Heute: Karin & Markus von fotonomaden.com
„Karin ist die mit dem strengen Auge für die Bildkomposition…und so richtig schön kann man komponieren, wenn das Motiv stillhält. Deswegen mag Karin Stillleben so gerne, Landschaften, Makroaufnahmen und langsame Tiere
Markus ist der mit dem Technik-Spezialwissen bei den Fotonomaden, egal, ob’s um ein neues Kameramodell, Lightroom oder Photoshop geht. Außerdem ist er der Profi für die quirligen Motive, von Menschen bis Moschusochsen.“
Erzählt doch mal ein bisschen was über Euren Reiseblog, wann hat er das Licht der Welt erblickt und wie hat sich das dann alles entwickelt?
Gestartet haben wir ihn 2010 nur für Freunde und Familie, um sie während unserer Reisen auf dem Laufenden zu halten. Während unserer Ausbildung an der Prager Fotoschule Österreich von 2012-2014 lag der Fokus komplett auf Fotografie. Mit der Mischung aus Foto- & Reiseblog haben wir dann so richtig 2017 begonnen.
Wie seid Ihr irgendwann auf den Namen für den Blog gekommen?
Viele Jahre haben wir davon geträumt, mehr reisen zu können, als das als Angestellte möglich ist. Uns war es schon immer wichtig, schöne Erinnerungsbilder zu haben. Das Fotografieren war immer ein Fokus bei unseren Reisen und hat sich in den letzten Jahren noch mehr verstärkt. So hat sich unser Wunschname „Fotonomaden“ ergeben, in den wir in den letzten Jahren immer mehr hineingewachsen sind.
Welche(r) Eurer Artikel liegt(en) Euch besonders am Herzen?
Es macht uns total viel Freude, anderen dabei zu helfen würdige Fotos von ihren schönsten Erlebnissen zu machen, die sie mit Stolz herzeigen.
Deshalb sind unsere Lieblingsartikel derzeit zwei, die einfache Tipps für spannendere Fotos geben:
„5 Tipps, wie du deine Motive toll in Szene setzt“ und „So findest du den spannendsten Blickwinkel für dein Motiv“.
Welcher Reisetyp seid Ihr, wie reist Ihr am liebsten? Hotels oder Camping? Mietwagen oder Wohnmobil? Teuer oder günstig etc. ?!
Wir sind mit Herz und Seele Individualreisende, denn so können wir unsere Vorlieben für die Natur und das Fotografieren am besten ausleben. In Hotels findet man uns so gut wie nie. Seit wir uns Anfang 2018 ein Wohnmobil gekauft haben, sind wir hauptsächlich damit unterwegs. Davor waren wir oft mit Mietwagen und Zug auf Achse und haben gecampt oder in Privatunterkünften übernachtet. Wenn wir etwas wirklich machen wollen, leisten wir uns das auch und geben gerne auch mehr aus für umweltfreundlichere Alternativen. Damit finden wir uns im mittleren Preissegment.
Ganz wichtig ist uns auch, umweltfreundlich und fair zu reisen. Wir essen der Umwelt zuliebe vegan, bio, regional und saisonal und versuchen wenig Müll zu produzieren. Bei der Auswahl von Touren achten wir auf nachhaltige Anbieter und bemühen uns, selten zu fliegen.
Eure beeindruckendsten oder verrücktesten Erlebnisse auf Reisen waren … ??
Landschaftlich haben uns die fantastische Bergwelt auf der norwegischen Insel Senja, die kanadischen Rocky Mountains und die Nordlichter schwer beeindruckt.
Am meisten begeistern uns aber immer die Tierbegegnungen in freier Wildbahn, aber dazu kommt später noch mehr.
Ist schon einmal etwas so richtig schief gelaufen auf einer Reise oder habt Ihr es sogar schon einmal mit der Angst zu tun bekommen?
In Norwegen sind wir im Juni einmal in ein Schneetreiben mit Whiteout gekommen. Links und rechts neben der Straße waren hohe Schneewände und wir konnten nirgends stehenbleiben. Plötzlich tauchten vor uns die Rücklichter eines Autos auf. Beim Bremsen sind wir auf die andere Straßenseite gerutscht und dann kam uns ein Auto entgegen. Der Fahrer hat versucht auszuweichen und ist in die Schneewand gefahren. Gott sei Dank ist niemandem etwas passiert, aber es war sehr knapp und der Schock saß tief.
Gab es schon einmal ein außergewöhnliches Erlebnis mit Tieren irgendwo ??
