Gastbeitrag Island auf Reisewut.com … geschrieben von Tino Richter.

 

Hallo alle miteinander,

ich bin Tino aus Berlin und gerade frisch aus Island zurück. Sogar der Koffer steht noch unausgepackt in der Ecke um direkt ein paar Zeilen zu schreiben, solange die Erinnerungen noch frisch sind.
Island, diese kleine Insel mitten im Atlantik, kalt, schroff, windig, unwirklich und bewohnt von grummeligen, unnahbaren Menschen, die es irgendwie schaffen die Kälte auszuhalten. So ungefähr war mein Bild von der Insel, bis ich anfing, mich genauer mit ihr zu beschäftigen.

Vor allem die Sache mit dem Wind hat sich in meinem Urlaub bestätigt. Insgesamt war ich 7 Tage dort, wovon 5 Tage effektiv übrig geblieben sind, wenn man die Flüge abzieht. Geplant war, aufgrund der Zeit, nur den Süden zu erkunden und eine Gletscherhöhle zu besichtigen. Alles andere sollte sich spontan vor Ort ergeben, was super geklappt hat.

 

Tag 1 – Hinflug

Am 26.3.2018 ging es mit Icelandair von Berlin Tegel auf die Reise. Die Wettervorhersage hatte für heute Sturm vorher gesagt. Das haben wir alle bei der Landung auch deutlich gespürt, denn der Pilot bekam beim Aufsetzen dermaßen starke Windböen ab, dass es sich wie ein Schleudergang in der Waschmaschine angefühlt hat. Wer sich an die Bilder von der Landung eines A380 in Düsseldorf im Herbst 2017 erinnert, so in etwa hat es bei uns auch ausgesehen.

An der Parkposition angekommen hieß es erst einmal warten, denn durch den Sturm konnten die Türen nicht gefahrlos geöffnet werden. So warteten wir eine gute Stunde im wackelnden Flieger, bis sich der Wind gelegt hat. Willkommen in Island, was für ein Empfang.

Nachdem ich meinen Mietwagen, einen Dacia Duster mit Spikes, abgeholt hab, geht es ins Hotel Heiðmörk, meine einzige Übernachtung mit Frühstück. Durch die Verzögerung kam mir das sehr gelegen, denn nun hatte kein Supermarkt mehr offen. Auf dem Weg dahin kam ich am bekannten schwedischen Möbelhaus vorbei und kehrte dort kurz in die Kantine für 3 Hotdogs als Abendbrot ein. Für 1,50€ pro Stück ein Schnäppchen.

 

Tag 2 – Urriðafoss, Ægissíðufoss, Seljalandsfoss, Gljúfrabúi

Am nächsten Tag, gestärkt durch das Frühstück, geht es los. Meine neue Unterkunft liegt in Eyvindarhólar, etwas zurück versetzt von der Ringstraße, kurz vor Vik í  Mýrdal und, wie ich erst im Nachhinein erfahren habe, direkt am Fuße des Eyjafjallajökull.

Im Schneeregen und bei ordentlich Wind ging es nun gen Südosten. Zunächst ein Stück die Ringstraße entlang, dann über die #39 und #36 ein Stück in Richtung Wasser. Hier war es bedeutend ruhiger und ich sah zum ersten Mal einen der berühmtem schwarzen Sandstrände.

Gastbeitrag Island von Tino

Da sich der Regen inzwischen verzogen hatte, machte ich noch ein paar Abstecher zum Urriðafoss, dem Ægissíðufoss, versuchte erfolglos die Überreste des Waldes Drumbabót zu finden und hielt schließlich am Seljalandsfoss und seinem Nachbarn, dem Gljúfrabúi.

Hier traf ich das erste Mal auf größere Reisegruppen, die den Wasserfall belagerten. Von Leuten in Outfits, die eher zu einem Abend in einer Disko gepasst hätten, bis zu Leuten, die damit eine Polarexpedition unternehmen konnten, war alles dabei. So schloss ich mich der Masse an und wanderte einmal um den Wasserfall. Es ist wirklich beeindruckend, wenn man dahinter hindurchgehen kann. Mein Regenschutz für meine Kamera hat sich hier und auch später, wie sich zeigen wird, sehr bezahlt gemacht, denn durch den Wind wurde die Gischt sehr stark aufgewirbelt und alles triefte sehr schnell vor Wasser.

