Direkt am ersten Tag heute kommt ganz am Ende ein Highlight, worauf ich mich ganz besonders freue. Es geht nämlich endlich zum Kirkjufellfoss. Den wollte ich letztes Mal eigentlich schon besuchen, leider hat es zeitlich dafür nicht mehr gereicht. Aber dazu später dann mehr.

Das kostenlose Frühstück heute Morgen war recht gut, bedenkt man das der Preis pro Person gerade einmal um die 30€ betragen hat. Für ein Zimmer mit privatem Bad wohlgemerkt, was hier in Island nicht unbedingt üblich ist. In aller Regel hat man nämlich ein Gemeinschaftsbad in sehr vielen Unterkünften.

Unterm Strich konnte man jedenfalls nicht ansatzweise etwas Negatives hier finden. Ich bin aber sicher, es gibt genügend Hobbykritiker und Schrankstaubsucher die nur in den Urlaub fahren, um irgendwelche unbedeutenden Mängel hinterher abzuarbeiten beim Veranstalter. Wir lassen aber die Kirche im Dorf und können das Start Hostel bedenkenlos weiterempfehlen.

Da es auf dem Weg nach Norden gerade trocken ist als wir in Höhe Reykjavik sind stoppen wir kurz an den beiden typischen Touripoints. Sun Voyager und Hallgrimskirkja. Klick Klack, fertig. Weiter geht es nach Arnarstapi auf Snaefellsnes.

Sun Voyager Statue

Sun Voyager Statue

 

Wir haben Glück und können bereits wieder durch den Tunnel Hvalfjarðargöng fahren. Letztes Wochenende war dieser wegen Asphaltarbeiten gesperrt und man musste den kompletten Foraging-Hvallfjördur Fjord außen abfahren um auf die andere Seite zu gelangen. Circa eine Stunde zusätzliche Fahrtzeit und 50 km mehr Wegstrecke bleiben uns somit erspart. Wobei das zeitlich vermutlich nicht ganz hinkommt, weil beide Straßen sich erst oberhalb des Akrafjall wieder treffen.

Die weitere Fahrt via Borgarnes bis auf die Snaefellsnes Peninsula verläuft unerwartet unspektakulär, ich hätte damit gerechnet das man viel öfter einfach so anhalten würde.

 

 

Búðirkirkja

Relativ früh sind wir dementsprechend auch schon in der Gegend von Búðir, welche durch die schwarze Búðirkirkja vielen ein Begriff ist. Diese wird ja sehr häufig von Fotografen abgelichtet oder taucht auch auf Ansichtskarten auf. Trotz relativ ausdauerndem Regen versuchen wir unser Glück und machen ein paar erste Fotos.

Es gelingt mehr schlecht als recht und so wirklich zufrieden kann man eigentlich nicht sein. Aber hier auf der Halbinsel sind die Entfernungen recht gering, sollte es heute Nachmittag noch einmal aufklaren fahren wir einfach noch einmal hierher zurück. Die paar Bilder hier unten sind somit das Ergebnis zweier Besuche heute.

Budirkirkja

Budirkirkja

 

Budirkirkja von vorn

Budirkirkja von vorn

 

Die ursprüngliche Kirche hier in Búðir stammt eigentlich aus dem Jahre 1703 und verschwand 1816. Was genau passiert ist, kann man bestimmt bei Google nachlesen. Diese neue, schwarze Kirche wurde erst 1848 wieder gebaut. Sie wurde im 20. Jahrhundert renoviert und in einem Stück verlegt. Heute steht sie unter Denkmalschutz und gilt als eine der ältesten isländischen Holzkirchen überhaupt.

Schlichte Schönheit: Die Budirkirkja

Schlichte Schönheit: Die Budirkirkja

 

Budirkirkja

Budirkirkja

 

In der Nähe hatte ich noch den Bjarnarfoss auf der To-do-Liste, einen recht ansehnlichen Wasserfall. Unser Vorhaben diesen zu besuchen wird aber jäh durch ein PRIVATE-Schild unterbrochen. Und wenn ich eines noch von letztem Jahr weiß, dann das, was mir Jón in Vik gesagt hat. „Du kannst hier überall hingehen, es interessiert im Prinzip niemanden. Es sei denn es steht „Private“ dran“ …

Also halten wir uns daran und fahren unverrichteter Dinge weiter die Straße #54 gen Westen. Das Wetter lädt eh nicht wirklich gerade dazu ein die Fotoklamotten auszupacken …

Eher bescheidenes Wetter erwartet uns auf dem Snaefellsnessvegur

Eher bescheidenes Wetter erwartet uns auf dem Snaefellsnessvegur

 

Die Straße #54, auf Karten mit Snaefellsnesvegur gekennzeichnet, ist im übrigen fast auf der gesamten Halbinsel asphaltiert. Erst im Norden auf einem rund 110km großem Teilstück zwischen Berserkjahraun und Skogshals geht sie in eine relativ gut zu fahrende Schotterpiste über. Von einigen lustigen Schlaglöchern, die plötzlich immer vor einem auftauche,n mal abgesehen. Aber soweit sind wir ja heute noch gar nicht.

