Mittwoch, 24.6.2020 / Sigöldugljúfur Canyon – Þjóðveldisbær – Þingvellir

Es war noch hell, als wir gegen Mitternacht schlafen gingen und es ist hell, als ich kurz vor 6 Uhr morgens aufwache. Ich nehme die Butter aus dem Eiskasten und lege mich wieder hin.

Danach habe ich einen etwas strangen Traum: Karsten und ich sitzen in der Hütte und aus einer Ecke höre ich ein seltsames Brizeln. Ich schaue nach und sehe, dass ein defektes Stromkabel zischend Blitze verteilt und dabei eine Wolldecke in Brand gesetzt hat. Ich nehme die Decke, die nur leicht bläulich brennt und trage sie zur Eingangstür. Dort fällt sie mir aus der Hand und beginnt lodernd gelb zu brennen. Ich hebe sie auf und schmeiße sie aus der Hütte in den Regen. Da war ich sicherlich von den gestrigen Ereignissen beeinflusst.

Wir stehen erst nach 8 Uhr auf, daran müssen wir in den folgenden Tagen arbeiten. Lange schlafen gibt’s nur zu Hause, im Urlaub haben wir dafür nicht immer die Zeit.

Nach dem Frühstück nehmen wir noch die Sachen aus den Koffern, die wir ab jetzt immer im Kofferraum lassen, wie Stative, Gummistiefeln und Regenhosen. Es regnet schon die ganze Nacht und es hat nicht den Anschein, dass es heute anders wird.
Obwohl – gerade strahlt die Sonne durch die Regenwolken. Aber das ändert sich in Island sowieso alle 15 Minuten.

Gestern sind uns bei der Herfahrt schon die Lupinen aufgefallen. Diese violetten Blumen wurden im 20. Jahrhundert eingeführt, um die Bodenerosion zu stoppen. Sie sind definitiv gekommen, um zu bleiben und wachsen nun in riesigen Feldern neben der Straße.

Zum Sigöldugljúfur Canyon fahren wir fast zwei Stunden. Von einem natürlich entstandenem Parkplatz am Straßenrand gehen wir noch einen Kilometer querfeldein, bis wir an der Abbruchkante der Schlucht stehen. Malerisch stürzen mehrere kleine Wasserfälle von der Abbruchkante in die Tiefe.

Wohlweislich habe ich die Regenhose und die Gummistiefel an, denn es regnet immer wieder einmal. Da ist wieder viel Wischen und der Regenschirm gefragt, damit keine Tropfen auf den Filtern die Langzeitbelichtung versauen. Außer uns ist niemand hier, dafür ist der Canyon zu weit vom Golden Circle entfernt. Und in diesen Zeiten sowieso nicht.

Beim Sigöldufoss treffen wir wieder auf unsere Freunde, die kleinen äußerst lästigen Fliegen. Zum Glück lassen sie uns beim Fotografieren in Ruhe.

Bis vorige Woche war die Straße zum Canyon noch gesperrt, man sieht auch noch ein paar kleine Schneefelder neben der Straße. In weiter Ferne zeichnen sich die schneebedeckten Berge im Hochland ab. Die F205 zum Rauðufossar ist laut road.is noch immer gesperrt und wir machen einen kleinen Umweg, um zu sehen, was das genau für die Anfahrt zu dem spektakulären Wasserfall bedeutet. Nun, wie sich herausstellt, bedeutet es, dass die Straße mit einem Gatter geschlossen ist. Schade, aber so sparen wir uns morgen die lange Anfahrt.

Þjóðveldisbær ist der Nachbau eines Hofes aus der Wikingerzeit, der bei einem Ausbruch des Vulkans Hekla im Jahr 1104 unter Asche begraben wurde. Schon beim Verlassen des Autos werden wir von einer Million kleiner Fliegen umschwärmt, denen wir uns kaum erwehren können. Nur durch hektisches Wedeln vor dem Gesicht kriechen sie nicht in alle Öffnungen oder setzten sich beim Fotografieren auf die Linse.

Bevor wir eine Wagentüre öffnen, wird auch großflächig mit dem Kapperl gewedelt. Trotzdem landet jedes Mal eine Handvoll der kleinen Biester im Wageninneren. Die werden dann nach und nach ihrem Endziel zugeführt, nach dem Motto: „Leichen pflastern seine Windschutzscheibe“. Dagegen sind die australischen Fliegen ein Lercherlschaß!

Am Weg zurück zum Þingvellir beginnt es wieder zu regnen und wir beschließen, das Nachtmahl vorzuziehen. Fotografieren können wir eh bis Mitternacht, essen jedoch nicht. Im Restaurant Þrastalundur müssen wir unsere Mails mit dem negativen Covid-Test herzeigen. Da hätten wir gestern schlechte Karten gehabt! Nach dem Essen scheint die Sonne vom Himmel als hätte es nie geregnet.

In der Nähe unserer Hütte gibt es zwei Punkte, die wir noch anfahren wollen. Der Ýrufoss liegt unterhalb des Wasserkraftwerkes südlich unserer Hütte. Wir fahren mit dem Auto durch hohe Lupinen, die zwischen den Reifenspuren eines abenteuerlichen Weges wachsen. Die letzten 70 Meter müssen wir zu Fuß gehen. Wir wollen gar nicht aussteigen, denn draußen sammeln sich die kleinen Monster und es werden immer mehr. Ich habe ja den Verdacht, dass die nur dort sind, wo es auch Lupinen gibt, denn bei unserer Hütte gibt es keine.

