Was war das bitte für ein Jahr? Jetzt zum Ende hin, wo 2020 sich dem Ende neigt, fällt es schwer zu glauben, das wir tatsächlich trotz Corona in Island gewesen sind. Wir hatten großes Glück, ein Zeitfenster zu erwischen, wo die Fallzahlen extrem niedrig waren und auch kein Test vor Ort nötig gewesen ist. Bei der Ankunft gestern am späten Abend war uns zwar beiden bewusst, das es keineswegs selbstverständlich ist, in diesem verflixten Jahr überhaupt hier auf der Insel zu sein. Aber das wir dermaßen viel Glück haben sollten, das realisierten wir erst viel später.

Los geflogen sind wir morgens früh in Düsseldorf. In Kopenhagen haben wir dann einen mehrstündigen Aufenthalt gehabt, bevor es am frühen Abend weiter nach Keflavik ging, wo unser Flieger gegen 23.30 Uhr gelandet ist. Über 10 Stunden Mund-Nasen-Schutz lagen zu der Zeit hinter uns, beide haben wir keine Probleme damit gehabt und haben das gerne in Kauf genommen. Das ganze Rumgejammere darüber … ich bin es einfach nur noch leid inzwischen und denke mir meinen Teil.

Wie auch immer. Unsere Koffer sind relativ schnell in Empfang genommen und wir gehen gemütlich rüber zum Mietwagenschalter. Unser Auto ist zwar erst für morgen Früh angemietet, aber vielleicht haben wir ja Glück und können es heute Abend schon in Empfang nehmen. So zumindest unser Wunschdenken, die Realität sieht aber leider anders aus, weil unser Fahrzeug angeblich noch nicht fertig ist. Wir könnten aber ruhig schon um 8 statt um 9 Uhr morgen Früh vorbeikommen, um den Wagen dann in Empfang zu nehmen. Nun gut, besser als nichts.

Also gehen wir zu Fuß rüber zum Airport Hotel Aurora Star. Dafür hatten wir uns ganz bewusst entschieden, eben aufgrund der späten Ankunftszeit in Keflavik und weil wir keine Lust mehr hatten, noch irgendwo hinzufahren zu dieser späten Stunde. Außerdem konnten wir uns so einen Tag die Kosten für den Mietwagen sparen, weil wir am nächsten Morgen mal eben zu Fuß wieder rüber zum Schalter gehen können. Wir denken ja pragmatisch manchmal, Geld wächst schließlich nicht auf Bäumen.

Jetzt schlafen wir aber erst einmal den Schlaf der Gerechten. Schnell noch ein erstes Foto aus dem Zimmer durch die geschlossene Scheibe machen, solch einen Blick auf den Flughafen hier in Keflavik hat man schließlich auch nicht alle Tage.

Flughafen Keflavik aus dem Hotelzimmer heraus fotografiert

Flughafen Keflavik aus dem Hotelzimmer heraus fotografiert

 

 

Abfahrt in Keflavik in Richtung Südküste

Als ich morgens wach werde muss man mir das grinsen vermutlich aus dem Gesicht schneiden. Wir sind tatsächlich in Island. Und nicht nur das, direkt heute soll es nach Þórsmörk gehen! Da wollte ich so lange schon hin!

Wie gestern Abend verabredet sind wir um 8 Uhr am Schalter des Mietwagenverleihs. Außer uns ist kein Mensch dort, die ganze Prozedur geht also relativ zügig und bereits kurze Zeit später sitzen wir in unserem Begleiter für die nächsten Tage, einem Hyundai Santa Fe. Der Tacho zeigt geschmeidige 75612 Kilometer an, ich möchte nicht wissen, was die Karre alles schon erleben musste in dieser Zeit. Auch die ein oder andere Macke ist vorhanden, die wir alle fein säuberlich auf einer Skizze einkreisen und sofort samt Screenshot via eMail zum Vermieter senden.

