Núpsstaður liegt knapp 280 km östlich von Reykjavik und ziemlich genau 100 km von Vik entfernt. In unmittelbarer Nähe zur Farm thront der majestätische Berg Lómagnúpur, welcher gut 670 Meter hoch und damit die höchste Klippe Islands ist.
Die kleine Torfsiedlung befindet sich am Rande der Sandwüste Skeiðarársandur, wo die Ringstraße lange Zeit auch endete. Bis 1974 eine 900 Meter lange Brücke über die Sandurfläche gebaut wurde, war dieser beschauliche Ort hier Anlaufstelle für all jene, die weiter nach Osten wollten. Die Überquerung der Skeiðarár, dem mächtigsten der vielen mäandernde Flüsse in der Sandurfläche, war extrem gefährlich und so haben sich viele Leute in der kleinen Torfkirche zum Gebet niedergelassen, um für eine gute Weiterreise zu beten.
Die Torfhäuser
Insgesamt befinden sich auf dem Gelände 15 Hütten und die Überreste von noch vier weiteren. Sie sind in zwei parallelen Reihen hintereinander angeordnet. Die untere Reihe besteht aus einer normalen Hütte, einem Vorratsraum, einer Schmiede und einem Kuhstall. Ein etwas ‚moderneres‘, zweistöckiges Holzhaus, welches teilweise mit Wellblech verkleidet ist, befindet sich am Ende dieser Reihe.
Dieses größte Gebäude hier war auch zugleich das Wohnhaus. Die hintere Reihe besteht aus drei Hütten, einer Ruine, einem Maschinenraum sowie einer Hütte mit Feuerstelle wo man kochen konnte.
Die Wände der Torfhütten bestehen jeweils aus einzelnen, übereinander gestapelten Steinen in zwei Reihen. Außen wurden einige Querträger aus Holz verbaut und die Hohlräume zwischen den Steinen schließlich mit Sandboden aufgefüllt.. Die Unterkonstruktion der Dächer besteht bei den meisten Hütten aus Bauholz, vereinzelt wurde aber auch Wellblech verwendet. Keine Hütte gleicht hier der anderen. Einige haben Stützbalken aus Holz um das Dach zu tragen, bei anderen liegt das gesamte Dach nur auf der äußeren Steinwand auf. Im gesamten recht abenteuerliche Konstruktionen also.
ACHTUNG! Das Betreten der Gebäude ist STRENGSTENS untersagt! Haltet Euch bitte daran. Auch solch ein Foto hier oben, wo man einen Einblick ins Innere der Hütten bekommt, ist inzwischen nicht mehr möglich. 2014 waren die Fenster vorne an den Gebäuden teilweise nicht vorhanden, so dass man problemlos reingucken oder auch fotografieren konnte. Inzwischen wurden diese offenen Stellen aber mit Blech oder ähnlichem verschlossen.
Die Kirche
Das östliche Ende beider Häuser-Reihen bildet die kleine Torfkirche Núpsstaðakirkja samt Friedhof. Nach Schätzungen wurde sie im Jahre 1657 fertiggestellt und ersetzte eine ebenfalls hier errichtete Kirche aus dem 1200 Jhd. Die Kirche hier war 1930 das erste Gebäude überhaupt, welches in die Obhut des National Museums übergegangen ist und ist eine von nur rund einem Dutzend Torfkirchen auf Island. Zwischen 1958 und 1960 wurde sie restauriert.
Die beiden Brüder, die hier auf der Farm lebten, haben angeblich Ewigkeiten kein Wort mehr miteinander geredet. Beide sind hier auf dem Friedhof hinter der Kirche beerdigt worden. Der erste der beiden, Eyjölfur Hannesson, verstarb am 23.06.2004. Sein Bruder Filippus ist am 23.05.2010 gestorben. Ob sie es unbedingt so gewollt hätten, dass sie nun hier gemeinsam in einem Grab liegen? Ich bin mir nicht ganz sicher, ändern können sie es aber eh nicht mehr.
