Der Indiana Jones Trail in Petra soll angeblich immer noch zu einem der am besten gehüteten Geheimnisse dort zählen. Zumindest kann man das auf vielen Reiseblogs lesen. Der Pfad hinauf zu einem Aussichtspunkt auf die Treasury, also das eigentliche Schatzhaus in Petra, sei nur schwer ausfindig zu machen. Dementsprechend wenig Leute würden die Wanderung auch nur kennen. Immer wieder bin ich auf diese Aussage gestoßen während der Recherche im Vorfeld zur Jordanien Reise.
„Wenig Leute“ und „Petra“ … eigentlich ein Widerspruch in sich. Zumal der November 2019 der besucherstärkste Monat überhaupt bisher gewesen ist in all den Jahren. Wer Ruhe und Abgeschiedenheit sucht, der ist in Petra definitiv falsch. Daher war es natürlich verlockend, sich ein wenig näher mit eben jenem Indiana Jones Trail zu beschäftigen.
Zumal am Ende der Wanderung ja auch noch angeblich ein grandioser Ausblick von einem der höchsten Punkte hinab aufs Schatzhaus auf uns warten würde. Nach ein wenig Recherche auf englischsprachigen Reiseblogs war aber dann doch irgendwann klar, wo genau der Trail liegt und wie die Wanderung ungefähr verlaufen würde.
Knapp 1 Stunde sollte man für den relativ beschwerlichen und steilen Aufstieg einplanen. Das war zumindest dort als Anhaltspunkt angegeben. Laut meiner EXIF-Daten an der Kamera habe ich das erste Foto unten am Hinweisschild um 11:14 Uhr gemacht und das letzte Foto am Ende des Trails, hinunter aufs Schatzhaus um 12:04 Uhr. Die Wanderung hat bei uns also rund 50 Minuten gedauert. Mit einigen Pausen wohlgemerkt, der Trail ist in der Tat über weite Strecken nämlich unangenehm steil und schlaucht ganz schön.
Wo befindet sich der Indiana Jones Trail?
Der Name „Indiana Jones Trail“ ist es vermutlich, der die meisten Leute bei der Suche danach scheitern lässt. Eigentlich handelt es sich nämlich um den Al-Khubtha Trail. Warum er den häufig angewandten Beinamen trägt, habe ich nicht wirklich herausfinden können. Eventuell einfach nur, weil man vom Scenic Point am Ende des Trails aufs Schatzhaus hinab blicken kann … und dort die letzten paar Minuten von Indiana Jones und der letzte Kreuzzug spielen.
Der Trail wird jedenfalls mit circa 1.75 km Länge (Oneway) angegeben. Ob das tatsächlich stimmt, kann ich nicht so richtig beurteilen. Durch die Kraxelei kam es mir irgendwie länger vor.
Der eigentliche Beginn des Trails befindet sich jedenfalls links von den Royal Tombs, welche Du erreichst, wenn Du beim Schatzhaus rechts den Weg weiter durch die Street of Facades gehst. Vom Haupteingang beim Visitor Center bis zum Trail solltest Du 45-55 Minuten einplanen, wenn Du straight vom Eingang nach dort gehen würdest.
Linke Hand der Royal Tombs findest Du dieses kleine Schild …
Das ist der Beginn der Wanderung, ab jetzt geht es quasi nur noch bergauf. Und zwar knapp 900 Stufen. Oder sind es nur 600 ?? Ich habe dazu völlig unterschiedliche Angaben bei meiner Recherche gefunden. Spielt aber eigentlich auch keine Rolle, gefühlt sind es eh mehr.
Die ersten Meter sind noch relativ gemütlich. Schon nach kurzer Zeit gelangst Du dann zu einer Art Eingangstor. Und ab da geht es dann los, immer schön kontinuierlich nach oben auf den Al Kubtha Mountain zum sogenannten High Place.
Wanderung auf den High Place
Vorab ein paar grundsätzliche Hinweise. Obwohl die Wanderung „nur“ 1.75 km lang ist, solltest Du Dich in konditionell guter Verfassung befinden. Die Stufen hinauf sind groß, steil und teilweise glatt geschliffen. Ein gemütlicher Spaziergang sieht wahrlich anders aus. Nimm also ausreichend Wasser mit. Unterwegs befindet sich nach ungefähr einem Drittel der Strecke und auch noch einmal etwas weiter oben allerdings auch ein kleiner Verkaufsstand. Die gibt es hier in Petra selbst in den entlegensten Ecken und Winkeln noch.
