Meiner nächster Stopp bringt mich zum Vulkansee Heiðarvatn oberhalb von Vik. Ich hatte mit Jón über den See gestern kurz gesprochen und er hat mir erzählt, dass das ganze Land wo sich der See drauf befindet, irgendwann einmal von einem Schweizer gekauft worden ist und dieser dort irgendwo sein Ferienhäuschen hat. Er selber ist nur wenige Tage im Jahr hier vor Ort. Ja ja, die Schweizer.

 

Vulkansee Heiðarvatn

Bis ganz zum See runter kommt man irgendwie nicht, zu schlecht ist der Zustand der Piste für meinen kleinen Hyundai. Ich begnüge mich deshalb damit, ein Foto von einem Scenic Point in einiger Entfernung zu machen.

Der Vulkansee Heiðarvatn, leider kommt man nicht wirklich in seine Nähe, ohne dafür ein ganzes Stück weit zu wandern

Der Vulkansee Heiðarvatn, leider kommt man nicht wirklich in seine Nähe, ohne dafür ein ganzes Stück weit zu wandern

 

Man sieht zwar keine wirklichen Details, aber ich denke es reicht für einen ersten Eindruck. Mein nächstes Vorhaben, den Þakgil Canyon, hab ich eigentlich auf Eis gelegt für heute, weil ich viel zu spät morgens losgekommen bin und es dort ohne die Absicht zu wandern nicht wirklich Sinn macht überhaupt hinzufahren.

 

 

Road to Þakgil

Trotzdem möchte ich gerne mal ein bisschen die Straße hochfahren, alleine schon um zu sehen wie es dort oben aussieht. Und was soll ich sagen, alleine die Anfahrt scheint schon überwältigend zu sein.

Bereits die Anfahrt nach Þakgil ist traumhaft schön

Bereits die Anfahrt nach Þakgil ist traumhaft schön. Im Hintergrund erkennt man Hjörleifshöfdi

 

Eine Mondähnliche Piste führt auf die Hochebene

Eine Mondähnliche Piste führt auf die Hochebene

 

Unterwegs nach Þakgil kommt man sich teilweise vor wie in einer Mondlandschaft

Unterwegs nach Þakgil kommt man sich teilweise vor wie in einer Mondlandschaft

 

Die Straße ist mal mehr mal weniger gut, aber immer in solch einem Zustand, dass ich bedenkenlos weiter fahre. Zum ersten Mal fällt mir auch die Unmenge an Schafen hier auf, bis eben gerade habe ich diese gar nicht wirklich wahrgenommen, obwohl sie irgendwie allgegenwärtig sind.

Nicht nur Pferde, auch Schafe sind irgendwie allgegenwärtig auf Island

Nicht nur Pferde, auch Schafe sind irgendwie allgegenwärtig auf Island

 

Irgendwann drehe ich um, im Kopf habe ich mir zwei mögliche Varianten für heute Nachmittag ausgedacht: Zum einen jetzt einfach durchfahren bis zum Ende, das wären im Prinzip nur circa 12 Kilometer im Gesamten. Das würde aber gleichzeitig bedeuten, dass der Rest des Tages gelaufen ist, weil ich ihn in Þakgil verbringe – wo ich ehrlich gesagt nichts für vorbereitet hatte.

Ich wusste weder, wo man dort hinlaufen muss wandertechnisch, noch wie weit die Entfernungen sind, noch wo der Wasserfall ist, den ich dort auf Bildern gesehen hatte.

Weil mir das alles zu schwammig gewesen ist, beschließe ich die Chance noch einmal zu ergreifen und auf die Suche nach Papageitauchern zu gehen. So häufig hat man ja nicht die Gelegenheit diese putzigen Tiere zu beobachten und bei mir ist die Reihenfolge seit jeher: Tiere gehen vor Felsen oder irgendeinem anderen Quatsch. Felsen sind morgen auch noch da, Tiere vermutlich eher weniger.

So verabschiede ich mich von dieser traumhaften Kulisse hier, die schon den Produzenten der Kult-Serie Game of Thrones so gut gefallen zu haben scheint, dass sie einige Szenen hier gedreht haben. Zwei Jahre später bin ich mit Freunden schließlich erneut die Straße gefahren, dieses Mal auch bis ganz zum Ende. Hier kannst Du nachlesen, was dich dort in Þakgil erwartet.

 

 

Hjörleifshöfði

Bevor ich zu den Papageitauchern fahre, düse ich schnell noch bei Hjörleifshöfði vorbei. Der Berg mitten in der Sandurebene ist ebenfalls bekannt dafür, dass die Vögel sich hier aufhalten sollen.

Würde man bei Hjörleifshöfði bis ganz ans Ende fahren kommt man zur inzwischen recht bekannten Yoda Cave

Würde man bei Hjörleifshöfði bis ganz ans Ende fahren kommt man zur inzwischen recht bekannten Yoda Cave

 

Leider bleibt meine Suche hier jedoch erfolglos und somit fahre ich wieder zurück auf die Ringstraße. Auf dem Weg nach Vik entdecke ich aus dem Augenwinkel rechts noch einen Wasserfall, ein Bremstest am Fahrzeug ergab einen Bremsweg bei Vollbremsung von 40m. Ob das gut ist? Ich weiß es nicht.

