Polarlichter fotografieren in Island ist ein Traum von Dir? Oder vielleicht in Norwegen oder sonst irgendwo in den nördlichen Gefilden dieses Planeten? Und jetzt bist Du dort und fragst Dich, wie Du dieses Himmelsphänomen am besten mit Deiner Kamera festhältst?

Zugegeben, Anleitungen dafür gibt es ja inzwischen einige im Internet. Trotzdem denke ich, dass es durchaus Sinn ergibt, das ganze speziell einmal für Foto-Anfänger auf die wichtigsten Punkte herunterzubrechen.

„Wenn Engel malen, dann sehen wir Sie“ heißt es so schön. Etliche Anleitungen zum Polarlichter fotografieren hatte ich im Vorfeld gelesen. Welche Kameraeinstellungen sind wichtig? Worauf kommt es wirklich an? Welche Tricks gibt es, damit die Fotos hinterher wirklich brauchbar sind?

Letztlich habe ich vor Ort eigentlich alles wieder vergessen in der Aufregung, weil ich so nervös gewesen bin. Damit Dir das beim ersten Mal Polarlichter fotografieren nicht auch passiert, habe ich einmal versucht, das wirklich Nötigste zusammenzutragen.

So machen Polarlichter Spaß. Hier in Borgarnes in Island, aufgenommen im März 2017

So machen Polarlichter Spaß. Hier in Borgarnes in Island, aufgenommen im März 2017

 

Wie entstehen Polarlichter?

Man könnte das ganze jetzt wissenschaftlich angehen und jede Menge Fachbegriffe nennen. Vereinfacht ausgedrückt ist die Sonne an allem Schuld. Wenn Sonnenwinde auf das Magnetfeld der Erde treffen, baut sich eine dermaßen starke Spannung auf, dass die Elektronen entlang des Erdmagnetfeldes fließen.

Wenn diese dann an den beiden Polen auf Sauerstoff und Stickstoffatome treffen, entstehen dabei Polarlichter. Je nachdem, wie stark die Energie des Aufpralls ist und in welcher Höhe dies passiert, entwickeln sich dabei unterschiedliche Farben.

Wenn wir grünes oder gelbes Licht sehen, entsteht dies durch Sauerstoffatome in knapp 100 km Höhe. Rotes Licht entsteht in etwa 200 km Höhe. Angeregte Stickstoffatome senden sogar violettes oder blaues Licht aus.

Zur Anregung von Stickstoffatomen sind jedoch sehr hohe Energien notwendig, deshalb lassen sich diese Farben nur bei starken magnetosphärischen Störungen beobachten. Wenn DAS der Fall ist, dann redet man von einem Solarsturm.

Sehen können wir Polarlichter entweder auf der Süd – oder Nordhalbkugel. Wobei im Prinzip gilt: Je weiter südlich oder nördlich, umso besser.

Typische nördliche Länder für Sichtungen sind Island, Norwegen, Schweden, Finnland und natürlich Alaska, Kanada und Lappland. Aber auch im Norden Schottlands und Irlands gibt es häufiger Sichtungen.

Auf der Südhalbkugel kann man durchaus im Süden Neuseelands oder im Süden von Australien, zum Beispiel auf Tasmanien, Polarlichtern begegnen. Dort nennt sich das ganze dann Aurora Australis.

 

In welchen Monaten kann man Polarlichter sehen?

Das Zeitfenster, um überhaupt Nordlichter fotografieren zu können, erstreckt sich von circa Mitte August bis circa Mitte April.

Das restliche Jahr über ist es Nachts schlicht und ergreifend nicht dunkel genug. Aktiv sind die Lichter dann zwar auch, man sieht sie aber einfach nicht mehr, weil es zu hell ist.

Rein statistisch betrachtet sind die Monate Oktober und März am besten geeignet, wenn man Polarlichter fotografieren bzw.sehen möchte. Dann finden nämlich die meisten Sichtungen statt.

