Die Halde Haniel in Bottrop ist mit 159 Metern Höhe (184,9 Meter über Normalnull) die zweithöchste Halde im Ruhrgebiet und damit stattliche 57 Meter höher als zum Beispiel die Halde Hoheward bei Herten und sogar 87 Meter höher als die Halde Beckstraße mit dem Tetraeder in Bottrop. Dementsprechend gewaltig ist die Aussicht, wenn man oben am Kopf der Halde Haniel steht.
Beeindruckend ist sowohl der Blick in Richtung Nordosten, wo man bei guter Sicht die Türme der Uniper Kraftwerke GmbH und schon die Ausläufer des Münsterlandes sehen kann. Auch der Blick nach Nordwesten, wo zahlreiche Windräder den Weg gen Niederrhein weisen, ist nicht von schlechten Eltern.
Der Tetraeder, das Horizontobservatorium und der Landschaftspark Duisburg-Nord lassen sich genauso erkennen wie der Gasometer in Oberhausen.
Die Halde Haniel gilt als größte, ständig zugängliche Berghalde im Ruhrgebiet und bietet mit 114 Hektar mehr Platz für Erkundungen an als die meisten anderen Halden.
Das weitläufige Gelände bietet sich – außer zum Spazierengehen – auch zum Joggen oder Mountainbiken an. Es gibt zwar keinen offiziellen MTB-Trail, aber im Laufe der Jahre scheint sich einer beim Kreuzweg gebildet zu haben. Auch Drachen steigen lassen kann man oben auf der Halde recht gut, da es dort eigentlich immer windig ist. Und auch Crossfahrer scheinen sich auf der Halde heimisch zu fühlen, zumindest lassen einige Spuren abseits der angelegten Wege darauf deuten.
Das Bergwerk Prosper-Haniel in unmittelbarer Nähe zur Halde war übrigens das letzte aktive Steinkohle-Bergwerk im Ruhrgebiet. Am 21. Dezember 2018 wurde es schließlich bei einem offiziellen Festakt geschlossen und die Steinkohlenförderung in Deutschland damit quasi beerdigt.
Aufstieg über den Kreuzweg
Der Kreuzweg ist der leichteste Weg hinauf auf die Halde und führt an der Südseite, vorbei an 15 Stationen, den Berg hinauf. An jeder Station erfährst Du auf Gedenktafeln sowohl etwas über den Leidensweg Christi, als auch über die Historie der Halde selbst.
Vielleicht ist das nicht unbedingt Jedermanns Sache, der Aufstieg wird dadurch aber etwas aufgelockert an einigen Stellen. Und die ein oder andere Pause kann man ja ruhig machen auf dem Weg nach oben, denn die Strecke zieht sich dann mehr als man ursprünglich denkt.
Als zwölfte Station des Kreuzweges, kurz bevor es zum Endspurt auf die letzten Meter geht, erreicht man in 126 Metern Höhe ein gewaltiges Holzkreuz. Dieses Kreuz wurde aus Spurlatten hergestellt, ist geschätzt 10 Meter hoch und gleichzeitig auch das älteste Exponat des Bergbaukreuzweges.
Es wurde 1987 anlässlich des Papstbesuches Johannes Paul II. errichtet, der unter anderem das Bergwerk Prosper-Haniel besucht und in der Arena auf Schalke eine Ansprache gehalten hat.
Traditionell findet an dem Kreuz jedes Jahr zu Karfreitag eine Prozession mit Gottesdienst statt. Als Altar dient ein Förderwagen mit einer Tischplatte. Schaut recht kurios aus, passt aber durchaus zum „Gesamtkunstwerk“. Abends gibt es dann zudem auf dem großen Platz vor dem Altar noch ein Osterfeuer.
Mehr Informationen zum Kreuzweg
Wenn Du vom großen Kreuz weiter gehst, gibt es drei Möglichkeiten, um auf die Spitze der Halde zu gelangen. Entweder Du gehst einfach geradeaus den steilen Berg hoch (was am anstrengendsten ist) oder Du läufst links oder rechts den Weg entlang. Welche Richtung Du dabei einschlägst ist im Prinzip egal, bei Varianten sind gleich lang und führen Dich quasi fast bis ans andere Ende des oberen Plateaus. Von dort führt jeweils ein Stichweg wieder in die entgegengesetzte Richtung.
