Beim Blick aus dem Fenster heute Morgen schwant uns nichts gutes. Dicke Wolken sind aufgezogen und verdunkeln weite Teile der Umgebung. Auch die Landzunge des Cape Le Grand NP, welche man vom Strand in Esperance aus sehen kann, verschwindet irgendwo in dichten Wolkenfeldern. Nichtsdestotrotz wollen wir natürlich unbedingt dorthin. Lucky Bay ist schließlich einer der Strände auf die wir uns ganz besonders freuen.

Dort ist das bekannte Foto entstanden, wo sich ein Känguru genüsslich am Strand sonnt. Und das ist KEINE Fotomontage. Dort soll es so etwas in den Morgenstunden tatsächlich geben. Ob wir heute allerdings ohne Sonne auch solch ein außergewöhnliches Erlebnis haben werden wage ich mal zu bezweifeln. Na ja, warten wir es mal ab.

Recht früh machen wir uns also auf den Weg, die Anfahrt zum Parkeingang dauert nur eine knappe halbe Stunde und ist recht langweilig eigentlich, viel zu sehen gibt es unterwegs nicht. Am Eingang gibt es zwar ein Rangerhäuschen, noch ist aber niemand weit und breit zu sehen und ich bin mir auch nicht wirklich sicher ob hier überhaupt regelmäßig jemand sitzt und kontrolliert bzw. Eintritt kassiert. Alternativ gibt es natürlich die Self-Registration an der im Normalfall wieder 10 Au$ zu entrichten sind …

Welcome to Cape Le Grand

Welcome to Cape Le Grand

 

 

Lucky Bay

Wir wollen das Ziel bzw. den Park von hinten aufrollen und fahren schnurstracks bis zur Lucky Bay durch. Die Bucht heißt seit 1802 so, als Matthew Flinders hier mit seinem Schiff Zuflucht vor einem schlimmen Sturm gesucht und diesen unverletzt überstanden hat! Ein kleines Monument erinnert an ihn und seine Geschichte damals.

Bereits aus einiger Entfernung kann man das unglaublich türkise Wasser und den schneeweißen Strand erkennen, die zusammen einen unglaublichen Kontrast zur roten Erde in der Umgebung darstellen.

Blick auf Lucky Bay

Blick auf Lucky Bay

 

Als wir von der Parkstraße zum Parkplatz abbiegen wollen sitzen plötzlich schon (bzw. wieder) zwei Kängurus mitten auf der Straße und gucken uns verdutzt an. Wer blöder geguckt hat in dem Moment, die Kängurus oder wir, das vermag ich nicht mehr zu sagen. Die beiden entpuppen sich als Mutter mit Jungtier und sollten uns im weiteren Tagesverlauf noch öfter begegnen.

Wir kommen überraschenderweise recht nah an die beiden heran, sie scheinen Menschen also gewohnt zu sein. Nachdem wir uns ein wenig mit den beiden beschäftigt und Freundschaft geschlossen haben fahren wir als nächstes zum Parkplatz unmittelbar am Strand. Und trotz Bewölkung kann man absolut verstehen warum dieser Strand zu einem der schönsten Australiens zählt.

Lucky Bay

Lucky Bay

 

Der Sand ist so weiß das es selbst jetzt bei Schatten fast schon in den Augen weh tut. Bei Sonnenschein ist vermutlich Sonnenbrille tragen absolute Pflicht hier wenn man sich vorm erblinden schützen will. Ein sich im Sand räkelndes Känguru sehen wir im Moment leider nicht. Aber als wir nach einer Strandwanderung zurück zum Auto gehen sehen wir dann plötzlich doch etwas kleines braunes ein Stückchen weiter am Boden liegen.

Der Strand ist hier über und über mit irgend so einem getrocknetem Zeugs bedeckt. Und mittendrin rollt sich genüsslich ein Känguru herum und schubbelt sich den Rücken. Es ist ein Bild für die Götter, was sich auch später zu Hause immer noch in unseren Köpfen festgesetzt hat.

Kangaroo am Strand

 

"Helft mir, Obi Kangoo Kenobi ... Ihr seid meine letzte Hoffnung"

„Helft mir, Obi Kangoo Kenobi … Ihr seid meine letzte Hoffnung“

 

Das Kängurus gar nicht wasserscheu sind zeigt dieser kleine YouTube-Clip den ich gefunden habe. Zwar nicht in Lucky Bay aufgenommen, aber die Situation dürfte hier die gleiche sein. Noch verwunderter war ich allerdings hier drüber

Nachdem wir genügend Zeit hier mit dem kleinen Freund verbracht haben gehen wir weiter zum anderen Ende der Bucht. Von hier aus startet ein Trail zur Thistle Cove Bucht. Leider fängt es auf dem Weg heftig an zu regnen und da man zwischendurch über zahlreiche steile Slickrocks hätte weiterlaufen müssen sind wir lieber umgekehrt. Sehr interessant übrigens: Auch Kängurus scheinen ab und zu wandern zu gehen auf den Trails.

