail natürlich nicht sondern fahren nach dem Frühstück langsam weiter gen Osten.

Im weiteren Verlauf passiert eigentlich dann nicht wirklich viel. Die Strecke ist teilweise kilometerlang gerade wie an einer Schnur gezogen und geht über endlos erscheinende Bumps in Richtung Fitzgerald National Park. Dieser Park ist 3.390 km² groß und liegt genau zwischen Bremer Bay und Hopetown. Auch hier gibt es zahlreiche Pflanzenarten und eine Scenic Road die im unteren Verlauf traumhafte Küstenansichten bieten soll. Zumindest kann man es so vereinzelt lesen im Internet.

Wir hatten uns deshalb vorgenommen die Gravel Road DURCH den Park zu fahren, da die Strecke vermutlich landschaftlich schöner ist als außen herum. Ein Hinweisschild an der Rangerstation besagt aber, dass ausgerechnet die Durchgangsstraße zum südöstlichen Ausgang des Parks im weiteren Verlauf „temporarly closed for all traffic“ ist …

Bumps soweit das Auge reicht ...

 

… obwohl die Piste hier Anfangs eigentlich tadellos aussieht. Das war also mal wieder nichts. Sicherlich hätte man auf gut Glück auch einfach weiterfahren können, aber die ganzen Kilometer dann im Zweifelsfall wieder umkehren zu müssen wollten wir auch nicht wirklich riskieren.

Piste im Fitzgerald National Park

Piste im Fitzgerald National Park

 

Virtuell bringt uns das nur im Moment nicht wirklich weiter. Frei nach dem Motto „aus den Augen aus dem Sinn“ drehen wir deshalb nach wenigen Kilometern um und weiter geht die Reise, vorbei an zahlreichen Creeks …

Creek

 

… und einem sehenswerten Tümpel
Tümpel kurz vor Esperance

 

 

Esperance

Um kurz vor 12 Uhr erreichen wir schließlich Esperance. Es ist DIE Stadt, nach der weiter in Richtung Osten erst einmal laaaaaaaange kein wirklicher Ort mehr kommt. Erst über 2000 km weiter erreicht man Adelaide und ist dann eigentlich bereits im Südosten Australiens.

Die Orientierung hier in Esperance fällt uns Anhieb recht leicht und wir beschließen als erstes den rund 40 km lange Great Ocean Drive abzufahren. Dieser führt an zahlreichen Traumstränden und Buchten vorbei und bringt uns über eine großen Loop wieder zurück zum Zentrum. Damit Ihr wisst woher der Great Ocean Drive genau verläuft gibt es hier eine sehr gute Karte im pdf-Format.

Bereits der erste Strand an dem man vorbeikommt, er hört auf den Namen West Beach, hat es in sich und wir sind sofort sprachlos. So etwas haben wir wirklich ganz selten gesehen bisher!

West Beach bei Esperance

West Beach bei Esperance

 

Das Wasser hat fast schon unwirklich erscheinende Farben und der Strand ist so gut wie menschenleer. Von West Beach aus blickt man über den Chapmans Point bis in die rechte Bucht namens Blue Haven. Eigentlich nicht zu glauben, dass DAS nur ein Strand von vielen hier sein soll.

Da wir noch einige Kilometer vor uns haben fahren wir weiter, als erstes wollen wir uns nämlich mal einen Überblick verschaffen wo es am schönsten ist.

West Beach

 

Blue Haven ist dann auch unser nächster Stopp, ein paar Surfer warten draußen erwartungsvoll auf die perfekte Welle …

Warten auf die perfekte Welle ... Surfer bei Esperance

 

Surfers Dream

 

Von einem Lookout hier hat man einen fantastischen Blick zurück in Richtung Chapmans Point und die Windfarm …

Blick in Richtung Chapmans Point und Windfarm

 

Nächster Halt ist der Fourth Beach. Durch die hohen Dünen hier sind die Farben wieder völlig anders, es sieht viel rauer und naturbelassener aus als an den anderen Stränden zuvor.

Fourth Beach

Fourth Beach

 

Am Ende dieses Strandabschnittes kommt dann die für uns definitiv schönste Stelle der bisherigen Fahrt. Es ist der Strand bei Twilight Beach. Hier befindet sich auch der größte Parkplatz des gesamten Great Ocean Drives. Man merkt direkt das dieser Ort nicht nur uns sehr gut gefällt.

Blick in Richtung Twilight Beach

Blick in Richtung Twilight Beach

 

Twilight Beach

Twilight Beach

 

Hier könnte man sich echt wuschig knipsen, man muss wirklich aufpassen nicht in einem wahren Foto-Rausch zu verfallen … dem Panorama-Rausch sind wir beide irgendwie auch schon heimlich still und leise erlegen. Ich glaube, niemals zuvor haben wir so viele Panoramen geknipst wie hier in diesem Urlaub!