Natürlich steigen wir trotzdem aus und merken nach ein paar Schritten, dass wir besser die Gummistiefel angezogen hätten, denn der Weg durch die Lupinen ist sehr nass und unsere Schuhe sind es auch sehr schnell. Auf der Hälfte des Weges sehen wir, dass nur ein trauriges Rinnsal aus dem Wasserkraftwerk kommt, das kann nie und nimmer einen ordentlichen Wasserfall geben. Und für Experimente sind uns die Fliegen und unsere nassen Schuhe den Aufwand nicht wert.

Zum Ende des Tages besuchen wir noch die kleine Kirche, die wir von der Hütte aus am anderen Ufer sehen, die Úlfljótsvatnskirkja. Sie wird von der untergehenden Sonne warm beschienen und gibt ein schönes Fotomotiv ab.

Die untergehende Sonne begleitet uns auch noch bis wir um 23 Uhr schlafen gehen, denn tatsächlich wird sie erst kurz vor Mitternacht untergehen und um kurz vor 3 Uhr morgens wieder aufgehen.

Der extrem fotogene Sigöldugljúfur Canyon

Der extrem fotogene Sigöldugljúfur Canyon

 

Úlfljótsvatnskirkja am frühen Abend

Úlfljótsvatnskirkja am frühen Abend

 

Donnerstag, 25.6.2020 / Þingvellir Nationalpark – Strokkur

5:15 Uhr, Karsten taucht verknittert aus der Bettdecke auf: „Ist es schon hell?“
Selten so gelacht!

Der kleine Vogel, der uns gestern schon aufgefallen ist, läuft schon wieder aufgeregt am Geländer vor unserem Wohnzimmerfenster auf und ab. Er beobachtet uns genau, mal vom Seitenfenster oder durch die große Scheibe, die zum See zeigt. Immer ist er irgendwo und schaut mit schrägem Kopf, was wir machen. Heute bin ich ihm auf die Schliche gekommen, denn es gibt offenbar ein Nest im Gebälk.

Für heute brauchen wir einen neuen Plan. Wir fahren in den Þingvellir Nationalpark, weil er direkt vor unserer Haustür liegt und wir ihn vor drei Jahren nur schnell gestreift haben. Das Wetter spielt heute auch mit, der Himmel ist zwar total bedeckt, doch wenigstens regnet es nicht mehr.

Die Silfra-Spalte liegt auf der Nahtstelle zwischen den Kontinentalplatten von Amerika und Europa, ist 63 m tief und ein Paradies für Taucher. Das kristallklare Wasser hat allerdings nur 2–4 °C. Als wir eintreffen, taucht gerade eine Gruppe zu den Lavafeldformationen ab.

Beim Öxarárfoss toben wir uns noch mit Langzeitbelichtungen aus, nur wenige Touristen stören uns. Nun verlassen wir den Nationalpark und fahren zum Strokkur. Hier waren wir 2017 schon, doch der sehr beständig ausbrechende Geysir ist immer einen Besuch wert. Alle vier Minuten – man kann fast die Zeit danach messen – steigt aus einer gigantischen blauen Blase eine 25 m hohe kochend heiße Wassersäule in den Himmel. Diese Blase bildlich einzufangen, ist eine Kunst, denn sie existiert nur eine Sekunde.

Auch hier sind nur eine Handvoll Touristen, kein Vergleich mit den Menschenmassen bei unserem ersten Besuch!
Bevor wir wieder gehen, entdecken wir noch ein kleines Becken mit einem unglaublich blauen Wasser. Das macht sich sehr gut im Vordergrund, dahinter der ausbrechende Strokkur. In der Zwischenzeit hat sich auch eine dramatische Wolkendecke gebildet – Picture perfect!

Heute machen wir früh Schluss und fahren in die Hütte. Wir haben schon dringend eine Dusche und Haarwäsche nötig und ich habe genug Zeit, den Bericht zu schreiben. Fast wie im Urlaub …

Der Kellner im Restaurant Þrastalundur erkennt uns gleich wieder und macht uns gleich unser Getränk. Wir haben ihm nämlich gestern gezeigt, wie man einen Krug Obi G’spritzt macht.

Zurück in der Hütte lassen wir das erste Mal die neue Drohne fliegen. Wir haben uns kurz vor der Abreise eine Mavic Air 2 gekauft, die ist gut die Hälfte kleiner als die Phantom 4 Pro.

Blue Pool in der Nähe vom Geysir

Blue Pool in der Nähe vom Geysir

 

Freitag, 26.6.2020 / Fossarétt – Glymur – Hvalur 6 und 7

Heute wollen wir etwas früher los, damit wir ein bisschen früher in der Unterkunft ankommen als geplant. Die Besitzer dürften sehr nett und in Plauderlaune sein, das muss man ausnutzen.

Obwohl wir um 7 Uhr aufstehen ist es 8:30 Uhr, als wir endlich im Auto sitzen und die ersten 10 Kilometer grübeln, ob wir nichts in der Hütte vergessen haben? Andererseits könnten wir „Vergessenes“ in drei Wochen bei Martina und Jón wieder abholen.

Nach einer guten Stunde erreichen wir den Fossarétt. Dieser fotogene Wasserfall liegt gleich neben der Straße in einer kleinen Vertiefung, die mit violett-weißen Lupinen übersät ist. So schön!

