Eine längere Fahrt in Richtung Shark Bay steht heute an. Wie geplant fahren wir bereits bei Dämmerung los und haben erneut mit allerlei Kängurus zu kämpfen bis wir den Highway erreichen. Die Tanknadel verhält sich eigentlich die ganze Zeit genau so, wie ich es auch erhofft habe – zum Glück.

Die kleinen Kilometersteine am Straßenrand, welche immer in 10 km – Schritten aufgestellt sind, waren mir übrigens eine große Hilfe dabei abzuschätzen, ob es nun mit dem Tank noch hinhaut oder nicht. Schätzungsweise mit noch drei oder vier Litern im Tank erreichen wir dann endlich das Billabong Roadhouse & Motel.

Ich frage mich, ob ich jemals schwitzigere Hände im Leben hatte als auf den letzten Kilometern. Jetzt weiß ich auf jeden Fall, wenn man Nervenkitzel sucht ist jede Achterbahn ein Dreck dagegen. Man fährt einfach mit wenig Benzin irgendwo in Australien los und hofft das man es bis zur nächsten Tanke schafft …

 

Kurz vorm Abzweig zur Shark Bay liegt das Billabong Roadhouse

Kurz vorm Abzweig zur Shark Bay liegt das Billabong Roadhouse

 

Der Typ hinter der Kasse war dann mit großem Abstand von der Sprache her der Heftigste während des gesamten Urlaubes. Eigentlich ist es ja ganz einfach … man geht hinein, sagt die Nummer der Zapfsäule, gibt die Kreditkarte ab und verlangt eine Quittung. Das wäre vermutlich auch dieses Mal alles ganz einfach gewesen – wenn der Kerl einfach den Mund nicht aufgemacht hätte. Ich hab – grob gesagt – so gut wie GAR NIX von dem verstanden was er da an Worten aus seinem Mund gequetscht hat.

Wüsste ich es nicht besser, würde ich sagen, dass ich gerade dem leibhaftigen Erfinder des Strine-Slangs gegenüber stehe. Ich möchte mir gar nicht vorstellen, wie es im tiefen Outback sein muss. Am besten sollte man sich dann wohl vorher ein Wörterbuch Strine – Englisch, Englisch – Strine besorgen!

Irgendwie hat dann aber doch alles geklappt und mit einem fröhlichen „No worries man“ werde ich verabschiedet. Knappe 26 km hinter dem Billabong kommt man zum Overlander Roadhouse.

 

 

Shark Bay

Hier ist dann bereits der Abzweig in Richtung Shark Bay Area, welche knapp 22.000 km² der Peron – Halbinsel einnimmt. Von hier aus ist es eigentlich eine überschaubare Fahrzeit bis nach Denham und wir sind guter Dinge das wir rechtzeitig in Monkey Mia ankommen …

 

Shark Bay Sign

Shark Bay Sign

 

Auf dem Weg nach Denham passiert entlang der Shark Bay Road eigentlich nicht wirklich viel, außer das es mit jedem gefahrenen Kilometer wärmer wird. Deshalb ziehen wir uns erst einmal auf einem Parkplatz etwas luftiger an, die lange Hose weicht einer Short und die Badeschlappen werden auch wieder hervor gekramt. So fährt es sich gleich viel angenehmer.

Der Name Shark Bay ist übrigens irreführend, Haie kommen eher selten hier in der Bucht vor. Stattdessen leben hier etwa 10.000 Gabelschwanzseekühe, viele Meeresschildkröten, Rochen, Seeschlangen und Wale. Daneben wachsen in der Bucht zahlreiche Fische, Krebs- sowie Nesseltiere heran.

Drei sehenswerte Stopps gibt es theoretisch auf dem Weg nach Denham, zum einen den Hamelin Pool, zum anderen den Shell Beach und schließlich noch Eagle Bluff. Letzterem werden wir heute Nachmittag noch einen Besuch abstatten, jetzt fahren wir zügig nonstop weiter bis nach Monkey Mia. Zwischendurch machen wir wieder Bekanntschaft mit der heimischen Tierwelt, eine Emu-Familie und ein paar Kängurus kreuzen wieder einmal die Fahrbahn …

 

Emu mit Anhang (links)

 

Känguru am Fahrbahnrand

 

Das hüpfende Känguru ist bei 110km/h aus dem fahrenden Wagen heraus fotografiert, das es unscharf ist weiß ich selbst *g* Bei der Gelegenheit ist es vielleicht interessant zu erfahren, dass Kängurus bis zu 90 km/h schnell werden können und in aller Regel an die 3 m weite Sprünge machen. Auf der Flucht können sie sogar 9 m weit springen.

