An einem freien Tag im Juli habe ich mir Sohnemann geschnappt und wir sind früh Morgens, um kurz nach 3 Uhr, vom Ruhrgebiet aus zu einem Tagesausflug gestartet. Unser Ziel war die Hängeseilbrücke Geierlay im Hunsrück, international auch sehr gut als Geierlay Suspension Bridge bekannt.

Seit Oktober 2015 zählt die Brücke nun zu einer der Top Sehenswürdigkeiten in Rheinland-Pfalz und zieht inzwischen jährlich Touristen von nah und fern an. Ende Oktober 2019 konnte bereits der millionste Besucher gezählt werden. Und das gerade einmal seit der Eröffnung Anfang Oktober 2015. Fluch und Segen zugleich für die beiden Gemeinden Mörsdorf im Nordosten und Sosberg im Süden der Brücke.

 

Hängebrücke Geierlay

Geierley gilt als Deutschlands schönste Hängeseilbrücke und ist exakt 360 Meter lang. Sie führt die Besucher 100 Meter über das Mörsdorfer Bachtal, einem Seitental der Mosel. Bis 2017 war sie die längste Hängeseilbrücke Deutschlands. Inzwischen wurde sie vom 665 Meter langen Skywalk in Willingen abgelöst. Die länge Hängeseilbrückeist übrigens die im Mai 2022 eröffnete Sky Bridge 721 im tschechischen Dolní Morava mit 721 Metern

Die Holzplanken aus heimischer Douglasie im unteren Bereich sind gerade einmal 85 cm breit im Gesamten. Das reicht aus, damit man entgegenkommenden Personen noch relativ gut ausweichen kann. Das Geländer, welches hier aus mehrere cm dicken Seilen oben und Maschendraht seitlich besteht, ist 140 cm voneinander entfernt.

Ein paar Planken aus Douglasie samt M14 Schrauben dienen als Boden der Hängebrücke

Ein paar Planken aus Douglasie samt M14 Schrauben dienen als Boden der Hängebrücke

 

Der Weg zur Brücke

Zur Hängebrücke Geierlay, deren Name übrigens als bester Vorschlag in einem offenen Wettbewerb ermittelt wurde, führt sowohl von Mörsdorf, als auch vom Ort Sosberg, ein gut ausgebauter Wanderweg. Die meisten Besucher parken jedoch in Mörsdorf. Von dort aus gibt es zwei Möglichkeiten, um zur Brücke zu laufen.

Entweder man geht den Naturtrampelpfad durch ein Waldgebiet (diesen haben wir auf dem Hinweg genommen) oder aber man läuft den gut ausgebauten und asphaltierten Weg entlang von Feldern und Weiden. Letzteren haben wir auf dem Rückweg gewählt, dieser ist barrierefrei und somit auch für Rollstuhlfahrer, Radfahrer, Kinderwagen etc. geeignet. Es gibt unterwegs auch einige Bänke zum Verweilen.

Der Naturtrampelpfad durch den Wald runter zur Brücke

Der Naturtrampelpfad durch den Wald runter zur Brücke

 

Entgegen meiner Vermutung, dass Sohnemann eher zurückhaltend die Brücke betritt, hat er sichtlich Spaß, als wir das 62 Tonnen schwere Bauwerk betreten.

Er läuft, springt und wackelt hin und her. Eigentlich steht er solchen Dingen zuerst immer recht skeptisch gegenüber. Warum es hier von Anfang an völlig anders ist … ich habe keine Erklärung dafür. Aber nun gut, es gibt sicherlich auch genügend Besucher, die hier so ihre lieben Probleme haben dürften, einen Fuß auf die Brücke zu setzen.

Skeptischer Blick in die Tiefe, 100 m geht es dort nach unten

Skeptischer Blick in die Tiefe, 100 m geht es dort nach unten

 

Außer uns haben sich zu dieser frühen Stunde (wir sind um 7.30 Uhr am Parkplatz los gelaufen) nur noch eine Handvoll anderer Leute hierher verirrt. Darauf hatte ich zwar gehofft, so wirklich gerechnet habe ich aber nicht damit. Umso schöner, dass wir die Brücke also quasi fast für uns ganz allein haben.