Die Kirche ist das einzige Gebäude hier, was man betreten darf. Der große Schlüssel für die Türe vorne hängt unübersehbar neben dem Eingang. Bitte verhaltet Euch beim Betreten respektvoll und verlasst das Gebäude genau SO wie Ihr es auch betreten habt. Die Aufnahmen hier stammen von unterschiedlichen Besuchen, einmal im Jahr 2014 und einmal im Jahr 2017.
Die kleine Kapelle befindet sich auf staatlichem Grund und gehört zur National Museum’s Historic Buildings Collection – sie ist also quasi ein Teil des National Museums in Reykjavik und steht unter Denkmalschutz.
Und obwohl die eigentliche Farm samt Land sich seit sage und schreibe 1730 in Privatbesitz befindet, wird vom National Museum verhindert, das von den heutigen Landbesitzern nötige Reparaturen an den Gebäuden durchgeführt werden können, um diese zu erhalten. Die Familie, der Núpsstaður gehört, liefert sich bereits seit Jahren mit dem National Museum einen erbitterten Streit darüber – leider scheinen ihnen per Gericht die Hände gebunden zu sein.
Auf einem angrenzenden Feld gibt es noch eine Hütte für Schafe und in der Nähe vom Lómagnúpur existieren noch zwei kleinere Höhlen, wovon eine ebenfalls als Schafunterstand genutzt wurde früher. Nordwestlich der Gebäude gibt es auch noch einen hübsch anzusehenden Wasserfall. Ob er einen Namen hat, ist mir leider nicht bekannt.
Zutritt zu Núpsstaður verboten – oder doch nicht?
Immer wieder sorgt der Ort hier für Aufregung und Streitgesprächen zwischen Reisenden, Touranbietern und Einheimischen. Meistens geht es darum, ob nun der Zugang zum Grundstück erlaubt ist oder nicht. Und eigentlich spricht das Tor unten an der Ringstraße eine verständliche und eindeutige Sprache.
Ein nicht zu überlesendes ‚Private Property‘ Schild prangert dort. Wie das zu deuten ist, scheint allerdings auf Island nicht ganz klar zu sein. Einfaches nachfragen bei isländischen Hofbesitzern vor Ort reicht aber vollkommen aus, um zu erfahren, wie solche Schilder zu lesen und verstehen sind.
Die Regelung zum Betreten von Privatbesitz ist von der isländischen Umweltbehörde ganz klar beschrieben: „It is permissible to cross uncultivated private property without seeking any special permission, but landowners may limit routes with signs other marks“.
Erst wenn ‚No trespassing‘ auf einem Schild steht, sollte man tunlichst vermeiden diese Grenze zu überqueren, dies ist dann nämlich definitiv nicht gewünscht. In der Hauptsache dient das Schild dazu Busse davon abzuhalten zu stoppen und ihre Touristen hier quasi ‚auszuschütten‘. Und DAS funktioniert zum Glück auch wunderbar! Es besteht für Busse keinerlei Möglichkeit vor dem Tor zu halten.
Einer weiteren Unsitte wird mit dem Schild übrigens ebenfalls entgegengewirkt, hier darf nämlich niemand campen. Denn dazu müsste man sich eine Genehmigung einholen und das ist schlecht möglich so spontan!
Da mir sämtliche Diskussionen im Netz und irgendein Halbwissen nicht aussagekräftig genug gewesen sind, habe ich ein wenig recherchiert und bin dank eines isländischen Artikels letztlich über Umwege (und auch mit etwas Glück) auf eine eMail-Adresse aufmerksam geworden. Sie gehört den Erben, welcher die Farm gehört. Wie auch immer, dort habe ich explizit nachgefragt, wie es sich mit dem Betreten des Grundstücks verhält.
Die Antwort war freundlich und relativ eindeutig. Auszug: ‚If you are just a couple of people you can park your car down at the gate and walk up to the church, no problem. If however you have a group, you would have to let me know‘. Sofern man nur privat unterwegs und eine Handvoll Personen ist kann man also völlig unbedenklich das Grundstück betreten und fotografieren.
Hinweis meinerseits: Die Gebäude dürfen alle – bis auf die Kirche – NICHT betreten werden. Der Schlüssel zur Kirche hängt außen davor. Er ist nicht zu übersehen.