Fakt ist aber, dass allgemeine Zeitfenster reicht grob von Mitte August (dann ist es Nachts wieder dunkel genug) bis ungefähr Mitte April – dann bleibt es Nachts eben NICHT mehr dunkel genug, da die Zeit der Mitternachtssonne langsam beginnt.

Du kannst also theoretisch knapp 7 Monate Glück haben, wenn Du selber einmal Polarlichter fotografieren möchtest.

Manchmal werden die merkwürdigsten Formen an den Himmel gezaubert, wie hier zum Beispiel eine Hand

Manchmal werden die merkwürdigsten Formen an den Himmel gezaubert, wie hier zum Beispiel eine Hand

 

Welche Kamera und/oder Ausrüstung benötigst Du?

Zum Polarlichter fotografieren benötigst Du eine halbwegs brauchbare Spiegelreflex, System- oder Micro Four Third Kamera samt lichtstarkem Objektiv. f/2.8 sollte es dabei schon sein. Obwohl man auch durchaus mit f/4 akzeptable Ergebnisse erzielen kann.

Faustregel: Je kleiner die Zahl hinter dem f/, umso kürzer kann die Belichtungszeit sein. Das wiederum heißt, es wird – je nach Schnelligkeit wie sich die Lichter bewegen – weniger „matschig“.

Um das ganze einmal übersichtlich zu gestalten habe ich hier eine Liste zusammengestellt, welches Equipment ich generell für sinnvoll erachte. Dabei beziehe ich die komplette Ausrüstung mit ein und beschränke mich nicht nur aufs Kamera-Equipment. Da ich des Öfteren danach gefragt werde, habe ich mein eigenes Equipment einmal mit angegeben.

  • Eine Kamera, bei der sich Blende, ISO-Wert und Belichtungszeit manuell einstellen lassen | Eigenes Equipment: Sony alpha 7 IV (*)
  • Ein lichtstarkes Objektiv, sinnvollerweise ein Weitwinkel | Eigenes Equipment: Samyang 14mm F/2.8 AF (*)
  • Ein vernünftiges, schwingungsarmes Stativ | Eigenes Equipment: Rollei Lion Rock 25 Mark II (*)
  • Fernauslöser! Wenn Du die Wahl zwischen Kabel und Funkfernauslöser hast, dann schließe ihn mit Kabel an. Bei niedrigen Temperaturen ist das Funksignal oftmals schwach. Außerdem hat der Fernauslöser ja auch wieder Batterien die schlapp machen könnten | Eigenes Equipment: Pixel TC 252 (*)
  • Stirnlampe mit Rotlicht. Hilfreich um eventuell Einstellungen an der Kamera vorzunehmen und andere Fotografen nicht mit dem hellen Licht einer Taschenlampe oder ähnlichem zu stören | Eigenes Equipment: LEDLenser MH10 (*)
  • Handschuhe, ohne geht es eigentlich nicht. Zum Fotografieren gibt es extra spezielle Handschuhe, bei denen man die Fingerkuppen umklappen kann, um die Kamera besser bedienen zu können | Eigenes Equipment: Easy Off Gloves (*)
  • Taschenwärmer, ein kleines Utensil was man schnell schätzen lernt, wenn man mehrere Stunden an ein und denselben Fleck in der Kälte steht. Inzwischen auch als Kombi mit einer Powerbank erhältlich | Eigenes Equipment: Four Heart Handwärmer (*)
  • Generell warme Unterwäsche (Funktions- oder Skiunterwäsche) und dicke Socken
  • Von Vorteil finde ich zudem einen Batteriegriff, damit man nicht in einem ungünstigen Moment rein zufällig den Akku wechseln muss. Durch Langzeitbelichtung und Kälte ist die Kapazität der Akkus nicht so hoch wie normalerweise! Das sollte man immer im Hinterkopf haben.
  • Akkus warm halten! Am besten trägst Du sie am Körper oder packst Sie warm ein, da die Kapazität ansonsten bei Kälte deutlich nachlässt
  • Apps fürs Smartphone, die Dir inzwischen recht genau vorhersagen können, mit welcher Stärke und Aktivität zu rechnen ist. Für das iOS-Betriebssystem nutze ich beispielsweise Aurora Now oder Aurora Forecast & Alerts
  • Ein angenehmer Bonus kann eine Thermoskanne mit heißem Tee oder Kaffee sein, wenn man länger draußen steht

Im Prinzip war es das schon. Dazu kommen dann einige grundlegende Punkte, die zu beachten sind.

