Die Halde Rungenberg (oder auch Rungenberghalde) in Gelsenkirchen ist auf den ersten Blick eher unscheinbar. Sie liegt quasi direkt neben der Autobahn A2 in Gelsenkirchen-Buer und relativ nahe bei der Schalke Arena.

Fotografisch interessant ist die rund 115 Meter hohe Halde vor allen Dingen bei Dunkelheit. Dann verwandelt die Lichtinstallation „Nachtzeichen“ diese nämlich in eine weithin sichtbare Landmarke des Emscher Landschaftsparks.

Am Tag ist sie ein beliebtes Ausflugsziel bei Familien, Joggern, Fahrradfahrern oder auch zum Spazierengehen mit dem Hund. Vermutlich auch, weil der Rundumblick bei gutem Wetter wirklich nicht von schlechten Eltern ist. Im Osten kann man sehr gut das Horizontobservatorium auf der Halde Hoheward sehen, weiter östlich erkennt man das Tetraeder auf der Halde Beckstraße und auch die höchste aller Halden, die Halde Oberscholven, ist im Norden gut sichtbar.

 

 

Rungenberghalde in Gelsenkirchen

Den Weg auf den Kopf der Halde Rungenberg kann man sich auf zwei Arten erarbeiten. Entweder man läuft die Treppe mit 300 Stufen von der Schüngelbergsiedlung oder nimmt einen der Rundwege, die sich kreisförmig um den Berg nach oben schlängeln.

Der obere Bereich der Treppe, jetzt ist es fast geschafft

Der obere Bereich der Treppe, jetzt ist es fast geschafft

 

Während auf dem Weg nach oben noch alles wunderbar grün ist, erwartet einen oben angekommen ein leicht Marsähnlicher Anblick. Die zwei schwarzen, pyramidenförmigen Schlackekegel wurden mit Abraumerde tief aus den Zechen Hugo und Ewald aufgeschüttet. Noch heute werden im Inneren der Halde erhöhte Temperaturen gemessen. Daher zählt sie, genau wie zum Beispiel die Halde Rheinelbe, zu den sogenannten brennenden Halden.

Der höchste Punkt der Halde Rungenberg, die beiden Pyramide mit den Strahlern

Der höchste Punkt der Halde Rungenberg, die beiden Pyramide mit den Strahlern

 

Blick von der anderen Seite, nur aus der Luft, aber in selber Höhe wie die Lichtkanonen

Blick von der anderen Seite, nur aus der Luft, aber in selber Höhe wie die Lichtkanonen

 

Auf dem Kopf der Pyramiden thront jeweils eine der sogenannten Lichtkanonen. Sie verlängern Nachts die Böschung durch zwei Lichtstrahlen rein optisch und schneiden sich an der Spitze. Dadurch soll der Eindruck einer geschlossenen Pyramide entstehen. Gerade für Hobbyfotografen ist das ein tolles Motiv.

Entworfen haben die Lichtinstallation die beiden Künstler Hermann EsRichter (ja, schreibt sich wirklich so) und Klaus Noculak, die mit Ihrem Konzept damals im Jahre 1992 den Wettbewerb „Künstlerische Gestaltung der Halde Rungenberg“ gewonnen haben.

Die Rückseite einer der beiden Lichtkanonen, rechts davon: Gelsenkirchen

Die Rückseite einer der beiden Lichtkanonen, rechts davon: Gelsenkirchen

 

Auch das Schienenplateau, ein Kunstobjekt östlich der beiden Lichtkanonen, haben die beiden entworfen. Leider waren die Schienen bei meinem Besuch relativ zugewuchert mit Unkraut und Sträuchern. Dazu lag überall lag Müll noch herum, sodass es nicht wirklich fotogen gewesen ist.

Memo an mich selbst: Immer eine Tüte mitnehmen, um solche Zustände vielleicht im Kleinen mal wieder ein wenig zu verbessern und den Müll mitzunehmen. Frage an die Verursacher: Muss so etwas wirklich sein? Soll bei Euch jeder einfach seinen Müll in den Vorgarten schmeißen? Ich denke nicht! Was ist so schwer daran, den eigenen Müll wieder mitzunehmen und dort zu entsorgen, wo er hingehört?

Das Schienenplateau oben auf der Halde Rungenberg

Das Schienenplateau oben auf der Halde Rungenberg

 

 

Siedlung Schüngelberg

Blickt man oben auf der Rungenberghalde gen Norden, so befindet sich dort die Siedlung Schüngelberg. Der klassische Altbaubereich der Bergwerkssiedlung ist heute denkmalgeschützt und entstand zwischen den Jahren 1897 und 1919 für die Arbeiter und den Familien der angrenzenden Zeche Hugo. Im Jahre 1993 wurde der alte Bereich auf knapp 4 Hektar Brachfläche durch Neubauten nach einem Entwurf des Schweizer Architekten Rolf Keller ergänzt.

Noch heute betreiben der Trägerverein Hugo Schacht 2 e.V. und der Geschichtskreis Zeche Hugo/Schüngelberg e.V. in der Eschweilerstraße in der Siedlung ein kleines Museum mit zahlreichen Exponaten aus vergangenen Tagen. Geöffnet ist dort immer Dienstags von 10 Uhr bis 18 Uhr.

