Beim Blick aus dem Fenster heute Morgen lege ich mich erst noch einmal wieder hin und schlafe eine Stunde. Eigentlich dachte ich, dass man zum Sonnenaufgang zum Kirkjufell fährt, dort ein schönes Spiegelbild von ihm macht und dann anschließend schön gemütlichen runter nach Budir schleicht. Aber Pustekuchen. Es regnet, es ist windig, es besteht kein Grund aufzustehen.

Trotzdem, der Tag sollte als Regenbogen-Tag in die Geschichte eingehen bei uns. Niemals zuvor habe ich im Leben an die 20 Regenbögen an nur einem einzigen Tag gesehen.

Das Frühstück ist dann auch eher ernüchternd, mit Burckhard war ich hier im Hotel Framnes letztes Jahr schon und ich hatte es für dieses Mal erneut gebucht, weil unter anderem das Frühstück eben echt gut gewesen ist….DAMALS! Nun hat aber inzwischen der Besitzer gewechselt und das Ding ist in indischer Hand.

Wie man innerhalb von Monaten ein gut laufendes Hotel dermaßen herunterwirtschaften kann, ist mir ehrlich gesagt ein Rätsel. Verstopfte Waschbecken, fehlende Handtücher, kaputte Heizungen und eine nicht vorhandene Freundlichkeit beim Personal. So etwas braucht man einfach nicht.

Das Frühstück war auch nur noch ein Schatten seiner selbst, aber irgendwie passt das leider nun zum Gesamtbild. Ich werde hier definitiv keine Weiterempfehlung mehr für aussprechen, schaut am besten das Ihr irgendwo anders übernachtet, wenn Ihr nach Grundarfjördur kommt :-(

Wie auch immer. Heute sollte es also entlang der Südküste von Snaefellsnes in Richtung Golden Circle gehen. Aber jetzt geht es erst einmal los über die Passstraße #54 gen Süden. Wenige Meter vor dem Abzweig dorthin ist erst einmal wieder anhalten angesagt … hach was schön.

Scenic Point entlang Snaefellsness Route54

Scenic Point entlang Snaefellsness Route54

 

 

Straße #54

Kurz bevor wir Budir erreichen kommt dann auf der #54 einer DER Scenic Points, wo wir letztes Jahr einfach mitten auf der Straße gehalten haben, um ein Foto zu machen … man kann nämlich von dort aus weite Teile der Südküste überblicken. Was soll ich sagen … inzwischen ist auch hier ein Parkplatz.

Langsam traue ich mich gar nicht mehr irgendwo anzuhalten und das zu schreiben. Anscheinend wird dann immer sofort so ein Ding gebaut. Das Licht ist auf jeden Fall absolut grandios heute Morgen, Sonne und Wolken scheinen fast schon miteinander zu kämpfen und bescheren uns Momente, die man regelrecht aufsaugt.

Scenic Point entlang Snaefellsness Route 54

Scenic Point entlang Snaefellsness Route 54

 

Scenic Point entlang Snaefellsness Route 54

Scenic Point entlang Snaefellsness Route 54

 

 

Budir

Kurz bevor wir die schwarze Kirche bei Budir erreichen machen wir wieder eine Vollbremsung. Am Hotel Budir ist das Meer gerade spiegelglatt … zusammen mit dem tollen Licht wieder ein ziemlich perfekter Moment.

Die Kirche selber versuche ich wieder aus allen möglichen und unmöglichen Blickwinkeln abzulichten, irgendwann gelingt mir bestimmt mal ein Foto mit einer Perspektive, die man noch nicht kennt. Nur heute halt nicht …

Hotel Budir und ein spiegelglattes Meer

Hotel Budir und ein spiegelglattes Meer

 

Ein spiegelglattes Meer auf Snaefellsness

Ein spiegelglattes Meer auf Snaefellsness

 

Budirkirkja

Budirkirkja

 

 

Lóndrangar

Nächster Stopp sollte dann jetzt Arnarstapi sein, hier regnet es aber gerade also fahren wir ein paar Kilometer weiter bis zur schroffen Steilküste nach Lóndrangar. Dort scheint die Sonne und gleichzeitig mit uns kommt eine Foto-Tour an mit ein paar „Profis“. Irgendwie habe ich mir Profis anders vorgestellt, aber rein äußerlich sollte man halt nicht immer zu schnell vorverurteilen.

Wie auch immer, Bernd gibt durch Zufall ein gutes Motiv zum Größenvergleich ab, er hat sich ganz oben auf den Klippen postiert und auch noch seine rote Signalfarbenjacke an.

Wahnsinn, wenn man sieht, wie winzig er hier wirkt. Wir halten uns hier eine ganze Zeit lang auf und genießen die Sonne, welche nun auch in Arnarstapi und Hellnar angekommen sein müsste. Zumindest ziehen die Wolken von dort weg.