Am Gljúfrabúi beäugte ich zunächst skeptisch den Weg durch den Fluss, folgte dann aber doch beherzt einem Mann, der sich über die Steine hangelte. Als dann allerdings Gegenverkehr kam, wurde es etwas eng, aber wir kamen alle trockenen Fußes am Ende an. Ein Geheimtipp ist der Wasserfall sicherlich nicht mehr, doch scheinen sich nur die Wenigsten in die Höhle zu trauen, denn wir waren dort gerade einmal zu viert. Wer das nicht möchte, hat die Möglichkeit rechts des Flusses nach oben zu klettern und von dort in die Höhle zu sehen.

Auch in dieser Höhle sollte die Fotoausrüstung wasserfest sein, denn es tropfte überall von den Wänden und die gesamte Höhle war erfüllt von Gischt. Hier ein Foto ohne Wassertropfen auf der Linse zu schießen, war fast unmöglich.

Nachdem meine Winterjacke so langsam nass wurde, meine Regenjacke lag noch sicher und trocken verpackt in meinem Koffer, ging es weiter. Bis zur Unterkunft war es nicht mehr weit und so kam ich nach ca. 8 Stunden am Abend wohlbehalten in meinem kleinen Häuschen, dem Welcome Holiday Homes, an.

 

Tag 3 – Sólheimajökull, Skogafoss, Dyrholaey

Mittwoch, mein erster Nicht-Reisetag. Eigentlich sollte heute schönes Wetter werden und ich wollte sehr früh zur Gletscherlagune Jökulsarlon aufbrechen um dort den Sonnenaufgang zu fotografieren. Allerdings hat sich schon am Abend zuvor der Plan in Luft aufgelößt, denn savetravel.com hat seine Sturmwarnung verlängert und für heute sogar empfohlen zwischen Vik und Seljalandsfoss, sowie etwas weiter östlich auf das Auto zu verzichten. Also Zeit für Plan B.

Vedur.is zeigte in seiner Wind-Vorschau deutlich, was da auf mich zu kommt. Rot und Violett waren genau über mir. Mein Blick aus dem Fenster zeigte allerdings strahlenden Sonnenschein. Typisch Island.

Ich fing den Tag somit entspannt an und überlegte mir, was ich so treiben könnte. Nur in der Unterkunft hocken, das wollte ich eigentlich nicht. Es schien, das der Sturm erst am Nachmittag so richtig aufkommen würde, also packte ich meine Sachen und zog los. Erstes Ziel, das Flugzeugwrack der DC-3 am Strand. Allerdings hing ein Regengebiet dort fest und ca. 500m davor fing es ordentlich an zu schütten.

Da ich kurz vor dem Parkplatz des Wracks etwas von einem Gletscher auf einem Schild entdeckt habe, ging es nun dort hin. Inzwischen weiß ich, es ist der Sólheimajökull. Über die kleine #221, die, wunderschön in die Landschaft eingebettet, sich durch die Hügel schlängelte, erreichte ich kurz danach einen kleinen, fast leeren Parkplatz. Inzwischen hatte sich der Regen in Schneeregen verwandelt. Also wetterfest eingepackt und los ging es.

Im Trockenen schafft man den Weg bestimmt in 5-10 Minuten. Mit Gegenwind und waagerecht kommendem Schneeregen hat es etwas länger gedauert. Dem Fotoapparat wollte ich das Wetter nicht antun, es sind also nur ein paar Handyschnappschüsse geworden. Doch trotzdem war der Anblick beeindruckend, vor allem wenn man allein davor steht und sozusagen sein eigener Privatgletscher hat. All zu lange habe ich es dort dann aber doch nicht ausgehalten, zu unangenehm war das Wetter.

Zurück im Auto entdeckte ich ein Loch in meiner Regenhose. Das erklärt auf jeden Fall mein nasses Knie. Gut, das ich immer etwas Klebeband dabei habe. Allerdings in Neonfarben, was sich auf einer schwarzen Hose super abhebt.

Auf dem Rückweg ging es vorbei am Skógafoss, bei dem es ähnlich voll war, wie am Seljalandsfoss. Erst über die Treppen nach oben und die hinteren Wasserfälle besucht, ging es danach den Großen bestaunen. Dann durch Langzeitbelichtung versucht, die Leute vor dem Wasserfall weg zu bekommen, leider mit mäßigem Erfolg, da diese zu lange staunend an einer Stelle standen.

