Geweckt werden wir heute Morgen von den krächzenden und zwitschernden Kakadus auf einigen Stromleitungen vorm Hotel. Das nenne ich mal eine hübsche Art aufzuwachen. Das Wetter scheint heute wesentlich besser zu sein, keine Wolke trübt den stahlblauen Himmel !! Eigentlich wollten wir heute als erstes nach Red Bluff. Aber da das eher eine Nachmittagslocation ist verschieben wir das auf später und fahren als Erstes gegen halb 8 Uhr auf der Ajana Kalbarri Road zum Ross Graham Lookout.

Im vorbeifahren schauen wir kurz links in den Abzweig zur Natures Window – Area. Die Piste sieht aber eher bescheiden aus und der Regen gestern hat anscheinend ganze Arbeit geleistet. Ob ein späterer Abstecher hier überhaupt möglich ist, wird sich zeigen.

So früh am Morgen ist wieder einmal die Hölle los am Straßenrand. Mehrmals muss ich wegen verwirrten Kamikaze-Kängurus ziemlich in die Eisen steigen. Fahrten zu Tagesbeginn und in der Dämmerung sind also in der Tat nichts für schwache Nerven und man muss aufpassen wie ein Schießhund, wenn man nicht eine neue Kühlerfigur mit sich herumfahren möchte.

Ein kleines YouTube – Video von uns zeigt in etwa, WIE urplötzlich solch ein Känguru seine Richtung ändern und vor das Auto springen kann!

Ajana Kalbarri Road

Ajana Kalbarri Road

 

Um 8 Uhr waren wir dann bereits wieder am Ross Graham Lookout. Wir schauen uns kurz den Fluss vom Aussichtspunkt aus an und beratschlagen, ob wir unten nach links oder rechts gehen wollen. Wir entscheiden uns für letzteres.

 

 

Murchison River

Unten am Murchison River müssen wir diesen jetzt erst einmal überqueren. Nicht so ganz einfach, da es nur eine einzige Stelle gibt im Moment, wo man von Stein zu Stein springen kann um auf die andere Seite zu kommen. Die Steine sind kleine Slickrocks, von denen zudem einige recht wacklig sind, wenn man sie betritt. Im ungünstigsten Fall kann man sich also nasse Füße holen …

Hier kommt man auf die andere Seite

Hier kommt man auf die andere Seite

 

Vertrocknete Wasserfallspuren

Vertrocknete Wasserfallspuren

Über hunderte und aberhunderte von Steinen klettern wir am anderen Flussufer bis wir endlich eine sandige Fläche erreichen, auf der wir zum ersten Mal darüber nachdenken, das hier ja eigentlich auch irgendwelches Viehzeug rumkriechen könnte unter den vielen Steinen. Und so einer Schlange oder gar einer Giftspinne müssen wir beide nicht wirklich begegnen. Na ja, mit diesem Gedanken beschäftigen wir uns dann später auf dem Rückweg.

Da wir hier absolut alleine sind, durchschneidet wieder einmal nur das krächzen der Raben von Zeit zu Zeit die unglaubliche Stille. Noch nicht einmal der Wind ist zu hören. Fast schon unheimlich! Aus einem Gebüsch hören wir das Gezwitscher eines bunten Vogels …

Sittich
Wanderung am Murchison River entlang

… bei näheren hinsehen entpuppt dieser sich als Sittich – bloß welcher das genau ist können wir beide nicht so wirklich sagen. Nur ein Stückchen weiter gibt es einen kleinen Arch in der Felswand, leider liegt der noch komplett im Schatten und dürfte erst am Nachmittag angestrahlt werden.

Ross Graham Arch
Ross Graham Arch

Immer noch hören und sehen wir keine Menschenseele und wir sind mal wieder froh so früh hier zu sein – auch wenn es hier in diesem Teil des Parks weitaus ruhiger zugeht als vorne am Loop zum Beispiel. Irgendwie entspricht aber genau DAS hier gerade der Idealvorstellung, die wir von einer Wanderung haben.