100 Totems auf der Halde Haniel
Auf 42 kleinen Zementsockeln reihen sich auf der sichelförmigen Anhöhe am Kopf der Halde Haniel exakt 100 hölzerne Totems aneinander. Sie wurden vom baskischen Maler und Bildhauer Agustín Ibarrola aus über einhundert Eisenbahnschwellen im Rahmen der RuhrTriennale entworfen.
Sie standen nicht immer dort wo sie sich jetzt befinden, sondern waren ursprünglich weiter unten, näher an der Arena, aufgestellt. Erst seit 2007, nachdem sie neu aufbereitet wurden, haben sie den jetzigen Platz auf der sichelförmigen Anhöhe eingenommen.
Dort sollen sie nun unter anderem als Windschutz für die Bergarena dienen, welche sich darunter auf der anderen Seite befindet. Als Fotomotiv, gerade zum Sonnenuntergang, wenn die farbigen Hölzer in ein warmes Licht getaucht werden, bieten die Totems ein tolles Fotomotiv.
Arena auf der Halde
Seit 1999 bietet die BergArena in einem Amphitheater knapp 800 Menschen Platz. Sie war im Kulturhauptstadtjahr RUHR.2010 Kulisse für eine Neuinszenierung von Verdis Oper „Aida“ mit überwiegend lokalen Darstellern in der Regie des Bottropers Thomas Grandoch. 2001 wurde der „Sommernachtstraum“, 2002 die „Dreigroschenoper“, 2003 „Cabaret“ und 2016 „Der fliegende Holländer“ dort aufgeführt. Und auch heute finden dort vereinzelt noch Veranstaltungen statt.
2020 hätte im Juni auch das Rock of Ages Open-Air Festival in der BergArena stattgefunden. Coronabedingt musste das aber leider ausfallen.
In der BergArena ist es durch die geschützte, abgesenkte Lage tatsächlich so gut wie immer windstill. Zudem ist die Akustik darin recht interessant. Am besten selber einmal testen, wenn man unten im Amphitheater steht.
Parken an der Halde Haniel
Drei offizielle Parkplätze für die Halde Haniel gibt es.
- Im Südwesten der Halde an der Kirchhellener Straße (GPS: 51°32’55.3″N 6°52’08.3″E)
- Im Südosten am Ende einer Sackgasse in der Birkhahnstraße (GPS: 51°32’30.1″N 6°52’41.4″E) am sogenannten Kreuzweg der Halde
- Bei der der Zeche Prosper-Haniel in der Fernewaldstraße (GPS: 51°32’38.11″N, 6°53’06.56″E)
Wichtig: Bei der Eingabe der Straßennamen ins Navi musst Du beachten, dass Du als Stadt Oberhausen eingibst. Lediglich der Gipfel der Halde liegt nämlich in Bottrop, die Parkplätze nicht.
Sollten die offiziellen Parkplätze voll sein, findest Du entlang der Straße auf dem Seitenstreifen ebenfalls noch genügend Parkmöglichkeiten. Egal für welchen der drei Parkplätze Du Dich entscheidest, von der A2 aus kommend nimmst Du die Ausfahrt 2 Oberhausen-Königshardt. Von dort bist Du innerhalb 5 Minuten bei den Parkplätzen, welche allesamt kostenfrei nutzbar sind.
Wo aber parkt man nun am besten: In meinen Augen macht es am meisten Sinn, den Wagen an der Zeche Prosper-Haniel zu parken. Die Parksituation in der Birkhahnstraße ist in letzter Zeit deutlich aus dem Ruder gelaufen und die Anwohner leiden bereits unter den kreuz und quer parkenden Autos in der sonst eher wenig besuchten Siedlung. Daher parke am besten in der Fernewaldstraße. Die GPS-Koordinaten findest Du oben mit angegeben.
Karte der Halde Haniel samt Verzeichnis der Parkplätze
Was kostet der Besuch der Halde Haniel?
Da die Frage anscheinend des Öfteren auftaucht hier noch einmal ganz klar der Hinweis: Der Besuch ist kostenlos, Du musst für den Aufstieg auf die Halde Haniel nichts zahlen und auch parken am Fuße der Halde ist auf allen drei Parkplätzen – wie oben bereits erwähnt – natürlich gratis.
Fototipps für den Besuch
1) Oben auf dem Kopf der Halde ist auf dem Plateau in einer kleinen Senke so gut wie immer ein kleines natürliches Becken mit Restwasser vom Regen. An windstillen Tagen lassen sich dort tolle Reflexionen aufnehmen. Bei unserem Besuch, wo mir die Fotos für den Bericht hier dienen sollten, war es leider dermaßen stürmisch, das ich lediglich eine Langzeitbelichtung machen konnte, um das Wasser überhaupt halbwegs glatt zu bekommen.