Snaefellsness Klippen von Londrangar

Snaefellsness Klippen von Londrangar

 

Blick in Richtung Arnarstapi

Blick in Richtung Arnarstapi

 

 

Hellnar

Hellnar ist dann auch unser nächstes Ziel. Dort gibt es ein idyllisches Strandcafe (welches aber zu dieser Jahreszeit bereits geschlossen hat) und eine Art Seehöhle die man unter den Namen Baðstofa Cave im Netz findet.

Da leider gerade keine Ebbe ist, kommt man dort allerdings nicht einmal ansatzweise in die Nähe, weil das Wasser ständig die Steine hochschießt, dort wo man eigentlich herlaufen müsste. Ich schaue mir das ganze noch kurz von oben an…

Hellnar

Hellnar

 

Hellnar Badstofa Cave

Hellnar Badstofa Cave

 

Hellnar Badstofa Cave von oben

Hellnar Badstofa Cave von oben

 

… bevor es dann noch weiter zur Hellnarkirkja geht. Ein Zufallsfund wenige Tage vor dem Urlaub, weil ich irgendwo ein Bild davon im Netz gesehen hatte und dieses wirklich grandios gefunden habe mit den schiefen Grabsteinen und dem schneebedeckten Snaefellsjökull im Hintergrund. Der Berg ist zwar gerade schneefrei, das Ganze wird dadurch aber nicht weniger fotogen finde ich.

Ich sag ja, es gibt einfach keine hässlichen Kirchen hier. Und so ein Satz kommt von mir, obwohl ich vor etlichen Jahren bereits aus der Kirche ausgetreten bin. Aber das eine hat ja mit dem anderen nichts zu tun.

Hellnarkirkja

Hellnarkirkja

 

Hellnarkirkja

Hellnarkirkja

 

 

Arnarstapi

Nächster Stopp ist Arnarstapi, auch hier wird gerade mächtig gebaut bzw. werden auch überall diese dicken Matten hingelegt, welche wir auch schon am F-Canyon vorgefunden hatten.

Der Parkplatz wurde ebenfalls vergrößert. Wenn ein Ziel auch von Reisebussen angesteuert wird, merkt man das sofort. Wir schießen das obligatorische Foto von dem einzelnen Haus hier …

Arnarstapi

Arnarstapi

 

… und verteilen uns dann an der Küste. Ich wandere zum Gatklettur Sea Arch und versuche mein Möglichstes, um eine halbwegs brauchbare Aufnahme hinzubekommen. Ein paar Versuche mit und ohne ND-Filter später …

Der Gattklettur Sea Arch

Der Gattklettur Sea Arch

 

Der Gattklettur Sea Arch

Der Gattklettur Sea Arch

 

Ich hatte jetzt noch hier in der Ecke die Rauðfeldsgjá Gorge auf der To-do-Liste, es regnet aber gerade wieder als wir dort ankommen also schenken wir uns das. Wird dann nächstes Mal einfach erledigt. „Man muss ja echt nicht alles haben“ ;-) Und da irgendwo garantiert eh immer die Sonne scheint fahren wir einfach weiter.

Allerdings nicht allzu lange, denn links auf einem Feld hat es sich ein Regenbogen gemütlich gemacht. Und was für einer …

Snaefellsness Regenbogen

Snaefellsness Regenbogen

 

Snaefellsness Regenbogen

Snaefellsness Regenbogen

 

Es sollte der erste heute auf Snaefellsnes sein, aber nicht der letzte. Wie eingangs erwähnt haben wir heute dermaßen viele davon gesehen, dass wir hinterher nur noch müde drüber gelächelt haben.

Aber das wussten wir natürlich zu diesem Zeitpunkt noch nicht und einen kompletten Bogen sieht man ja doch auch eher selten. Der Meinung waren anscheinend auf ein gutes Dutzend Autos, die nach uns alle kreuz und quer verteilt entlang der Straße gehalten haben.

Ein bisschen erinnert es mich an den Yellowstone, wenn man als erstes irgendein seltenes Tier sichtet und deswegen am Straßenrand anhält. Es dauert garantiert keine 5 Minuten, bis man sich vorkommt wie in der Rush-Hour einer amerikanischen Großstadt. Dort muss dann meistens sogar ein Ranger den Verkehr regeln, damit es überhaupt irgendwie weiter geht.

Hier ein Schuss, einfach so von Michaela während der Fahrt aufgenommen …

Snaefellsness Regenbogen

Snaefellsness Regenbogen

 

Die Weiterfahrt verläuft bis kurz vorm Hraunfossar dann recht unspektakulär, gefühlte drölfundzwanzig Regenbogen später halten wir wieder einfach irgendwo an weil uns die Landschaft und die Herbstfarben so gefallen.

