In dem Artikel hier dreht sich alles um den Diamond Beach in Island. Wie ist er entstanden, warum ist er so besonders und wo genau liegt der Strand überhaupt? Worauf solltest Du achten, wenn Du einen Besuch ins Auge fasst und welches ist die beste Jahreszeit dafür?

Als ich damals zum ersten Mal Fotos vom isländischen Fotografen Iurie Belegurschi vom Diamond Beach gesehen hatte konnte ich es kaum glauben. Irgendwie schien der Ort nicht von dieser Welt zu sein. Ein pechschwarzer Strand, dekoriert mit kristallklaren Eisbrocken, welche von den Wellen dort angespült werden.

Ich war völlig angetan von dem Strand und er war mit einer DER Gründe für mich, warum ich damals unbedingt einmal nach Island wollte. Solch ein Naturphänomen muss man natürlich wenigstens einmal im Leben mit eigenen Augen gesehen haben, hab ich mir gedacht.

 

Diamond Beach in Island – Der außergewöhnlichste Strand der Welt

Nun, inzwischen bin ich 10 Mal dort gewesen und bin immer doch genauso fasziniert wie beim ersten Mal, als ich einen Fuß dort in den Sand gesetzt habe. Was die Natur hier erschaffen hat, sucht in der Tat seinesgleichen.

Und das schöne ist, der Ort ist ganz komfortabel zu erreichen, da er sich unmittelbar neben der Ringstraße befindet. Du benötigst dafür kein Allradfahrzeug, auch wenn der eigentliche Parkplatz nicht asphaltiert ist. Die Entfernung von Reykjavik aus beträgt etwas über 370 Kilometer.

 

Entstehungsgeschichte

Der Grund warum hier überhaupt Eis angeschwemmt wird, ist eine Gletscherzunge des Breiðamerkurjökull. Sie ist nur ein klitzekleiner Ausläufer des riesigen Vatnajökull, der sich über einen großen Teil Südostislands erstreckt. Das Eis kalbt hier in der Gletscherlagune Jökulsárlón, bricht vorne nach und nach weg und treibt dann in Richtung Meer.

Vom Abbruch bis zum Hinaustreiben vergehen mitunter mehrere Jahre. So lange dauert es, bis das Eis nach vorne in Richtung Fluss abgetrieben wird. Die exakte Dauer richtet sich nach Größe des Eisbergs und äußeren Einflüssen wie Temperatur, Wind etc.

Auch die Dichte vom Eis spielt logischerweise eine Rolle. Wenn das Eis vorne am Gletscher wegbricht hat es nach Schätzungen ein Alter von über 1000 Jahren erreicht. So lange benötigt es bis es vorne an der Gletscherzunge ankommt.

Die Abbruchkante des Breidarmerkurjökull, hier bricht das Eis ab in die Lagune und landet später am Strand

Die Abbruchkante des Breidarmerkurjökull, hier bricht das Eis ab in die Lagune und landet später am Strand

 

Der Durchbruch von der Lagune zum Meer ist natürlichen Ursprungs und war zu Beginn bis zum Jahre 1950 noch bis zu 1.5 Kilometer lang als der See noch kleiner war. Heute sind es nur noch weniger Meter. Würde dieser natürliche ‚Abfluss‘ nicht existieren, dann gäbe es den Strand wohl nicht in dieser einzigartigen Form. Denn nur durch das Meerwasser, welches bei starker Strömung in den See gespült wird, friert der See nicht zu.

Für Filmaufnahmen zu einem James-Bond-Film wurde der Abfluss ins Meer mal für einige Tage versperrt. Infolgedessen war der See nach nicht einmal 24 Stunden komplett zugefroren.

Die Lagune selbst ist erst gegen 1935 entstanden und hat sich inzwischen eine Größe von rund 23 km2 erreicht. Mit 248 Metern Tiefe ist es zugleich der tiefste See Islands. An der breitesten Stelle ist der See inzwischen 5 Kilometer breit. Im Hintergrund der Lagune erkennt man mittig den Gletscher, dessen Abbruchkante man oben auf dem Foto sieht.