Aurora Borealis über Borgarnes im Westen Islands

Aurora Borealis über Borgarnes im Westen Islands

 

Wie fotografiert man am besten Polarlichter?

  • Orte mit geringer Lichtverschmutzung aufsuchen! Gute Karten dazu findet man auf astromerk.de
  • Testfoto machen! Häufig sieht der Kamerasensor MEHR als das menschliche Auge. Das heißt im Klartext, auch wenn DU noch gar kein Licht siehst, Deine Kamera nimmt es eventuell schon wahr.
  • Den Bildstabilisator stellst Du AUS!
  • Blitzlicht AUS! Immer wieder faszinierend, wenn Leute denken sie können mit einem Blitzlicht irgendetwas in mehreren Hundert Kilometern Entfernung erleuchten.
  • Sofern es Dir möglich ist, immer im RAW-Format fotografieren. So kannst Du zum Beispiel Sterne oder die Farben der Lichter später noch manuell besser herausarbeiten
  • Kamera nicht auf Automatik oder Halbautomatik (AF) stellen, sondern für Fotos von Polarlichtern IMMER nur den manuellen Modus (MF) nutzen. Die Entfernung der Polarlichter ist SO groß, dass kein Autofokus der Welt da noch irgendetwas scharf stellen könnte. Außerdem hat der AF erhebliche Probleme, wenn die Lichter sich bewegen. Der Autofokus weiß nämlich gar nicht, WAS er nun überhaupt scharfstellen soll
  • Den Unendlichkeitsschärfepunkt der Kamera kennen. Der Grund steht im Prinzip bereits ein Punkt weiter oben. Die Polarlichter können 100km oder 400km oder auch noch höher erscheinen. Um in dieser Entfernung etwas scharfzustellen, solltest Du Dich bereits bei Tageslicht mit der Skala Deines Objektives beschäftigen. Denn, das Unendlich-Zeichen (die auf der Seite liegende 8, man kennt diese auch aus der Mathematik) stellt nicht automatisch immer genau in der Mitte des Symbols scharf. Je nach Objektiv ist dieser Punkt immer an unterschiedlichen Stellen! Wie aber fokussierst Du nun auf unendlich, so dass es auch wirklich scharf ist?

 

Die richtigen Kameraeinstellungen

Im Prinzip ist das relativ einfach:

  • Schalte den Live-View Monitor Deiner Kamera ein
  • Suche Dir ein Objekt in einiger Entfernung aus! Wenn es noch hell ist kann das beispielsweise einen Berg sein. Ist es bereits dunkel, sollte es irgendeine entfernte Lichtquelle sein. Sollte keine vorhanden sein, kannst Du auch die Scheinwerfer Deines Autos einschalten und einfach einige Meter weit weg gehen.
  • Nutze die Lupenfunktion des Monitors und zoome mit dieser an den Berg oder die Lichtquelle. Nutze NICHT den Zoom der Kamera, sondern NUR die Lupenfunktion!
  • Stelle mit dem Fokusring Deines Objektives den Berg oder die Lichtquelle scharf
  • Fertig, Du hast jetzt auf Unendlich scharf fokussiert.
  • Merke oder besser noch, markiere Dir diese Stelle auf dem Fokusring am Objektiv, sodass Du zukünftig immer genau weißt, WIE Du den Ring einstellen musst, wenn es mal schnell gehen soll. Achtung: Der Schärfepunkt ist wirklich nur an EINER einzigen Stelle! Bist Du auch nur 1mm rechts oder links daneben ist es bereits nicht mehr scharf! Es ist daher in der Tat empfehlenswert sich bereits im Vorfeld und bei Tageslicht damit zu beschäftigen.