Immer wieder finden sich neue Motive und nach einer Stunde packen wir die Stative wieder ein. Gerade rechtzeitig, denn es beginnt zu regnen. Gleich um die Ecke liegt der Skorhagafoss. Die Zufahrt ist mit einer Kette versperrt, also laufen wir die letzten 450 Meter. Nach ein paar Schritten findet Karsten aber heraus, dass man sehr wohl zum Wasserfall hinfahren kann, nur halt von der anderen Seite.

Also zurück ins Auto (ich mache noch einen Fritzelacke über die Kette) und ein paar Meter zurück. Dort ist die Zufahrt zwar auch mit einem Weidezaun versperrt, doch zumindest sehen wir den Wasserfall direkt vor uns. Leider ist es aber doch die falsche Seite, denn die markanten Stufen sieht man von dieser Seite gar nicht. Wir fahren dann langsam an der Straße vorbei und schauen genau, aber auch hier sehen wir keine Kaskaden auf der rechten Seite und fahren deshalb weiter.

Zum zweithöchsten Wasserfall Islands, dem Glymur, muss man eine 3 km lange Wanderung machen. Auch gilt es einen Fluss auf einem Baumstamm zu überqueren. Deshalb packe ich meine Gummistiefel in den Rucksack. Karsten vertraut auf seine Militärstiefel.

Ich bin ganz schön angepackt, links die Kameratasche, rechts die Stativtasche und hinten den Rucksack. So machen wir uns auf den Weg, der leicht ansteigend und rechts und links von Lupinen gesäumt ist. Nach einer Viertelstunde kommen wir bei einer Höhle an und wissen nicht so recht, wie es weitergeht. Aber halt, da ist ja eine gelbe Markierung, also müssen wir da wohl im Finstern absteigen. Ganz so schlimm ist es dann doch nicht, weil die Höhle am anderen Ende offen ist und es genug Licht gibt, dass wir nicht abstürzen.

Jetzt kommen wir zu besagtem Baumstamm. Ui, da ist aber eine ganz schöne Strömung und bis man den Baumstamm erreicht, muss man auf ein paar Steinen balancieren. Teilweise liegen die aber unter Wasser, das heißt, trockenen Fußes kommt man da nicht rüber. Es gibt ein Stahlseil, an dem man sich anhalten kann. Karsten probiert’s und kommt gleich wieder zurück, denn seine Schuhe sind leider nicht mehr wasserdicht und die trockenen Steine viel zu weit auseinander.

Ich bin ja auch abenteuerlustig und ziehe mir die Gummler an. Damit kann ich zwar auch direkt im Wasser stehen, doch die Strömung zerrt an den Schuhen, dass ich fürchten muss, dass ich in einem unachtsamen Moment abrutschen könnte. Ich hantle mich am Stahlseil entlang und komme aber auch nicht bis zum Baumstamm.

Da kommt eine Wanderin mit Hikingschuhen und macht uns vor, wie es geht: Hopp, hopp, rein ins Wasser und schon ist sie am Baumstamm. Nun ja, das hat jetzt gar nicht sooo arg ausgeschaut. Trotzdem lassen wir es gut sein, denn es steht sich nicht dafür, dass bei der Übung eine Kamera ins Wasser fällt. Am Rückweg mache ich noch ein paar hübsche Aufnahmen mit den Lupinen, damit der Weg nicht ganz umsonst war.

In der Höhle kommt uns eine Gruppe mittelalterlicher Isländer entgegen. Wir legen eine Rast ein und beobachten, wie sich die bunten Anoraks Richtung Baumstamm bewegen, den man von unserem erhöhten Aussichtsplatz gut überschauen kann. Mal schauen, ob die es schaffen! Nach ein paar Minuten sehen wir die Anoraks wieder in unsere Richtung kommen und wir schauen, dass wir weiterkommen!

Ein paar Kilometer weiter liegen die beiden Schiffswracks der Hvalur 6 und 7. Wir parken an einer Straßenkreuzung und marschieren durch das hohe Gras Richtung Meer und versuchen, den Schafskötteln auszuweichen. Die beiden rostigen Wracks liegen eng nebeneinander und ihre Größe ruft leichte Beklemmung hervor. Trotzdem steigen wir den steilen Hang ans Ufer hinab und machen ein paar Aufnahmen. Hier profitieren wir wieder von der Kamera, die im iPhone 11 Pro eingebaut ist. Deren Weitwinkelobjektiv übertrifft sogar Karstens Ultraweitwinkel – zumindest an meiner Kamera.

Zurück beim Auto sind wir ganz schön erledigt, jetzt fahren wir aber eh nur noch eine Stunde zu unserer Unterkunft.
Wie erwartet kommen wir mit der Besitzerin Cinzia schnell ins Gespräch. Sie ist unüberhörbar Italienerin und zeigt sich bedauernd, als ich ihr automatisch die Hand geben will. Ach ja, da war ja noch etwas! Man könnte es in Island tatsächlich leicht vergessen.

Wir sind die einzigen Gäste im Guesthouse Milli Vina und bekommen das schönste Zimmer. Eigentlich haben wir das ganze Haus für uns allein. Nicht schlecht für eine Unterkunft mit Gemeinschaftsbad.

Kurz vor sieben fahren wir zum Fossatún Country Hotel, doch das Restaurant ist zurzeit nicht geöffnet. Wir erfahren aber, dass in 10 km das Restaurant Hverinn ist. Dieses hat den Charme einer Lagerhalle, die mit Ikea-Möbeln ausgestattet wurde. Wir essen eine gute Pilzcremesuppe, aber mit den Fish and Chips werden sie wohl nicht berühmt.

