Heute nehmen wir Euch mit zu einem unserer absoluten Traumzielen in den USA. The Wave in den Coyote Buttes North. Wie vermutet werden wir beide sogar noch vor dem klingeln des Weckers um 4 Uhr wach und bereiten alles für die Weiterfahrt von Las Vegas in Richtung Page vor. Die Zimmerschlüssel lassen wir einfach – wie vorher mit der Rezeption abgesprochen – auf einem Tisch im Zimmer liegen. Draußen in Vegas sind es immer noch (oder bereits wieder) um die 25°C. Eine Abkühlung ist das nicht wirklich.

Ruckzuck sind wir auf der Interstate 15 nach Norden und die gesamte Strecke verläuft eigentlich genau so, wie man es für einen frühen Sonntagmorgen in dieser Gegend gewohnt sein dürfte. Nämlich sehr ruhig und einsam. Es sind kaum Autos unterwegs, manchmal wirkt das sogar richtig unheimlich! Auch als wir in Kanab kurz tanken und frühstücken wirkt der Ort wie ausgestorben, scheinen alles Langschläfer zu sein hier. Uns stört es reichlich wenig, umso besser kommen wir schließlich vorwärts.

 

 

House Rock Valley Road

Um kurz nach 9 Uhr erreichen wir schließlich die Zufahrt zur House Rock Valley Road und wir tasten uns vorsichtig an die erste Gravel Road in diesem Urlaub.

Über den Straßenzustand wusste ich nichts Genaues. Lediglich der Wetterbericht für Kanab und Page von den vergangenen Tagen hat darauf schließen lassen, dass der Zustand okay ist. Und so war es dann auch. Die etwas über 8 Meilen (ca. 13 km) lange Zufahrt zum kleinen Parkplatz am Beginn des Trailheads zur Wave meistern wir in knapp 30 Minuten.

Die Straße ist auch nur bei guten und trockenen Zustand vernünftig zu fahren. Falls Du selber einmal hier sein solltest und es vorher geregnet haben sollte, da sieh auf jeden Fall davon ab, hier her zu fahren! Selbst für Fahrzeuge mit 4×4 ist das Befahren dann unter Umständen nicht mehr möglich.

Zufahrt The Wave über die House Rock Valley Road

Zufahrt The Wave über die House Rock Valley Road

 

Am Parkplatz selber stehen schon an die 12 Fahrzeuge würde ich mal im Nachhinein schätzen. Ich quetsche unseren Dodge in eine der nur noch 2 sichtbar verbliebenen Parklücken und wir wundern uns über den SUV neben uns: 4 Leute tummeln sich vor dem Kofferraum und rüsten sich gerade mit professioneller Bergsteigerausrüstung aus. Die haben anscheinend noch größeres vor heute! So etwas wäre definitiv nichts für uns!

Die Permit für diesen Tag hatten wir übrigens glücklicherweise bereits vorher im Internet beim BLM bekommen. Wir haben damals zu den letzten gezählt, die noch nicht an einer Verlosung im Netz teilnehmen mussten. Heutzutage ist das ganze Verfahren, um eine Permit zu ergattern, deutlich komplizierter. Genauere Informationen dazu gibt es weiter unten im Bericht.

 

 

The Wave – Der Hinweg

Wir legen einen Abschnitt unserer Permit gut sichtbar hinter die Windschutzscheibe, den anderen Abschnitt befestige ich an der Kameratasche. So steht es in dem Infomaterial beschrieben, welches wir bekommen haben.

Genial wie ich nun mal bin habe ich übrigens unseren kleinen Rucksack, den wir uns extra einmal irgendwann nur für Wanderungen besorgt haben, zu Hause in Deutschland vergessen. Ich muss mich mal wieder selber loben. Irgendwie verstauen wir trotzdem Verpflegung und Getränke für unterwegs und machen uns nach dem Eintrag in die Register-Box auf den Weg, welcher uns zum Wirepass Trailhead bringt.

Coyote Buttes The Wave Register Box am Wirepass Trailhead

Coyote Buttes The Wave Register Box am Wirepass Trailhead

 

Bereits den ersten Abzweig verpassen wir prompt und laufen erst einmal viel zu weit durch einen Wash. Theoretisch könnten wir zwar hier jetzt auch weiter gehen. Die Beschreibung vom BLM, die wir bekommen haben, weist uns aber einen völlig anderen Weg!

Als wir den Fehler bemerken macht sich kurz Unmut breit. Aber wenn wir den Trail – so wie es in der Permitbeschreibung beschrieben steht – gehen wollen, müssen wir wieder umkehren, sonst landen wir irgendwann noch beim Buckskin Gulch.