Als wir den Flughafenparkplatz verlassen, scheint das Wetter nicht wirklich besser werden zu wollen. Es regnet und ist nebelig, mit Sichtweiten von häufig unter 50 Metern. Auf der Hellisheiði, dort wo man eigentlich runter nach Hveragerði blicken kann von einem Parkplatz aus, sieht man nur eine weiße Suppe. Letztes Mal im März konnte man hier ewig weit gucken und hatte eine fantastische Aussicht. Heute taucht der Parkplatz überhaupt erst wenige Meter vor uns im Sichtbereich auf, weil der Nebel so dicht ist.

Diese Nebelsuppe begleitet uns eine ganze Zeit auf dem Weg nach Osten, ich fühle mich zurückversetzt in meinen ersten Island Urlaub 2014, wo ich bei ähnlich komischen Bedingungen hier hergefahren bin und rein gar nichts von der Landschaft sehen konnte. Inzwischen wissen wir ja, wie es eigentlich links und rechts der Straße aussieht, oft genug sind wir diese Strecke gefahren bisher. Es ist also nicht ganz so tragisch. Nur am Zielort wäre es prima, wenn es etwas freundlicher werden würde.

Apropos Zielort, das war für heute ein Hof in der Nähe des Seljalandsfoss. Der Grund dafür war relativ einfach. Wir wollten nämlich relativ frühzeitig heute in Þórsmörk sein, dort den Tag verbringen und danach dann schon wieder ein wenig Boden gutmachen für die Weiterfahrt am nächsten Tag nach Vík í Mýrdal. Daher dachte ich, es wäre eine gute Idee, einfach einen Hof zu nehmen, der strategisch relativ günstig liegt. Wie auch immer.

 

 

Gluggafoss

Dann plötzlich, augenscheinlich hinter dem Örtchen Hvolsvöllur, sehen wir eine Art Wolkenloch  Spontan beschließen wir, dem Gluggafoss einen Besuch abzustatten. Vielleicht ist es dort ja zufällig gerade trocken. Und in der Tat, dort ist es weder am Regnen, noch ist Nebel vorhanden. Und windstill ist es auch noch. Unwirklich irgendwie, in Anbetracht der Fahrt bisher.

Wir erkunden den Wasserfall und freuen uns wie kleine Kinder, dass wir tatsächlich im Trockenen hier stehen. Was wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht wussten: Die nächsten Tage sollte es nur noch besser werden, es gab keine Spur mehr von Regen oder Wind.

Nachdem wir uns hier ausgiebig umgesehen haben und es in Richtung Seljalandfoss und dem Þórsmerkurvegur (Straße #249), der nach Þórsmörk führt, immer heller wurde, beschließen wir gemütlich über die #250 in Richtung Ringstraße fahren, um dann wider Erwarten doch den Versuch zu starten, vielleicht wenigstens um die Mittagszeit in Þórsmörk zu sein.

Gluggafoss, der "Fensterwasserfall"

Gluggafoss, der „Fensterwasserfall“

 

 

F249 nach Þórsmörk

Den Seljalandsfoss lassen wir daher links liegen, obwohl er auf der rechten Seite von uns liegt. Wer kann, der kann. Stück für Stück arbeiten wir uns auf der #249 weiter in Richtung Þórsmörk vor. Die ersten kleineren Furten beginnen und irgendwann erreichen wir die Koordinaten zu einem Wasserfall, den ich damals bestimmt über ein Jahr lang versucht habe, ausfindig zu machen. Einen augenscheinlichen Parkplatz gibt es nicht, wir parken daher in den Fahrspuren eines offensichtlich alten, nicht mehr benutzen Jeep Tracks und laufen los in Richtung Bergkette.

Der alte Jeep-Track in Richtung Wasserfall

Der alte Jeep-Track in Richtung Wasserfall

 

Und bereits nach kurzer Zeit sehen wir ihn. Wunderschön fällt er über einen Vorsprung. Genau wie beim Kvernufoss könnte man auch hinter ihn gehen und von dort fotografieren. Dazu müssten wir allerdings den recht beeindruckenden und doch recht breiten Bach überqueren, um auf die andere Seite zu kommen. Steine, auf denen man vom einen zum anderen springen könnte, gibt es nicht und Gummistiefel haben wir nicht dabei.