Wir lungern noch ein bissel im Wohnzimmer herum und gegen 23 Uhr fallen mir schön langsam die Augen zu. Draußen scheint die Sonne und die Vögel zwitschern.

Die beiden Schiffswracks der Hvalur 6 und 7

Die beiden Schiffswracks der Hvalur 6 und 7

 

Samstag, 27.6.2020 / Snorralaug – Glanni – Grábrók – Hobbit Hole – Grundarfjörður

Ich wache erholt auf, draußen scheint die Sonne und die Vögel zwitschern. Es ist 4:30 Uhr. Gibt es denn hier überhaupt keine Nacht?

Am Frühstückstisch ist schon alles hergerichtet, Tee und Kaffee müssen wir uns selbst machen. Wir bleiben allein, erst als wir mit den Koffern die Stiegen hinunterpoltern kommen Cinzia und Virginio aus ihrer Wohnung.

Ob wir gestern den tollen Sonnenuntergang gesehen haben? Haben wir nicht, um Mitternacht haben wir schon geschlafen. Vielleicht sollten wir unsere aktive Zeit hier nochmal überdenken …

Zum Abschied schenkt uns Virginio, der kaum Englisch spricht, eine Packung geräucherte Lachsstreifen und freut sich einen Haxen aus, als ich mich auf Italienisch bedanke.

Heute machen wir ein bisschen auf Kultur und fahren nach Reykholt, um den Snorralaug zu besichtigen. Dieser historischer Hot Pot (wenngleich auch nicht mehr original) wird Snorri Sturluson, dem Verfasser der Edda zugeschrieben. Das runde Becken ist jetzt nicht gerade ein fotografisches Highlight, aber der Ort Reykholt (nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Ort im Golden Circle) hat zwei hübsche Kirchen, die unterschiedlicher nicht sein können. Es war direkt ein „Massenaufkommen“ beim Bad, wir haben zwei Touristenpaare gesehen!

Der Glanni Wasserfall soll einer Legende nach der Wohnsitz von Elfen und Trollen sein. Wir sehen ihn von einer Aussichtsplattform, somit gibt es nur eine einzige Perspektive und wir sind schnell fertig.

Es ist heute sehr windig, weshalb auch ein Drohnenflug nicht möglich ist. Wir sind gestern an einem Fluss entlang gefahren, der sich in Mäandern durch die Landschaft schlängelt. Das hätte sicher tolle Luftaufnahmen gegeben.

Gleich neben dem Glanni liegt der erloschene Vulkan Grábrók. Wir erklimmen schnaufend die über 500 Stufen und werden am Kraterrand fast umgeweht. Karsten misst Windstärke 6 mit Böen bis zu 73 km/h. Der Aufstieg lohnt sich aber trotzdem, denn der Blick geht weit ins Land hinein und auch der Litla Grábrók schaut fantastisch aus! Es sind viele Besucher da, alles Isländer.

Zum Glück fahren wir jetzt wieder eine Stunde, das ist der Erholung sehr dienlich. Auf der Fahrt zur Halbinsel Snæfellsnes verputzen wir die geschenkten Lachsstreifen, mit ein paar TUC Bacon gibt das ein sättigendes Mittagessen.

Bei unserem ersten Besuch von Snæfellsnes hat es heftig geregnet und jeder Tag war nebelverhangen. Heute ist der Himmel zwar bedeckt, doch von Nebel keine Spur.

Beim Sheep’s Waterfall (auch Hobbit Hole genannt) machen wir Halt. Es stehen zwei Autos am Parkplatz, allerdings von den Besitzern ist keine Spur zu sehen. Gut so, denn heute können wir auch hinter dem Wasserfall fotografieren, ohne andere Leute zu stören. Jetzt fällt Karsten auch wieder die Langzeitbelichtung mit der iPhone-Kamera ein, das ist schon eine super Optik, die da eingebaut wurde!

Für unsere Unterkunft ist es fast noch zu früh zum Einchecken, deshalb fahren wir durch Grundarfjörður durch und gleich weiter zum Kirkjufellsfoss. Hier haben wir 2017 zwei Nächte gewohnt und kein einziges Foto ohne Nebel oder dichten Wolken machen können. Heute zeigt sich der malerische Kirkjufell in seiner ganzen Pracht, wir machen die obligatorischen Bilder mit dem Wasserfall im Vordergrund. Der Wind ist schneidend kalt, Karsten war gescheit und hat Handschuhe mitgenommen.

Nach einer Einkehrrunde beim örtlichen Supermarkt checken wir im Grundarfjörður Bed & Breakfast ein. Ich habe ja vor zwei Tagen telefonischen Kontakt hierher gehabt, weil Booking.com mir am Tag der Landung ein paar ominöse Mails geschickt hat, dass „möglicherweise die Unterkunft uns nicht unterbringen kann“, obwohl ich alle Unterkünfte eine Woche vor Abflug noch einmal kontaktiert hatte. Es ist eh alles ok, doch in diesen Tagen kann alles möglich sein.

Der Typ an der Rezeption ist ein cooler Hipster mit großen Tunneln in den Ohren und dicken Ringen drin. Das Zimmer ist zwar klein, das Bad aber sehr gut ausgestattet. Ich genieße gleich eine heiße Dusche und mache aus dem Nest auf meinem Kopf wieder eine Frisur. Alles in Allem werden wir uns hier in den nächsten zwei Tagen sicher sehr wohlfühlen!

