Auf den Tag heute habe ich mich wieder ganz besonders gefreut, es wird nämlich nach Stokksnes, zum Skutafoss und zur Jökulsárlón Glacier Lagoon gehen. Beim letzten Mal habe ich das alles außen vor gelassen, weil es in Strömen am Regnen gewesen ist.
Das ist es heute Morgen zwar auch noch, auf dem Weg hoch zum Frühstück (was übrigens gut und umfangreich gewesen ist) hört es aber so gut wie auf und auch einige Stellen am Himmel deuten darauf hin, dass es gleich etwas „heller“ wird. Wir sind ja schon mit den kleinen Dingen im Leben zufrieden.
Auf der Fahrt gen Osten reißt die Wolkendecke dann sogar vereinzelt auf, allerdings nicht so stark, dass uns gleich die Freudentränen kommen. Es ist halt trocken und das muss auch reichen. Im Viking Cafe zahlen wir mit Kreditkarte die 800 ISK Eintritt pro Person. Damit ist der Ort einer der ganz wenigen hier auf der Insel, für die man überhaupt etwas bezahlen muss.
Anschließend fahren wir hinunter zu den Dünen, welche man von den einschlägigen Fotoseiten kennt. Ich dachte mir zwar schon, dass die Größenverhältnisse hier extrem sind, dass man sich hier in den Sträuchern aber regelrecht zwergig vorkommt ist schon sehr beeindruckend.
Dazu noch die Kulisse mit Vestrahorn im Hintergrund … zweifellos neben dem Kirkjufell wohl einer der fotogensten Berge hier auf Island. Allerdings auch nur von dieser Seite. Schaut man nämlich zurück, nachdem man durch den Tunnel im Berg gefahren ist, wirkt er bei weitem nicht so beeindruckend. Alles eine Frage der Perspektive also.
Dieses Fleckchen Erde hier entpuppt sich für mich tatsächlich als „Photographer’s Paradise“, wie Island ja allgemein auch oft bezeichnet wird. Obwohl man hier ja im Gesamten eher eine schlichte Natur vorfindet, hat das Ganze eine unheimliche Wirkung auf mich.
Leider ist es wieder relativ windig, so dass es kaum brauchbare glatte Wasseroberflächen gibt bei der gerade einsetzenden Ebbe. Aber das ist rein nebensächlich. Der Kopter darf hier leider auch nicht fliegen, wir befinden uns in einer so genannten NFA (No-Fly-Area), da sich in dem Areal hier auch noch eine alte Funksatellitenanlage der US-Armee befindet. Das tut dem ganzen aber keinen Abbruch, man kann sich auch „nur“ mit Kameragerödel hier richtig austoben wie ein Kind im IKEA-Bälleparadies.
Leider ist das Wasser schon etwas zu weit zurückgewichen, um ein hübsches Spiegelbild von Vestrahorn zu bekommen, was bleibt sind letztes Pfützenreste die den Versuch ein optimales Ergebnis zu erzielen eher schwierig gestalten.
Aber wie sagte letztens ein isländischer Fotograf in einer Fotogruppe so passend? „Es ist unmöglich hier an diesem Ort ein schlechtes Foto zu machen. Egal ob Sonne, Regen, Tag, Nacht … es sieht einfach immer gut aus“. Ich denke, er hat recht. Es gibt eben Orte auf dieser Welt, da braucht man im Prinzip nichts zu machen, außer die Kamera auszupacken und auf den Auslöser zu drücken. Für mich ist Stokksnes definitiv einer davon.
Das Wikingerdorf schenken wir uns heute, der Besuch dort wäre zwar ebenfalls enthalten in dem Eintrittspreis von 800 ISK (das sind umgerechnet 6 EUR), aber keiner von uns hat so richtig Lust darauf. Und das, obwohl hier demnächst ein großer Hollywoodfilm gedreht werden soll und die Serie Vikings hier bereits Ihre Zelte niedergelassen hat. Mit etwas Fantasie erkennt man unten auf dem Bild etwa in der Mitte das angesprochene Dorf.