Dort bekommst Du in jedem Fall Tee, allerdings nicht unbedingt Wasser oder etwas anderen Kühles zu trinken. Verdursten oder dehydrieren wirst Du also nicht. Bedingt durch die in aller Regel hohen Temperaturen solltest Du allerdings wirklich ausreichend Flüssigkeit unterwegs zu Dir nehmen. Und auch die ein oder andere Pause schadet nicht!
Indiana Jones Trail Etappe 1
Im Prinzip lässt sich die Wanderung in drei Etappen unterteilen. Etappe 1 startet unten beim Schild und führt Dich über gefühlt endlos viele Stufen auf ein erstes kleines Felsplateau, von wo aus Du einen hervorragenden Ausblick hast. In der Ferne erkennt man Um al Biera, Jebal Habis und auch The Collonaded Street, die Fassadenstraße. Von dort aus würde man ganz am Ende nach rechts hoch zur Monastery bzw. dem Kloster Ad-Deir gelangen. Aber das ist eine andere Geschichte bzw. eine andere Wanderung. Links geht es hingegen hoch zum Highest Point of Sacrifice. Dort sind wir am ersten Tag gewesen, der Bericht dazu folgt demnächst.
Bis zu diesem ersten kleinen Felsplateau hier solltest Du ungefähr 15-20 Minuten einkalkulieren. Ein kleines Beduinenzelt an dieser Stelle bietet Dir die Möglichkeit für eine Tasse Tee und einen gemütlichen Plausch mit dem Besitzer.
Indiana Jones Trail Etappe 2
Die zweite Etappe fand ich mit am nervigsten. Die Steinstufen sind hoch und glatt, jeder Schritt fällt einem schwerer im Laufe der nächsten Minuten.
Diese Etappe führt Dich auf ein höher gelegenes Plateau, von wo aus sich der Blick auf das römische Theater eröffnet. Wenn man dort unten vorbei läuft, dann bekommt man nur recht schwer einen Eindruck von den Ausmaßen dieser Arena. Tatsächlich passen aber unfassbare 8000 Leute in dieses Theater rein. Erst vom Indiana Jones Trail aus wird das alles wesentlich deutlicher, wenn man nach unten blickt. Für den Abschnitt vom ersten Plateau zum zweiten solltest Du erneut circa 15-20 Minuten einkalkulieren.
An diesem Scenic Point gibt es ebenfalls die Möglichkeit an einem Stand Getränke zu kaufen.
Indiana Jones Trail Etappe 3
Die letzte Etappe führt Dich schließlich ohne weitere Steigung, dafür aber über den Kopf des Kubtha Mountains, geografisch gesehen nach Süden. Den Trail kannst Du eigentlich nicht verfehlen. Nur einmal könnte sich kurz Rätselraten breit machen. Nämlich bei diesem Häuschen hinter dem Hinweisschild.
Auf den ersten Blick scheint es dort nämlich nirgendwo weiterzugehen. Erst, wenn man näher herankommt, findet man die beiden vorhandenen Möglichkeiten.
Entweder man geht links ein paar extrem steile Treppenstufen herunter. Oder aber man geht rechts vom Haus einfach noch ein Stück weiter und arbeitet sich dann nach schräg links vor. Hin wie her landet man bei beiden Varianten wieder auf demselben Weg. Beide Wege sind zudem gleich lang, da Stefan zurück rechts herum und ich links herumgelaufen sind. Beide sind wir gleichzeitig oben am Haus wieder angekommen.
Auch für die letzte Etappe sind wieder um die 20 Minuten zu veranschlagen. Du siehst, jede der drei Etappen ist vom Zeitaufwand ähnlich.
Treasury Viewpoint
Am Ende des Indiana Jones Trail erwartet Dich dann endlich der Treasury Viewpoint. Und was erwartet Dich dort ebenfalls? Richtig, ein Beduinenzelt mit seinen geschäftstüchtigen Besitzern. Wenn Du Dich an den Rand setzen möchtest, um ein Foto zu machen, dann ist das nur gegen den Kauf eines Getränkes möglich. 2 JOD werden dafür fällig, die 100 % Aufschlag zu den üblichen 1 JOD überall anders sind den Aufpreis aber durchaus wert denke ich.
Der Obolus eröffnet Dir auch die Möglichkeit eine kleine Holztreppe nach unten zu einem weiteren Vorsprung zu gehen. Von oben macht der Beduine dann ein paar Fotos für Dich. Oder aber man macht es einfach so wie ich und verzichtet auf diesen Quatsch und begnügt sich mit solch einer Aufnahme.