Beim zweiten Mal erwischen wir die richtige Stelle (es steht sogar ein kleines Hinweisschild dort, wir haben es nur übersehen) und erreichen bald die zweite Register-Box, in der wir uns ebenfalls eintragen. Die nächsten Meter lassen uns bereits erahnen was auf uns zukommt … nämlich eine Natur die Ihresgleichen sucht!

Man wird von der Natur regelrecht genötigt, alle paar Minuten anzuhalten, innezuhalten und zu fotografieren. Zu unwirklich sieht die Landschaft hier aus.

Auf dem Weg zur Wave

Auf dem Weg zur Wave

 

Der

Der „Trail“ zur Wave … eigentlich ist er nicht wirklich vorhanden

 

Über einen Gebirgskamm und immer schön mit Knickfuß (weil der Untergrund in einem unangenehmen Winkel zu laufen ist, diejenigen die schon mal dort gewesen sind, werden verstehen was ich meine) erreichen wir die Wave schließlich gegen Mittag.

Knapp zwei Stunden haben wir insgesamt für den etwas über 5 Kilometer langen Hinweg benötigt. Viel Zeit ist dabei allerdings auch fürs fotografieren und einfach nur „staunen“ drauf gegangen.

Fotogener Rest eines Baums am Wegesrand

Fotogener Rest eines Baums am Wegesrand

 

Als letzte Hürde vor dem Ziel erwartet uns noch ein relativ steiler Anstieg durch Tiefsand. So kurz vor Ende der Wanderung gleicht der fast schon einem Endgegner und ist nicht so harmlos, wie es zuerst den Anschein hat. Oben angekommen ist es dann endlich passiert. Wir sind an einem der Sehnsuchtsorte in den USA, zu denen so viele Urlauber gerne einmal hin würden.

 

The Wave

Ziemlich fertig stehen wir also nun dort, am „Eingang“ zur The Wave. Der liebe Gott kannte keine Gnade und bescherte uns für dieses Moment einen fast wolkenlosen Himmel bei schätzungsweise um die 35 Grad. Das war zwar schon echt heiß und unangenehm für solch eine Wanderung, aber bei dem Anblick vergisst man das dann auch recht schnell wieder.

Der letzte Moment, bevor das Wunderland der Formen und Strukturen beginnt

Der letzte Moment, bevor das Wunderland der Formen und Strukturen beginnt

 

Und plötzlich ist sie da ... The Wave zur Mittagszeit

Und plötzlich ist sie da … The Wave zur Mittagszeit

 

Wir ruhen uns ein wenig aus und genießen einfach nur den Anblick, der uns ein wenig für den Hinweg entschädigt. In der Wave selber laufen schätzungsweise 5 – 10 Leute herum. Mal mit mehr, mal mit weniger Orientierung – genau wie wir.

Einige von ihnen werden vermutlich noch weiter wandern, um beispielsweise zur 2nd Wave zu gelangen. Auch der Hamburger Rock oder die Beehives liegen hier in der Nähe. Aber diese Locations werden wir uns heute nicht mehr ansehen, wir sind nämlich völlig kaputt von der Wanderung und den Temperaturen. Aber wer weiß, vielleicht haben wir ja das Glück und kehren irgendwann an diesen Ort zurück.

Wellen im Sandstein

Wellen im Sandstein

 

Hätten wir ein Surfbrett dabei, es wären jetzt optimale Bedingungen ...

Hätten wir ein Surfbrett dabei, es wären jetzt optimale Bedingungen …

 

The Wave, wie man sie in der klassischen Ansicht häufig zu sehen bekommt

The Wave, wie man sie in der klassischen Ansicht häufig zu sehen bekommt

 

Eindrücke von der Wave

Eindrücke von der Wave

 

Ohne Worte

Ohne Worte

 

Vom „Ausgang“ der Wave hat man einen guten Blick auf den zurückgelegten Weg und die Umgebung …

Blick aufs Umland und in die Richtung, aus der wir gekommen sind

Blick aufs Umland und in die Richtung, aus der wir gekommen sind

 

Egal wohin man hier auch geht, überall findet man Formationen aus Sandstein die Ihresgleichen suchen. Zumindest haben WIR so etwas bisher noch nicht gesehen.

Wie weich der Sandstein hier ist merkt man übrigens gut, wenn man einmal mit dem Fingernagel daran herum knibbelt. Dann kann es gut sein, das man plötzlich kleinere Stücke vom Gestein in der Hand hat. Das erklärt auch, wieso Regen solche Formen und Strukturen hier zustande bringt.