Im Umkehrschluss heißt das, sämtliche Foto-Touren und Gruppen über 4-5 Personen haben zu Núpsstaður KEINEN Zutritt und müssen persönlich bei den Eigentümern nachfragen, ob ihnen der Zugang gestattet wird. Die eMail-Adresse der Landbesitzer lasse ich auf Nachfrage gerne zukommen. Ich denke aber, wenn ich sie herausgefunden habe, dann sollte das jemand ebenfalls schaffen.
Damit sollte nun eindeutig geklärt sein, ob und wer Zugang zu diesem Ort hier hat und wer nicht. Falls Du selber vorhast den Ort zu besuchen, dann verhalte Dich bitte respektvoll und hinterlasse dort nichts außer Deinen Fußabdrücken.
Einige Leute sind offensichtlich der Meinung, dass die beiden abgeschlossenen Toilettenhäuschen dazu vorhanden sind, um dahinter Ihr Geschäft zu verrichten. NEIN, das sind sie logischerweise NICHT. Auf Montage wurde mir früher immer gesagt: Du musst Deinen Hintern erziehen, dann musst Du auch erst, wenn eine Toilette vorhanden ist. Selbiges kann man wohl auch von jedem Urlauber erwarten. Oder wie würdest Du es finden, wenn jemand in Deinen Vorgarten uriniert oder kackt? Sorry für den Ausdruck, aber so etwas ist im wahrsten Sinne des Wortes einfach sche*sse und gehört sich nicht.
Lage
Welche Torfhäuser gibt es sonst noch auf Island?
Insgesamt gib es knapp über ein Dutzend historischer Torfhäuser oder Ansammlungen von Gebäuden auf Island. Sie sind weit über die Insel verstreut und es braucht vermutlich schon mehr als einen Urlaub um alle zu besuchen.
Hier unten findest Du eine relativ genaue Übersicht. Die Koordinaten habe ich nicht selber recherchiert, man findet sie exakt so auf etlichen Seiten im Netz. Nicht das irgendjemand der Meinung ist, ich würde hier irgendwelche ultrageheimen Daten preisgeben. Dies ist nicht der Fall, sämtliche Locations sind allesamt wirtschaftlich erschlossen und zählen in alle Regel als „Museum“.
- Austur-Meðalholt, Árnessýsla, 63° 52,960’N, 20° 54,968’W
- Árbær, Reykjavík, 64° 7,105’N, 21° 49,179’W
- Bustarfell, Norður Múlasýsla, 65° 35,101’N, 15° 9,524’W
- Galtastaðir fremri, Suður Múlasýsla, 65° 27,040’N, 14° 26,073’W
- Glaumbær, Skagafjarðarsýsla, 65° 36,675’N, 19° 30,285’W
- Grenjaðarstaður, Suður Þingeyjasýsla, 65° 49,252’N, 17° 21,057’W
- Grænavatn, Suður Þingeyjasýsla, 65° 32,439’N, 16° 59,802’W
- Keldur, Rangárvallasýsla, 63° 49,300’N, 20° 4,437’W
- Laufás, Suður Þingeyjasýsla, 65° 53,639’N, 18° 4,344’W
- Núpsstaður, Vestur Skaftafellssýsla, 63° 57,614’N, 17° 34,665’W
- Sænautasel, Austurland 65°18’47.5″N 15°20’28.3″W
- Tyrfingsstaðir, Skagafjarðarsýsla, 65° 23,432’N, 19° 7,511’W
- Þverá, Suður Þingeyjasýsla, 65° 43,912’N, 17° 14,751’W
- Víðimýrarkirkja, Skagafjarðarsýsla, 65° 32,324’N, 19° 28,226’W
- Hofskirkja, Austur Skaftafellssýsla, 63° 54,420’N, 16° 42,405’W
Und jetzt Du, warst Du selber schon in Núpsstaður ?
Hast Du selber schon Núpsstaður besucht? Oder beabsichtigst Du, während Deiner Islandreise den Ort mit ins Tagesprogramm aufzunehmen? Dann würde ich mich über einen Kommentar vor Dir unten freuen.