Ich habe lange gegoogelt um herauszufinden, wie hoch der Viewpoint eigentlich ist. Ein aussagekräftiges Ergebnis habe ich leider nicht gefunden. Das Schatzhaus selber unten hat allerdings eine Höhe von 40 Meter, daher würde ich die Höhe des Aussichtspunktes mal irgendwo zwischen 60 und 70 Meter einschätzen.
Das klingt gar nicht mal sooo hoch und irgendwie kommt es einem selber auch mehr vor. Vermutlich liegt das aber auch daran, weil man auf der Wanderung im letzten Drittel wieder bergab geht. Der höchste Punkt unterwegs liegt nämlich deutlich weiter oben auf schätzungsweise 150 Metern.
Etwas vor dem eigentlich Viewpoint gibt es noch einen weiteren großen Felsen, von wo aus man ebenfalls seitlich aufs Schatzhaus blicken kann. Dem Gerümpel zufolge war früher hier der ursprüngliche Viewpoint. Offensichtlich hat man sich dann irgendwann dazu entschieden, die Lage etwas zu „modifizieren“ respektive zu verbessern.
Würde man ein wenig hier herum kraxeln bei den Viewpoints, dann findet man auch irgendwann die Webcam, welche rund um die Uhr Bilder ins Internet sendet.
Wenn man auf dem Foto hier oben das hintere Ende der Schlucht betrachtet, dann glaubt man kaum, dass auch dort ein primitiver Trail nach oben führt. Dieser ist jedoch für die Allgemeinheit gesperrt. Einige Guides bieten trotzdem Ihre Dienste an und führen zahlungswillige Touristen diesen Trail nach oben, wo es dann auf die andere Seite der Schlucht zum zweiten Viewpoint aufs Schatzhaus geht.
Es ist noch gar nicht lange her, dass dabei ein Urlauber ums Leben gekommen ist. Er hat schlicht den Halt verloren und ist hinab gestürzt. Offiziell ist das natürlich niemals passiert, aber das Internet vergisst nichts.
Beste Tageszeit für den Indiana Jones Trail
Ich würde in jedem Fall dazu raten den Indiana Jones Trail Vormittags zu laufen. Dann hat man zumindest auf dem Weg nach oben noch ein wenig Schatten. Nachmittags liegt der komplette Trail nämlich in der prallen Sonne. Und Gelegenheit zum Unterstellen gibt es so gut wie keine.
Ein weiterer Vorteil, wenn man den Trail vormittags geht, ist auch das Licht beim Schatzhaus am Ende. Früh morgens wird es von der Sonne nämlich noch angestrahlt. Das Zeitfenster dafür ist jedoch relativ klein. Kurz nach Sonnenaufgang ist dies der Fall. Dann dauert es ungefähr eine Stunde, bis die Sonne langsam aber sicher wieder ungünstiger steht und der gesamte Bereich samt Vorplatz für den Rest des Tages komplett im Schatten liegt.
Die Fotos ab Mittags vom Schatzhaus sehen daher allesamt nicht mehr so klasse aus, wie es früh morgens der Fall ist. Das solltest Du also in jedem Fall bedenken, wenn Du den Indiana Jones Trail laufen möchtest. Wir hatten bei unserem Besuch am zweiten Tag früh morgens die Wanderung zur Monastery gemacht und erst im Anschluss diese hier. Das war leider genau falsch herum. Die Monastery liegt nämlich früh morgens noch im Schatten. Aber nun gut, hinterher ist man ja immer schlauer.
Faktencheck zum Indiana Jones Trail
Länge: 1.75 km (Oneway), 3.5 km (Roundtrip)
Zeitaufwand: Mit Aufenthalt am Viewpoint Minimum 2 Stunden
Höhenunterschied: Circa 150 Meter
Beste Tageszeit: Früh morgens
Für Jedermann geeignet? Nein! Du solltest Dich körperlich in einem halbwegs gutem Zustand befinden. Die Wanderung ist zwar nicht gefährlich, aber relativ anstrengend
Die Alternative, Al-Madras Trail
Es gibt auch noch einen zweiten Viewpoint von oben aufs Schatzhaus. Dieser liegt genau auf der gegenüberliegenden Seite der Schlucht. Um dort hinzukommen ist allerdings ein Guide nötig, da der Al-Madras Trail nirgendwo auf einer Karte verzeichnet ist. Zudem ist der Trail wohl anscheinend nicht wirklich markiert oder ersichtlich. Man müsste also schon genau wissen, wohin man laufen muss.