Immer schön auf dem Weg bleiben ... ... so ist es richtig

 

Guck mal wer da guckt Kangurus wohin man sieht

Das Bild des Tages für uns kommt zwar auch aus der Tierwelt. Hauptdarsteller darauf sind aber keine Kängurus sondern der gemeine ‚Poppkäfer’… aber seht selbst! Und so etwas am frühen Vormittag, also Sachen gibts.

Der berüchtigte Poppkäfer

Der berüchtigte Poppkäfer

 

Neben lustigen Käfern gibt es auch einige lustige Pflanzen hier abseits der Pfade …

Wildflower Wildflower
Wildflower Wildflower

 

Und wo Blumen sind, dort befinden sich auch immer viele … na… na … na … Vögel, rüschtüüsch !!

Vogel Vogel

Nächster Stopp nach Lucky Bay ist die angrenzende Bucht Thistle Cove. Das wäre eigentlich das Ziel der Wanderung von Lucky Bay aus gewesen. Aber auch mit dem Auto kann man natürlich problemlos bis kurz vor den Strand fahren.

 

 

Thistle Cove

Erster Anlaufpunkt vom Parkplatz aus ist der Whistling Rock, der je nach Windstärke zu flüstern scheint. Die Geräusche entstehen durch Ritze und Löcher im Felsen, das hört sich auf jeden Fall sehr kurios an! Kurios ist auch, das der flüsternde Felsen rechts unten augenscheinlich nur eine Auflagefläche von der Größe eines Fingernagels hat …

Whistling Rock

 

Geht man weiter nach unten gelangt man zu einem fotografischen Alptraum. Natürlich im positiven Sinne, denn hier glüht die Speicherkarte wieder und man muss fast schon aufpassen das sie sich nicht entzündet. Riesige Granitfelsformationen säumen den Weg. Auch einige kleinere, an die Remarkable Rocks erinnernde, Felsen sind dabei. Und JA, die Farben sind tatsächlich genau SO !!

Thistle Cove Rocks

 

Thistle Cove Rocks

 

Thistle Cove Rocks

 

Was soll man dazu sagen? Außer einen schönen Gruß an den Augenarzt vielleicht! Aber das war ja nicht alles, weiter geht es …

Thistle Cove Rocks

 

Die Motive scheinen schier endlos zu sein, teilweise ist es allerdings durch den von Zeit zu Zeit einsetzenden leichten Nieselregen sehr rutschig und man muss aufpassen wohin man tritt! Der kleine Fleck mit dem blauen Kapuzenpulli oben im Bild bin übrigens ich …

Thistle Cove Rocks

 

Thistle Cove Rocks

 

Thistle Cove Rocks

 

Der eigentliche Strandbereich hier ist nicht so schön wie die Lucky Bay, ein vom Land ins Meer fließender Priel schwemmt einiges an Schmutzwasser an den Strand … schade. Wir fahren schließlich weiter und halten beim Frenchmans Peak. Vom Parkplatz des 262 m hohen Granitfelsens gibt es einen anspruchsvollen Trail auf den Gipfel, der mit 1.5 Stunden Laufzeit angegeben wird.

Allerdings wird davon abgeraten diesen bei Regen oder Nässe zu gehen. Die Frage, ob wir hinaufgehen sollen oder nicht, erübrigt sich daher von ganz alleine. Von einem View Point in einiger Entfernung kann man übrigens gut erkennen das die gesamte Bergkuppe eigentlich eine Art gigantischer Arch zu sein scheint.

Frenchmans Peak

 

Schade, das hätten wir uns ja doch gerne einmal aus der Nähe angesehen … aber wer weiß, vielleicht … eines Tages.

 

 

Hellfire Bay

Nächster Stopp ist Hellfire Bay. Der Strand hier ist wieder sehr schön und auch das Wasser kann erneut durch ein kräftiges türkis überzeugen. Auf dem Weg vom Parkplatz zur Bucht gibt es einige überdachte Grillplätze (Gasgrills) und Picknickmöglichkeiten.

Hellfire Bay

 

Auch hier gibt es am Ende des Strandes wieder eine mächtige Felsformation aus Granit, die man auf jeden Fall mal besteigen sollte. Von weiter oben hat man einen sehr guten Blick auf die schneeweiße, Dünenähnliche Landschaft und bis hinüber zur angrenzenden Little Hellfire Bay …

Hellfire Bay

 

Den Abschluss unseres Besuchs hier bildet ein Abstecher zum Le Grand Beach, ein lang gezogener Strand der sich im Normalfall angeblich auch gut zum baden eignen soll und der bei Ebbe auch mit dem Jeep oder Buggy befahren werden darf.