Solche Aktionen kann man glaube ich auch nur hier in Island auf der Ringstraße bringen, in 99 % aller Fälle ist ja eh niemand hinter einem.

 

 

Uxafoss

Der Wasserfall scheint namenlos zu sein, zumindest steht weder an der Straße noch in seiner Nähe irgendein Hinweis darauf wie er heißen könnte. Da der kleine Bach, in den er sich ergießt, aber den leicht zu merkenden Namen Uxafötarlaekur trägt, könnte er zum Beispiel Uxafoss heißen … nichts Genaues weiß man nicht. Die GPS-Koordinaten gibt es jedenfalls auf meiner Island Karte zu finden.

Ich bin ganz alleine hier und komme mir vor wie in einer Märchenwelt. Diese Ruhe, dieser Anblick, einfach traumhaft. So in etwa habe ich mir Island immer vorgestellt.

Der Uxafoss liegt leicht verborgen, ist von der Ringstraße aus aber trotzdem zu entdecken während man dort vorbei fährt

Der Uxafoss liegt leicht verborgen, ist von der Ringstraße aus aber trotzdem zu entdecken während man dort vorbeifährt

 

Malerisch schön mit jeder Menge Potential für ein tolles Fotomotiv. Leider wollte mir das nicht so recht gelingen an dem Tag

Malerisch schön mit jeder Menge Potenzial für ein tolles Fotomotiv. Leider wollte mir das nicht so recht gelingen an dem Tag

 

Nä watt schön, auch wenn es die Fotos gar nicht so richtig wiedergeben können. Ich hoffe, dieser „Geheimtipp Uxafoss“ bleibt noch lange von den Bustouristen verschont. Der Weg von der Ringstraße wäre nämlich nicht weit.

 

 

Dyrhólaey

Jetzt aber nichts wie los nach Dyrhólaey. Ich hoffe nur mein Bauchgefühl war richtig und ich habe jetzt nicht einen Tag in Þakgil sausen lassen, um hier an den Klippen zu sitzen und ins Leere zu starren, weil die Vögel unten im Wasser sitzen oder eventuell sogar gar nicht mehr hier sind. Ende August muss man damit rechnen, dass sie jeden Tag das Kap verlassen und auch nicht mehr wiederkommen bis zum Mai nächsten Jahres.

Und meine Befürchtungen scheinen sich zu bewahrheiten, an der Stelle wo gestern noch gefühlte 50 Tiere ihr Unwesen getrieben haben ist heute absolute Stille und gähnende Leere angesagt. Verdammt! Aber so schnell gebe ich die Hoffnung nicht auf, ich verbringe somit die Zeit ein bisschen mit der Kamera herumzuspielen und zu warten …

Warten auf die Dinge, die da vielleicht kommen

Warten auf die Dinge, die da vielleicht kommen

 

Als nach einer Weile immer noch nichts passiert komme ich auf die merkwürdigsten Foto-Ideen und fotografiere steil nach unten die Wellen, wie sie im schwarzen Sand versickern … dabei ergeben sich von Zeit zu Zeit schon komisch anzusehende Muster.

Minuten lang halte ich mich mit dem Quatsch auf, hinterher macht es aber sogar Spaß und ich ärgere mich immer, wenn ich den passenden Moment verpasst habe, wo es ab und zu mal richtig cool ausgesehen hat.

Spielereien mit dem Wasser

Spielereien mit dem Wasser

 

Spielereien mit dem Wasser

Spielereien mit dem Wasser

 

Spielereien mit dem Wasser

Spielereien mit dem Wasser

 

Na ja, ein Lückenfüller für die Seite hier, nicht mehr nicht weniger *lach* Als ich die Kamera übers Meer schwenke traue ich erst meinen Augen nicht, da unten schwimmt tatsächlich ein Seelöwe herum und es schaut aus, als wenn ich da den Al Bundy unter den Seelöwen erwischt habe.

So locker und lässig wie der sich von den Wellen tragen lässt … das sieht schon total lustig und irgendwie cool aus.

Gestatten, Seelöwe "Al" beim rumdösen und Spiel mit den Wellen

Gestatten, Seelöwe „Al“ beim rumdösen und Spiel mit den Wellen

 

Plötzlich taucht er ab und bei der Suche nach ihm mit dem Teleobjektiv stoße ich auf … Papageitaucher. Da sind sie also, unten im Wasser – und zeigen mir vermutlich den wackelnden Hintern, weil ich hier oben sitze und warte wie Hein Blöd. Auf einmal taucht auch der Seelöwe wieder auf, ihn und die Lundis trennen jetzt nur wenige Meter voneinander.

Ich kann meinen Blick kaum abwenden und überlege, ob die Vögel wohl zu den Beutetieren eines Seelöwen gehören !? Zum Glück bleiben mir jegliche Jagdversuche erspart, so etwas hätte ich auch nicht wirklich sehen wollen.