 

 

Arnarstapi

Bereits wenige Kilometer später kommen wir zum ersten Mal in Berührung damit was es heißt hier an Orte zu kommen die auch von Reisebussen angesteuert werden. Wir erreichen nämlich Arnarstapi.

Der kleine Fischerort im Süden der Halbinsel scheint ein beliebtes Ziel für sämtliche Touristen zu sein, es herrscht ein mittleres Gewusel und ich frage mich, warum überhaupt !? Okay, hier beginnt ein knapp 3km langer Wanderweg nach Hellnar der ganz nett sein soll, aber das Wetter heute … ne lass mal. So machen wir uns kurzerhand auf und statten Gattklettur einen Besuch ab. Das ist eine Art Basaltsteinbogen, der hier im Meer steht.

Gatklettur Arch bei Arnarstapi

Gatklettur Arch bei Arnarstapi

 

 

Lóndrangar

Unsere Fahrt geht weiter, bereits wenige Kilometer weiter erreichen wir die Gegend um die Klippen von Mordor. Ähm, falscher Film, es sind natürlich die Basaltklippen von Lóndrangar. Sie sind bis zu 75 Meter hoch, vulkanischen Ursprungs und ein beliebtes Vogelgebiet. Allerdings findet man hier keine Papageitaucher.

Wäre es wolkenlos und windstill … es würde irgendwie gar nicht passen zu diesen schroffen Felsen und Basaltzinnen. Wir haben passenderweise starken bis stürmischen Wind und dunkle Wolken die uns sie Szenerie versüßen. Zum ersten Mal krame ich meine fingerlosen Handschuhe heraus, die ich mir eigens für diesen Urlaub vorher noch besorgt hatte – denn obwohl es eigentlich viel wärmer ist, kommt es einem durch den Wind so vor, als wenn Minusgrade herrschen würden.

Die Klippen bei Londrangar

Die Klippen bei Londrangar

 

 

Malarrif

Nur wenige hundert Meter weiter erreichen wir den Leuchtturm vom Malarrif. Er ist gute 24 Meter hoch und bereits seit 1917 in Betrieb … wenn man die ursprünglich an dieser Stelle errichtete Stahlkonstruktion mit einberechnet. Sehenswert ist auch der schwarze Strand vor dem Leuchtturm … die Wucht der Wellen wird hier besonders deutlich.

Malarrif Lighthouse

Malarrif Lighthouse

 

Malarrif Lighthouse

Malarrif Lighthouse

 

Eine ganze Zeit lang stromern wir hier herum und sind beide einfach nur beeindruckt von den Naturgewalten, welche man hier schon spüren kann. Zurück am Auto ist auch der nächste Step recht kurz, hier auf der Halbinsel reihen sich die Scenic Points wirklich fast schon aneinander wie Perlen auf einer Kette.

 

 

Djúpalónssandur

Wir biegen ab nach Djúpalónssandur. Allerdings musste ich in der Tat kurz den Wagen wenden, weil ich trotz GPS-Daten den Abzweig verpasst hatte. Die #572 scheint also eine ziemlich unscheinbare Straße zu sein – obwohl vorne am Parkplatz jede Menge Autos stehen.

Zwei Wege hinunter zum Strand gibt es, hinterher werden wir feststellen, dass wir im Prinzip den falschen gewählt haben, weil dieser nicht an den rostigen Überresten eines hier 1947 gestrandeten Towlers vorbeiführt. Na ja, abhaken unter der Kategorie „Hinterher ist man immer schlauer“.

Wir nehmen jedenfalls den linken Weg und finden uns wieder in einer Szenerie, die mich persönlich irgendwie an den Film Godzilla erinnert. Es ist schwierig zu beschreiben, aber die Gischt der Wellen, die schroffen Felsen, die mit Moos bedeckten Steine … das schaut schon recht urzeitlich aus alles.