Das Eis treibt auf der Gletscherlagune ganz langsam in Richtung Meer

Das Eis treibt auf der Gletscherlagune ganz langsam in Richtung Meer

 

Zwei Strände

Zwei Strandabschnitte gibt es, das Eis wird sowohl links als auch rechts von der Brücke angespült, welche über den Abfluss der Lagune führt. Welcher Teil des Diamond Beach sich mehr lohnt lässt sich pauschal nicht wirklich beantworten.

Je nach Gezeiten, Wellengang und Windrichtung wird das Eis mal auf der einen, mal auf der anderen Seite vermehrt angespült. In aller Regel befindet sich auf der linken Seite vom Meer aus betrachtet aber die größere Ansammlung Eisklumpen. Auf einer Länge von schätzungsweise 500 Metern erstreckt sich hier der Strandabschnitt.

Die beiden Aufnahmen hier unten habe ich 2017 mit meiner Phantom 4 Pro gemacht, als man dort noch fliegen durfte. Inzwischen ist das leider verboten.

Blick vom Meer aus rund 100 Metern Höhe in Richtung Diamond Beach und Gletscherlagune

Blick vom Meer aus rund 100 Metern Höhe in Richtung Diamond Beach und Gletscherlagune

 

Fantasievolle Formen aus einer anderen Welt

Die Größe der Eisklumpen variiert dabei von winzig klein bis mehrere Meter im Umfang und Höhe. Durch die Wellen entstehen dabei die verrücktesten Gebilde und mit etwas Fantasie lassen sich fast unwirklich erscheinende Formen und Gestalten darin erkennen.

Der dauerhafte Kontakt mit bewegtem Wasser sorgt auch dafür, dass die Oberfläche der Eisklumpen glatt geschliffen wird und sie teilweise wie riesige Diamanten wirken, die hier am Strand ausgeschüttet wurden. Der Name kommt also nicht von ungefähr und in Verbindung mit dem feinen, schwarzen Lavasand gibt das ein Gesamtbild, was in dieser Form tatsächlich einzigartig auf dem Planeten ist.

Die teilweise extrem blaue Farbe vom Eis ist auf verschiedene Kristalle im Eis und deren Lichtreflexion zurückzuführen. Da das Eis so gut wie keine Lufteinschlüsse enthält, ist es SO klar, dass in den meisten Fällen nur die Blautöne reflektiert werden. Je weniger Sonne vorhanden ist, umso blauer erscheint das Eis kurioserweise. Solltest Du schwarzes Eis sehen ist die Ursache Lava, welche in den Eiskristallen gefroren ist.

Das Eckige muss ins Runde

Das Eckige muss ins Runde

 

Beste Jahreszeit für den Besuch

Ich war bisher zwei Mal im März, einmal im Mai, dreimal im August und einmal im September dort, teilweise an mehreren Tagen hintereinander. An diesen Tagen habe ich wettertechnisch von Orkan über Nebel, Platzregen, Sprühregen, Schnee und wolkenlosem Himmel mit strahlendem Sonnenschein so ziemlich alles erlebt, was Island zu bieten hat.

Was man glaube ich festhalten kann: In den Wintermonaten liegt deutlich mehr Eis am Diamond Beach herum als in den Sommermonaten. Im September und August musste man größere Eisbrocken wirklich schon suchen. Im März hingegen wusste man gar nicht welche von ihnen man zuerst fotografieren sollte. Ob das jetzt tatsächlich so zu pauschalisieren ist und man sagen kann das im Winter – aus fototechnischer Sicht – der Strand deutlich interessanter ist weiß ich ehrlich gesagt nicht.

Rein logisch betrachtet würde ich meinen, dass im Sommer eigentlich mehr Eis von der Gletscherzunge abbrechen müsste, weil es ja ein paar Grad wärmer ist. Allerdings schmilzt das Eis dann ja vermutlich auch schneller während es in der Lagune vor sich hin treibt und kommt vielleicht gar nicht erst bis zum Meer.