Wir gehen weiter und landen auf einer sandigen Lichtung. Die steil aufragenden Felswände seitlich bieten ein imposantes Fotomotiv. Genauso wie der vertrocknete Boden, auf dem sich hier seit mehreren Monaten kein Regentropfen mehr verirrt zu haben scheint.

Murchison River Ross Graham Area

Murchison River Ross Graham Area

 

Trocken, trockener, am trockensten

Trocken, trockener, am trockensten

 

Knappe zwei Kilometer schätze ich mal laufen wir immer entlang am Fluss durch tiefsandiges Gebiet und langsam wird es etwas anstrengend. Außerdem steht die Sonne mittlerweile höher und damit wird es zusehends wärmer. Unseren Startpunkt der Wanderung haben wir bereits lange aus den Augen verloren. Nach schätzungsweise einem weiteren Kilometer drehen wir schließlich um, wäre es etwas kühler gewesen vermute ich mal das wir noch viel weiter gelaufen wären.

So ist das halt, wenn der Entdeckerinstinkt geweckt worden ist. Man fängt an zu überlegen von welchem Tier diese und jene Fußspur sein könnte, selbst die oft herumliegende „Kacke“ wird freudig interpretiert und irgendwelchen hüpfenden oder krächzenden Gesellen zugeordnet.

Flußufer des Murchison Rivers

Flußufer des Murchison Rivers

Am späten Vormittag erst sind wir zurück am Lookout, mittlerweile stehen zwar einige Autos oben auf dem Parkplatz, irgendwelche Leute haben wir aber nicht gesehen …. das Gebiet hier ist halt riesig und man kann wirklich stundenlang herumlaufen, ohne jemandem zu begegnen! So muss das eigentlich sein.

Auf dem Rückweg war eigentlich jetzt geplant nochmal die Piste zum Z-Bend in Angriff zu nehmen. Ein bestimmendes „no 2WD today“ vom Ranger am Eingangshäuschen erstickte unser Vorhaben aber bereits im Keim.

Jetzt blieben theoretisch noch zwei Alternativen: Eine geführte 4WD-Tour (buchbar im Visitor Center) oder für den Rest des heutigen Tages einen Jeep mieten. Letzteres ist für nur wenige Stunden effektiv zu teuer. Und auf eine geführte Tour haben wir eigentlich beide genau soviel Lust wie darauf, ein Klo mit einer Zahnbürste zu reinigen.

Wir überlegen hin und her und entscheiden und schließlich DAGEGEN. Das ist zwar schade, aber mal ehrlich: Mit 30 anderen Touristen zum Natures Window zu fahren, wo wir dann jeder 5 Minuten für ein Foto haben !? Nö, das brauchen wir beide nicht wirklich. Sandsteinfenster gibt es außerdem an der Küste auch, zudem ist man dort schön alleine und nicht unter Zeitdruck.

Unser Entschluss steht also fest, wir werden stattdessen intensiv die Küste erkunden. Vorbei an einem Scenic Point, von wo aus man auf den Ort blicken kann ….

Kalbarri Panorama

Kalbarri Panorama

 

… fahren wir als Erstes wieder nach Red Bluff. Von hier aus könnte man theoretisch auf den Klippen wieder bis zum Mushroom Rock Trail und weiter nach Pot Alley gehen. Dort waren wir ja gestern bereits. Da es uns so gut gefallen hat, machen wir uns aber zu Fuß erneut auf den Weg.

Dieser mehrere Kilometer lange Küstenabschnitt ist mit Abstand der dramatischste der gesamten Gegend. Mit dem Auto nur von einem zum anderen Scenic Point zu fahren ist hier definitiv viel zu schade.

Das ist aber leider genau das was die meisten machen. Jeder fährt zum Natures Window, kaum einer aber hat noch ausreichend Zeit sich dann der Küste zu widmen. Wir machen es also genau anders herum. Erst aus der Not heraus, später hätten wir es vermutlich gar nicht mehr anders machen wollen.

 

 

Red Bluff

Unsere Wanderung beginnt am Parkplatz bei Red Bluff, tretet also ein in die Wunderwelt dieser Küstenregion.