Von der Seite wird das gewaltige Ausmaß der Brücke sichtbar

Von der Seite wird das gewaltige Ausmaß der Brücke sichtbar

 

Wir lassen uns jede Menge Zeit und ich versuche, nicht unbedingt 08/15-Bilder zu machen. Aber irgendwie sehen hinterher dann doch alle gleich aus.

Den Blick nach unten ins Tal finde ich persönlich übrigens jetzt nicht übermäßig spektakulär, das tut dem Erlebnis Geierlay aber keinen Abbruch. Man schaut halt von oben auf ein Waldgebiet. Das hat man so oder so ähnlich vermutlich schon des Öfteren gesehen. Unter der Brücke verläuft übrigens auch noch der Saar-Hunsrück-Steig, der 2017 zum schönsten Wanderweg Deutschlands gewählt wurde. Allgemein biete die Ecke hier recht viele Wandermöglichkeiten.

Blick von einer der Bänke gleich zu Beginn auf die Brücke

Blick von einer der Bänke gleich zu Beginn auf die Brücke

 

Parken bei der Hängebrücke

Möglichkeiten mit dem Auto nahe bei der Brücke zu parken gibt es keine, man ist auf vier eigens angelegte Parkplätze im Ort Mörsdorf angewiesen.

  • P1 (kostenpflichtig, nur Barzahlung möglich) befindet sich direkt am Besucherzentrum Geierlay. Von dort aus sind es circa 1.5 km Fußweg. Der Parkplatz fasst ca. 95 Fahrzeuge, zugelassen sind nur PKW
  • P2 (kostenpflichtig, nur EC/KK-Zahlung möglich) befindet sich in der Windorfer Straße und fasst ebenfalls circa 95 PKW. Zusätzlich bietet er Platz für circa 20 Wohnmobile. Die Entfernung zu Fuß von dort zur Brücke beträgt circa 2 km.
  • P3 (kostenpflichtig, nur EC/KK-Zahlung möglich) befindet sich am örtlichen Sportplatz. Die Entfernung zur Brücke beträgt von dort aus circa 2.5 km, wenn man den Trampelpfad durch den Wald nimmt. Bei diesem Parkplatz gibt es nebenan auch die Möglichkeit, mit Wohnmobil oder Camper zu übernachten.
  • P4 ist der einzige kostenlose Parkplatz. Er befindet sich etwas außerhalb des Ortes und man muss von dort aus mit 4 km Entfernung eine etwas längere Laufzeit in Kauf nehmen.

Man ist gut damit beraten auch einen dieser vier Parkplätze zu nutzen, da im Ort selber sämtliche Straßen nur mit Anwohnerparkausweis benutzt werden dürfen und in letzter Zeit verstärkt gegen Parksünder vorgegangen wird!

Alternativ kann man auch im Ort Sosberg im Süden der Brücke parken. Dort geht es allgemein deutlich ruhiger zu. Vermutlich, weil die Gemeinde rein strategisch gesehen nicht an der typischen Durchgangsroute für die meisten Touristen liegt. Der Parkplatz befindet sich im Kirchweg 11, die Entfernung von dort zur Brücke beträgt knapp 1.9 km.

Ein einsamer Wanderer auf der Hängebrücke

Ein einsamer Wanderer auf der Hängebrücke

 

Geierlay FAQ – Wichtige Fragen & Antworten

Welche Öffnungszeiten hat die Brücke?
Die Brücke ist rund um die Uhr zugänglich, auch Nachts. Lediglich bei extremen Wetterbedingungen (zB Vereisung, Orkan, Gewitter etc.) ist eine vorübergehende Sperrung möglich.

Wie teuer ist der Eintritt?
Die Brücke ist kostenfrei zugänglich, Eintritt wird NICHT fällig.

Dürfen Hunde mit auf die Brücke?
Ja, allerdings nur angeleint.

Kann man das Fahrrad mit auf die Brücke nehmen?
Ja, das Fahrrad muss allerdings geschoben werden.