Oh ja, immer wieder! Im Etosha Nationalpark in Namibia waren wir z. B. bei einem Wasserloch die Einzigen, als plötzlich eine Herde mit rund 50 Tieren auftauchte, von der großen Matriarchin bis zum Baby. Nach und nach kamen immer mehr Autos, die sich hinter uns einparkten und das Wegfahren unmöglich machten. Ein Elefant kam so nah, dass er seinen Rüssel schon eine Spur in unser geöffnetes Fenster reinsteckte. Ein atemberaubender und zugleich auch mulmiger Moment!
Gibt es etwas, was Euch auf Reisen auch mal so richtig nervt?
Ja, leider gibt es da sogar ein paar Dinge! Wir werden richtig wütend, wenn andere Touristen verbotenerweise Wildtiere füttern, respektlos mit Einheimischen umgehen, Müll liegen lassen oder Regeln von Naturschutzgebieten missachten.
Habt Ihr eine Art Herzensziel, einen sogenannten „Happy Place“? Also ein Land oder eine bestimmte Location, wo Ihr Euch besonders wohl fühlt und wo es Euch immer wieder hin zieht?
Für Karin ist das seit vielen Jahren das südliche Afrika. Seit wir vor ein paar Jahren das erste Mal gemeinsam in Namibia waren, ist Markus auch mit dem Afrikavirus infiziert ;-)
Gab es auch schon mal ein Reiseziel, was Eure Erwartungen NICHT erfüllt hat? Oder seid Ihr sogar schon einmal richtig enttäuscht gewesen von einem Ort?
Nein, eigentlich nicht, denn jede Region hat schöne Seiten, auch wenn manche Dinge sich als weniger spannend herausstellen, als erwartet. Ernüchternd fanden wir allerdings das Ausmaß des Massentourismus an den Küsten einiger kanarischer Inseln, wo wir den letzten Winter verbracht haben.
Die für Euch persönlich beste Unterkunft bisher, ganz gleich welcher Art, war … ??
Wir haben zwei Lieblingsunterkünfte:
1. Ein liebevoll eingerichtetes Eco-Cottage in einer Weinregion etwas außerhalb von Budapest.
2. Die wunderschönen, mit Naturmateralien eingerichten, Chalets der Na’ankuse Ecolodge in Windhoek in Namibia.
Wenn Zeit und Geld keine Rolle spielen würden, welchen Traum würdet Ihr Euch dann reisetechnisch vermutlich erfüllen?
Wir haben einen sehr großen Traum! Ein paar Jahre lang mit dem Wohnmobil von Alaska die ganze Strecke hinunter bis an die Südspitze Südamerikas zu reisen. Grizzlys, Jaguar & Co. in freier Wildbahn zu sehen und all die vielfältigen Landschaften auf dem amerikanischen Kontinent zu entdecken.
Wenn Ihr Eure Reisen plant, wie genau geht Ihr da vor und wie viel Zeit steckt Ihr dann in die Vorbereitungen? Oder seid Ihr eher spontan und legt gar nicht so viel Wert auf Planung?
Bei kürzeren Reisen planen wir sehr ausführlich und recherchieren im Vorfeld auch schon, wo spannende Fotolocations sind. Dabei fragen wir uns auch: Wann kann man welche Tiere wo sehen? Gibt es besondere Naturereignisse oder Festivals, die zu einer bestimmten Zeit stattfinden?
Bei unserer einjährigen Europareise hatten wir nur grob die Route im Kopf und haben dann vor Ort immer wieder geplant.
Wie sieht Euer Kamera-Equipment eigentlich aus? Oder braucht Ihr gar nicht so viel Technik und fotografiert lieber mit dem Smartphone? Auch das ist ja heutzutage nicht mehr unüblich.
Unsere Fotoausrüstung richtet sich immer danach, wo wir gerade unterwegs sind. Für die Tierfotografie sind neben unserer Nikon D500 und unserer Fujifilm XT-2 Systemkamera immer die großen Teleobjektive und unsere Stative mit dabei. Auf größeren Reisen, wo wir unterschiedlichste Motive fotografieren, kommen noch unsere Filtersets und einige andere Objektive ins Gepäck (Weitwinkel, Makro, Zoom).
Ein Smartphone bietet nicht die selben gestalterischen Möglichkeiten, wie eine Spiegelreflex- oder Systemkamera. Da wir unsere Bilder als Foto-Coaches auch beruflich nutzen, verwenden wir das Smartphone nur für private Schnappschüsse.
Eure (maximal 10) Lieblingsfotos von unterwegs sind … ??
Mit der Auswahl der Lieblingsfotos haben wir uns wahnsinnig schwer getan. Letztendlich haben wir uns jetzt für 10 Fotos von unserer einjährigen Europareise entschieden, die die Mischung zeigen, die wir lieben: Natur, Tiere und hin und wieder auch mal einen Abstecher in die Stadt.