Gesteinsformation bei der Wave

Gesteinsformation bei The Wave

 

Sehr interessant auch wie der Sandstein im Detail ausschaut …

 

Details im Sandstein

Details im Sandstein

 

Die Strukturen sind teilweise wirklich der Wahnsinn

Die Strukturen sind teilweise wirklich der Wahnsinn

 

Schatten findet man hier zur Mittagszeit so gut wie kaum

Schatten findet man hier zur Mittagszeit so gut wie kaum

 

Nach gefühlten endlos vielen Bildern und 2 Kilogramm, die jeder von uns ausgeschwitzt hat, machen wir uns wieder auf den Rückweg. Dieser geht gefühlsmäßig etwas schneller geht als der Hinweg, aber das kommt einem ja häufiger so vor, weil man den Weh bereits einmal gelaufen ist.

Ohne größere Probleme erreichen wir irgendwann am frühen Nachmittag wieder unseren inzwischen glühend heißen Wagen auf dem Parkplatz. Hätten wir jetzt ein Ei dabei, dann könnte man vermutlich problemlos auf der Motorhaube ein Spiegelei zubereiten.

Kurz überlegen wir noch als i-Tüpfelchen zum Yellow Rock zu fahren, verwerfen diese Idee aber relativ schnell wieder. Wir sind einfach fix und fertig und viel zu müde dafür.

Ausruhen ist angesagt und das alles auf sich wirken lassen

Ausruhen ist angesagt und das alles auf sich wirken lassen

 

The Wave Permits

Wer näheres zur Permitvergabe für The Wave (bzw. den Coyote Buttes North) erfahren möchte, dem lege ich die Seite von Biggi und Flo ans Herz. Dort wird man mit ziemlich ausführlichen Informationen versorgt und ist immer auf dem neusten Stand. Das ist wichtig zu wissen, da sich das Prozedere von Zeit zu Zeit schon einmal ändert.

Wir hatten damals das Glück, das die seinerzeit 20 Permits/Tag noch nicht verlost wurden, sondern nach dem Prinzip „Wer zuerst kommt bzw. klickt, malt zuerst“ im Internet vergeben wurden.

 

Hat sich die Wanderung zur The Wave für uns gelohnt? DEFINITIV! Mal abgesehen von dem Glücksgefühl überhaupt zwei der begehrten Permits bekommen zu haben hat uns die Landschaft regelrecht aus den Socken gehauen. So etwas sieht man selbst hier im Südwesten nicht alle Tage.

The Wave wird für uns vermutlich immer einer der schönsten Orte in den USA sein, die man besuchen kann. Zum Glück wurde das Permitsystem hier eingeführt irgendwann. Ich mag mir kaum vorstellen, was hier inzwischen los wäre, wenn jeder einfach „mal eben so“ die Wanderung machen könnte.

Die Ranger kontrollieren vor Ort übrigens immer wiedereinmal, ob die wenigen Besucher auch tatsächlich eine Permit haben. Üblicherweise sieht man diese durch ihre auffällig Farbe bereits von Weitem, da sie gut sichtbar außen am Rucksack oder irgendwo anders befestigt werden soll. Da wir das ebenfalls so gemacht haben, wurden wir von dem Ranger gar nicht erst angesprochen.

 

Tipps für Dich zum fotografieren: Wenn Du selber einmal das Glück haben und eine der begehrten Permits ergattern solltest, dann schau am besten, das Du vom später Vormittag bis zum frühen Nachmittag vor Ort IN der Wave bist. Dann steht die Sonne hoch und die Schatten in der Welle sind kurz. So lassen sich die Strukturen am besten erkennen.

Für die Ziele oberhalb von The Wave, also die Second Wave, dem Hamburger Rock etc. eignet sich der spätere Nachmittag besser.

Hinweis: Der Beitrag ist Teil der Blogparade Dein schönster Ort in den USA auf aiseetheworld, die von Saskia ins Leben gerufen wurde.

 

Fahrt nach Page

Unsere Weiterfahrt nach Page verläuft ruhig und schwitzig. Erster Stopp vor Ort ist das Wal Mart Supercenter, wo wir erst einmal reichlich kühle Getränke kaufen und ich gefühlte 180 Gallonen Wasser aus einem vor der Toilette stehendem Spender trinke. Für den Rest des Tages war relaxen am Pool angesagt.

Wir hatten uns dafür dieses Mal das Best Western Plus at Lake Powell ausgesucht. Eigentlich ein ganz nettes Hotel, leider scheint hier auch die ein oder andere Reisebus-Gruppe zu übernachten – dementsprechend voll und chaotisch ist es am nächsten Morgen dann beim Frühstück gewesen. Und das, obwohl wir recht früh dort waren. Aber so etwas kann man nun einmal nicht vorhersehen, was soll’s !?

Die Nacht war immerhin – trotz Reisebusgesellschaft – schön ruhig und wir schlafen den Schlaf der Gerechten. Gute Nacht Page, bis morgen *schnarch*