Da der Sturm inzwischen zunahm, ging es zum Trocknen zurück in die Unterkunft. Inzwischen wackelte mein Haus ordentlich, sodass ich mir ernsthaft Sorgen machte. Laut Wettervorhersage sollte der Sturm bei mir noch eine Weile wüten, etwas weiter südlich in Vik aber langsam schwächer werden. Also vorsichtig losgezogen. Das Regengebiet über dem Parkplatz des Flugzeugwracks hatte sich nicht bewegt.

Weiter in Richtung Südosten stellte ich mein Auto zunächst hinter einem kleinen Hügel in Deckung ab und kletterte in die Höhle Loftsalahellir. Windgeschützt hatte ich hier einen tollen Ausblick über die Bucht.

Dann ging es weiter zum unteren Parkplatz am Kap Dyrholaey, wo die Wellen durch den Sturm und die Flut aufgepeitscht gegen die Klippen schlugen. Der Wind pustet so stark, das ich kaum meine Kamera fest halten konnte und jeder Objektivwechsel stellte sich als besonders schwierig heraus.

Plötzlich, ich kann es kaum glauben, rissen im Süden die Wolken auf und der blaue Himmel kam zum Vorschein. Noch vor 5 Minuten hätte ich es nicht für möglich gehalten. Von diesem Wetterumschwung motiviert, geht es weiter, bis die Speicherkarte glühte.

In der Hoffnung auf einen tollen Sonnenuntergang noch schnell auf den Parkplatz oben am Leuchtturm gefahren und dann wäre es beinahe passiert. Der Wind ist so stark, das ich die Tür kaum festhalten konnte. An ein Aussteigen ist nicht zu denken. Also schnell das Auto gedreht, drücken geht einfacher, als festhalten. 2 Autos weiter höre ich es plötzlich knacken und laut fluchen. Der Suzuki Jimny hat nun eine 180° Tür.

Ich mache eine kleine Runde über das Plateau und dann gab es einen wirklich tollen Sonnenuntergang. Der Sturm, Schneeregen und die Kälte sind vergessen. Es ist einfach schön.

 

Tag 4 – Eishöhlen, Reynisdrangar, Eldhraun, Stjornafoss, DC-3 Flugzeugwrack

Auf diesen Tag wartete ich seit Monaten. Kurz vor meinem Abflug aus Berlin habe ich den Ausflug bereits gebucht. Heute geht es in einen Gletscher.

Treff ist um 8:30 auf dem Parkplatz in Vik. Rechtzeitig bin ich vor Ort, da fährt ein weißer Chevy Van vor, umgebaut mit den typisch isländischen Reifen und Reifendruckregelanlage. Helge, unser Fahrer, steigt aus, begrüßt mich herzlich und da ich der Erste bin, darf ich vorne sitzen. Traumhaft, ein Platz mit Ausblick. Wir kommen ins Gespräch und zum gestrigen Tag meint er nur trocken, dass es ein bisschen windig war. Klar, er ist wohl noch ganz anderes gewohnt. Aber der Wind hat gestern auf eben diesem Parkplatz einigen Autos die Scheiben zerstört. Kein Wunder bei Windböen um die 160km/h.

Der Van füllt sich und zum Schluss sind wir 14 Leute. Es geht ein Stück Richtung Osten. Kurz nach der Brücke über den Múlakvísl biegt Helge auf die alte Ringstraße ab, was eigentlich keine Straße mehr ist, sondern nur ein Sandweg mit Tiefschnee. Noch vor 40 Jahren, so erzählt er, seien alle Straßen auf Island so gewesen. So zieht sich der Weg für gut 45 Minuten hin. Durch den reduzierten Luftdruck merkt man die vielen Schlaglöcher kaum.

Auf dem Eis angekommen, lässt Helge den Chevy ein bisschen mit Heckantrieb driften und es geht mit Schwung durch ein paar kleine Flussläufe. Man merkt, er hat Spaß dabei.
Kurz vor dem Katla-Gletscher (isländisch Kötlujökull), ein Arm des Mýrdalsjökull, bekommt jeder Helm und Spikes, dann geht es los.

Wir besuchen 2 Höhlen, die erste ist etwas kleiner, aber man sieht wunderbar die vielen eingeschlossenen Ascheschichten. Insgesamt ist der Gletscher ungewohnt schwarz. Ich tobe mich mit meiner Kamera aus und versuche den Gletscher irgendwie gut einzufangen.