Der Al-Madras Trail beginnt kurz vor dem Zugang zum Siq. Irgendwo dort steht sogar ein kleines Schild, was auf den Trail hinweisen soll. Gesehen habe ich dies allerdings nicht. Einen Guide für diese Wanderung findet mal relativ leicht gleich zu Beginn, wenn man den Eingang von Petra hinter sich gelassen hat. Dort stehen eigentlich immer einige Einheimische rum, die Ihre Dienste anbieten.
Der Al-Madras Trail trifft oben auf dem Felsplateau interessanterweise irgendwo auf den High Sacrifice Trail. Auch aus der anderen Richtung kommend wäre es also theoretisch möglich, zum linken Aussichtspunkt aufs Schatzhaus zu gelangen. Ob und wie im Zweifelsfall der Trail dort gekennzeichnet ist, das kann ich leider nicht sagen.
Der Bericht auf zigzagonearth entführt Dich ein wenig auf den Madras Trail. Einen deutschsprachigen Bericht habe ich leider nicht gefunden. Solltest Du einen kennen, dann gib mir gerne kurz Bescheid.
Und jetzt Du, bist Du selber schon den Indiana Jones Trail in Petra gelaufen?
Oder vielleicht bist Du ja auch zufällig über den Madras Trail zum Treasury Overlook gekommen? Dann berichte mir doch davon kurz in den Kommentaren, ich würde mich sehr darüber freuen. Auch wenn Du Fragen zur Wanderung haben solltest, kannst Du diese selbstverständlich gerne stellen.
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Ich fand den Indy Trail ja nicht ganz so schlimm. Hat irgendwie sogar Spaß gemacht. Aber wie Du schon schreibst, wir wären besser Morgens direkt gegangen. Hätten wir das mal gewusst. Nur diese penetrante Abzocke am Ende mit der Teebude direkt an der Klippe über der Treasury – das nervt mich auch heute noch! Ich verstehe auch, dass die da alle ein Stück vom Kuchen abhaben wollen. Aber dort oben noch für eine Aussicht Geld zu verlangen ist unverschämt. Vor allem, weil jeder Besucher eine ordentliche Summe an Eintrittsgeld bereits bezahlt hat. Ich habe jedenfalls nicht mehr als eine Minute in diesem Zelt verbracht und bin gleich wieder umgekehrt, stinksauer trotz dieses fantastischen, einmaligen Ausblicks. Trotzdem bleibt der Trail und Petra ein unvergessliches Erlebnis. Vielen Dank für diesen tollen Bericht, Andreas!
Wir sind den Weg im Oktober 2018 gelaufen. Und ja, bei uns waren tatsächlich kaum andere Leute unterwegs und wir waren über weite Strecken allein. Am Vortag sind wir hoch zum Monastery, mit gefühlt hunderten von anderen Menschen. Für uns war die Al-Khubtha Tour das Highlight von Petra. Wir sind auch zum Viewpoint durch das Zelt des Beduinen. Das Schild in dutzenden Sprachen, dass man für den Ausblick bezahlen muss, haben wir wohl gesehen, aber ignoriert. Ohne Probleme. Schön war auf dem Rückweg der Tee-Stopp im Zelt, von dem man aus auf das Kolosseum schaut. Es ging eine leichte Brise, es war ruhig und friedlich. Dazu die Beine über dem Abgrund baumelnd und den grandiosen Blick genießen. Einfach nur herrlich.
Hi Ines. Viel los war bei uns auch nicht. Unterwegs haben wir vllt 20-30 andere Menschen gesehen, mehr nicht. Alle mehr oder weniger „fertig“ von den Stufen *grins*
Den Rückweg fand ich fast noch ätzender als den Hinweg, da die Stufen extrem aufs Knie gehen, wenn sie dermaßen steil sind. Aber nun gut, ich fand’s trotzdem eine tolle, aber auch recht anstrengende Wanderung. Der Weg hoch nach Angels Landing ist ein Spaziergang dagegen, zumindest was ich so in Erinnerung behalten habe. Und der Blick aufs Treasury unten … joa, das hat schon was.
Und über den Geschäftssinn der Beduinen kann man denken was man will, auf der einen Seite sind diese Teebuden überall irgendwie verständlich, auf der anderen Seite aber auch ein Stück weit nervig. Man arrangiert sich im Laufe der Zeit damit finde ich. Dank Dir für Deinen Kommentar :-)