Die wichtigsten Voraussetzungen hast Du jetzt eigentlich erfüllt. Nun kommt es noch auf die Art der Polarlichter an. Wie schnell bewegen sich diese? Manchmal sind sie recht statisch und bewegen sich sehr langsam. Manchmal ist die Bewegung aber auch sehr schnell. Dann darf die Belichtungszeit nicht zu hoch sein, da ansonsten das Ergebnis unscharf und verschwommen ist.

Diese jedes Mal unterschiedlich schnelle Bewegung macht es auch relativ schwierig, EINE einzige pauschale Anleitung zum Fotografieren zu verfassen. Daher musst Du in aller Regel vor Ort auch immer ein wenig austesten und mit Belichtungszeit und ISO-Werten experimentieren. Bei relativ statischen Lichtern sind durchaus Belichtungszeiten von 8 bis 13 Sekunden, manchmal sogar mehr, drin.

Aber Achtung, alles über knapp 20-25 Sekunden endet auch bei einer Vollformatkamera darin, dass die Sterne beginnen Schlieren zu ziehen und unscharf werden. Die Struktur der Polarlichter geht ebenfalls verloren.

Bei APS-C Sensoren werden die Sterne sogar schon unter 20 Sekunden Belichtung unscharf. Bei schnell agierenden Lichtern reicht es mitunter aus 2 – 8 Sekunden zu belichten für wirklich gute Ergebnisse.

 

Kann man mit dem Handy Polarlichter fotografieren?

Grundsätzlich kann man erst einmal Folgendes sagen: Egal, was Dir einige schlaue Leute in Foren, Facebookgruppen oder sonstigen Communitys weiß machen möchten – vergiss Dein Handy, Smartphone oder Tablet !! Es ist schlicht nicht möglich, mit solch einer kleinen Optik auch nur annähernd so gute Ergebnisse zu erzielen, dass Du Dir diese zu Hause auf einem großen Monitor ansehen könntest.

Dabei spielt es auch keine Rolle, ob Du ein P30 Pro, ein iPhone 14 Pro Max oder was weiß ich für ein Handy Dein Eigen nennst. Handykameras sind zweifellos inzwischen ganz brauchbar. Wenn es aber um Lowlight oder Nachtfotografie geht, sind sie immer noch nicht zu gebrauchen.

Selbst mit dem iPhone 14 Pro Max und seinem extrem guten Nachtmodus macht es relativ wenig Sinn, Polarlichter aufzunehmen. Ich nutze dieses Modell selber und spreche da – leider – aus Erfahrung.

Die Bilder eignen sich höchstens, um sie Dir immer und immer wieder auf dem Display des Handys oder Tablets anzusehen. Auch für ein kleines Instagram-Influenzerfoto mag das noch in Ordnung sein.

Aber wenn Du Dir mal solch ein Foto in einer vernünftigen Auflösung zu Hause ansiehst, dann wirst Du schnell feststellen, dass das Bildergebnis entweder zu pixelig oder zu matschig ist.

Lies dazu gerne auch mal meinen Artikel Die iPhone Kamera als DSLR-Alternative auf Reisen

 

Grauer Schleier = eventuell Aurora Borealis

Eine Tatsache, an der einige Polarlichtjäger verzweifeln, wenn sie zum ersten Mal dem vermeintlich grünen Licht begegnen. Mit bloßem Augen schaut das Nordlicht nämlich häufig (abhängig von seiner Intensität in dieser Nacht) gar nicht wirklich grün aus.