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Ich würde mich gern in Nupsstadur anmelden. Kann mir jemand die Mail Adresse senden?
Gruß Johannes Fischer
Schöner Bericht…
Vielen Dank für das „dran teilhaben“.
Eine Frage stellt sich mir. Deine Bilder sind teilweise Drohnenbilder.
Ist die ordnungsgemäße Nutzung dort uneingeschränkt möglich ?
VD und VG
Hallo, die Aufnahmen sind ja allesamt SPÄTESTENS im März 2018 entstanden. Seinerzeit gab es dort keinerlei Einschränkungen oder Flugverbotszonen. Der Hof befindet sich auch nicht in einem Nationalpark, von daher war fliegen kein Problem. Ob es inzwischen dort, wie an so vielen Stellen, evtl.ein neues Verbot gibt, was auch durch Schilder gekennzeichnet ist, kann ich leider nicht sagen, da ich seitdem nicht mehr dort gewesen bin. Erst im Sommer werde ich wieder vorbeifahren, dann checke ich das Mal. Ich gehe aber nicht davon aus, das fliegen dort verboten ist. Das hätte ich vermutlich zwischenzeitlich auf irgendeiner Seite schon gelesen.
Hallo Andreas,
wenn man deinen Bericht liest, kommt man sich vor wie in einem Film. Island wollen wir auf jeden bereisen. Diese Gegend allerdings kannte ich noch gar nicht. Das würde mich sehr interessieren. Tolle Kulisse zum Fotografieren hat man hier auch. So außergewöhnlich.
Viele Grüße, Selda.
Das sieht wie in einer anderen Welt oder einem Märchen aus. Die Häuser sind so niedlich. Wie kalt war es da? Man sieht noch den Schnee.
Das liegt nicht an dem ort, das liegt an der Insel. Island IST eine andere Welt … kalt war es übrigens nicht wirklich, Island ist im Winter wärmer als Deutschland oder auch New York zum Beispiel
Schöne Bilder! 2 x bin ich schon auf Island gewesen, habe aber bewusst keine Torfhäuser gesehen. Da ich aber bestimmt wieder kommen werde, schaue ich dann mal intensiver. Island ist jedenfalls viele Reisen wert, auch wenn es ein bisschen abseits gelegen ist. Als Umstiegspunkt für Reisen nach USA oder Kanada ist es jedenfalls unglaublich praktisch (dann wäre ich sogar schon 4 x dagewesen…). Wie auch immer, vielen Dank für deinen Bericht und gerade als Tourist sollte man sich sowieso respektvoll in einem anderen Land verhalten. Schade, dass das bei viele, die nur nach dem „richtigen“ Bild suchen, so in Vergessenheit geraten ist.
Liebe Grüße Gabriela
Viele Torfhäuser oder Siedlungen sieht man auch nicht unbedingt auf den ersten Blick, entlang der Ringstrasse fällt einem eigtl.so gut wie gar keins in unmittelbarer Nähe auf. Die hier erwähnte Siedlung ist fast schon am nächsten dran, aber auch da achtet man eher nicht so drauf wenn man auf dem Ring unterwegs ist. Man muss halt schon tatsächlich auch aktiv ein wenig danach suchen und recherchieren, dann kann man einige von ihnen relativ easy erreichen. Dann bin ich ja mal gespannt wann es für Dich wieder zurück geht.
Toller Bericht mit wunderschönen Bildern. Leider war ich noch nie in Island, steht aber definitiv auf meiner Bucketliste. Alles Liebe aus Österreich, Petra!
Joa, solltest du unbedingt mal näher in Betracht ziehen, die kleine Insel haut so ziemlich jeden um der zum ersten Mal dort vorbei schaut. Meistens bleibt es dann auch nicht bei einem Besuch *g*
Das hört sich wirklich sehr spannend an! Bei meinem nächsten Besuch auf Island werde ich mit Sicherheit diesen Stop einplanen! Danke für deine ausführliche Recherche, ich hätte das sonst keinesfalls betreten.
Núpsstaður ist einfach nur genial, unbedingt einen kurzen STopp einlegen wenn Du dort bist. Kann ich nur empfehlen :-)