Langsam leert sich die Höhle wieder, ich warte noch ein bisschen und bin irgendwann der Letzte, sodass ich die Höhle für mich allein habe. Noch ein Bild vom Ausblick, dann geht es weiter zu Höhle Nummer 2. Diese erstreckt sich über 2 Ebenen, der obere Eingang ist etwas von Eis verdeckt. Da inzwischen die Sonne langsam heraus kommt, leuchtet das Eis in seiner schönsten blauen Farbe, dazu die dunklen Ascheschichten, es ist unglaublich.

Als wir wieder bei unserem Chevy ankommen, warten schon 2 Transporter zum Gletscher loszuziehen, auf dem Rückweg kommen uns noch 2 Weitere entgegen. Es wird also langsam voll. Ein Foto der leeren Höhlen dürfte jetzt wohl schwer werden. Da habe ich wirklich Glück gehabt.

Weiter geht es zum Reynisdrangar. Durch die Sonne ist es inzwischen richtig warm geworden, sodass meine Winterjacke im Auto bleiben kann. Nachdem ich den Schilderwald mit den Warnungen passiert habe, bestaune ich die heranrasenden Wellen und die Touristen, die einmal wieder nicht lesen können, mit dem Rücken zum Wasser stehen und bei der nächsten Welle nasse Füße bekommen.

Der Ausblick ist wirklich schön und ich genieße ihn, nebenbei mache ich sehr viele Fotos der Wellen. Bei einer besonders großen Welle muss auch ich einmal Reißaus nehmen, denn sie überspült den Strand bedeutend weiter, als alle anderen. Nachdem es immer voller wird, der Parkplatz quillt aus allen Nähten, mache ich mich auf den Weg gen Osten.

Es geht zum Lavafeld und bis zum Stjornafoss. Das Wetter ist hier weniger sonnig, dafür ab und zu ein paar Regenschauer. Aber die verschneiten Berge sind komplett frei und wunderschön in der Sonne.

Auf dem Rückweg wollte ich noch schnell den Leirarfoss besuchen. Da der aber auf einer F-Straße liegt und diese gesperrt ist, war das mit dem Auto nicht möglich. Auf der Karte sah es nicht so weit aus, also das Auto an der Absperrung abgestellt und zu Fuß los gestapft. Es stellte sich heraus, dass der Boden total weich war und ich bis zum Knöchel einsinke, kein Wunder, das die Straße gesperrt war.

Auf dem Heimweg dann Anlauf Nummer 3 um das alte DC-3 Flugzeugwrack zu besuchen. Es deutete sich ein schöner Sonnenuntergang an, also klang das nach einer guten Idee. Der Parkplatz war sehr voll, ich würde wohl nicht allein an dem Wrack sein. Nach guten 45 Minuten Fußmarsch, das hatte ich wirklich etwas unterschätzt, kam ich an.

Leider verschlug es mir etwas den Atem, denn das Wrack mutiert inzwischen zum Spielplatz. Jeder klettert auf dem Wrack herum, es sind Löcher hinein geschlagen und es sieht insgesamt sehr ramponiert aus. Nach ein paar Bildern machte ich mich sehr bald wieder auf den Rückweg. Das wollte ich mir nicht weiter ansehen. Zudem wurde es doch recht schnell dunkler, da sich eine dicke Wolke vor die Sonne schob.

Unterwegs war ich erstaunt, wie viele Leute noch zum Wrack aufgebrochen sind. Sie sahen nicht so aus, als hätten sie Taschenlampen oder Ähnliches dabei, denn den Rückweg würden sie in Dunkelheit antreten müssen und das bei den ganzen Steinen, die da rumliegen.

So ging ein insgesamt traumhafter Tag zu Ende.

 

Tag 5 – Krysuvikurberg, Gunnuhver, Bridge between Continents, Blaue Lagune

So langsam nähert sich der Urlaub schon wieder dem Ende, denn heute hieß es Abschied nehmen vom Süden und zurück in Richtung Reykjanes. Die Ringstraße ließ ich relativ zügig hinter mir, ich machte nur meinen täglichen Tankstopp. Das Wetter verleitete aber auch nicht zum Anhalten, denn ein großes Regengebiet hing über der ganzen Gegend.