Skutafoss
Nachdem wir uns alle dumm und dusselig fotografiert haben fahren wir durch den Tunnel wenige Kilometer weiter zu einem noch relativ unbekannten Wasserfall, dem Skutafoss. Ich hab länger überlegen müssen, ob ich den Namen hier mit dabei schreibe, da ich eigentlich nicht möchte das hier zukünftig auch alles platt getreten wird. Eigentlich könnte ihn nämlich jeder der gen Osten fährt mühelos „mitnehmen“, er liegt quasi in Sichtweite zur Ringstraße und man ist in wenigen Minuten dort hingelaufen.
Da wir uns aber hier im Südosten befinden und die meisten Touristen eh nur bis zum Jökulsárlón fahren und dann wieder umdrehen, denke ich, kann man den Namen ruhig nennen – er ist nämlich nicht ausgeschildert an der Straße und Googlemaps kennt ihn auch nicht. Etwas Eigeninitiative beim Suchen ist also durchaus erwünscht in diesem Fall.
Was aber erwartet Euch nun hier genau? Schaut einfach selbst…
Der Skutafoss ist weder groß noch hoch, das macht ihn aber nicht wirklich uninteressanter, da die Möglichkeit besteht sich quasi bis neben den rechten Sturz vorzuarbeiten. Die Farbe des Wassers ist dabei wieder schwer zu beschreiben und leider kommt diese auf Grund des eher nicht so optimalen Lichts gerade auch kaum zu Geltung. Wäre alles optimal heute würde es jedenfalls hübsch türkisgrün schimmern. Leider ist das nur ansatzweise zu erahnen.
Ein kurzer Flug mit dem Kopter ist auch wieder an der Reihe, immerhin ist es so gut wie windstill im Moment und das will ich natürlich dann auch ausnutzen. Schätzungsweise etwas über eine Stunde halten wir uns hier auf, hinterher werde ich feststellen das sich auf vielen meiner gemachten Bilder Wassertropen eingeschlichen haben, die ich vor Ort nicht bemerkt hatte. Eindeutig ein Nachteil, wenn man mit solch großen Filterscheiben arbeitet … die Angriffsfläche ist natürlich deutlich größer :-(
Zurück am Auto wird wieder kurz beratschlagt, was wir jetzt machen. Das Wetter wird nicht wirklich besser und wir beschließen, trotz alledem zum Flaajökull zu fahren. Nach einem kurzen Supermarkt-Stopp in Höfn kommen wir kurz vor dem Abzweig zum Gletscher an einer Herde Islandpferde vorbei, bisher sind diese recht kurz gekommen und wir haben eigentlich nirgendwo gehalten deswegen.
Flaajökull
Nach einem kleinen Fotoexzess, von dem man meinen könnte wir würden nie wieder Pferde sehen, fahren wir die knapp 8 Kilometer lange und unbefestigte Stichstraße bis zu dem kleinen Parkplatz am Flaajökull Gletscher. Hier ist fast nichts los, lediglich zwei Autos haben sich hierher verirrt. Bei dem Wetter auch kein Wunder irgendwie. Die Hängebrücke über den Gletscherfluss entpuppt sich für uns als Spielplatz, durch Ihre Schwingungen macht es allen richtig Spaß dort hinüber zu hüpfen.
Auf dem Trail zum Gletscher passiert eigentlich nicht wirklich viel, bis man dann um die Ecke biegt, eine kleine Anhöhe hinaufgeht und über die Kuppe des Hügels schaut.
Wäre es der erste Gletscher, den ich sehe, würde ich vermutlich Schnappatmung bekommen. Durch Svinafellsjökull & Co. ist man aber irgendwie bereits geimpft worden gegen solche wahnsinnigen Momente und überlebt sie, indem man einfach nur dasteht und sich denkt „Wow, was bin ich wieder einmal für ein kleines Menschlein!“. Links ins Bild hat sich übrigens Burckhard heimlich rein geschlichen.
Leider scheint sich auch der Regen zu denken, dass wir nur unbedeutende kleine Wichte sind. Gemeinsam mit seinem Kumpel Namens Wind treibt er uns nämlich schneller als gedacht zurück zum Auto. Ich weiß nicht, wie nah man vorne an den Gletscher herankommen würde, es ist aber definitiv einen weiteren Besuch und Versuch wert.