Besonders fotogen finden wir den aber irgendwie nicht, außerdem fliegen wir fast weg so windig ist es hier. Wir machen uns deshalb wieder auf den Rückweg und sehen links und rechts der Straße wieder zahlreiche Emus auf den endlosen Wiesen stehen.

Emus am Straßenrand

 

Diese Exemplare hier sind übrigens merkwürdigerweise die allerersten in diesem Urlaub die wir mal halbwegs scharf vor die Linse bekommen haben. Aus irgendeinem Grund schaffen die es nämlich immer uns gehörig an der Nase herumzuführen. Aber dieses eine Mal waren wir endlich schneller.

Nachdem wir nun also den Cape Le Grand NP hinter uns gelassen haben hatten wir eigentlich im Vorfeld geplant noch zur nahe gelegenen Duke of Orleans Bay zu fahren. Diese Bucht gilt (im Moment noch) als Geheimtipp und soll angeblich NOCH schöner sein als Lucky Bay.

Die Bucht ist so geheim das ich Euch töten müsste wenn ich schreiben würde wo sie ist, also lass ich das lieber. Sie befindet sich genau genommen aber auch noch im Nationalpark, nur am komplett anderen Ende. Auf einigen englischsprachigen Seiten im Netz gibt es mittlerweile ganz gute Wegbeschreibungen.

 

 

Esperance

Auf Deutsch findet man darüber allerdings so gut wie nichts bisher. Ich in mal gespannt wie lange das noch so bleibt. Aufgrund der bescheidenen Wetterlage entscheiden wir uns aber gegen die Fahrt zur geheimsten aller geheimen Buchten und machen uns auf den Rückweg nach Esperance. Mittlerweile ist es immerhin früh am Nachmittag und wir wollen noch ein wenig den Ort erkunden. Viel kann man zwar nicht machen hier, wir wandern aber noch einmal rüber zur Jetty und wollen schauen ob wir Sammy sehen.

Sammy ist ein Seelöwe der hier zwar wild lebt, sich aber trotzdem immer in Nähe des Piers aufhält. Warum, wieso und weshalb er nicht einfach in den Weiten des Ozeans verschwindet konnten wir irgendwie nicht wirklich in Erfahrung bringen. Möglich wäre aber, das er hier von Klein auf großgezogen wurde, oder er wurde vielleicht nach einem Unfall gesund gepflegt.

Vielleicht ist er aber auch einfach nur verdammt faul … tschuldigung, schlau meine ich natürlich. Hier am Pier bekommt er nämlich von den Anglern jede Menge Fisch zum fressen. Und das ganz ohne Anstrengung. Er braucht also nicht zu jagen dafür. Schlaues Kerlchen also …

Sammy the Seal Sammy the Seal
Sammy the Seal Sammy sonnt sich am Tanker Jetty

Wenn Sammy schläft kann man sich ihm übrigens bis auf wenige Zentimeter nähern. Er registriert zwar das jemand neben ihm steht/hockt, außer einem müden Blick erntet man aber keine Beachtung. Wir hätten vermutlich beide niemals gedacht solch einem Tier in freier Natur jemals so nahe zu kommen. Den Pier sind wir dann noch einmal komplett bis zum Ende gelaufen, immerhin 800m lang ist er hier – und verdammt windig isses auch da draußen.

Kurioserweise haben ALLE Piers hier in Australien anscheinend nur auf einer Seite ein Geländer … nicht ganz ungefährlich wie ich finde. Am Ende der Jetty soll man übrigens sehr gut schnorcheln können. Ob das stimmt kann ich nicht sagen, falls da jemals jemand testen sollte lasst es mich wissen.

Esperance Tanker Jetty Esperance Tanker Jetty

 

Danach ging es noch einmal mit dem Auto zu einigen Stränden, daran kann man sich hier einfach nicht satt sehen. Abschließend waren wir noch im Coles Supermarkt, einige Dinge für die Fahrt morgen einkaufen. Einen Sonnenuntergang gab es dann auch noch, schade das es nicht früher am Tag aufgeklart hat …

Esperance Sunset

Esperance Sunset

 

Der Tag morgen sieht folgendes vor: Fahrt nonstop zum Wave Rock, anschließend Weiterfahrt zurück nach Perth, dann mal sehen wann wir dort so ankommen und was man noch so unternehmen kann. Lassen wir uns mal überraschen.

Unser Hotel heute war das Comfort Inn Bay of Isles. See you later …