Selbst in Zeiten wie diesen bekommt man im Restaurant Bjargarsteinn ohne Reservierung keinen Platz. Wir reservieren für morgen und essen im Laki. Diese Pizzeria gehört zu unserem B&B, der Betreiber und die Köchin kommen aus Italien. Selbsterklärend, dass die Pizza vorzüglich schmeckt!

Ich überrede Karsten zu einem kleinen Verdauungsspaziergang mit der Kamera durch Grundarfjörður. Danach zappe ich noch durch die drei oder vier Fernsehprogramme, auch nur, weil wir ein Gerät im Zimmer haben. Aber außer einer trotteligen amerikanischen Kochsendung und zwei isländischen Filmen gibt es nichts zu sehen. Wir haben Verdunkelungsrollos, das ist fein!

Die Zufahrtsstraße zur Ingjaldshólskirkja schaut ganz verändert aus, denn rechts und links blühen verschwenderische Mengen von Lupinen

Die Zufahrtsstraße zur Ingjaldshólskirkja schaut ganz verändert aus, denn rechts und links blühen verschwenderische Mengen von Lupinen

 

Sonntag, 28.6.2020 / Snaefellsnes

Ich bin mit leichten Rückenschmerzen aufgewacht. Das Bett ist nicht so meins und ich bin auch kein Fan von Seersucker-Bettwäsche. Aber es gibt Schlimmeres!!

Frührstück im B&B ist ganz ok, es gibt Wurst und Käse und sogar harte Eier. Nur der Timer am Toaster läuft die ersten 2 Minuten ohne Sinn, weil der Stecker nicht in der Dose ist und der Toaster deshalb kalt bleibt.

Um 9 Uhr sind wir on the road. Heute haben wir viele Punkte aber keine Zeitvorgabe.
Noch ist der Himmel bedeckt, aber man sieht schon einen blauen Strich, es verspricht ein schöner Tag zu werden!

Den Kirkjufellsfoss lassen wir links liegen, der schaut heute auch nicht besser aus als gestern. Vielleicht gibt es ja heute einen Sonnenuntergang, dann wird er wieder interessant.

Die Zufahrtsstraße zur Ingjaldshólskirkja schaut ganz verändert aus, denn rechts und links blühen verschwenderische Mengen von Lupinen. Wir machen die Bilder aus den Blumen, offenbar kein neuer Gedanke, denn es gibt schon richtige Wege durch die Felder.
Die Drohne darf auch einmal knapp über die violetten Lupinen fliegen und danach die Kirche besuchen.

Zum Skarðsvík Beach nehmen wir die Stative mit und setzen uns gemütlich auf die Lavafelsen. So kann man auch ein bissel die Seele baumeln lassen und einfach nur den Wellen zuschauen. Dann probiere ich, ob ich den Felsen noch höher kraxeln kann. Mein Kopf sagt ja, meine Knie sagen nein. Man ist halt doch keine 50 mehr!

Dritvik und Djúpalónssandur finden wir jetzt nicht so spannend, den Weg zum Strand sparen wir uns. Aber immerhin gibt es eine Toilette, das findet man hier auch nicht so oft.

Beim Londrangar treffen wir das erste Mal auf ein paar Besucher. Und man sollte es nicht glauben, selbst jetzt finden sich ein paar Deppen, die über die Absperrung kraxeln und nahe an die Abbruchkante gehen. Ich stelle mich neben die vier jungen Männer und bin erstaunt, dass es sich dabei um Isländer handelt. Also sind nicht nur die Touristen so blöd, sonder auch die Einheimischen.

Abgesehen davon herrscht hier ein Heidenlärm, denn in den Felsspalten nisten unzählige Vögel. Papageitaucher sehen wir nicht, aber da kommt sicher noch die eine oder andere Gelegenheit.

Die Landschaft ist fantastisch! Grüne Grasfelder sind mit gelben Butterblumen gesprenkelt, die Berghänge haben eine in Falten hängende grünschattierte Decke umgehängt und immer wieder blitzt der schneebedeckte Gipfel des Snæfellsjökull hervor, der der Halbinsel den Namen gibt. Die Straße hinauf ist selbst Ende Juni noch gesperrt. Die Sonne lacht von Himmel, ein Traum!

In Arnastapi parken wir beim Hafen und wandern ein kurzes Stück die Küste entlang, das Schild „Miðgjá“ weist uns den Weg zu der bekannten Steinbrücke. Ich lasse mich gleich darauf fotografieren, Karsten muss nicht so. Unzählige Möwen nisten in den Steilwänden, ihre Schreie klingen wie Kindergejammer.

Am Weg zurück zum Hafen schmeiße ich mich ins Gras, um ein etwas anderes Foto von der Umgebung zu machen. In einem Tümpel schwimmen laut kreischend Möwen, plötzlich steigen sie alle gleichzeitig aus dem Wasser und fliegen davon. Und überall sattgelbe Butterblumen, Löwenzahn und lila Vergissmeinnicht. Der Inbegriff einer Sommerwiese!

Kurz nach drei parken wir unterhalb der Rauðfeldsgjá Gorge. Ein weiterer Wagen steht am Parkplatz, die Leute kommen gerade aus der Schlucht zurück. Die Sonne knallt vom Himmel und wir machen uns an den bissel mühsamen Aufstieg.

Oben angekommen rätseln wir erst einmal, ob tatsächlich der einzige Weg in die Schlucht über den rauschenden Bach ist, der nur ein paar große Steine trocken zwischen den Stromschnellen lässt. Ist es und ich hangele mich an der Wand entlang. Nur gut, dass der poröse Lavafelsen gute Griffe bietet, ich möchte ungern mit den Schuhen unter Wasser kommen.