Djúpalónssandur

Djúpalónssandur

 

Zu Hause werde ich feststellen, dass das Bild oben das einzige ist, welches brauchbar geworden ist von dieser Ecke hier. Äußerlich ist das natürlich schon „ein kleines bisschen ärgerlich“. Innerlich könnte ich einfach nur k*tzen und ich verstehe zu Hause beim Betrachten die Welt nicht mehr. Warum ist mir das verdammt nochmal nicht aufgefallen am kleinen Monitor der Kamera? Wieso habe ich keinen Laptop mitgenommen wie früher, um abends noch die Bilder zu sichten etc.pp. Ändern kann ich es nicht mehr. Ich hoffe einfach, dass ich trotzdem noch ein paar brauchbare Ergebnisse übrig behalte für den Bericht hier.

Wie auch immer … wiederum nur wenige Kilometer weiter erreichen wir die Kratergruppe Holaholar samt dem nicht mehr aktiven Vulkan Berudalur. Das Ding ist so eine Art „Drive-In-Vulkankrater“, da man an einer Stelle von außen mit dem Auto hineinfahren kann. Angeblich sollen hier Elfen wohnen … außer uns zwei komischen Gesellen war aber augenscheinlich niemand vor Ort. Ein Foto existiert zwar, ich finde es aber leider eher unspektakulär und daher hat es nicht den Weg hier in den Bericht geschafft. Am spektakulärsten wäre es noch, wenn auf dem einen Kilometer Gravelroad zum Vulkaneingang jemandem ein Auto entgegenkommt. Man kann nämlich nirgendwo ausweichen :-)

Die Fahrt geht weiter zum höchsten Funkturm Europas, dem Gufuskálar. Stolze 412m ist er hoch, damit übertrumpft er mal locker den Eiffelturm um ganze 88m !! Ein bisschen Wiki-Wissen noch: 1995 wurde der Sender vom isländischen Rundfunk Ríkisútvarpið übernommen und dient seitdem zur Verbreitung eines Radioprogramms im Langwellenbereich auf der Frequenz 189 kHz mit einer Sendeleistung von 300 Kilowatt. Die Sendungen können bei ungestörten winterlichen Ausbreitungsbedingungen auch in weiten Teilen Deutschlands empfangen werden.

Angeblich sollen unweit des Senders noch die Überreste eines gestrandeten Wales vor sich hin rotten. Die einzige Info im Vorfeld, wie man das Skelett ausfindig machen kann, war „immer der Nase nach, man kann es nicht verfehlen“. Entweder hatten wir beide Schnupfen oder sind zu blöd zum riechen. Jedenfalls ist außer frischer Luft nichts in meine Nasennebenhöhlen gekommen. Schade. Aber was solls, so ein Gammelfisch ist bestimmt eh nicht sehr ansehnlich.

Passend zum Thema gibt es unweit des angeblichen Walkadavers aber ein kleines Walmuseum. Hier halten wir ebenfalls kurz, fahren aber wenige Minuten später schon wieder weiter. Kurz hinter dem Fischerörtchen Olafsvik muss ich dann kurz halten, im Rückspiegel sehe ich nämlich das die Wolkendecke kurz ein bisschen aufreißt … ein fantastischer Anblick eröffnet sich uns.

Bei Olafsvik

Bei Olafsvik

 

Bei Olafsvik

Bei Olafsvik

 

Es sind Momente wie diese welche mir persönlich immer eine Gänsehaut bescheren. Momente, die nur wenige Minuten und oftmals sogar nur Sekunden dauern … vergänglich, nicht mehr wiederkommend. Du drückst auf den Auslöser und weist in der Sekunde genau, dass dir dieses Foto später mehr am Herzen liegen wird als andere. Niemand sonst kann dieses Motiv morgen oder sonst irgendwann fotografieren in dieser Form, es bleibt einzigartig. Die wandernden Lichtstrahlen, die bedrohlichen Wolken, die trotzdem voller Ruhe ihre Bahnen ziehen. Danke, das man in solchen Momenten dabei sein darf.

 

Road #54

Kurz hinter Olafsvik zweigt auch die Straße #54 ab, welche einmal quer über die Berge gen Süden führt und bei Búðir wieder auf die Küste trifft. Wir nehmen diese Straße und fahren erneut nach Búðir, in der Hoffnung das wir etwas besseres Wetter als heute Morgen haben. Das Ergebnis gab es bereits weiter oben zu sehen, so wirklich besser war es eigentlich nicht …. immerhin hatte es aufgehört zu regnen.

Alleine die Fahrt über die #54 ist aber schon den kurzen Abstecher wert gewesen, immer wieder eröffnen sich faszinierende Anblicke wie diese hier …

Route 54

Route 54

 

Route 54

Route 54

 

Den unteren Scenic Point hier hatte ich im Vorfeld schon auf Googlemaps herausgesucht. Bei der Vorbereitung für den Trip bin ich in der Straßenansicht fast die komplette Halbinsel hier bereits online abgefahren und ich war schon sehr gespannt, ob er „in echt“ genauso faszinierend aussieht wie es bei Googlemaps der Fall ist. Und, mal abgesehen von der bescheidenen Fernsicht, kann ich glaube ich sagen „JA“. Wow … was für ein Scenic Point.