Jökulsárlón Glacier Lagoon
Den restlichen Tag hatten wir für die Jökulsárlón Glacier Lagoon und den Diamond Beach eingeplant. Vorbei an unserer Doppelhaushälfte geht es gut gestärkt nach einer Tasse Kaffee schließlich auch genau dort hin.
Die beiden Kumpel Regen und Wind sind bereits dort und werden von uns erst einmal augenrollend belächelt. Wir werden gezwungen im Auto zu warten.
Ein Spiegelbild meines Aufenthaltes hier von vor zwei Jahren. Auch damals habe ich fast zwei Stunden nur mit Warten verbracht. Immerhin gab es damals noch den Hauch eines Sonnenunterganges, der sich durch die Wolken gequält hat. Daran ist heute nicht einmal im Traum dran zu denken.
So nutzen wir die immer wieder kurzen Regenpausen aus für ein paar wenige Bilder. Mir macht das ganze aber ehrlich gesagt nicht wirklich Spaß.
Die Tatsache, dass ich hier an der Jökulsárlón Glacier Lagoon jetzt im gesamten drei Tage bereits gewesen bin und an allen Tagen echt bescheidenes Wetter hatte, zieht mich schon etwas runter. Aber da steckt man ja leider nicht drin.
Diamond Beach
Als Tagesabschluss geht es noch rüber auf die andere Seite zum Diamond Beach. Diamanten haben wir zwar nicht gefunden, aber dafür gibt es wieder recht fotogene Eisklümpchen. Deutlich mehr als beim letzten Mal, allerdings auch bei Weitem nicht so viele wie man es von einigen Bildern her kennt. Dazu muss man dann aber auch vermutlich mal im Winter hier sein, ich weiß es nicht genau.
Als hätte man es vorher nicht bereits geahnt, regnet es fast ununterbrochen als wir hier am Strand sind. Zwar kommt der Regen von hinten und man kann sich halbwegs schützend vor die Kamera stellen, gebracht hat es bei mir aber nicht wirklich was.
Von den knapp 50 Bildern sind keine Hand voll etwas geworden. Auch, wenn ich vor Ort noch optimistisch gewesen bin.
Das richtige Ergebnis sieht man ja immer erst hinterher am großen Monitor. Zufrieden bin ich nicht wirklich damit, da ich mir so unendlich viel vorgenommen hatte für diesen Ort. Aber wie sagte Paulchen Panther schon so treffend? „Heute ist nicht aller Tage, ich komm wieder, keine Frage!“ Irgendwann wird es auch hier mal mit dem Wetter klappen. Zumindest weiß ich jetzt, was die Kamera nässetechnisch so abkann.
Noch mehr Informationen habe ich in meinem Artikel Diamond Beach in Island – Der schönste Strand der Welt zusammengetragen.
Durchnässt fahren wir schließlich die paar Kilometer zurück zu unserem Haus beim Hali Country Hotel. Ein langer Tag rund um Hali geht zu Ende, an dem wir unterm Strich sage und schreibe 225 Kilometer gefahren sind. Das hatte aber durchaus seinen Grund, morgen geht es nämlich entlang der Ringstraße im Osten der Insel quer hoch bis zum Myvatn. Und ich dachte mir, wenn man heute bereits Orte wie Stokksnes etc.“abarbeitet“, dann passt es morgen zeitlich bestimmt ganz gut. So zumindest die Theorie, wir werden sehen, ob ich recht behalten sollte.
Das Thema Aurora lassen wir heute am besten Mal gleich bleiben, da ich aber wenigstens mal EIN Bild davon zeigen möchte hier im Bericht, war Katharina so nett mir eines zu borgen. Sie war letztes Jahr zur selben Reisezeit hier und hat unheimliches Wetterglück gehabt … was sich dann eben auch in mehreren Sichtungen von Polarlichtern bemerkbar gemacht hat. So komme ich also doch noch zu grünem Licht während dieses Reiseberichtes *grins*
Tja, SO schön könnte es also sein. Aber um es mit einem unserer Lieblingssprüche auszudrücken: Man muss ja auch echt nicht alles haben :-) Gute Nacht!
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