Hier findest Du meinen Artikel zur besten Reisezeit für Island

Unten auf den beiden Fotos mal ein Vergleich. Die obere Aufnahme stammt aus dem Monat August, die untere aus dem Monat März. Es handelt sich dabei um fast exakt dieselbe Stelle am Strand.

Eindrücke aus dem Monat August

Eindrücke aus dem Monat August

 

Eindrücke aus dem Monat März

Eindrücke aus dem Monat März

 

Die beste TAGESzeit für den Diamond Beach ist im Übrigen zum Sonnenauf – oder Untergang wie ich finde. Denn nur früh morgens, wenn die Sonne tief am Horizont steht, besteht zum Beispiel die Möglichkeit, dass die Eisklumpen golden anfangen zu leuchten.

Abends passiert dies nicht, da die Sonne nicht über dem Meer untergeht, sondern sich lange vorher bereits hinter dem 852 Meter hohen Breiðarmerkurfjall verkriecht. Abendrot am späten Nachmittag in Verbindung mit Eis hat allerdings auch wieder etwas Magisches.

Nur bei Sonnenaufgang möglich: Goldenes Eis am Strand

Nur bei Sonnenaufgang möglich: Goldenes Eis am Strand

 

 

Welches Foto-Equipment ist sinnvoll?

Eigentlich sollte man meinen mit einem Weitwinkel oder einer relativ normalen 24-70mm Brennweite wäre man optimal ausgestattet. Doch weit gefehlt. Durch die Wellen, welche im Normalfall mehrmals in der Minute den Diamond Beach hoch rollen, ist es eher von Vorteil ein wenig weiter weg zu stehen und das Objekt der Begierde mit einem Teleobjektiv vor die Linse zu holen.

Mehr als einmal habe ich nasse Füße dort bekommen, obwohl ich eigentlich immer gedacht hatte, ich passe schon relativ gut auf. Aber Wasser ist eben unberechenbar und sucht sich seinen Weg durch die Eisklumpen – und DAS auf oft nicht nachvollziehbare Art und Weise. Man tut also gut daran, IMMER das Meer im Auge zu behalten, wenn man näher ans Eis herangeht.

Versuch einer Langzeitbelichtung

Versuch einer Langzeitbelichtung

 

Natürlich darf für ein paar Spielereien ein ND-Filter nicht fehlen, was wiederum ebenfalls auch ein Stativ voraussetzt. Aber ich denke, jeder der mit Filtern arbeitet weiß was er da tut und das brauche ich hier nicht extra noch einmal aufzuführen.

Für eine schöne Abbildung der Wasserschlieren reicht eine Belichtung von 1-3 Sekunden aus, immer abhängig davon mit welcher Geschwindigkeit das Wasser die Eisklumpen umspült.

Von Vorteil können in jedem Fall auch sein:

  • Gamaschen für die Schuhe
  • Ein Regenschutz für die Kamera
  • Fernauslöser

 

Zeitaufwand

Viele sind offensichtlich der Meinung das ein oder zwei Stunden Aufenthalt am Diamond Beach reichen. Den Zahn muss ich aber leider ziehen. Das gesamte Areal ist riesengroß und dermaßen weitläufig, dass man etliche Stunden hier verbringen kann einfach nur am Uferrand des Sees herumzulaufen oder sich am Strand auf die Suche zu begeben nach dem perfekten Eisklumpen.

Der Diamond Beach in Verbindung mit dem Jökulsárlón kann daher gerne schon mal einen ganzen Tag in Anspruch nehmen.

Wie gesagt, ich war jetzt mehrmals hier, wenn man alles zusammen rechnet sind es an die 10 Tage gewesen. Von den  zehn Tagen habe ich bisher nur vier dabei gehabt, wo das Wetter so gewesen ist, das man auch was damit anfangen konnte. Die Chance ist also sehr groß, dass man hier ankommt und einfach gar nichts davon hat, weil Wind und Regen einem einen Strich durch die Rechnung machen. Aber das ist ja überall so auf Island.