Da es der erste Tag heute ist, wollen wir auch nichts riskieren und beschließen, nur aus der Entfernung und von oben ein paar Aufnahmen zu machen. Wozu gibt es schließlich Drohnen? Wenn man selber irgendwo nicht hinkommt zu Fuß, dann fliegt man eben hin. Also sende ich die Mavic los und mache die ein oder andere Aufnahme.

Das Objekt der Begierde in einiger Entfernung

Das Objekt der Begierde in einiger Entfernung

 

... wir kommen etwas näher

… wir kommen etwas näher

 

... und befinden uns schließlich nur noch wenige Meter entfernt

… und befinden uns schließlich nur noch wenige Meter entfernt

 

Nach getaner Arbeit gehen wir zurück zum Auto und freuen uns über das immer noch gute Wetter. Irgendwie scheinen wir das einzige Wolkenloch hier im Süden gefunden zu haben, denn im kompletten Tal scheint inzwischen die Sonne. Nur ringsherum an den Bergen, da kleben weiterhin die Wolken. Das hatte ich im Vorfeld übrigens des Öfteren schon lesen können. Das Wetter in Þórsmörk entspricht nur selten dem Wetter in der Umgebung. Da scheint tatsächlich etwas dran zu sein.

Ein Blick das Tal entlang in Richtung Thörsmork

Ein Blick das Tal entlang in Richtung Thörsmork

 

Unsere Fahrt geht weiter, die Furten werden zur Normalität, bis wir an eine Stelle kommen, wo wir uns nicht sicher sind wie wir mit dem Wagen hineinfahren solle. Ich hatte mir für solche Fälle extra Neoprenschuhe gekauft, um zu Fuß die Wassertiefe checken zu können vorab. Das die Dinger aber tatsächlich gleich am ersten Tag zum Einsatz kommen würden, damit hätte ich nicht gerechnet.

Und was soll ich sagen? Das Wasser ist nicht nur kalt, gefühlt ist es ARSCHKALT! Ich bin einmal auf die andere Seite und wieder zurück, das Wasser war dabei stellenweise so tief, das es meine Hose nass gemacht hat, die ich bis über die Knie gezogen hatte. Hm, da würden wir unmöglich durchkommen mit unserem Auto. Der Hyundai Santa Fe hat zwar eine Wattiefe von immerhin 500 mm, aber bis zu meinen Knien sind es eben auch schon ziemlich genau 500 mm, das hatte ich vorher zu Hause extra nachgemessen, um einen Anhaltspunkt zu haben.

Also beschließen wir zu warten, bis vielleicht ein anderes Auto vorbeikommt und uns vormacht, wie es geht. Und es dauert nicht lange, da kommt einer dieser isländischen Superjeeps mit riesigen Reifen angeprescht und heizt fast ohne zu bremsen durchs Wasser. Alter Schwede, der hat doch nicht mehr alle Elfen am Zaun baumeln!

Mit einem Super Jeep alles kein Problem

Mit einem Super Jeep alles kein Problem

 

Okay, das war jetzt nicht wirklich soooo aussagekräftig für uns, also warten wir aufs nächste Auto. Es ist ein RAV4 mit (glaube ich) zwei Franzosen. Sie steigen aus, beratschlagen kurz und fahren dann einfach in einem leichten S durch den Fluss. Okay, das könnte funktionieren, also nichts wie hinterher. Gesagt, getan. Auf der anderen Seite gucken wir uns an und fragen uns glaube ich beide, warum wir so wenig vertrauen in das Auto und uns selbst gehabt haben. Das ging besser als gedacht.