Es hat eher den Anschein eines grauen Schleiers oder einer leichten Wolke. Erst durch den Kamerasensor und die etwas längere Belichtungszeit erscheint dann auf Deiner Kamera tatsächlich auch ein grünes Band.

Daher sollte man ruhig hier und da mal ein paar Probeaufnahmen machen, wenn man der Meinung ist, das diese „Wolke“ eventuell auch die Aurora Borealis sein könnte. Das zarte, grüne Band hier unten war eigentlich kaum zu erkennen. Erst auf dem Foto wird es als grünes Polarlicht sichtbar. Standort hier: Uttakleiv Beach / Lofoten

Nordlichter oder nicht? Manchmal muss man schon sehr genau hinschauen, um das grüne Band am Himmel zu erkennen

Nordlichter oder nicht? Manchmal muss man schon sehr genau hinschauen, um das grüne Band am Himmel zu erkennen

 

Wie sicher sind die Vorhersagen der Webseiten und Aurora Apps?

Webseiten und auch Apps, auf denen man sich die Wahrscheinlichkeit von Polarlichtern vorhersagen lassen kann, gibt es einige. Die meisten haben eine relativ hohe Trefferquote, weil sie nur 3 Tage im Voraus die Vorhersage prognostizieren. Die häufig auftauchende 27-Tage-Polarlicht-Vorhersage der NOAA ist für einige Fotografen ebenfalls ein guter Anhaltspunkt, da der Sonnenzyklus sich alle 27 Tage wiederholt.

Diesen Zeitraum benötigt die Sonne, um sich einmal um sich selber zu drehen. Wenn heute eine gute Nacht mit Polarlichtern ist, so ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass dies in 27 Tagen ebenfalls wieder der Fall sein wird.

 

Aurora Apps (iOS)

Im folgenden einmal zwei Apps, die ich selber auf meinem Smartphone installiert habe und die ich für die Vorhersage für Polarlichter nutze.

Aurora Now

Northern Lights Aurora Alerts

 

Bewölkung beobachten

Mindestens genauso wichtig für die Sichtung von Polarlichtern ist die Bewölkung. Auf der isländischen Wetterseite vedur.is gibt es dazu eine prima Karte, die in aller Regel sehr präzise ist.

Viele Leute deuten die Karte leider falsch und sind der Meinung, dunkle Stellen kennzeichnen jene Orte, wo man Polarlichter sehen könnte. Das ist definitiv NICHT richtig.

Vielmehr liest Du die Karte folgendermaßen: Helle Flecken sind wolkenfreie Stellen, dunkle kennzeichnen Bewölkung. Unten auf der Seite ist ein Schieberegler, mit dem man sich die nächsten Stunden darstellen lassen kann. Du tust also gut daran, Dich an einen Ort zu begeben, wo es möglichst weiß auf der Karte ist.

Ein Aurora Vulkan in Reine auf den Lofoten im nördlichen Norwegen

Ein Aurora-Vulkan in Reine auf den Lofoten im nördlichen Norwegen

 

Aktueller IST-Wert, die sichere Prognose

Sehr interessant und deutlich aussagekräftiger als die Prognose irgendeiner App im Vorfeld ist der aktuelle IST-Wert, den man hier auf der Webseite vom Leirvogur Magnetic Observatory beobachten kann. Auf dieser Grafik sieht man also, was jetzt gerade am Himmel los ist und nicht erst in ein paar Stunden. Die Grafik aktualisiert sich automatisch von selbst im 10-Minuten Takt. Wichtig für Dich ist hier bei nur der mittlere H-Graph.

Die drei Graphen des Leirvogur Magnetic Observatory in Mosfellsbær

Die drei Graphen des Leirvogur Magnetic Observatory in Mosfellsbær

 

Wenn der H-Graph beginnt auszuschlagen (ob nach oben oder unten spielt dabei keine Rolle) solltest Du umgehend vor die Türe gehen und die Augen gen Himmel richten. Ist die Linie eher flach, so wie hier oben bei dem Beispiel, dann ist auch am Himmel gerade nicht allzu viel los.