Wenn Du etwas Zeit mitbringst, dann kannst Du bei Interesse auch einfach mal zu Fuß durch die Siedlung laufen. Ein vom THS gestalteter Rundweg mit einigen interessanten Ankerpunkten führt dort nämlich durch. Jeder Ankerpunkt wird durch eine Informationstafel dokumentiert.

Hinter der Schüngelbergsiedlung kann man von der Halde aus gut den Schacht 2 der Zeche Hugo erkennen. Und blickt man noch weiter nach Norden, dann landet der Blick unweigerlich bei dem Uniper-Kraftwerk und der Halde Oberscholven. Ihr Gipfel markiert zugleich den höchstgelegenen Punkt im zentralen und nördlichen Ruhrgebiet. Leider ist sie nur zu besonderen Events zugänglich und ansonsten gesperrt.

Blick auf die Treppe und die darunter liegende Schüngelbergsiedlung

Blick auf die Treppe und die darunter liegende Schüngelbergsiedlung

 

Aus 80 Metern Höhe kann man sich die Dimensionen und die Lage der Schüngelbergsiedlung etwas besser vorstellen

Aus 80 Metern Höhe kann man sich die Dimensionen und die Lage der Schüngelbergsiedlung etwas besser vorstellen

 

 

Der Zahn der Zeit

An den beiden pyramidenförmigen Erhebungen aus Abraum erkennt man gut, was Wind, Wetter und Erosion im Laufe der Jahre anstellen können. So karg der unbegrünte Bereich auch sein mag, so anfällig ist er auch. Das Fundament der beiden Lichtkanonen ist inzwischen freigelegt, genauso wie die sichtbaren Rohre, die ich erst für Abwasserleitungen gehalten habe. Diese Annahme erweist sich allerdings als Trugschluss, denn sie schützen lediglich die Stromkabel, welche für die abendliche Beleuchtung sorgen.

Dazu kommt die Tatsache, das so ziemlich jeder Besucher, der hier oben am Kopf er Rungenberghalde ankommt, auch hoch zu den beiden Strahlern läuft. Man darf daher gespannt sein, ob nicht irgendwann in den nächsten Jahren hier etwas „nachgearbeitet“ und neue Erde aufgeschüttet werden muss.

Das Fundament der Lichtkanonen wird langsam freigelegt

Das Fundament der Lichtkanonen wird langsam freigelegt

 

 

Rungenberghalde mit Rolli oder Fahrrad

Anders als auf der Halde Hoheward beispielsweise ist das gesamte Wegenetz auf der Rungenberghalde naturbelassen und nicht asphaltiert. Es eignet sich daher nur bedingt für Rollstuhlfahrer in meinen Augen. Nach einem Regenschauer sind die Wege relativ matschig und es bilden sich mitunter größere Pfützen.

Auch bei einem Besuch mit dem Fahrrad würde ich das Mountainbike einem Tourenrad vorziehen. Der Zugang für den Weg nach oben ohne Treppe befindet sich an der Schaffrathstraße, welche von der Rungenbergstraße südwestlich der Halde nach Osten abzweigt (GPS-Daten: 51°33’35.9″N 7°02’04.1″E | 51.559959, 7.034465).

Für Rollifahrer vermutlich nicht unbedingt die optimalen Bedingungen

Für Rollifahrer vermutlich nicht unbedingt die optimalen Bedingungen

 

 

Tipps zum Fotografieren

Durch die Ausrichtung der Scheinwerfer bzw. den Lichtkanonen nach Süden ist es leider nicht möglich Sonne oder Mond genau mittig dazwischen abzulichten, da beide dann bereits immer zu hoch über dem Horizont stehen. Das wäre aber wohl dann für Fotografen auch zu viel des Guten und an bestimmten Tagen im Jahr wäre hier oben mächtig was los.

Nimm Dir Abends auf jeden Fall ein Stativ mit. Ein Fernauslöser ist ebenfalls von Vorteil, wenn Du solch ein ähnliches Bild wie hier unten machen möchtest. Ich hatte meinen natürlich wieder einmal vergessen und musste dann immer den Timer der Kamera nutzen und die ein Blödmann schnell nach vorne zwischen die Pyramiden rennen.

Ein Weitwinkel ist von Vorteil, aber nicht zwingend nötig. Die optimale Fotoposition ist eigentlich weit genug entfernt, Du bekommst dann halt nur weniger vom Himmel mit drauf. Ein Teleobjektiv ist ebenfalls von Vorteil, denn so kannst Du bei guter Sicht das Horiziontobservatorium und auch das Tetraeder ablichten.

Bei suboptimalen Wetterbedingungen nimm auf jeden Fall einen Rucksack oder Regenschutz für die Kamera mit, da es auf der gesamten Halde keinerlei Möglichkeiten gibt, um sich unterzustellen.