Die nächsten Furten sind dann allesamt relativ easy. Vermutlich auch, weil wir immer sicherer werden und anfangen, das Wasser „zu lesen“. Wo ist es aufgewühlt, wo sind die tiefen Stellen. Das geht nach einiger Zeit eigentlich ganz leicht von der Hand.

Eine von gefühlt endlos vielen Furten auf dem Weg zu unserem eigentlichen Ziel, der Brücke vor der Krossa

Eine von gefühlt endlos vielen Furten auf dem Weg zu unserem eigentlichen Ziel, der Brücke vor der Krossá

 

Letzten Endes war unser Plan, das wir bis zur Krossá fahren und den Wagen dort an der Brücke stehen lassen. Von dort aus könnten wir dann zu Fuß nach Þórsmörk laufen oder die Jungs von den Volcano Huts anrufen, das sie uns an der Brücke abholen. Für gerade einmal knapp 9 EUR umgerechnet wird dieser „Service“ von denen nämlich angeboten, den wir dann gerne auch angenommen hätten. Immer noch deutlich billiger, als mit dem Bus zu fahren, was umgerechnet mit knapp 80 EUR zu Buche schlägt pro Person.

Nun denn, lange Rede, kurzer Sinn … zwei Furten VOR der Krossá mussten wir dann leider streichen. Der blöde Fluss war der breiteste der gesamten Strecke, die Strömung war relativ stark und es war nicht wirklich auszumachen, wo man am besten durchfahren kann.

Obwohl wir mindestens eine halbe Stunde dort gewartet und mehrere Autos und auch den Bus aus Þórsmörk beobachten konnten, welche Strecken zum Durchfahren genommen werden, haben wir uns hinterher doch nicht getraut. Das Herz sagt zwar JA, aber der logische Menschenverstand hat einfach NEIN gesagt. Es ist Tag 1, es ist schönes Wetter und wir möchten verdammt noch einmal nichts riskieren so früh im Urlaub.

Das ganze Wasser kommt vermutlich vom Tindfjallajökull, der sich rechts von uns majestätisch bis auf über 1400 Meter Höhe erhebt. An die Abbruchkante seines Gletschers führt auch eine gut zu fahrende Piste, aber da wollten wir ja heute eigentlich gar nicht und und Gletscher dürften wir im Laufe der nächsten Tage noch so einige sehen.

Der eher unscheinbare Tindfjallajoekull Gletscher sorgt für mächtig Schmelzwasser

Der eher unscheinbare Tindfjallajoekull Gletscher sorgt für mächtig Schmelzwasser

 

Mit sehnsuchtsvollen Augen schiele ich rüber zu den Volcano Huts, die man von hier aus bereits erkennen kann, und beobachte den ein oder anderen Land Rover Defender dabei, wie er sich vorsichtig durch die Krossá quält. Der Fluss entspringt im Gletscher Krossárjökull, einem Arm des Mýrdalsjökull und hat schon mehr Autos gehimmelt als jeder andere in Island. Einige Urlauber sind also Leid gewohnt, wenn es um Thörsmörk geht. Und auch die Betreiber der Volcano Huts dürften so einiges gewohnt sein, den sie müssen die abgesoffenen Fahrzeuge immer wieder aus dem Fluss ziehen. Wenn Du mal spaßeshalber bei YouTube nach „Krossa+Fail“ suchst, kommen eine lustige Videos dazu.

Das Ziel vor Augen, aber hier war für uns leider Schluss

Das Ziel vor Augen, aber hier war für uns leider Schluss

 

Traumwetter in Þórsmörk ... es ist zum Weinen, das wir nichts davon haben werden

Traumwetter in Þórsmörk … es ist zum Weinen, das wir nichts davon haben werden

 

Die Krossa-Brücke ... zum greifen nah und doch so weit weg

Die Krossa-Brücke … zum greifen nah und doch so weit weg

 

Blick in die Umgebung

Blick in die Umgebung

 

Der 651 Meter hohe Einhyrningur, der mit seiner markanten Form an ein Einhorn erinnern soll

Der 651 Meter hohe Einhyrningur, der mit seiner markanten Form an ein Einhorn erinnern soll

 

Þórsmörk (wenn man es auf einer deutschen Tastatur schreiben würde, dann ist die Schreibweise in übrigen Thörsmörk) soll einer der schönsten Gegenden der Insel sein. Wir werden dieses Mal leider noch nicht erfahren, ob das tatsächlich stimmt. Aber, wir kommen wieder, soviel steht mal fest!