Parkplatz bei Red Bluff

Parkplatz bei Red Bluff

 

Blue Holes bei Red Bluff

Blue Holes bei Red Bluff

 

Felsüberhang bei Red Bluff

Felsüberhang bei Red Bluff

 

Die Farben heute sind völlig anders als gestern bei bewölktem Himmel. Einige Fotografen scheinen die Gunst der Stunde erkannt zu haben und so treffen wir hier und da immer wieder auf Leute die zwischen den Klippen herum kraxeln.

Frauchen bleibt plötzlich stehen und starrt wie gebannt aufs Meer hinaus. Sie hat ein paar Delphine wenige Meter von den Klippen vorbeischwimmen sehen. Leider sind sie aber zu schnell wieder verschwunden, um sie auf Speicherkarte zu bannen. Stattdessen kommen wir an ein paar Möwen vorbei …

Auch Möwen findet man hier überall

Auch Möwen findet man hier überall

 

Urgewaltige Wellen klatschen an die Küste

Urgewaltige Wellen klatschen an die Küste

 

Brandung

Brandung

 

Die Wucht der Brandung ist einfach unbeschreiblich. Wir verbringen immer wieder viel Zeit damit den Wellen zuzusehen wie sie gegen die Küste peitschen. Zum ersten Mal überhaupt fällt uns dabei auch auf das Wellen immer in 2er oder 3er – Sets angerollt kommen. Selten kommt nur eine einzige größere an.

Die Küste in der Nähe des Mushroom Rock

Die Küste in der Nähe des Mushroom Rock

 

Trail am Mushroom Rock

Trail am Mushroom Rock

 

Kurz hinter Red Bluff

Kurz hinter Red Bluff

 

Blick entlang der Küste in Richtung Mushroom Rock

Blick entlang der Küste in Richtung Mushroom Rock

 

Am Mushroom-Rock angekommen tauchen plötzlich wieder Delphine im Meer auf und wir haben eine Menge Spaß dabei den Tieren zuzusehen wie sie in den Wellen regelrecht surfen! So etwas haben wir bis jetzt immer nur im TV gesehen. Leider gelingt es uns beiden nicht so einen Moment zu fotografieren. Aber alleine dieses Schauspiel zu beobachten ist schon ziemlich irre!

Wilde Delphine im Meer

Wilde Delphine im Meer

 

Die perfekte Welle

Die perfekte Welle

 

Küste beim Mushroom Rock

Küste beim Mushroom Rock

 

Interessant wird es jetzt in der Gegend um den Mushroom Rock … wobei der eigentliche namensgebende Fels zu vernachlässigen ist. Viel interessanter sind die zahlreich herumliegenden kleinen Felsbrocken, unter denen sich auch eine Art Brain Rock befindet.

Beeindruckende Steinklumpen an der Küste

Beeindruckende Steinklumpen an der Küste

 

Brain Rock

Brain Rock

 

Hier herumzulaufen erweckt förmlich das Kind im Manne (und der Frau) wieder. Zahllose Gesteinsformationen und merkwürdig aussehende einzelne Felsen warten darauf entdeckt zu werden. Die typischen vertikalen „Röhren“ in manchen Bereichen der Felswand sind übrigens auf Silur Würmer zurückzuführen, welche hier vor über 40 Millionen Jahren heimisch waren und diese als Gänge benutzten.

Bizarre Formen im Sandstein

Bizarre Formen im Sandstein

 

Bizarre Formen im Sandstein

Bizarre Formen im Sandstein

 

Klippenüberhang

Klippenüberhang

 

Auf diesem Küstenabschnitt gibt es soviel zu entdecken, das man alleine hier mehrere Stunden verbringen kann. Schade, dass die meisten Besucher von Kalbarri der Küste viel zu wenig Beachtung schenken.

Sandstein

Sandstein

Was'n das?

Was’n das?

Aber unsere Wanderung ist ja noch nicht zu Ende. Wir gehen weiter nach Pot Alley, wo wir ja noch den angeblich vorhandenen Arch suchen wollen. Bereits jetzt sind wir aber restlos begeistert von der Küste hier.