In der Schlucht sinkt die Temperatur um etliche Grad, wir sehen unseren Atemhauch, so feuchtkalt ist es. Hier kommen wir auch nur ein paar Schritte auf trockenem Boden weiter, offensichtlich geht es nur durch den Bach weiter hinein. Ein Vater/Sohn Gespann kommt und wir lassen ihnen großzügig den Vortritt. Aber selbst diese beiden sportlichen Typen drehen nach ein paar Metern wieder um.

Karsten geht bis zur Stelle, wo man ca. einen Meter hochsteigen muss, um weiterzukommen. Sehr viel weiter wird es aber sowieso nicht gehen, die Schlucht ist schon sehr eng. Wir machen noch ein paar Fotos, die Stative haben wir nicht mitgenommen, so müssen die Steine als Unterlage dienen.

Als wir wieder ins Sonnenlicht treten, sehen wir am Parkplatz 8 oder 9 Autos stehen und eine Menge Leute sind am Weg zu uns herauf. So schnell kann’s gehen mit den Touristenanstürmen. Quatsch, es sind wieder durchwegs Isländer, die den Sonntag für einen Ausflug nutzen.

Unsere letzte Station für heute ist der Bjarnarfoss. Schon ziemlich fussmarod schleppen wir uns den ansteigenden Weg zu einer Holzbrücke. Ich muss mit dem Stativ direkt ans Wasser, sonst krieg ich mit meiner 18 mm Brennweite den Wasserfall und die Kaskaden nicht ins Bild. Von dort machen wir unzählige Bilder, denn auch hier faszinieren mich wieder die Butterblumen am Uferrand. Auch der einsetzende leichte Regen stört uns nicht.

Dann möchten wir mit der Drohne die Abbruchkante des Wasserfalls von oben filmen, haben aber nicht mit der enormen Höhe des Wasserfalls von unserem Standpunkt aus gerechnet. Von unten schaut alles nicht so arg aus, aber auf 120 m Höhe ist die Drohne gerade mal bei der Hälfte der Fallhöhe. Also brechen wir ab. Der Tag hat uns echt geschlaucht, Knie und Füße tun mir weh und ich bin froh, dass ich zur Heimfahrt etwas länger im Auto sitzen kann.

Um 7 Uhr fahren wir ins Bjargarsteinn, wir sind anfangs die einzigen Gäste. Dass gestern so voll war, liegt wohl am Samstag. Die Preise sind echt astronomisch, für eine Hauptspeise haben wir gestern gemeinsam gegessen und getrunken. Aber das Ambiente ist echt schön und das Essen vorzüglich. Um 8 Uhr verlassen wir um 77 Euro ärmer die Gaststätte.

Im Zimmer schreibe ich meinen Tagesbericht und um halb zehn legen wir uns schlafen. Sekunden später wache ich durch den Wecker wieder auf: es ist halb zwölf – Zeit für den Sonnenuntergang! Schlaftrunken ziehen wir uns an, an der kühlen Luft werden wir etwas munterer.

Am Parkplatz beim Kirkjufellsfoss stehen zwei Autos, ein Pärchen steigt gerade aus und am Wasserfall sitzt ein weiterer Fotograf. Mehr werden wir auch nicht. Die Sonne verschwindet gerade hinter einer dicken Wolkenwand, noch eine halbe Stunde bis zum Sonnenuntergang.

Jetzt beginnt der Himmel zu leuchten, die Wolken färben sich orangerot. Ich ärgere mich, weil ich das nicht so fotografieren kann, entweder ist der Himmel zu hell oder der Berg zu finster. Ich mache Belichtungsreihen, das wird ein Fall für die post production. Dann wechsle ich auf das Weitwinkelobjektiv, da bekomme ich mehr Himmel auf die Linse. Die besten Sofortergebnisse liefert wie immer das Handy. Nach einer Stunde packen wir zusammen und verlassen als letzte den Ort des Geschehens.

Zurück im Bett können wir nicht einschlafen, ich aktualisiere den Bericht und Karsten liest. Es ist nach 2 Uhr morgens, als wir endlich die Augen schließen.

Der Felsbogen Miðgjá bei Arnarstapi

Der Felsbogen Miðgjá bei Arnarstapi

 

Der Himmel brennt über dem Kirkjufell

Der Himmel brennt über dem Kirkjufell

 

Montag, 29.6.2020 / Stykkishólmur – Fahrt Richtung Westfjorde

Um 7:45 Uhr weckt uns der Wecker des iPads, Zeit zum Aufstehen! Sieben Minuten später sind wir abmarschbereit fürs Frühstück. Dort treffen wir auf ein Paar aus Karlsruhe und wir kommen ins Gespräch. Er erzählt mir, dass sie nach der Ankunft, die üblicherweise kurz nach Mitternacht war, versucht hatten, im Auto zu übernachten. Was bei der Mitternachtssonne ein schlechter Plan war. Ich frage mich nun, wie viele Reisende sparen sich die erste Nacht und schlafen im Auto? Mir würde das in hundert Jahren nicht einfallen …

Es ist ein wundervoller Morgen, die Sonne strahlt vom beinahe wolkenlosen Himmel, sehr ungewöhnlich für Island. Wir singen im Auto lauthals mit Michael Bublé „It’s a wonderful day and I can’t stop from myself from smiling“.

