Wieder einmal ist es ziemlich frostig heute Morgen. Einen zusätzlichen Schauer jagt mir allerdings der Nachrichtensprecher ein. Da ich Angst habe, dass er mich mit seinen Augen durchs Fernsehgerät hindurch hypnotisiert, schalte ich aber lieber schnell um. Heute haben wir uns vorgenommen Old Faithful einen Besuch abzustatten, quasi DEM Star hier im Yellowstone National Park.
Ferner möchten wir nochmal einen Teil des südlichen Loops bis zum West Thumb Basin zu fahren. Da es dort beim ersten Mal ja leider recht bewölkt gewesen ist, wollen wir unser Glück heute noch einmal versuchen, die Sonne scheint nämlich heute auf unserer Seite zu sein!
Die Strecke bis nach West Thumb verläuft so, wie wir es mittlerweile fast schon gewohnt sind. Bisons, Bisons, Bisons … überall Bisons. Anscheinend gehen die jeden Morgen auf Ihre große, tägliche Wanderung.
West Thumb
… bevor wir schließlich nach West Thumb weiterfahren. Kurioserweise sehen die Pools heute Morgen bei Sonne gar nicht so beeindruckend aus wie das letztens bei Schatten noch der Fall gewesen ist. Die kräftigen Farben treten durch die Spiegelung des Wassers nämlich gar nicht so gut hervor. Hätten wir eigentlich nicht vermutet, aber gut – man lernt nie aus.
Wir laufen auf jeden Fall trotzdem nochmal den kompletten Trail hier ab, diesmal allerdings in einer Art Slalom. Gleichzeitig mit uns ist nämlich ein Reisebus eingetroffen.
Zurück am Auto führt unser Weg uns als nächstes direkt zum Old Faithful. Anscheinend ist vor kurzem aber erst der Ausbruch gewesen, es ist nämlich erstaunlich leer. Dafür liegt aber ein Bison fast genau auf dem Loch des Geysirs und schläft.
Ich frage mich kurz, ob das Bison wohl in die Luft geschleudert wird, wenn der Geysir jetzt ausbricht. Man wird es wohl nie erfahren …
Da wir nicht bis zur nächsten Eruption hier warten wollen laufen wir erst einmal den kompletten Trail bis zum Morning Glory Pool. Der Weg ist knapp 1,4 Meilen lang (oneway) und man sollte ruhig genügend Zeit dafür einplanen. Unterwegs kommt nämlich noch die ein oder andere Sehenswürdigkeit die einen Stopp lohnt. So zum Beispiel der Grand Geysir, der Giant Geysir, der Castle Geysir oder der Chromatic Pool.
Jeder Pool, jeder Geysir ist anders. Das Glück einer Eruption eines der größeren Geysire haben wir allerdings nicht gehabt. Teilweise müsste man mehrere Stunden auf den nächsten Ausbruch warten, das ist uns aber einfach zu lange. Die geschätzte nächste Eruption wird übrigens immer von einem Ranger auf eine Tafel geschrieben, so das man sich ganz gut daran orientieren kann, falls Interesse besteht.
Ranger trifft man hier immer wieder an auf den Trails, sie nennen sich „Geysir Watcher“ und man kann sich bei Ihnen Informationen über die voraussichtliche Eruption JEDES EINZELNEN Geysirs hier im Upper Basin holen.
Morning Glory Pool
Am Ende des Trails kommen wir dann schließlich zum allseits beliebten Morning Glory Pool. Seine Farben und das absolut unglaublich klare Wasser sind wirklich beeindruckend. Auf einem Hinweisschild kann man erfahren, das bereits mehrmals Müll und Abfall aus dem Pool heraus gesaugt worden ist, den irgendwelche Bekloppten anscheinend mutwillig hineingeworfen haben.
Dolle Sache, wie absolut blöde muss man denn eigentlich sein? Durch den ganzen Müll sollen die Farben auch bei weitem nicht mehr so kräftig sein wie das mal der Fall gewesen ist. Man kann sich allerdings nur schwer vorstellen, das das hier mal NOCH farbenfroher ausgesehen haben soll.
Jede der Farben kennzeichnet übrigens eine unterschiedliche Temperatur in solch einem Pool, je blauer und klarer es ist, umso heißer ist es auch. Alles andere kann man anhand dieses Schildes erfahren …
Old Faithful Geyser
Wir halten uns schätzungsweise 3 Stunden hier in diesem gesamten Areal auf, zum Abschluss schauen wir uns nochmal den Ausbruch der Old Faithful Geysirs an. Dieses Mal bei besserem Wetter als beim ersten Mal.
Den (fast) genauen Zeitpunkt seiner Eruption kann man übrigens in jedem der umgebenen Stores an einer Uhr ablesen. So kann man seinen Aufenthalt vor Ort ganz gut danach planen.