Nur einen kurzen Fotostopp legte ich an einer schön gelegenen Weide ein, auf dem ein paar Islandpferde grasten. Dass diese nicht gefüttert und gestreichelt werden sollen, wusste ich. Anscheinend wollte der Besitzer dies allen deutlich machen, denn er vergrub mehrere Schlingen Stacheldraht in der Wiese davor. Die Striemen in meinen Wanderschuhen bezeugen, dass ich diese nicht gesehen habe.

Zum Glück endete das Regengebiet kurz hinter Sellfoss und es zeigte sich die Sonne mit blauem Himmel. Nach zahlreichen Fotostopps bog ich auf eine kleine Schotterstraße ab, die zu den Krysuvikurberg Klippen führte. Auf dem Weg zu den Klippen kam meine erste Flussdurchquerung. Ok, Flüsschen trifft es eher, wahrscheinlich ist nicht einmal mein Unterboden nass geworden, aber als Stadtkind ein Highlight für mich.

An den Klippen bin ich fast alleine, es ist traumhaft.

Weiter geht es zu dem heißen Quellen Gunnuhver, den Klippen am Leuchtturm dahinter und im Anschluss zur Brücke, die symbolisch die Kontinente überspannt. Irgendwie komisch, so eine Brücke mitten in der Lavawüste.

Um zur blauen Lagune zu kommen, geht es ein Stück zurück und dann eine kleine Straße hoch mit einem tollen Ausblick nach Norden und Süden. An der blauen Lagune selbst ist extra ein Schild Halteverbot aufgestellt, denn die blauen Seen laden sehr zum fotografieren ein. Das hält einige Touristen aber nicht davon ab, einfach anzuhalten und die Straße zu blockieren. Ich habe eine winzige Einfahrt hinter den Seen gefunden, die wohl zum Kraftwerk gehört und dort mein Auto abgestellt, dann geht’s ein Stück zurück für die Fotos. Diese Farbe ist wirklich beeindruckend.

Bevor es in mein neues Quartier in Vogar geht, mache ich einen letzten Abstecher zum Leuchtturm Gardur. An dessen Küste finde ich doch glatt einen weißen Sandstrand. Richtig ungewohnt.

Da es so aussieht, als wäre diese Nacht die erste Wolkenfreie, mache ich mich recht bald wieder auf den Weg, vielleicht klappt es ja mit den Nordlichtern. Leider zieht recht bald nach Sonnenuntergang Dunst auf und der helle Vollmond ist auch nicht sehr hilfreich. Aber ich nutze die Gelegenheit ein bisschen mit Langzeitbelichtungen zu spielen, ehe es gegen Mitternacht wieder zurück geht.

Auf dem Heimweg noch ein kurzer Halt am Kraftwerk neben der blauen Lagune. Anscheinend sind die Schlote nachts bunt beleuchtet.

 

Tag 6 – Thingvellir, Straße #360, Gullfoss, Geysir, Bruarfoss

Mein letzter Tag auf Island, der Tag vor Ostern. Heute soll es auf den berühmten Golden Circle gehen. Da meine Unterkunft kurz vor dem Flughafen liegt, ist die Anfahrt bis zum ersten Stopp, den Thingvellir Nationalpark, eine 90 Minütige Fahrt, mit den zahlreichen Fotostopps dauert es noch etwas länger. Unterwegs merke ich schon, das sehr Viele diese Tour heute fahren, jeder Haltepunkt ist sehr gut gefüllt.

Am Nationalpark wird es mir dann aber zu viel. 10-15 Reisebusse stehen schon da und alle paar Minuten kommt ein Weiterer angefahren. Auf der Aussichtsplattform stehen die Leute in mehreren Reihen, es ist unglaublich voll.

Da wohl alle den golden Circle in die gleiche Richtung fahren wollen, werde ich diese auch so schnell nicht los werden. Ich bin kurz davor, die Tour abzubrechen. Dann entschließe ich mich, die Tour entgegengesetzt dem Uhrzeigersinn zu fahren, also entgegen allen anderen. So hoffe ich, den Massen etwas zu entgehen.

Ich fahre ein Stück zurück und biege auf die kleine #360 ab, die sich wunderschön durch die Landschaft schlängelt und auf der kaum ein Auto unterwegs ist. Als die Straße zur Gravel Road wird, stutze ich kurz, aber da muss mein kleiner Duster eben durch. Bis auf ein LKW, der mir mit den erlaubten 80 km/h entgegen kommt, ist die Straße unbefahren.