Um kurz vor 10 Uhr erreichen wir die Einfahrt nach Monkey Mia, die sich exakt 26 km nördlich von Denham befindet. 6 Au$ pro Person werden hier fällig, der Nationalpark Pass hat hier keine Gültigkeit. Dafür kann man mit der Eintrittskarte von heute auch morgen noch einmal hierher kommen.

 

Monkey Mia Visitor Centre

Monkey Mia Visitor Centre

 

Was aber genau ist nun Monkey Mia überhaupt? Und wieso ist dieser Ort, der eigentlich nur aus einem großen Resort besteht, so weltbekannt? Nun, alles begann in den 1960ern. Eine gewisse Alice Watts fing an ein paar Delphine zu füttern, welche ihrem Mann – er war mit dem Boot hinaus zum Angeln gefahren – bis an den Strand gefolgt waren. Dieses Schauspiel wiederholte sich von da an einige Male und sprach sich herum.

In den 1980ern begannen dann einige Wissenschaftler die Delphine und deren Gewohnheiten zu untersuchen. Irgendwo musste ja der Grund für dieses Verhalten sein. Seitdem kommen namhafte Wissenschaftler und Delphinforscher aus der ganzen Welt hier zu diesem Ort. Inzwischen finanzieren zwei große Stiftungen diese Forschungen.

Mittlerweile ist es die dritte Generation der damaligen Delphin-Familie welche hierher an den Strand kommt. Jeden Morgen gegen 8 Uhr findet dann die Fütterung statt, welche von Rangern und einigen Volunteers durchgeführt wird. Zwischen 7 und 15 Delphine kommen regelmäßig bis auf wenige Meter an den Strand heran. In den letzten 5 Jahren ist es nur 2x passiert das man vergeblich gewartet hat. Was genau an diesen beiden Tagen passierte ist aber bis heute unklar.

Bei betreten des Strandes kann man bereits auf einem Schild sehr gut erkennen wo genau die Delphine immer hinkommen. Es ist die sogenannte Interaction Area. Hier ist schwimmen, schnorcheln etc. absolut tabu. Und auch wenn die Tiere dann wirklich da sind gibt es bestimmte Regeln an die man sich unbedingt halten MUSS !! So darf zum Beispiel keines der Tiere angefasst/gestreichelt werden, füttern mit irgendwelchen eigenen Dingen ist sowieso tabu!

Auch ins Wasser darf man im Moment nicht mehr (in aller Regel kann man fast knietief hinein) da es ein 3 Wochen altes Jungtier gibt. Es heisst Nicki, genauso wie eines der älteren Tiere und wird uns morgen noch viel Freude bereiten. Mehr dazu aber dann morgen früh … heute haben wir nämlich kein Glück mehr gehabt, wir kommen zu spät. Die Delphine sind bereits wieder weg und so beschließen wir uns erst einmal ein wenig an den Strand zu legen und zu faulenzen …

 

Strand von Monkey Mia

Strand von Monkey Mia

 

… zum ersten Mal in diesem Urlaub einfach nichts tun und relaxen, und das hier in Monkey Mia an einem Strand, der sich nicht zu verstecken braucht – einfach genial! Bis zum frühen Nachmittag bleiben wir hier, dann machen wir uns wieder auf den Weg. Vorher holen wir uns im Shop (der auch die einzig vorhandene Tankstelle beinhaltet) jeder noch ein Eis, das ist genau das richtige bei den Temperaturen hier.

Auf dem Rückweg kommen wir 5 km vor Denham noch an der unfassbar schön aussehenden Little Lagoon vorbei. Hier MÜSSEN wir natürlich halten, diese Farben sind einfach nicht in Worte zufassen.

 

Little Lagoon bei Denham

 Little Lagoon bei Denham

 

Dabei handelt es sich hier in der Tat eigentlich nur um eine Lagune bzw. kleinen Binnensee, der keinen direkten Zugang zum Meer hat. Wer „sicher“ baden möchte kann das also hier in aller Ruhe tun. Die Betonung liegt allerdings wirklich auf „baden“, zum schwimmen ist es hier einfach gar nicht tief genug. Man geht über hundert Meter ins Wasser bis man mal halbwegs nass wird. Solch ein Ort ist eigentlich viel zu schön um wahr zu sein !!

Grillplätze samt schattigem Unterstand sind ebenfalls am Strand vorhanden, leider steht aber an jedem der drei für uns sichtbaren bereits ein Wohnmobil und so strecken wir nur kurz unsere dicken Zehen ins Wasser. Gar nicht mal so kalt, das macht Lust auf mehr! Vorbei am Abzweig zum Traum aller 4WD-Fahrer, dem Francois Peron Nationalpark, fahren wir schließlich wieder zurück nach Denham.