Ein kleiner Abstecher führt uns nach Stykkishólmur und wir machen eine Luftaufnahme von der Stadt mit dem Hafen in Vordergrund. Geplant war diese Aufnahme zum Sonnenuntergang, aber da war mir nicht bewusst, wie spät der momentan ist.

Ab Stykkishólmur beginnt dann die erste richtige Gravelroad. Bislang haben wir ja durchgehend asphaltierte Straßen befahren, mit Ausnahme von ein paar Stichstraßen oder Teilstrecken, die repariert wurden. Die 54 führt durch eine ansprechende Landschaft, die grünen spitzen Berge erinnern mich sehr an Neuseeland. Das Fahren erfordert meine ganze Konzentration, auf der unbefestigten Straße trau ich mich nicht mehr mit der Cruise Control zu fahren. Der Himmel hat sich in der Zwischenzeit zugezogen, dunkle Wolken verheißen nicht Gutes. Ab der #60 wird die Gegend fade, kaum Erhöhungen und nur weite graubraune Flächen.

Bei der Staðarhólskirkja machen wir Halt, es ist bitterkalt geworden. Erfreulicherweise gibt es ein beheiztes WC neben der Kirche. Nach dem Überqueren des Gilsfjörður erreichen wir die Westfjorde Islands. Jetzt wird die Landschaft sehr spannend, sehr oft fahren wir direkt am Meer entlang, es geht bergauf und bergab, oft mit spektakulären Ausblicken.

An einer Anhöhe bleibe ich stehen, um ein Bild zu schießen. Ich bin auf der windabgewandten Seite des Wagens und kann leicht aussteigen. Dann gehe ich gleich zwei Schritte zurück, so stark bläst der Wind! Karsten, auf der windzugewandten Seite, kann die Wagentür kaum öffnen und klemmt sich den Fuß ein. Er bevorzugt es, im Wagen zu bleiben. Ich mache eine Panoramaaufnahme und habe Mühe, nicht weggeblasen zu werden. Dann nichts wie zurück in den warmen Wagen!

Der Wind bleibt uns die ganze Fahrt über erhalten, jetzt kann ich auch die Geschichten mit den von Sand und Wind abgeschliffenen Autos verstehen. Zum Fahren geht es ganz gut, immer wieder wechseln wir auf Gravelroads, ich bin ganz froh, als irgendwann wieder der Asphalt beginnt und ich mit dem Tempomat fahren kann. Beinahe unglaublich, dass es trotz des stetigen Windes auch hier Lupinen gibt, die arg gebeutelt am Wegesrand wachsen.

Bereits um 14:30 Uhr erreichen wir unsere nächste Bleibe, das Hótel Flókalundur. Wir kommen im neuen Teil unter und sind sogar die ersten Gäste, die dieses Zimmer bewohnen! Ich weiß gar nicht, ob es sich bei Flókalundur überhaupt um einen Ort handelt, außer dem Hotel, einer Tankstelle, einem Schwimmbad und vielleicht ein paar unsichtbaren Häusern gibt es hier nichts. Außer dem Hellulaug, einem Hot Pot, den besuchen wir aber später.

Zunächst schauen wir, was es seit heute morgen im Facebook Neues gibt. Ich stelle untertags den Flugmodus ein, ich kann schlecht einschätzen, wieviel Datenvolumen ich hier verbrauche und nutze so oft es geht, das WLAN der Hotels.

Ehe wir uns versehen, ist es bereit fast fünf. Wir ziehen unsere Badesachen an und fahren zum Hellulaug, der gleich um die Ecke ist. Im Hot Pot sitzen bereits zwei junge Paare als wir genüsslich in die 38 Grad heiße Quelle eintauchen. Ein Paar ist aus Tschechien und die anderen beiden sind Yogalehrer und leben in Island. Die vier quatschen nur über Business, wie man zu vielen Followern kommt, usw. Mit der Zeit ein bissl langweilig.

Als zwei ältere Paare kommen, vertschüssen sich die Vier. Mit den Isländern kommen wir ins Gespräch, sie geben uns viele Tipps, doch ich kann mir die isländischen Namen sowieso nicht merken. Dann kommt ein junges asiatisches Paar. Er ist aus China und lebt in Reykjavik, sie ist aus Taiwan und studiert in Holland. Mit denen quatschen wir auch noch endlos und nach zwei Stunden verlassen wir ziemlich schrumpelig das warme Bad.

Zum Nachtmahl gibt es heute Pizza für mich und Karsten verdrückt einen Burger. Aus unserem Zimmerfenster überblicken wir den Vatnsfjörður, Karsten macht vom Fensterbrett mit der DJI Action Camera seit drei Stunden eine Zeitrafferaufnahme. Bin gespannt, wie das wird!

Stykkishólmur aus der Luft

Stykkishólmur aus der Luft

 

Schon von weitem erkennbar, sticht die Stykkishólmskirkja durch ihre außergewöhnliche Form ins Auge.

Schon von weitem erkennbar, sticht die Stykkishólmskirkja durch ihre außergewöhnliche Form ins Auge

 

Dienstag, 30.6.2020 / Rauðisandur Beach – Látrabjarg – Patreksfjörður

In der Früh genießen wir ein wirklich tolles Frühstück im Hótel Flókalundur: frisches Brot, eingelegter Hering, harte Eier mit Eierschneider (gut mitgedacht), Porrige, um nur einige Extras zu nennen. Weil ich auch immer die Berichte und die Fotos beim Frühstück verschicke, brauchen wir immer eine Stunde.

Das Wetter ist noch schöner als gestern. Strahlend blau präsentiert sich Island von seiner schönsten Seite. Bestens gelaunt fahren wir los!