Gegen Mittag erreiche ich den Keirid Krater. Der See ist noch komplett zugefroren, der Weg hinunter allerdings nicht mehr, sodass sich ein großes Schlammloch auf dem Weg gebildet hat.
Hier ist es bedeutend leerer, mein Plan scheint also aufzugehen.

Weiter geht’s zum Gullfoss. Hier sehe ich die größten LKWs, die ich je gesehen habe. 5 Achsen, sehr laut und extrem hoch gelegt. Huckepack hat man ihm einfach einen abgeschnittenen Bus aufgesetzt. Anscheinend bietet der Veranstalter Gletschertouren an. Die Ölflecken, die sich allerdings kurz nachdem er parkt, sammeln, lassen mich etwas zweifeln, ob das so gut ist, das der LKW über die Gletscher fährt.

Der Gullfoss selbst ist beeindruckend, es liegt noch ein bisschen Schnee um ihn herum. Ich fotografiere ihn aus allen Richtungen, ehe es in den Souvenirladen geht. Irgendein Andenken, neben den Fotos, muss ich mir noch mitbringen.

Nächster Halt, Strokkur. Es ist mal wieder ordentlich voll, doch ergattere ich einen Platz in der ersten Reihe und fotografiere mehrere Ausbrüche in allen Brennweiten. Der Fotoapparat rattert nur so die Serienbilder durch, irgendwann sind die perfekten Bilder für mich geschossen und ich ziehe weiter.

Letzter Halt für heute, der Bruarfoss. Ich parke auf dem neu angelegten Parkplatz direkt an der Straße. Er ist gut gefüllt. Das Schild sagt, 3,1km bis zum Wasserfall. Das sollte doch zu schaffen sein.

Es geht über eine Weide mit einigen Islandpferden, die sich von den Touristen aber nicht stören lassen. Der Weg schlängelt sich immer am Fluss Bruar entlang. Zunächst noch sehr entspannt, verwandelt das Tauwetter den Pfad Stück für Stück in eine Schlammschlacht. Man sinkt fast knöcheltief in den Schlamm ein und muss sehr aufpassen, nicht wegzurutschen, denn dann geht es einige Meter in die Tiefe und in den Fluss.

Vorbei an 2 schönen Wasserfällen, wird der Weg langsam besser, denn hier ist er noch gefroren und man kommt gut voran. Kaum auszudenken, wenn der ganze Weg so ist, wie am Anfang.

Nach einer knappen Stunde bin ich am Wasserfall und es ist gar nicht voll. Vermutlich hat der Weg so viele Leute abgeschreckt, dass sie gar nicht bis zum Ende durchgehalten haben. Auf jeden Fall mache viele Fotos und genieße den Ausblick auf den wirklich wunderschönen Wasserfall.

Insgesamt hat der Weg deutliche Sturen an meinen Schuhen und Hose hinterlassen, aber das ist auch egal, da es die letzte Tour vor der Heimreise ist.

Nun heißt es Sachen packen und am nächsten Morgen in der Frühe zum Flughafen. Der Flieger geht um 7:40, die Rückgabestation öffnet um 6. Dort angekommen ist ein wahnsinniges Gewusel bei dem Rückgaben. Es gehen so viele Maschinen in der Frühe, das die Verleiher sehr viel zu tun haben.

Trotzdem geht es sehr schnell, innerhalb von 5 Minuten ist alles erledigt, nachdem ich ihr etwas irritierendes System verstanden habe, denn der Schlüssel wird draußen abgegeben, das Auto kurz gecheckt und dann wird man drinnen aufgerufen. Beruhigend, das ich nicht der Einzige war, der direkt nach drinnen gegangen ist und unnötig gewartet hat. Die Kontrolle ergab, das Auto ist nun 1288km reicher und ohne Schäden zurück gegangen.

Weiter geht’s mit dem Check-In, Sicherheitskontrolle und direkt in den Flieger. Island verabschiedet sich mit einem tollen Sonnenaufgang. Da kann sich Berlin eine Scheibe abschneiden, denn es empfängt mich grau und mit Schneeregen.

Zum Schluss habe ich dann doch noch Nordlichter gesehen, zumindest im Flugzeug. Denn der Flieger hat eine Nordlicht-Sonderlackierung und an der Decke wabern die Farben. Nette Idee.

 

Fazit

Island ist traumhaft und hat mich definitiv in seinen Bann gezogen. Das Wetter, die Natur, alles noch einmal etwas wilder, als ich es von Norwegen kenne.

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