Twilight Beach Panorama

 

Auf jeden Fall gefällt es uns hier beim Twilight Beach auf Anhieb so gut, das wir beschließen uns eine Zeit lang an den Strand zu legen und abzuschalten. Die markante Felsformation mitten im Wasser ist ein beliebtes Postkartenmotiv wie wir später noch festgestellt haben.

Das Strandende wird ebenfalls von einigen großen Felsen begrenzt, auch hier kraxeln wir begeistert eine gefühlte halbe Ewigkeit herum.

Rocks am Ende des Twilight Beach

 

So vergeht einige Zeit, wir vergessen fast, dass wir hier eigentlich am anderen Ende der Welt sind. Weit und breit ist ja eigentlich nicht wirklich viel … und mitten im „Nicht viel“ hat man plötzlich solche Strände … kaum zu glauben !!

Der gefürchtete kräftige Wind der hier eigentlich jeden Tag irgendwann aufziehen soll scheint übrigens heute einen Tag Urlaub gemacht zu haben. Außer einer leichten erfrischenden Brise ab und zu weht nämlich kein Lüftchen. Das ist aber auch gut so, wir haben nämlich beide keine Lust gepudert und gezuckert zu werden.

Lustig zu beobachten war übrigens ein Fotograf der seine gesamte, aus zwei großen Koffern bestehende, Ausrüstung am Strand ausgebreitet hat. Soviel „Zeugs“ zum fotografieren hab ich auch noch nie auf einem Haufen gesehen, keine Ahnung was man damit alles anstellen soll !? Ich hätte noch nicht einmal gewusst wie ich die eine Millionen Einzelteile in den Koffern zu einer Kamera zusammensetzen muss.

Na ja, vielleicht hat er fleißig McGyver geguckt früher, dann könnte er sich aus den ganzen Objektiven vielleicht ein Mini-U-Boot bauen. Erfinderisch war er jedenfalls, was sich auch bei der Wahl seines Fotostandpunktes gezeigt hat. Und ich hab SO darauf gewartet, dass es mal EINE große Welle bis vorne an den Strand schafft …

Ob er wohl trockene Füße behält?

 

Nachdem wir uns also ein wenig gesonnt und ausgeruht haben machen wir uns wieder auf den Weg, der Rundkurs ist schließlich noch nicht zu Ende. Nächster lohnenswerter Stopp ist der Observatory Point knappe 15 km vom Startpunkt entfernt. Zum Lookout zweigt eine Stichstraße ab und führt extrem steil hinunter zu einem kleinen Parkplatz. Auf der Fahrt dort hinunter bieten sich abermals sagenhafte Einblicke auf die in der Ferne liegende Rückseite des Twilight Beach …

Blick von der Stichstraße zum Observatory Point

 

Vom Parkplatz aus kann man zwei Treppen nehmen, eine führt hinauf zu einem Lookout mit einer grandiosen Rundumsicht, der andere führt hinunter zum Strand. Letzterer ist recht anstrengend und geht ziemlich in die Beine, aber in der Ruhe liegt die Kraft. Runter kommen sie alle …aber ob sie auch alle hier wieder rauf kommen?

Treppe beim Observatory Point Lonely Tree

Im weiteren Verlauf halten wir noch am Nine Mile Beach, der Ten Mile Lagoon und kommen schließlich erneut zu einem Pink Lake, der aber heute anscheinend ebenfalls keine Lust hat pink zu sein, sondern in einem schönen hellblau leuchtet …

Der heute nicht so pinke Lake bei Esperance

Der heute nicht so pinke Lake bei Esperance

 

Eine Alpaka – Farm sehen wir ganz zum Schluss auch noch …
Alpaka-Farm

Alpaka-Farm

 

… bevor es dann wieder zurück geht hinein nach Esperance. Hier halten wir noch am Hafen und bummeln ein wenig die Promenade rauf und runter. Der Hafen gilt übrigens als tiefster Hafen ganz Australiens. Das kann gut sein, denn südlich von hier befindet sich der größte Unterwassercanyon der Welt. Er hat vermutlich eine durchschnittliche Tiefe von bis zu 4170 m und ist circa 3200m breit.

Zum Vergleich: Der größte überirdische Canyon, der Grand Canyon, hat“nur“ eine durchschnittliche Tiefe von 1600m. Er ist allerdings an der breitesten Stelle 29 km breit.

Esperance Yachthafen

 

Esperance Industriehafen

 

Am frühen Abend gab es ein Subway-Sub zum Abendessen. Danach haben wir noch einen Spaziergang zum Pier gemacht, der das Ende des örtlichen Hausstrandes darstellt. Hier haben wir uns den Sonnenuntergang angeschaut und sind anschließend wieder zurück zum Hotel gebummelt.

Sunset am Pier in Esperance

Sunset am Pier in Esperance

 

Morgen wollen wir dann in den nah gelegenen Cape Le Grand NP. Dort gibt es unter anderem die Lucky Bay, mit dem angeblich schönsten Strand Australiens. Hoffentlich spielt das Wetter weiterhin mit, die Vorhersage sagt eigentlich genau das Gegenteil von heute voraus. Und heute war es ja super schön! Bis morgen …