Wir sind schon eine Viertelstunde unterwegs, da fällt mir ein, dass ich ganz vergessen habe, in der Früh zu tanken. Es ist noch nicht kritisch, aber mir ist nicht wohl dabei, wenn wir mit einem Vierteltank bis Látrabjarg fahren. Zum Glück zeigt das Navi in ein paar Kilometern eine Tankstelle an!

Wir fahren an ein paar Häusern vorbei – keine Tankstelle. Also müssen wir nach Patreksfjörður, aber das ist kein weiter Umweg. Hier werden wir heute Abend übernachten, aber noch ist es nicht so weit. Doch zunächst halten wir auf der Anhöhe Kleifaheiði, von wo der Blicke weit ins Tal geht. Dort steht eine Steinfigur, Kleifakarl. Leider kann ich die isländische Beschriftung nicht verstehen, also keine Ahnung, warum der da steht. Aber der Blick ist schön!

Vollgetankt nehmen wir heute den untersten Zipfel der Westfjorde genauer unter die Lupe. Ersten Stopp ist das Wrack der Garðar BA 64. Das älteste Stahlschiff Islands wurde 1912 gebaut (das Jahr, in dem die Titanic sank) und liegt seit 1981 als Attraktion am Strand.

Dann wird es abenteuerlich! Die Gravelroad zum Rauðisandur Beach windet sich bergauf und bergab, viele Spitzkehren ohne irgendeine Sicherung, neben der engen Straße geht es sehr tief hinunter! Der RAV4 steigt leicht wie eine Gemse die steile Straße hoch, ich bin begeistert! Ich habe keine Ahnung, ob man den Allradantrieb zuschalten kann/muss, ich finde auf jeden Fall keinen diesbezüglichen Schalter oder Knopf.

Am Rauðisandur Beach besuchen wir zunächst die schwarze Saurbæjarkirkja. Die Pusteblumen im Garten vor der Kirche geben als Vordergrund ein tolles Motiv ab! Ich ziehe mir die Gummistiefel an und wir gehen ein bisschen den Strand entlang. Es ist Ebbe und von dem Rot, wofür der Strand berühmt ist, können wir nicht viel erkennen. Außer aus der Luft, weshalb wir die Drohne einsetzen.

In Island gibt es einige Flugzeugwracks, eines liegt in Hnjótur. Eigentlich ist dort ein Luftfahrtmuseum, doch wir schauen uns nur das Wrack genauer an. Dann ist Beeilung angesagt, dass ja kein Auto vor uns losfährt. Die Straße ist nämlich sehr trocken und ich habe keine Lust, in einer Staubwolke zu fahren.

Nun zu einem der Highlights dieser Reise, dem Látrabjarg. Hier soll man den Puffins bis auf einen Meter herankommen. Keine Wolke ist am Himmel, als wir um 14 Uhr ankommen. Es ist recht warm, trotzdem nehmen wir die Jacken mit, bestenfalls zum Drauflegen. Doch ganz so leicht bekommt man die possierlichen Vögel nicht zu sehen. Wir wandern zwei, drei Kilometer die Küste entlang, immer wieder luge ich vorsichtig über den Klippenrand, doch bis auf zwei Exemplare, die etwas entfernt im Felsen sitzen, sehen wir nur jede Menge Möwen.

Endlich werden wir fündig: in einer Felsnische sitzen fünf oder sechs Exemplare, daneben in der Wiese entdecken wir noch einen Papageitaucher.

Mit dem Fotografieren der sitzenden Tiere sind wir aber unterfordert, die hohe Kunst ist, sie beim Fliegen zu erwischen. Doch die wollen und wollen nicht fliegen – bis man die Kamera kurz absetzt, dann fliegt mit Sicherheit einer weg!

Am Rückweg kommen wir zu einer Stelle, an der schon an die zehn Fotografen platziert sind und hier wird endlich das wahr, was behauptet wird: Ich robbe mich vorsichtig zur Kante vor und habe nun drei Puffins direkt vor mir, die mich interessiert aus einem Meter Entfernung anschauen. Immer wieder fliegt einer weg und andere kommen zurück. Ein Fotograf im Bilderrausch!

Nach zwei Stunden kehren wir glücklich und mit einem leichten Sonnenbrand zum Auto zurück. Bei der Abfahrt schwindle ich mich noch schnell vor ein kleines Auto, ich bin sowieso flotter unterwegs.

Unsere heutige Unterkunft ist das Fosshotel Westfjords, ein recht modernes Hotel mit schönen Zimmern. Nur für die beiden Koffer ist kaum Platz am Boden.

Ich rufe im Stúkuhúsið an und reserviere einen Tisch. „Besser ist es“, sagt die Dame am Telefon. Das Restaurant liegt am anderen Ende von Patreksfjörður und wir fahren mit dem Auto hin. Es ist zwar immer noch wolkenlos und sonnig, aber durch den Wind ist es auch ziemlich kalt. Im Stúkuhúsið essen wir einen herrlichen Kabeljau (Cod) mit Süsskartoffelpürree.

Die Saurbæjarkirkja ist eine von nur wenigen schwarzen Kirchen auf Island

Die Saurbæjarkirkja ist eine von nur wenigen schwarzen Kirchen auf Island

 

Papageitaucher bei Látrabjarg

Papageitaucher bei Látrabjarg

 

Papageitaucher im Anflug bei Látrabjarg

Papageitaucher im Anflug bei Látrabjarg

 

Abendstimmung

Abendstimmung