Wer vor hat, hier nach Kalbarri zu kommen, sollte meiner Meinung nach unbedingt einen ganzen Tag nur dafür einplanen. Ein weiterer Tag geht für den Bereich des Nationalparks im Landesinneren drauf, wenn man Natures Window, Ross Graham usw. machen möchte.

Zwei volle Tage sollte man sich also Zeit nehmen für die Gegend ring um Kalbarri. Auch Pot Alley sieht heute bei Sonnenschein wieder völlig anders aus …

Bucht bei Pot Alley

Bucht bei Pot Alley

 

Und auch der Arch kann sich nicht weiter vor uns verstecken. Wobei es sich eigentlich nicht direkt um einen Arch, sondern um einen Bridge handelt. Die donnernden Wellen, die unter ihr hindurchrauschen, lassen erahnen welche Kraft hier auf die Felsen ausgeübt wird im Laufe der Jahrtausende.

Pot Alley Arch

Pot Alley Arch

 

An einigen Stellen kann man die Steilküste heraufklettern, von weiter oben ist auch das Panorama der Bucht entstanden, was man oben sehen kann. Und einige skurrile Felsen dürfen natürlich nicht fehlen.

Klippen bei Pot Alley

Klippen bei Pot Alley

Crooked Rock

Crooked Rock

Ziemlich beeindruckend ist auch eine kleine Höhle die wir im Bereich des Strandes ausfindig machen … bei Flut möchte man hier glaube ich nicht wirklich sein …

Cave View

Cave View

 

So vergeht die Zeit, bis zum späten Nachmittag sind wir unterwegs und geraten förmlich in eine Art Foto-Rausch. So faszinierend hätten wir uns es niemals vorgestellt und Red Bluff mausert sich heimlich still und leid zu unserer Lieblings-Location.

Bevor es dunkel wird und wir nichts mehr sehen gehen wir aber wieder zurück. Irgendwo in eine Felsspalte zu stürzen, weil man nicht mehr sieht, wo man hingeht muss nun wirklich auch nicht mehr sein. Pünktlich zur Golden Hour sind wir dann wieder bei Red Bluff und erleben einen Sonnenuntergang wie man ihn wohl nur hier in Westaustralien erleben kann …

Red Bluff zur Golden Hour

Red Bluff zur Golden Hour

 

Frauchen beim Sunset-Shooting

Frauchen beim Sunset-Shooting

 

Die letzten Sekunden, bevor die Sonne verschwindet

Die letzten Sekunden, bevor die Sonne verschwindet

 

Mirror Lake Sunset

Mirror Lake Sunset

 

Ein fast perfekter Tag neigt sich damit dem Ende, die ganze Zeit haben wir kein einziges Wölkchen am Himmel gesehen. Morgen geht es dann weiter nach Denham, wo wir unser Motel beziehen, um von dort aus nach Monkey Mia zu fahren. Dort waren lange im Vorfeld bereits sämtliche Unterkünfte ausgebucht. Ein kleiner Fauxpas passiert uns dann noch auf dem Rückweg. Eigentlich wollten wir nämlich vorsichtshalber noch volltanken. Alle drei Tankstellen im Ort haben allerdings bereits geschlossen.

Mittlerweile weiß ich ungefähr wie weit ich bei welchem Stand der Tanknadel noch fahren kann, eine Restkilometeranzeige gibt es nicht. Ich vermute mal, das wir so an die 200 km weit kommen müssten. Die nächste Möglichkeit zu tanken ist aber das ebenfalls knapp 200 km entfernte Billabong Roadhouse. Okay, wir könnten auch bis 7 Uhr morgen früh warten, dann macht hier die erste Tankstelle wieder auf.

Da wir aber natürlich möglichst früh an der Shark Bay sein wollen, um die Delphine bei Monkey Mia vormittags noch zu sehen, ist unser Vorhaben klar: Sobald es dämmert fahren wir los! Drei Vater unser und den Teller leer essen sollten reichen damit wir es bis zum Roadhouse schaffen … schaun’mer mal. Jetzt geht’s erst einmal wieder schlafen, mal sehen, ob uns die Kakadus morgen früh wieder wecken.