Unterwegs nach Hraunfossar

Unterwegs nach Hraunfossar

 

 

Hraunfossar

Bei den Hraunfossar angekommen bietet sich uns wieder ein Spiegelbild meiner letzten Aufenthalte dort – beide Male hat es hier nämlich geregnet und heute sollte das nicht anders sein. Manche Orte scheinen sich wirklich gegen einen verschworen zu haben und möchten einfach nicht das man sie mal mit schönem Wetter sieht. Da sitzen wir also nun im Auto und warten … und warten … und warten … bis sich plötzlich eine Wolkenlücke auftut und es aufhört zu regnen.

Im Bruchteil von Sekunden sehen wir aus dem Auto heraus einen Regenbogen am Himmel. Der isländische Spruch „Auf Regen folgt immer auch ein Regenbogen“ hatte also Recht behalten. Wie von einem Schwarm geschlechtsreifer Moskitos auf Blutentzug verfolgt hechten wir zur Aussichtsplattform. Das Schauspiel dauert vielleicht 2 Minuten, länger nicht. Aber da war er wieder … der perfekte Moment.

Herbstfarben bei den Hraunfossar mit Double Rainbow

Herbstfarben bei den Hraunfossar mit Double Rainbow

 

Man würde am liebsten die Zeit einfach anhalten, um solche Momente wie ein Schwamm aufzusaugen. Die Wasserfälle an sich sind ja schon schön, mit den farbigen Akzenten oben drüber wirkt es regelrecht wie in einem Pixar Animationsfilm. Dazu noch die Herbstfarben … einfach nur Gänsehaut.

Hraunfossar mit dem iPhone

Hraunfossar mit dem iPhone

 

Wir beratschlagen kurz auf welchem Weg wir nun in Richtung Golden Circle fahren. Wir könnten die #550 wie beim letzten Mal nehmen, oder aber die #52 und dann erst auf die #550 … das würde aber 3 Stunden Fahrt bedeuten laut Uschi. Oder wir fahren einfach außen rum die Ringstraße durch den Tunnel im Borgarfjörður, dann wären wir in knapp 2 Stunden dort. Das ist natürlich ein Argument und so landen wir wieder auf dem Ring.

Kurz vor Reykjavik gibt es einen kurzen Stopp beim Bonus für letzte Besorgungen, was dann passiert kann ich mir ehrlich gesagt nicht erklären und Uschi und ich sind seit dem Tag auch geschiedenen Menschen. Aus „widersprich niemals einer Frau“ wurde schnell „vertraue niemals einer Frau“.

Uschi schickt uns einen Umweg von knapp 150 Kilometer in Richtung Selfoss, anstatt einfach via Thingvellir zu fahren. Ich weiß nicht, wieso ich nicht auf meine Intuition gehört habe. Zumal in diese Strecke schon ein paar Mal gefahren bin und weiß, dass sie nicht allzu lang ist. Vermutlich habe ich bis dahin noch an das Gute in Uschi gedacht. Pffft, ab heute werden hier andere Saiten aufgezogen!

 

 

Geysir

Viel zu spät kommen wir dadurch am Farmhotel Efstidalur an. Ursprünglich wären wir gegen 17 Uhr hier gewesen und somit noch schön früh um uns beim Geysir auszutoben. Da es aber – oh Wunder – eh wieder regnet, ist unser Tatendrang ein wenig gedämpft.

In einer kurzen Regenpause fahren wir trotzdem noch los und versuchen im restlichen vorhanden Tageslicht (okay, es war so gut wie nicht mehr vorhanden) ein paar Aufnahmen der Blase am Geysir zu machen.

Es gelingt mal mehr mal weniger gut, wenn man aber lernt den Geysir „zu lesen“ weiß man halbwegs wann ein Ausbruch kommt und wann nicht. Schlichtes beobachten reicht eigentlich dafür. Den Blick nicht von der Wasseroberfläche abwenden … es kommen immer jede Menge kleinere Bläschen bevor ein Ausbruch kommt.

Ausbruch des Geysirs

Ausbruch des Geysirs

 

Ausbruch des Geysirs

Ausbruch des Geysirs

 

Da hier heute nicht mehr wirklich viel zu holen ist brechen wir irgendwann ab und fahren zurück zur Unterkunft. Den restlichen Abend regnet es dann quasi durch … und das, obwohl wir bei wolkenlosem Himmel einen Logenplatz auf die Polarlichter hätten von unserem Zimmer aus. Dieses befindet sich nämlich auf einer Anhöhe und man blickt etliche Kilometer weit in die Ebene hinein.

Aus „aber wir haben ja noch ein paar Tage“ um Polarlichter sehen ist inzwischen ein „wir haben aber nur noch einen Tag“, geworden. Ernüchternd irgendwie, so hatten sich das niemand von uns vorgestellt. Aber da steckt man halt nicht drin.

Umso mehr sollte man sich glücklich schätzen, wenn man dieses Naturschauspiel einmal tatsächlich live erleben darf. Für heute ist Bettchen angesagt … Gute Nacht!