Auch die Graphen der Realtime Solar Wind Skala der NOAA oder der University of Alaska zeigen Dir, was gerade am Himmel passiert. Bei diesen beiden kann man zudem auch die Zeitspanne selber einstellen.

 

Faktor Bildkomposition

Ein Punkt, den Du beim Polarlichter fotografieren nicht außer Acht lassen solltest, ist der Bildaufbau bzw. die Bildkomposition. Polarlichter an sich sind zwar schon toll. Die Fotos wirken hinterher aber doch eher langweilig, wenn Du nicht irgendein Motiv im Vordergrund oder Hintergrund mit einbaust.

Polarlichter fotografieren .. ohne Bildkomposition ist das eher nichtssagend

Polarlichter fotografieren … ohne Bildkomposition ist das eher nichtssagend

 

Hier unten auf den beiden Beispielfotos war es relativ einfach. Der Jökulsárlón in Island ist halt einfach als Motiv fast schon unschlagbar. Dazu war der Mond noch leicht vorhanden, der die Umgebung erhellt hat.

Traumhafte Bedingungen am Jökulsarlon. Windstill, Sternenklar und leichter Mondschein, der die Umgebung erhellt.

Traumhafte Bedingungen am Jökulsárlón. Windstill, Sternenklar und leichter Mondschein, der die Umgebung erhellt.

 

Hier zeigt sich der Vorteil, wenn der Mond vorhanden ist. Man erkennt auch etwas von der Umgebung

Hier zeigt sich der Vorteil, wenn der Mond vorhanden ist. Man erkennt auch etwas von der Umgebung

 

Natürlich hat man nicht jeden Tag einen Gletschersee vor der Haustüre um Polarlichter zu fotografieren. Daher tut es mitunter auch einfach eine beleuchtete Kirche.

Erst im Nachhinein ist mir aufgefallen, wie störend die Fußspuren im Schnee auf dem Foto sind. Aber auf solche Dinge hab ich einfach vor Ort damals gar nicht geachtet. Solche Kleinigkeiten können eben auch mit dazu gehören.

Aurora Borealis in der Nähe von Selfoss auf Island

Aurora Borealis in der Nähe von Selfoss auf Island

 

Das Foto hier oben ist eigentlich eher durch Zufall entstanden. Ich habe längst geschlafen, weil es eh bewölkt gewesen. Außerdem war die Vorhersage für diese Nacht sehr bescheiden gewesen.

Aus irgendeinem Grund bin ich aber dann noch einmal um kurz nach Mitternacht wach geworden und habe aus dem Fenster geschaut. Was erst wie eine lang gezogene Wolke ausgesehen hat, entpuppte sich nach einem Testfoto mit der Kamera tatsächlich als Polarlicht.

Würde man die Kamera um 180 Grad nach hinten drehen, könnte man unsere Unterkunft in Selfoss sehen. Diese wäre allerdings nicht wirklich fotogen als Vordergrund gewesen. Also habe ich schnell die Stirnlampe rausgekramt und mich einfach mit ins Bild gestellt, fertig war das Motiv.

Und hat man einmal, außer dem Meer vielleicht, gar kein Motiv in der Nähe (wie im Beispielfoto hier unten) kann man durch die lange Belichtung immer noch darauf hoffe eine nette Reflexion im Wasser zu erhaschen. Wobei auch das nebensächlich ist, wenn die Polarlichter so stark sind, wie an diesem Abend auf den Lofoten.

Die Vorhersage seinerzeit war mit KP4 angegeben. Tatsächlich war kurzzeitig auch KP5 laut App vorhanden. Das hatte zur Folge, dass man die Lichter tatsächlich bit bloßem Auge auch fast genau so gesehen hat wie auf den Fotos. Kein grauer Schleier, sie waren in der Tat grün!

Eine Belichtungszeit von 2 bis 4 Sekunden war bei dieser Intensität für solche Fotos bereits völlig ausreichend.