Besitzer einer Drohne können aus 120 Metern Höhe einen ganz coolen Topdown-Schuss, also senkrecht nach unten, machen. Trotzdem ist das immer noch zu tief, um den kompletten Quader aufs Fotos zu bekommen. Aber – höher darf man nun einmal leider nicht fliegen.

Nördlich der Rungenberghalde befindet sich der Schacht 2 der Zeche Hugo. Der Förderturm wird abends ebenfalls angestrahlt und ist ein tolles Fotomotiv. Und auch von der Autobahnbrücke über die A2, der Verlängerung der Rungenbergstraße, hat man abends mit einer Langzeitbelichtung ein lohnenswertes Motiv.

Die beiden Lichtkanonen auf der Rungenberghalde sind ein tolles Motiv Nachts

Die beiden Lichtkanonen auf der Rungenberghalde sind ein tolles Motiv Nachts

 

Falls Du eine Drohne besitzen solltest, eignet sich hier an der Location besonders eine Topdown-Aufnahme

Falls Du eine Drohne besitzen solltest, eignet sich hier an der Location besonders eine Topdown-Aufnahme

 

 

Halde Rungenberg Adresse & Parken

Interessanterweise gibt es keinen wirklich größeren offiziellen Parkplatz, daher muss man notgedrungen irgendwo auf dem Parkstreifen den Wagen abstellen. Dazu gibt es rund um die Halde unterschiedliche Möglichkeiten. Entweder im Norden in der Holthauser Straße oder im Südwesten der Halde Rungenberg in der Rungenbergstraße (Verlängerung zur Schaffrathstraße)

Adresse fürs Navi
Holthauser Straße (Zugang zur Treppe)
45899 Gelsenkirchen
GPS-Daten: 51°33’52.6″N 7°02’28.8″E / 51.564599, 7.041324

Rungenbergstraße (Zugang ohne Treppe im Südwesten)
45899 Gelsenkirchen
GPS-Daten: 51°33’35.4″N 7°02’08.1″E / 51.559839, 7.035592

Eine kleine Pfütze habe ich hier als Motiv "missbraucht"

Eine kleine Pfütze habe ich hier als Motiv „missbraucht“

 

 

Ziele in der Umgebung

Für Hobbyfotografen ist vielleicht ein Abstecher zur Grimberger Sichel ganz interessant. Die Brücke über den Rhein-Herne-Kanal ist ein recht relativ beliebtes Fotomotiv. Die Zeche Zollverein in Essen ist nur 12 km entfernt und ebenfalls fototechnisch ein sehr beliebtes Ziel im Ruhrpott.

Ebenfalls lohnenswert: Die Halde Beckstraße mit dem Tetraeder und die Halde Hoheward mit dem Horizontobservatorium sind jeweils in knapp 10 Minuten mit dem Auto erreichbar. Etwas länger fährt man zur Halde Rheinelbe im Süden, weil der kürzeste Weg nach dort nicht über eine Autobahn führt, sondern man quer durch die Stadt fahren muss. Ebenfalls südlich liegt der Nordsternpark mit seiner markanten Brücke und dem Förderturm von Schacht 1 der Zeche Nordstern.

Etwas weiter südöstlich befindet sich die ZOOM Erlebniswelt mit den drei Themenwelten Alaska, Afrika und Asien. Ein Besuch dort lohnt sich für Familien auf alle Fälle.

Nachwuchs bei den Schimpansen in der ZOOM Erlebniswelt

Nachwuchs bei den Schimpansen in der ZOOM Erlebniswelt

 

Und sofern Du Dich für Fußball interessierst, kannst Du im Rahmen von öffentlichen oder privaten Touren auch die Veltins-Arena auf Schalke besichtigen, die nur wenige Kilometer entfernt liegt. Weitere Informationen dazu findest Du hier.

Die Veltins-Arena liegt fast in Wurfweite zur Halde Rungenberg

Die Veltins-Arena liegt fast in Wurfweite zur Halde Rungenberg

 

Noch viel mehr interessante Fotospots und Ausflugsziele findest Du in meinem Artikel zu den besten Sehenswürdigkeiten im Ruhrgebiet.

Das Ruhrgebiet ist Dir nicht groß genug? Wie wäre es dann mit über 100 Sehenswürdigkeiten in Nordrhein-Westfalen, die auf Dich warten?

 

Info

Der Artikel über die Rungenberghalde ist Teil der Reihe Fotospots im Ruhrgebiet hier auf dem Blog. Diese Reihe wird von Zeit zu Zeit immer wieder erweitert werden und einige fotografisch interessante Locations beinhalten, die nicht unbedingt als „Ausflugsziel“ einzuordnen sind, für Hobbyfotografen aber trotzdem ein lohnenswertes Ziel sein könnten.

 

 

Und jetzt Du

Bist Du selber schon bei der Halde Rungenberg gewesen? Wie hat es Dir dort gefallen? Und welche anderen interessanten Ausflugsziele oder Fotospots in Gelsenkirchen oder ganz allgemein im Ruhrgebiet kannst Du vielleicht noch empfehlen? Hinterlasse mir doch einen kurzen Kommentar, ich würde mich sehr darüber freuen.

 

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