Wenn man auch nur ein klitzekleines bisschen was übrig hat für die Natur oder fürs fotografieren ist es fast schon fahrlässig, diesen Ort in zwei Stunden abzuhaken und weiterzufahren.

Auch Möglichkeiten für kleinere Spiegelungen bieten sich immer wieder

Auch Möglichkeiten für kleinere Spiegelungen bieten sich immer wieder

 

Übernachtungsmöglichkeiten in der Nähe

Viele Möglichkeiten in der Nähe vom Diamond Beach zu übernachten gibt es nicht, die am nächsten gelegene wäre quasi Hali. Hier gibt es drei unterschiedliche Unterkünfte, unter anderem das Hali Country Hotel in welchem wir 2016 im September übernachtet haben. Frühstück ist hier inklusive und alleine die Lage macht es zu einem perfekten Übernachtungsort, finde ich. Mit auf dem Gelände befindet sich noch das Skyrhúsid Guest House.

Seit Ende 2016 gibt es als Alternative zu Hali noch das neu errichtete Fosshotel Glacier Lagoon. Im März 2017 und auch 2018 haben wir dort jeweils zwei Nächte übernachtet und es nicht bereut. Die Entfernung zu Lagune und zum Strand beträgt knapp 30 Kilometer, vom Hali Country Hotel sind es gerade einmal 13 Kilometer. Durch die begrenzte Anzahl Unterkünfte hier in der Nähe sollte man eine Übernachtung hier frühzeitig im Voraus buchen. Erstens ist es dann noch halbwegs bezahlbar und zweitens hat man sehr oft Pech das sonst einfach alles im Umkreis von 80 Kilometer bis Höfn restlos ausgebucht ist.

Auf dem Weg dorthin liegen gerade einmal um die 15 Höfe welche Zimmer vermieten. Es dürfte relativ einleuchtend sein, das das Übernachtungskontingent somit recht überschaubar ist.

 

Bitte NICHT …

  • Mit der Drohne am Strand oder dem Jökulsárlón fliegen. Bis zum 25. Juni 2017 war das noch erlaubt, inzwischen gehört die Lagune samt Diamond Beach zum Vatnajökull National Park. Und in diesem ist der Flugbetrieb strengstens untersagt. Aktuelle Drohnen-Gesetze in Island
  • Die Gefahr des Meeres unterschätzen. Es ist verlockend immer näher ans Meer zu gehen und die Eisklumpen mit Langzeitbelichtung zu fotografieren damit man die Schlieren des abfließenden Wassers auf dem Foto hinterher sieht. Aber das Meer ist unberechenbar und jederzeit kann eine Welle kommen, die weit den Strand hinauf gespült wird. Das Ergebnis sind nasse Füße und im schlimmsten Fall ein Stativ was umkippt.
  • Das Eis unterschätzen. So ein Eisklumpen wiegt ein paar Gramm, daher kann es äußerst schmerzhaft sein, wenn solch ein großes Monster einen erwischt am Körper.
  • Auf dem Eis herumhampeln. Es ist EIS, mehr braucht man wohl nicht zu schreiben.

 

Persönliche Meinung

Zum Abschluss meine ganz persönliche Meinung: Kein erster Island-Urlaub ist perfekt, wenn Du nicht am Diamond Beach und dem benachbarten Jökulsárlón gewesen bist. Etwas Vergleichbares wirst Du so schnell auf dem gesamten Planeten nicht mehr vor die Kameralinse bekommen.

Plane ausreichend Zeit ein, wenn Du hier vorbeikommst und nicht nur eine Stunde oder zwei. Und wenigstens einen Sonnenuntergang oder Sonnenaufgang sollte man hier mal erlebt haben. Wer sich vorab ein Bild machen möchte, der kann das über die Webcam vom Jökulsarlon machen. Direkt am Strand gibt es leider keine Livecam.

 

Video von dieser Location


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Und jetzt Du

Bist Du selber schon am Diamond Beach gewesen und falls ja, wie hat es Dir gefallen? Berichte mir doch kurz davon in den Kommentaren, ich würde mich sehr darüber freuen.