KP5 Polarlichter über dem Meer bei Hamnoy auf den Lofoten

KP5 Polarlichter über dem Meer bei Hamnoy auf den Lofoten

 

Faktor Mond

Der Mond ist eigentlich weder Freund noch Feind beim Polarlichter fotografieren. Man muss sich nur vorab einiges vor Augen halten. Wenn Vollmond ist und auch noch Schnee liegt, kann dieser extrem stark reflektieren. Das Bild wird dann bei längerer Belichtung überbelichtet und teilweise sogar ausgebrannt an den hellen Stellen.

Der Mond hat aber wiederum auch einen entscheidenden Vorteil. Man braucht nämlich den ISO-Wert nicht so hoch setzen, wie es ohne Mond nötig wäre. In der Folge gibt es auch weniger Bildrauschen.

Häufig kann man lesen, Neumond wäre ideal zum Polarlichter fotografieren. Ich finde, das ist nicht wirklich richtig. Warum ist relativ schnell erklärt. Hier unten auf dem Foto erkennt man gut den Nachteil, wenn tatsächlich Neumond ist. Wir waren damals am Jökulsárlón und es war absolut stockdunkel.

Klar, wenn Neumond ist, erkennt man zwar deutlich mehr Sterne. Dafür ist die komplette Umgebung dafür aber recht trostlos und einfach nur schwarz. Kein Vergleich zu den Fotos vom Jökulsárlón weiter oben, wo fast Vollmond gewesen ist und die Berge in der Umgebung der Lagune toll ausgeleuchtet wurden.

Der Jökulsárlón bei Neumond. Wie man sieht, sieht man nicht viel von der Umgebung

Der Jökulsárlón bei Neumond. Wie man sieht, sieht man nicht viel von der Umgebung

 

Wer es mit der Planung und Vorbereitung für eine Polarlicht-Tour auf die Spitze treiben möchte und gerne alles möglichst akribisch hat, dem sei PhotoPills ans Herz gelegt. Mit der App lässt sich beispielsweise vom Stand des Mondes bis hin zum Schattenwurf eines Berges und der genauen Lage der Milchstraße so ziemlich ALLES vorhersagen.

 

Welche Orte eignen sich, um Polarlichter zu sehen?

Wo genau kann man Polarlichter sehen? Offensichtlich glauben viele Leute, dass Nordlichter nur an bestimmten Orten zu sehen sind. Dem ist natürlich nicht so. Man kann also nicht sagen „Um Polarlichter in Island zu sehen, muss man am besten nach Thingvellir fahren“. Solche Aussagen sind schlichtweg falsch.

Fakt ist, die Chancen sind immer ganz gut, wenn Du möglichst wenig Lichtverschmutzung in der Nähe hast. Dazu ist es natürlich wichtig, dass es nicht bewölkt ist. Letzteres versteht sich von selbst, denke ich. Unter Lichtverschmutzung können sich aber einige vielleicht nichts vorstellen. Daher kommt hier eine kurze Erläuterung.

Unter Lichtverschmutzung versteht man jede künstliche Lichtquelle. Das kann beispielsweise die Beleuchtung von Häusern sein, Autoscheinwerfer, Straßenlampen etc. Jede dieser Lichtquellen „verschmutzt“ die Luft mit etwas Licht, sodass die Polarlichter mitunter nicht mehr richtig zu erkennen sind. Je weniger Lichtverschmutzung, umso besser also.

Wenn Du zum Beispiel wissen möchtest, wo genau auf Island die Lichtverschmutzung gering ist, kannst Du auf darksitefinder.com nachschauen.

Polarlichter auf den Lofoten, im Hintergrund der Mount Olstinden

Polarlichter auf den Lofoten, im Hintergrund der Mount Olstinden

 

Muss ich eine geführte Tour buchen?