Darf man mit Kinderwagen auf die Brücke?
Ja, allerdings sollte man bedenken, das die Brücke im unteren Bereich lediglich 85 cm breit ist. Ein schmaler Buggy eignet sich dafür also eher, als ein größerer Kinderwagen

Wackelt die Brücke?
Subjektiv betrachtet wackelt sie so gut wie gar nicht, sodass sich auch ängstliche Personen ruhig darauf trauen können. Bei unserem Besuch war es allerdings fast windstill. Wie sich das an stürmischen Tagen verhält, kann ich daher schlecht einschätzen.

 

Tipps für Deinen eigenen Besuch

1) Wenn Du beabsichtigst die Hängebrücke Geierlay zu besuchen, dann würde ich dafür den frühen Morgen wählen. Die Brücke ist einer der touristischen Hot Spots der gesamten Region und wird täglich von sehr vielen Menschen besucht. Damit es also nicht allzu voll ist, würde ich persönlich immer wieder bei Tagesanbruch dort hinfahren.

Wir waren bereits um 7.30 Uhr vor Ort auf dem Parkplatz P3. Die Laufzeit zur Brücke von dort aus beträgt gut 25 Minuten und führt entweder über einen Trampelpfad durch den Wald oder über einen asphaltierten Weg entlang von Feldern. Mit uns waren vielleicht maximal 8 Personen an der Brücke, es war also wirklich angenehm. Wie ein Besuch aussehen könnte, wenn hunderte Personen zeitgleich vor Ort sind, das kannst Du zum Beispiel hier sehen.

2) Es gibt keine Toiletten oder Unterstellmöglichkeiten auf dem Weg zur Brücke. Das einzig öffentliche WC befindet sich im Besucher- und Informationszentrum im Ort Mörsdorf und kostet 70 Cent Nutzungsgebühr. Hier dürfte gerne noch nachgebessert werden, denn das ist in Anbetracht der Besuchermenge schlicht viel zu wenig.

3) Wähle zurück NICHT den Weg durch den Wald! Der Weg ist steil und führt dann die meiste Zeit bergauf. Das schlaucht mitunter ganz schön. Viel gemütlicher ist die Variante durch die Felder.

4) Wenn Du etwas Zeit mitgebracht hast und auch wandern möchtest, dann kannst Du das auf dem 6.4 km langen Rundweg Geierlayschleife machen. Als reine Gehzeit dafür sollten ungefähr 2.5 Stunden eingeplant werden.

5) Wenn Du mit Handy fotografierst, solltest Du es wirklich gut festhalten. Bedenke, dass die Brücke links, rechts und auch unter Dir nicht wirklich geschlossen ist. Ich vermute, Du wärst nicht die erste Person, wo das Handy sprichwörtlich einen Abflug gemacht hat.

6) Die Nutzung einer Drohne an der Geierlay Brücke ist aktuell übrigens immer noch explizit erlaubt. Wie lange das noch so sein wird, bleibt jedoch abzuwarten. Ich erwähne das extra einmal, weil das an mir leider im Vorfeld vorbeigegangen ist – sonst hätte ich meine Drohne sicherlich mitgenommen.

 

Übernachten bei der Hängebrücke

Auch wenn wir nicht selber im Mörsdorf übernachtet haben, weil wir ja lediglich einen Tagesausflug runter ins Hunsrück gemacht haben, so kann ich von Freunden aber durchaus die Pension Kölzer empfehlen. Sie liegt in Sichtweite zu Parkplatz 3, direkt am Fußweg zur Hängebrücke und wird bei Booking.com außergewöhnlich gut bewertet.

 

Ziele in der näheren Umgebung

Wenn Du die Hängebrücke Geierlay besuchen möchtest, dann gibt es in der näheren Umgebung noch weitere lohnenswerte Ziele, die einen Besuch wert sind. So liegt zum Beispiel die Burg Eltz aus dem 12. Jahrhundert nicht allzu weit entfernt. In gerade einmal etwas über 30 Minuten Fahrt erreichst Du diese fotogene Burg, die wohl zu den bekanntesten in ganz Deutschland zählt und zwischen 1961 und 1995 sogar den 500 DM-Schein zierte.