Ich kann mir gut vorstellen, beim nächsten Mal einfach mit dem Bus hinzufahren. Ganz einfach, um auf Nummer sicher zu gehen. Schauen wir mal.

 


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Arpáfoss

Auf dem Rückweg gehen sämtliche Furten relativ easy von der Hand, wir haben uns immer gut eingeprägt, welche Linie man am besten nehmen muss. Den Nauthúsagil Canyon lassen wir außen vor heute, auf eine längere Wanderung haben wir beide nicht wirklich Lust. Kurz vorm Seljalandsfoss biegen wir dann links ab auf die steile Zufahrtsstraße hoch auf die Seljalandsheidi. Es fühlt sich an, als wenn wir in die Wolken hineinfahren würden, so tief hängen diese am Berg.

Einen ausgewiesenen Parkplatz gibt es nicht, der Wasserfall wird eh nur von Fototouren oder einigen Enthusiasten besucht, die unbedingt jeden letzten Winkel der Insel kennen müssen. Vermutlich würde sich das alles sehr schnell ändern, wenn die Leute wüssten, das der Arpáfoss im weiteren Verlauf zum Seljalandsfoss wird und man hier die Gelegenheit hat, oben an der Abbruchkante stehen zu können. Aber Gott sei Dank weiß das ja niemand und ich verrate es auch keinem.

Ein Geheimnis wäre es eh nicht, selbst auf Google Earth ist inzwischen ein Trampelpfad zu erkennen und ungefähr auf halber Höhe der Zufahrt, die wir genommen haben, war ein größerer Parkplatz samt Hinweisschild auszumachen. Von dort gelangt man zur Abbruchkante des 40 Meter hohen Höhlenwasserfalls Gljúfrabúi und von dort aus kann man dann auch problemlos oberhalb zum Seljalandsfoss laufen. Macht bloß kaum jemand, warum auch immer?

Der No Name Waterfall auf der Seljalandsheidi bei eher suboptimalen Bedingungen

Der Arpáfoss auf der Seljalandsheidi bei eher suboptimalen Bedingungen

 

 

Sólheimajökull

Da wir es noch relativ früh haben (es ist kurz nach 16 Uhr) fahren wir ein Stückchen weiter in Richtung Osten und biegen ab auf die Stichstraße #221 zum Sólheimajökull. Dort waren wir aus unerfindlichen Gründen noch nie. Am Parkplatz steht eine Cafébude und schätzungsweise 10 Autos. Ein recht überschaubares Besucheraufkommen also.

Der kurze Weg zur Gletscherlagune samt Gletscherzunge ist schnell abgearbeitet, es erwartet uns ein Bild, was völlig unwirklich und so völlig anders aussieht als das, was ich erwartet hatte. Wobei ich mich selber gerade frage, WAS ich eigentlich genau erwartet habe. Eine Lagune, darauf treiben Eisklumpen, dahinter die Abbruchkante des Gletschers, links ein knallgrüner Berg, der nach ungefähr 50 Metern in einer Suppe aus Nebel verschwindet. Es ist ein Anblick wie aus einem Hollywoodfilm, der erst noch gedreht werden muss.

In der Abbruchkante lässt sich eine Eishöhle ausmachen, die Verlockung ist riesengroß dort mal einen Blick hinein zu werfen. Aber wenn ich eines gelernt habe bei der Eishöhlentour im März damals, dann das man NIEMALS alleine in solch eine Höhle gehen darf. Es ist schlicht und ergreifend viel zu gefährlich. Es ist mucksmäuschenstill, hier und da hört man das knarzen des Gletschers. Ein unheimliche Stimmung.