Prinzipiell ist das definitiv NICHT nötig und in meinen Augen rausgeschmissenes Geld. Warum? Nun, außer das Du von den Tour-Anbietern mit zig anderen Leuten irgendwo hingekarrt wirst, hast Du davon keinerlei Vorteile. Im Gegenteil.

Man kann sich leicht vorstellen, dass es ein ziemliches Gewusel ist, wenn man mit 3 oder 4 Bussen, also um die 100 bis 120 Mitreisenden, zu einem Ort gefahren wird, um dann Polarlichter zu fotografieren.

Die Ruhe, die man normalerweise hätte, wenn man auf eigene Faust unterwegs wäre, ist sofort wie weggeblasen. Gegen Begeisterung ist absolut nichts zu sagen. Aber man kann sich auch einfach so freuen, dass sich andere nicht dadurch gestört fühlen. Ein großer Teil der Faszination geht dadurch einfach verloren.

Bei meiner ersten Sichtung damals war ich mit zwei Freunden am Jökulsárlón erst völlig alleine. Ich hatte Gänsehaut am ganzen Körper und Tränen in den Augen, SO schön war das. Bis dann eine Busladung einer Tour angekommen ist. Plötzlich standen um die 50 Leute um uns herum. Die Ruhe und Ehrfurcht, die man verspürt, war wie weggeblasen. So etwas ist einfach nur schade.

Spektakel am Himmel, solche Nächte vergisst man niemals mehr im Leben

Spektakel am Himmel, solche Nächte vergisst man niemals mehr im Leben

 

Ohne Nachbearbeitung geht es nicht

NACH dem Polarlichter fotografieren ist VOR der Nachbearbeitung. Wenn Du nämlich nun aus Deinem Urlaub zurückkommst, wirst Du schnell feststellen, dass das grüne Licht auf den meisten Fotos gar nicht so grün erscheint, wie Du vielleicht gehofft hast.

Mit einem geeigneten Programm ist es aber kein Problem, aus Deinen Polarlichtfotos noch einiges mehr herauszuholen, als es vielleicht zu Beginn den Anschein hat. Ein wirklich gutes Lightroom-Video dazu, was ich hier sehr gerne verlinke, gibt es von Oliver Hummel.

Ich glaube, wer einmal Polarlichter fotografieren gewesen ist oder sie auch nur einmal live gesehen hat, verfällt ihnen für den Rest seines Lebens. Es gibt kaum ein anderes natürliches Phänomen, was so gut wie jedem eine positive Gänsehaut beschert.

Wie so etwas in bewegten Bildern aussehen kann, das kannst Du Dir hier einmal anschauen. Das Video zeigt teilweise einen sogenannten Solarsturm. Ein Ereignis, welches nicht allzu häufig auftritt und auch selbst noch bei erfahrenen Fotografen Begeisterungsstürme hervorruft.

 

Fazit

Ich hoffe, der Artikel hat Dir ein klein wenig weiter geholfen, falls Du kurz vor Deiner ersten Begegnung mit Polarlichter in Island oder sonst irgendwo in den geeigneten Regionen dieser Welt stehen solltest.

Mach Dich vor allen Dingen nicht verrückt, wenn es endlich so weit ist! Und vergiss auch nicht, immer wieder auch mal NICHT nur durch die Kamera zu gucken oder auf den Monitor, sondern das ganze auch mit Deinen eigenen Augen zu genießen.

 

Weitere hilfreiche, externe Anleitungen zum Polarlichter fotografiern von anderen Reisebloggern

Weiterführende, externe Links die sinnvoll sind

 

Und jetzt Du, hast Du selber schon Nordlichter gesehen?

Falls ja, hast Du Dir vorher auch ein Tutorial zum Polarlichter fotografieren angesehen? Oder hast Du einfach aus dem Bauch heraus drauf los fotografiert?

Wie waren Deine Erfahrungen mit diesem faszinierenden Naturschauspiel? Berichte mir doch davon in den Kommentaren, ich würde mich sehr darüber freuen.

 

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