Route 54 bietet teilweise fantastische Aussichten auf die Küste

Route 54 bietet teilweise fantastische Aussichten auf die Küste

 

 

Kirkjufellfoss

Zurück im Norden der Halbinsel nähern wir uns dem Örtchen Grundarfjördur, wo wir das Hotel Framnes als Übernachtungsort auserkoren haben. Bei der Abreise morgen werden wir auch diese Unterkunft bedenkenlos weiterempfehlen können. Die Zimmer sind top, ein eigenes Bad mit WC ist ebenfalls wieder dabei und das Frühstück kann seinem Namen ebenfalls alle Ehre machen. Leider bekommen wir ein Zimmer nach hinten raus zum Parkplatz.

Würden wir auf der anderen Seite wohnen hätte man sogar noch einen direkten Blick auf den Berg Kirkjufell. Alleine nur seinetwegen bzw. dem gleichnamigen Wasserfall Kirkjufellfoss hätte ich in letztem Jahr fast den Umweg hier hoch in Kauf genommen. Es ist eines DER Top-Fotomotive und sollte ich eine Top 10 aufstellen müssen mit meinen persönlichen Highlights der Insel, wäre dieser Spot definitiv sehr weit oben im Ranking.

Aber wovon reden wir hier überhaupt? Ganz einfach, hiervon …

Kirkjufellfoss

Kirkjufellfoss

 

Den eigentlichen Kirkjufellfoss übersieht man sehr leicht, wenn man auf der Straße unterwegs ist, so unscheinbar sieht er eigentlich aus. Im Zusammenhang mit dem Kirkjufell im Hintergrund entsteht aber eine Bild, was man so nur selten in ähnlicher Form finden wird. Egal ob nun hier auf Island oder anderswo. Ich weiß nicht wie viele Fotografen hier schon gestanden haben mögen.

Es werden tausende gewesen sein und natürlich gibt es bedeutend schönere Momentaufnahmen von diesem Spot, als wir heute bei den bescheidenen Bedingungen im Stande sind zu machen. Trotz des suboptimalen Wetters übt der Ort aber eine Faszination auf einen aus, der man sich nur schwer entziehen kann.

Kurzer Blick auf die Lower Falls, welche nur weniger Meter unterhalb des oberen Bildes ebenfalls noch ein paar Meter in die Tiefe stürzen …

Kirkjufellfoss Lower Falls

Kirkjufellfoss Lower Falls

 

Es gibt etliche Perspektiven wie man dieses Kleinod Natur ablichten kann. Nieselregen und irgendein komischer Fotografenheini samt „Schüler“ machen die Stimmung aber irgendwie ein wenig kaputt. So dauert unser Aufenthalt hier eigentlich gar nicht so lange, wie ich ursprünglich gedacht hätte.

Später am Abend fahre ich schließlich noch einmal ohne Burckhard zurück. Die Sonne geht gegen 23.05 Uhr unter und ich hoffe insgeheim ja noch auf einen der berüchtigten Sonnenuntergänge hier. Aber – Pustekuchen, der gelbe runde Ball scheint heute andere Pläne zu haben und so mache ich nur noch diverse Fotos vom Kirkjufell wie er sich im See davor, mal mehr mal weniger, spiegelt.

Kirkjufell

Kirkjufell

 

Noch mal um sich das vor Augen zu halten, es war bereits nach 23 Uhr. Wie „dunkel“ es um diese Zeit war, kann man also auf dem Bild recht gut erkennen.

Es ist schon komisch, wenn man das nicht kennt. Die Sonne geht unter, es bleibt aber eigentlich hell und bereits um 3 Uhr ist dann schon wieder Sonnenaufgang. Eigentlich der Traum für jeden der gerne Fotos macht. Denn zur Mitternachtssonne ab Mitte Juni ist quasi mehrere Stunden Sonnenuntergang mit Lichtverhältnissen wie man sie sonst nur kurz am Tage hat. Hm … Juni … ein toller Monat für eine nächste Reise hierher anscheinend *hust*

Etwas enttäuscht fahre ich schließlich zurück zum Hotel. So wirklich dunkelt die Rollo den Raum nicht ab und Burckhard ist dementsprechend auch noch wach. Kurz sprechen wir noch den morgigen Tag durch, dann fallen wir aber doch irgendwann ins Land der Träume. Gute Nacht …