Grand Prismatic Spring
Nächster Stopp für uns ist das angrenzende Black Sand Basin sowie das Biscuit Basin, wo sich auch der größte aktive Pool hier im Yellowstone befindet. Die Rede ist vom Grand Prismatic Spring, mit 100m die drittgrößte Thermalquelle des Planeten. Sie hat ebenfalls unglaubliche Farben vorzuweisen.
Obwohl wir nun bereits einige Zeit hier im Park sind und einiges gesehen haben sind wir – einmal mehr – begeistert! Es macht schlicht und ergreifend Spaß hier einfach nur rum zu laufen und immer wieder neue Sachen zu entdecken.
Im Fluss kann man zum Beispiel am späten Nachmittag und Abends manchmal auch einige Leute beim Fliegenfischen beobachten … sieht irgendwie ziemlich geschmeidig aus, wenn sie Ihre „Angel“ auswerfen! Es sind solche Kleinigkeiten die diesen Park für mich persönlich zum absoluten Highlight dieses Urlaubes machen.
Auf dem Rückweg zum Parkausgang fahren wir noch den Firehole Lake Drive sowie den Firehole Canyon Drive. Beides sind Oneway Straßen. Bei ersterer kommt man unter anderem auch an ein paar kleinen Sinterterrassen und dem Great Fountain Geysir vorbei.
Der Canyon Drive führt einen – vorbei an den Firehole Falls – zu einer beliebten Badestelle. Also zumindest im Sommer ist es hier immer recht voll, bei den aktuellen Temperaturen sind wir aber die einzigen vor Ort. Schwimmen kann man hier ganz gut, weil zwischen zwei Strömungsabschnitten eine Art „natürlicher Swimmingpool“ entstanden ist, wo das Wasser sich so gut wie nicht vorwärts bewegt.
Es stehen allerdings auch überall Hinweisschilder, das kein Rettungsschwimmer anwesend ist. Ein wenig Vorsicht sollte im Fall der Fälle also schon geboten sein.
Mittlerweile ist es bereits wieder später Nachmittag, wir halten uns noch ein wenig an einer der Lookout Points am Rande der westlichen Zufahrtsstraße auf und waren eigentlich gedanklich schon wieder am Hotel, aber wir haben nicht mit dem Weißkopfseeadlerpärchen gerechnet. Ich dachte erst, der dunkle Fleck auf der Windschutzscheibe wäre eine Insektenleiche, tatsächlich aber war es eines der erwachsenen Tiere, was endlich mal sichtbar im Baumwipfel gethront hat.
Außer uns steht glücklicherweise auch nur noch ein amerikanisches Paar hier was versucht ein Foto zu erhaschen. Der Mann erzählt uns, das das Adlerweibchen vorhin weggeflogen sei. Vermutlich, um Futter für die Jungen zu holen. Das Männchen sitzt seitdem draußen im Baum und hält anscheinend Wache. Ich baue mein Stativ auf und muss gemeinsam mit Frauchen schon bald schmunzeln.
Plötzlich sind wir nicht mehr so alleine, ständig halten jetzt Autos. Jeder versucht sein Glück beim Fotografieren.
Auf einmal kommt der junge Alm-Öhi auf einem Moped vorbei. Zumindest hat er mich daran erinnert. Ich habe nicht mitbekommen, wer der Typ eigentlich genau gewesen ist, er wusste auf jeden Fall über alles und jeden hier im Park Bescheid, kannte jedes Tier mit Vor – und jeden Geysir mit Nachnamen.
Eigentlich ein netter Zeitgenosse, der vermutlich in West Yellowstone in einer Höhle wohnt und so etwas wie das Park-Maskottchen ist. Das Männer übrigens genauso viel quatschen können wie Frauen war mir bis zu diesem Moment neu, der muss echt Hautatmer gewesen sein. Sonst kann man ohne Luft holen niemals soviel an einem Stück reden, ohne umzufallen.
Wie auch immer, nachdem er Freundschaft mit allen möglichen Leuten geschlossen hat verjagte er noch einige Uneinsichtige, die sich nicht an die Absperrung hielten und verschwand mit lautem Geknatter gen Osten.
Nach einem kurzen Plausch mit einem anderen Ami fahren wir dann aber (mittlerweile leicht unterkühlt, es ist inzwischen nämlich wieder saukalt geworden und wir haben jetzt fast 90 Minuten hier verweilt) weiter Richtung Parkausgang.
Kurz nochmal einigen Shops einen Besuch abstatten, zu Abend essen und ab in die Heia. Damit neigt sich ein faszinierender Yellowstone – Aufenthalt dem Ende. Wir werden aber definitiv wieder hierher zurückkommen, dazu hat es uns ganz einfach viel zu gut gefallen. Morgen haben wir dann nur einen kurzen Step vor uns, es geht gen Süden zum Grand Teton Nationalpark.
Gute Nacht …
Zum Abschluss gibt es noch ein paar Impressionen von 3 Tagen Yellowstone-Aufenthalt, die ich nicht irgendwo zwischen den Text quetschen wollte …
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