Im Juli 2018 seid ihr zu einer einjährigen Reise mit Eurem Tembo Van quer durch Europa aufgebrochen. Wie seid Ihr auf diese Idee gekommen eigentlich? Ich hattet ja vorher nicht wirklich etwas mit dem Thema Vanlife am Hut ?!
Seit wir uns 2008 kennengelernt haben, träumten wir von einer einjährigen Weltreise. Wir haben keine Kinder und sind mittlerweile in den 40ern. Irgendwann haben wir uns gefragt, worauf wir eigentlich noch warten. Der ursprüngliche Plan war eigentlich Kanada und U.S.A. zu bereisen, das hat sich dann aber als zu kompliziert und teuer herausgestellt.
Deshalb haben wir uns dazu entschlossen, mal mit einem Jahr in Europa zu starten. Markus hat schon länger von einem Wohnmobil geträumt und so hat es sich ergeben, das wir unter die Vanlifer gegangen sind.
Wie gestaltet sich eigentlich die Planung solch einer Langzeitreise ? Habt Ihr Euch nur grobe Eckpunkte gesteckt und dazwischen das meiste auf Euch zukommen lassen? Oder
Die Reiseroute selbst haben wir vorab nur grob geplant. Wir haben uns auf die Länder geeinigt, in die wir wollten und es war klar, dass wir mit Skandinavien anfangen und den Winter im Süden verbringen, wo es warm ist. Den Rest haben wir dann kurzfristig vor Ort geplant.
Zur Vorbereitung einer solchen Reise kommt auch noch das Regeln von Dingen Zuhause dazu. Markus hat seinen Job gekündigt, wir haben unser Auto verkauft, unser Haus vermietet und das Wohnmobil mit einer Photovoltaikanlage und einer Komposttoilette aufgerüstet.
Gibt es schon Pläne, wie es jetzt bei Euch weiter geht ?? Folgt eventuell noch eine weitere Langzeitreise?
Im Frühling launchen wir unseren ersten Online-Fotokurs! Darin lernen unsere TeilnehmerInnen wie sie mit einfacher Kameratechnik und gekonnter Bildkomposition Fotos machen, die so besonders sind wie der Moment selbst.
Wer jetzt schon ein paar einfache Tipps für spannendere Fotos haben will, kann sich unseren kostenlosen 10-Tages-Emailkurs holen
In nächster Zeit wollen wir erstmal kleinere Reisen in Österreich und den umliegenden Regionen machen. Eine weitere Langzeitreise wird aber definitiv folgen!
Stichwort Overtourism, wie steht Ihr dazu? Und gibt es Ziele auf Euren Reisen, die Euch diesbezüglich besonders in eher schlechter Erinnerung geblieben sind?
In Barcelona war die hohe Frustration der Einheimischen mit den Touristen schon vor einigen Jahren spürbar. Transparente mit „Tourists go home“ haben uns nachdenklich gestimmt.
Als Foto- & Reiseblogger hinterfragen wir immer mehr, worüber wir schreiben und was wir damit verursachen. Einerseits wollen wir in Zukunft mehr unbekanntere Reiseziele „vor der Haustür“ vorstellen. Andererseits geben wir den genauen Ort mancher Fotolocations nicht mehr preis, um fragile Orte zu schützen.
Darüber hinaus möchten wir sanfteren Tourismus mehr propagieren: Fokus auf Reiseziele in Europa, Vermeidung von Flügen, Tipps zu veganer und umweltfreundlicher Verpflegung vor Ort und Empfehlungen für nachhaltige Reiseanbieter und Ausrüstung.
Gibt es etwas, was Ihr abschließend den Lesern sagen und mit auf den Weg geben möchtet?
Seid neugierig! Oft lassen wir uns von exotischen Reisezielen verleiten. Bei genauerem Recherchieren haben wir festgestellt, dass man viele der tollen Erlebnisse, die uns in die Ferne ziehen, in ähnlicher Form auch in Europa erleben kann: Ob beeindruckende Badlands in Spanien, Bärenbegegnungen in Finnland & Osteuropa oder die Kirschblüte in Deutschland.
Haltet die Augen offen! Wenn ihr euch Zeit für das Fotografieren nehmt, seid ihr aufmerksamer und entdeckt mehr. Es lohnt sich, die schönsten Plätze zu Sonnenauf- und Untergang zu besuchen. Dann erlebt ihr die Orte nicht nur im schönsten Licht, sondern habt sie noch dazu fast für euch allein.
Wenn Dir das Interview gefallen hat, dann besuche Karin & Markus doch mal auf dem Blog und stöbere ein bisschen auf den Seiten dort!
fotonomaden.com findest Du hier im Internet:
Ganz lieben Dank von meiner Seite aus an Karin & Markus, die mir Rede und Antwort gestanden haben. Wenn Ihr selber noch ein paar Fragen an die beiden haben solltet, dann gerne ab damit in die Kommentare.
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