 

Appartments in Denham

 

Mittlerweile müssten wir eigentlich in unserem Appartement einchecken können und genau das machen wir dann auch erst einmal. Die kleine Anlage des Oceanside Village besteht nur aus einzelnen Villen, nur die Küstenstraße trennt diese vom Strand. Das Wasser hier ist so flach und so türkis das man es eigentlich kaum glauben kann wenn man es nicht mit eigenen Augen sieht.

Wir machen noch kurz einen Stadt – bzw. Ortsrundgang um einen Überblick über die vorhandenen Einkaufsmöglichkeiten zu bekommen und finden alles was man so benötigt. Es gibt einige Supermärkte, zwei Tankstellen und ein paar wenige Essensmöglichkeiten. Selber kochen ist also wieder angesagt … das ist eh die einzig vernünftige und günstigste Alternative hier! Einen kurzen Abstecher zum Strand machen wir noch … allerdings nur um nachzuschauen ob unserer Augen uns vielleicht einen Streich spielen, oder ob das Wasser hier wirklich so aussieht wie es aussieht !?

 

Das Meer bei Denham

Das Meer bei Denham

 

Nach dem kurzen Rundgang fahren wir los in Richtung Eagle Bluff … eigentlich soll das eine Sunset-Location sein, wir wollen aber bei dunkelster Dunkelheit lieber nicht die 30 km zurück nach Denham fahren und machen uns lieber etwas eher auf den Weg dorthin. Zu erreichen ist der gut ausgeschilderte Lookout über eine knapp 3 km lange Dirtroad, wenigstens ist die hier mal staubtrocken und somit gut befahrbar.

Was sofort auffällt nach dem Aussteigen: Fliegen !! Fliegen !! Nichts als Fliegen !! Die Viecher sind extrem nervig und haben aus irgendeinem unerklärlichen Grund riesen Spaß daran in jede vorhandene Körperöffnung fliegen. Und ich MEINE jede !! Mein persönlicher Abstecher hier endet deshalb nach wenigen Minuten.

Die Dinger gingen mir derart auf den Keks das ich entnervt zurück in den Wagen geflüchtet bin – trotz Kork-Hut !! Der soll ja eigentlich den Fliegen entgegenwirken, anscheinend wissen die Fliegen das nur nicht !?

Meine bessere Hälfte scheint auf jeden Fall einen Unsichtbarkeitsmodus aktiviert oder Tarncape umgehangen zu haben. Unbeeindruckt läuft sie den kompletten Boardwalk am Scenic Point rauf und runter.

 

Eagle Bluff

Eagle Bluff

 

Eagle Bluff ... im Hintergrund die Insel des Useless Loop

Eagle Bluff … im Hintergrund die Insel des Useless Loop

 

Als sie wieder zurück zum Auto kommt rechne ich eigentlich damit das sie zig tote Fliegen auf den Zähnen kleben hat. Als ich ihr von dieser lästigen Brut erzähle versteht sie aber nur Bahnhof da sie angeblich gar nicht belästigt worden ist. Na, soll ich DAS mal glauben? Was Pinocchio wohl dazu sagen würde !? Na egal.

Auf jeden Fall soll man hier oben vom Boardwalk aus an günstigen Tagen Haie, Rochen, Schildkröten, Dugongs und ähnliches Getier beobachten können. Wie gesagt, heute gab’s nur Fliegen.

Aussicht vom Eagle Bluff

Zurück in Denham machen wir uns dann auf einige Dinge für den Abend und die Weiterfahrt morgen zu besorgen, sogar ans voll tanken denke ich heute mal. Vor dem Abendessen schauen wir uns dann noch den Sonnenuntergang an, der auch hier wieder schön anzusehen ist. Selten haben wir die Sonne so beeindruckend im Meer verschwinden sehen! Ob es daran liegt das Denham die westlichste Gemeinde des australischen Kontinents ist?

 

Denham Ortseingang

Denham Ortseingang

 

Dank den vorhandenen Supermärkten hier haben wir für heute Abend übrigens wieder etwas nettes zu essen organisieren können … es gibt Spaghetti Carbonara *g*

 

Sunset in Denham

Sunset in Denham

 

Damit neigt sich dieser Tag wieder dem Ende. Morgen geht es dann erst nochmal nach Monkey Mia und danach weiter gen Norden nach Coral Bay.

Das wird vermutlich ein längerer Fahrtag wird und es gibt auf dem Weg nicht viel zu sehen. Daher wollen wir unterwegs noch zum Shell Beach und den Stromatolithen. Gute Nacht.