Seelöwe meets Lundis, ein merkwürdiges Szenario, was mich eine ganze Zeit gefesselt hat

Seelöwe meets Lundis, ein merkwürdiges Szenario, was mich eine ganze Zeit gefesselt hat

 

Ich weiß nicht WAS dann genau passiert ist, auf jeden Fall sind alle Vögel weg geflogen und ich habe sie in der Luft verloren irgendwann. Bis auf zwei, die kamen nämlich exakt zu der Stelle, wo ich seit einer gefühlten halben Ewigkeit im Gras liege und warte. DANKE, es gibt doch noch Gerechtigkeit.

Anscheinend ist an der Felswand irgendwo eine kleine Höhle unter dem überhängenden Gras, denn die beiden sind ständig verschwunden und tauchten dann urplötzlich wieder auf. Es sind DIE beiden Vögel, welche auch im Trailer zu dem Bericht kebbelnd die Klippe runter plumpsen.

Viele Bilder gelingen mir nicht wirklich an diesem Nachmittag, ich bin aber trotzdem zufrieden, denn letztlich habe ich noch einmal extremes Glück gehabt überhaupt noch Lundis zu sehen!

Geht es noch süßer?

Geht es noch süßer?


So ein bisschen kann ich nun erahnen wie sich Tierfotografen fühlen müssen, wenn sie mehrere Stunden oder manchmal sogar Tage ausharren müssen für den einen goldenen Schuss. Ich habe mal im Yellowstone einen Fotografen von NatGeo getroffen und bin mit ihm ins Gespräch gekommen. Er stand jeden Tag an einem Adlerhort, welcher für mich quasi auf dem nach Hause Weg zum Hotel gelegen hat. Er hat mir damals erzählt, dass er den Auftrag hat ein Bild fürs Cover des Magazins zu schießen. Dafür hat er 3 Monate Zeit.

Das muss man sich mal vorstellen, der Knabe ist eventuell schon viele Tage lang vor mir dort gewesen und steht da auch noch in 5 Wochen – bloß, um DAS EINE Foto zu ergattern, was es wert ist Titelbild zu werden. Na danke, dafür muss man aber auch irgendwie geboren sein glaube ich.

Mittlerweile ist es fast schon wieder 18 Uhr, ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung wo der Tag geblieben ist heute. Da ich das Gefühl habe in und um Vik so ziemlich alles gesehen zu haben, beschließe ich, zurück zur Unterkunft zu fahren.

Jón gibt mir dann noch den Tipp einfach mal in den Canyon hinter seinem Haus zu gehen. Ich überlege kurz, nehme den Tipp aber dankend an und gehe los. Er bietet mir an seine Gummistiefel anzuziehen, ich lehne aber ab, weil ich der Überzeugung bin (wieder einmal), dass meine eigenen reichen.

Aber Pustekuchen, erneut wird mir nach nur wenigen Kurven ein Strich durch die Rechnung gemacht. Der „Bach“ ist bedeutend höher als es meine Stiefel je sein könnten und so mache ich mich bereits nach kurzer Zeit wieder auf den Rückweg.

Jón's Canyon, zuerst ist die Schlucht noch relativ weit

Jón’s Canyon, zuerst ist die Schlucht noch relativ weit

 

Aber schon nach kurzer Zeit wird sie enger. Leider waren meine Gummistiefel nicht hoch genug

Aber schon nach kurzer Zeit wird sie enger. Leider waren meine Gummistiefel nicht hoch genug

 

Auf dem Rückweg lasse ich mir das nochmal auf der Zunge zergehen … es ist Jón’s Canyon, er hat quasi einen eigenen. Was es nicht alles gibt. Aber so ist das halt, wenn man Land besitzt, was flächenmäßig so groß ist, das man nicht mal ansatzweise auf Googlemaps das andere Ende erahnen könnte.

Falls jemand mal in der Ecke hier ist und NICHT bei Martina & Jón wohnen sollte, aber trotzdem hier in den Canyon gehen möchte, so kann er dies übrigens bedenkenlos machen – es ist nicht verboten hat er gesagt.

Auf dem Rückweg fängt es endlich mal wieder an zu regnen, ich hätte ja auch fast schon vergessen wie sich das überhaupt anfühlt bei soviel Sonne zwischendurch heute.

Den Rest des Abends plaudern wir wieder über alles Mögliche, unter anderem eben auch, dass dieses Schild an der Piste vom Flugzeugwrack eindeutig fehlinterpretiert wird von einigen Urlaubern. Na ja, jetzt am Abend bringt es mir auch nichts mehr, aber DEN Fußweg hätte ich mir jedenfalls sparen können.

Zum Abschluss meines Aufenthaltes hab ich noch ein Video im Netz entdeckt, welches im Prinzip keiner Worte benötigt. Morgen kommt dann schon wieder so ein Tag, auf den ich mich ganz besonders freue.

Ich weiß gar nicht, was hier bisher am meisten Eindruck auf mich gemacht hat – irgendwie hält sich das alles die Waage und das einzige, was mich wirklich stört, ist eigentlich nicht das durchwachsene Wetter, sondern das die Hälfte der Zeit hier schon wieder vorbei ist. Gute Nacht.