Zurück am Auto haben wir immer noch ein wenig Zeit und versuchen uns an der extrem beschissen zu fahrenden #222 hoch zum Mýrdalsjökull. Ich dachte mir, einfach mal gucken, wie weit man wohl kommt. Snowmobilbetrieb scheint eh nicht zu sein, das Gebäude von Arcanum Adventure Tours unten scheint verwaist zu sein. Weit gekommen sind wir jedenfalls nicht. Von den 10 Kilometern, die die Straße #222 lang ist, haben wir exakt zwei geschafft. Dann wurde uns die Ruckelei zu lästig und wir drehen um.

Unwirklich erscheint das Eis vor dem grünen Berg

Unwirklich erscheint das Eis vor dem grünen Berg

 

Glatt geschliffene, beeindruckende Steinklumpen säumen das Ufer

Glatt geschliffene, beeindruckende Steinklumpen säumen das Ufer

 

Die Abbruchkante des Solheimajökulls

Die Abbruchkante des Solheimajökulls

 

Rechts kann man ganz gut eine kleine Gletscherhöhle erkennen

Rechts kann man ganz gut eine kleine Gletscherhöhle erkennen

 

 

Skogafoss

Auf dem Rückweg zur Unterkunft stoppen wir noch am Skogafoss, mal sehen wie voll bzw. leer es jetzt ist. Und tatsächlich stehen kaum Autos auf dem sonst immer überfüllten Parkplatz. Das ein oder andere Pflichtfoto wird gemacht, dann geht es aber zur letzten Etappe an diesem Tag, zum Dals Sel Farm Guesthouse.

Der Skogafoss ... in Zeiten von Corona ohne Menschenmassen

Der Skogafoss … in Zeiten von Corona ohne Menschenmassen

 

 

Dals Sel Farm Guesthouse

Wir hatten uns ursprünglich wegen der sehr guten Lage für das DalsSel Farm Guesthouse entschieden. Es liegt quasi schräg gegenüber vom Seljalandsfoss und strategisch recht günstig, wenn wir von Þórsmörk Nachmittags gekommen wären. Aber nun gut, das ist ja dann irgendwie doch anders gelaufen als erhofft.

Bei der Unterkunft handelt es sich jedenfalls um einen typisch isländischen Bauernhof mit separatem Guesthouse, wo es vier Zimmer gibt. Wir sind aber komplett alleine heute, außer uns übernachtet niemand dort. Die Auswirkungen von Corona spürt man halt überall zur Zeit. Obwohl wir nur ein Doppelzimmer gebucht haben, können wir daher einfach ein Zimmer jeder für sich nehmen. Das wäre kein Problem, für den Bauern ist es kein Mehraufwand sagt er. Gesagt, getan, so muss ich mir nicht mit anhören, wie Burckhard wieder ganze Wälder umsägt Nachts.

Die Gemeinschaftsküche im DalsSel Guesthouse haben wir heute für uns ganz allein

Die Gemeinschaftsküche im DalsSel Guesthouse haben wir heute für uns ganz allein

 

Nach einem opulenten Abendessen, was Burckhard uns in der Küche zaubert, checken wir noch kurz die Wettervorhersage für die nächsten Tage und fallen schließlich ins Bett. Zwar haben wir gar nicht wirklich viel gemacht heute, sind aber trotzdem irgendwie geschlaucht. Island halt, die Insel macht Dich einfach fertig. Und das in jeder Hinsicht *lach*

PS: Ich arbeite übrigens am Projekt „Fotografieren in Island ohne Kamera“, ohne das ich selber wusste, das ich daran arbeite. 85% aller Aufnahmen heute sind nämlich mit dem iPhone (ich nutze das 11 Pro Max) entstanden. Die Alpha 7 III habe ich nur selten rausgekramt. Mal sehen, wie sich das alles weiter entwickelt im Laufe der nächsten Tage.

 

Gefahrene Kilometer heute: 331