Die Burg Eltz wurde eigentlich erst durch Instagram in letzter Zeit wieder richtig berühmt

Die Burg Eltz wurde eigentlich erst durch Instagram in letzter Zeit wieder richtig berühmt

 

Auch die Moselschleife beim Ort Bremm kennt man von etlichen Fotos inzwischen. Gerade zum Sonnenaufgang, wenn mit etwas Glück noch der Frühnebel unten im Tal über dem Wasser liegt, ist das ein fantastisches Fotomotiv. So viel Glück hatten wir bei unserem Besuch leider nicht.

Um einen Blick auf die komplette Flussschleife zu bekommen, reicht es jedoch nicht aus, wie in unserem Fall, oben mit dem Auto bis zum Wanderparkplatz zu fahren und dann zum Gipfelkreuz zu laufen. Von dort versperren nämlich Bäume und der steile Hang der Weinreben die Sicht.

Die Moselschleife bei Bremm vom Gipfelkreuz bei Sonnenaufgang fotografiert

Die Moselschleife bei Bremm vom Gipfelkreuz bei Sonnenaufgang fotografiert

 

Um einen wirklich freien Blick zu haben, musst Du wohl oder übel ein wenig Schweiß vergießen und den Klettersteig laufen. Inwiefern man das bei Morgendämmerung machen möchte, um zum eigentlichen Sonnenaufgang dann am richtigen Aussichtspunkt zu sein, das muss jeder für sich selbst entscheiden.

Cochem samt fotogener Burg hoch oben auf dem Berg ist ebenfalls nicht allzu weit entfernt und einer der trubeligsten Orte in dieser Gegend. Wer so etwas mag, der sollte dort ruhig einmal vorbeischauen.

Falls Du Besitzer einer Drohne bist, dann bieten sich die zahlreichen geschwungenen Straßen in der Mosel-Region für tolle Topdown-Aufnahmen an, wie hier zum Beispiel ein U-Turn der Straße L-106 runter nach Bremm.

U-Turn der Straße L-106 runter zur Ortschaft Bremm

U-Turn der Straße L-106 runter zur Ortschaft Bremm

 

Unser Fazit zur Hängeseilbrücke

Bei unserem Besuch früh Morgens war wirklich nicht viel los, trotzdem lässt sich natürlich einiges beobachten. Zum Beispiel die fehlende Infrastruktur, was vor allen Dingen auf Toiletten bezogen ist. Davon MÜSSTE es eigentlich viel mehr geben in meinen Augen, damit die Leute nicht in den Wald gehen, um sich zu erleichtern.

Gleichwohl muss ich allerdings auch sagen, dass der gesamte Fußweg und auch die Brücke selber sehr sauber ist. Mülleimer findet man häufig entlang des Weges, auch Beutelspender für Hundehaufen hängen dort. Das ist wirklich vorbildlich.

Die Beschilderung zur Brücke ist allerdings nicht optimal, finde ich. Zwar gibt es jede Menge Hinweisschilder, wird sind trotzdem auf dem Rückweg zweimal gefragt worden, wo es überhaupt lang geht. Bei gerade 1.5 km Fußweg und ausreichender Beschilderung wäre das eigentlich nicht nötig, sollte man meinen.

Lohnt sich der Besuch denn überhaupt? Ich würde sagen, Ja … es lohnt sich. Alleine schon deswegen, weil man solche Brücken in dieser Dimension in Deutschland nur selten findet. Und wenn man sich im Vorfeld bereits ein wenig informiert und weiß, welche Situation einen vor Ort erwartet, dann ist der Besuch durchaus ein Erlebnis.

Wie oben bei den Tipps schon erwähnt, fährst Du am besten früh Morgens zur Brücke. Oder vielleicht auch erst so, dass Du zum Sonnenuntergang eintriffst und danach noch ein wenig dort verweilst, wenn die meisten Leute und Bustouristen wieder abgezogen sind. Wenn Du antizyklisch zu den Besuchermassen die Hängeseilbrücke ansteuerst, dann hast Du in meinen Augen definitiv mehr davon.

 

Und jetzt Du

Bist Du selber schon bei der Hängeseilbrücke Geierlay gewesen? Falls ja, wie hat es Dir gefallen und wie voll war es dort Ort? Berichte mir doch davon in den Kommentaren, ich würde mich sehr darüber freuen.

 

Sharing is caring. Pinne den Beitrag doch bei Pinterest.

Pinterest | Hängebrücke Geierlay