2) Fotografieren mit Drohne ist oben auf der Halde erlaubt. Dadurch bekommt man noch einmal eine völlig andere Perspektive.
3) Am schönsten ist die Golden Hour oben auf der Halde. Wenn das Licht gelbgold ist und die Totems in warme Farben getaucht werden, sehen die Fotos gleich nochmal viel netter aus.
4) Nimm ein Stativ mit! Falls es – wie so häufig oben auf dem Kopf – sehr windig sein sollte, hast Du freihändig nämlich teilweise wirklich Probleme die Kamera ruhig zu halten.
5) Teleobjektiv ist Pflicht. Es gibt so viele Motive in der Entfernung, das Du auf jeden Fall ausreichend Zoom dabei haben solltest.
6) Bedenke, das es bei einsetzendem Regen keine Unterstellmöglichkeiten auf der Halde gibt. Weder auf dem Weg nach oben/unten, noch auf dem Gipfelplateau. Falls Du also teures Kamera-Equipment mit dabei haben solltest und die Wetterlage nicht stabil ist, sorge für ausreichend Regenschutz.
Zeitaufwand für einen Besuch
Als Zeitaufwand für den Aufstieg auf die Halde Haniel, ein wenig Aufenthalt oben auf dem Gipfel sowie den finalen Abstieg, der natürlich leichter fällt als der Aufstieg, würde ich zu Fuß mal Minimum 2 Stunden einkalkulieren. Schneller geht sicherlich auch, aber dann hält man sich nicht wirklich lange oben auf. Und gerade zum Sonnenaufgang, Sonnenuntergang und/oder bei klarer Sicht lohnt es sich, länger oben auf dem Gipfel zu verweilen.
Lässt man sich etwas mehr Zeit und nimmt auch tatsächlich alle Stationen auf dem Kreuzweg mit, kann man aber bestimmt auch gut und gerne eine halbe Stunde länger für den Aufstieg brauchen. Letzten Endes ist es eine Frage der persönlichen Fitness und wie viel man fotografiert unterwegs. Aber ich denke, das versteht sich von selbst.
Halde Haniel zum Sonnenaufgang
Ein ganz besonderes Erlebnis ist der Besuch der Halde Haniel zum Sonnenaufgang. Ganz abgesehen davon, das man relativ alleine (vielleicht sogar komplett allein) oben auf dem Kopf der Halde steht, ist es einfach ein unbeschreiblich schönes Schauspiel, die Sonne von dort oben aufgehen zu sehen – sofern das Wetter passt natürlich. Nimm aber auf jeden Fall eine Taschen- oder Kopflampe mit, der Weg nach oben ist nämlich stockdunkel.
Ziele in der Umgebung
Wenn Du als Hobbyfotograf unterwegs bist, gibt es in der näheren Umgebung der Halde Haniel auch noch einige andere lohnenswerte Ziele, die Du ganz gut mit einem Besuch hier kombinieren kannst. Allen voran natürlich der Landschaftspark Duisburg-Nord (LaPaDu), welchen Du auch oben von der Halde aus in südwestlicher Richtung sehen kannst in einiger Entfernung.
Auch der Tetraeder in Bottrop ist nicht allzu weit entfernt. Der Bereich Neue Mitte Oberhausen, wo sich unter anderem der Zauberlehrling (ein „tanzender“ Strommast) und die fotogene Brücke Slinky Springs to Fame befinden, ist in knapp 15 Minuten mit dem Auto ebenfalls gut erreichbar.
Und jetzt Du
Bist Du schon bei der Halde Haniel gewesen? Vielleicht hast Du ja auch schon eine der anderen Halden oder Sehenswürdigkeiten im Ruhrgebiet besucht? Dann hinterlasse mir doch einen kurzen Kommentar, ich würde mich sehr darüber freuen.
Das Ruhrgebiet ist Dir nicht groß genug? Wie wäre es dann mit über 100 Sehenswürdigkeiten in Nordrhein-Westfalen, die auf Dich warten?
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Hallo Andreas,
Hab gerade mit großer Freude Deinen Artikel über die Halde gelesen!!
Wie oft warst du dafür dort oben? Die Sonnenaufgangsfotos sind sooooo schön.
Hast du die Stäbe eigentlich gezählt?
Ich noch nie 🙈🙈
Wir sehen uns ! Liebe Grüße
Barbara