Heute sollte es endlich zum Grand Canyon National Park gehen. Wie lange haben wir beide davon geträumt. Die Schlucht aller Schluchten, DAS Naturwunder schlechthin. Früh Morgens sind wir allerdings kurz hinter Palm Springs erst mal an unzähligen Windrädern vorbeigefahren, die einen über zig Meilen den Highway entlang begleiten.

Windräder bei Palm Springs

Windräder bei Palm Springs

 

 

Joshua Tree National Park

Vorbei am Örtchen Twentynine Palms war unser erster Zwischenstopp dann der Joshua Tree National Park. Den Namen kannte ich vorher eigentlich nur von dem U2-Album, komisch das die einen Park danach benennen. Ach ne, natürlich war das andersherum. Am Parkeingang kauften wir erst einmal den (zur damaligen Zeit hieß er noch so) Golden Eagle Pass für 50 US$. Da wir ja eh noch ein paar National-Parks vor uns hatten, lohnt sich das natürlich schon.

Im Nachhinein glaube ich, dieser Park ist ein guter Einstieg, wenn man bis dahin noch keine Nationalparks kennengelernt hat. Man wird nicht gleich erschlagen von ZU VIEL unglaublichen Eindrücken, die man auf die Schnelle gar nicht so richtig verarbeiten kann.

Dazu kommt, dass es – zumindest als wir dort waren – nicht wirklich voll war. Ab und zu mal ein Auto, überall Möglichkeiten um mal kurz anzuhalten … was will man mehr. Man kann also alles ganz relaxed angehen lassen.

Im Joshua Tree National Park

Im Joshua Tree National Park

 

Joshuas können angeblich bis zu 12 Meter hoch werden und gehören eigentlich zur Gattung der Agavengewächse. Nun, ganz so hoch waren die, die wir gesehen haben zwar nicht, beeindruckend war es aber trotzdem. Irgendwo hatte ich im Vorfeld mal gelesen, das es hier auch Schlangen gibt und man deshalb beim herumwandern im Park und zwischen den Bäumen bei unbefestigtem Untergrund immer besser mit den Füßen feste auf den Boden aufstampfen soll beim Auftreten.

Das sah zwar total bescheuert aus, schien aber zu helfen. Schlangen haben wir zumindest keine erblickt. Kein Wunder, ich wäre auch abgehauen, wenn ich uns gesehen hätte. Da wir noch ein ganzes Stück an Fahrt vor uns hatten und deswegen nicht einmal komplett durch den Park durchfahren wollten, sondern wieder dort raus mussten, wo wir reingefahren sind, haben wir dann irgendwann kehrt gemacht und sind wieder Richtung Parkeingang gefahren.

So sehen also die amerikanischen Nationalparks aus. Ich glaube, wir haben ein wenig Blut geleckt und können es kaum erwarten mehr zu sehen!

 

Größenvergleich mit einem Joshua Tree

Größenvergleich mit einem Joshua Tree

 

Mehr Infos zum zu dem Park findest Du in meinem Artikel Joshua Tree National Park – Tipps & Sehenswürdigkeiten

 

Was kurze Zeit später folgte, war meinem Empfinden nach die absolut langweiligste Strecke die ich – zumindest bis zu diesem Zeitpunkt – jemals gefahren bin … es gab nur Steppe und Einöde, sonst nichts. Vorbei ging es am Amboy Crater, bis wir irgendwann an der Ortschaft Amboy selbst ankamen. Plötzlich waren wir beide wieder hellwach, das lag allerdings weniger am Ort selber, der mit inzwischen angeblich nur noch 7 Einwohnern ja auch nicht wirklich so spektakulär ist.

Ich hatte so eine komische weiße Markierung auf der Straße entdeckt! Moment mal, stand da nicht … ja aber sicher doch! Unglaublich! Wir waren plötzlich auf der Route 66! Die Straße war zwar vorhanden auf unserer ADAC-Karte, allerdings nicht als Route 66 gekennzeichnet. Die „Mother Road“ , Straße aller Straßen, Traum aller Harley Fahrer. Plötzlich konnten wir dem ganzen wieder etwas Cooles abgewinnen.

Und irgendwie war unsere Reise damit wieder um ein Highlight reicher geworden. Denn damit hatten wir beide schließlich nicht gerechnet. Es war zwar trotzdem ein langweiliger Streckenabschnitt, aber dafür bewegten wir uns auf einer lebenden Legende fort. Jedes entgegenkommende Auto war ab sofort cool, jeder Harley Fahrer bekam plötzlich eine ganz neue Bedeutung für uns. Das einzige, was mir ab und zu übel aufstoßen sollte, waren die ganzen kaputten und am Straßenrand liegen gelassenen Autoreifen *schluck*

Zum Glück ist aber plattentechnisch alles gut gegangen … diesmal wenigstens (doch dazu kommen wir noch). Irgendwann kamen wir dann an einen Bahnübergang. Man konnte ihn schon ewig lange vorher sehen und die Fahrt dorthin kam uns beiden unendlich vor. Irgendwie kamen wir einfach nicht näher. Just in dem Moment als wir dann doch endlich dort waren, fing plötzlich das Schrankensignal an zu bimmeln.

Ich dachte erst, ich hätte beim Überqueren was kaputt gemacht. Das die Bahnstrecke hier am Ende der Welt wirklich in Betrieb war, konnte ja keine ahnen. Na ja, wir hielten dann kurz an, weil wir uns doch mal den Zug ansehen wollten, der uns solch einen Schrecken eingejagt hat.

Bahnübergang auf der Route 66 Am Strassenrand

Weiter ging es, die Strecke wurde allerdings nicht wirklich abwechslungsreicher. Ab und zu kam uns eine Gruppe Motorradfahrer entgegen, die wohl gerade alle Ihren Traum „leben“. Irgendwann erreichen wir dann endlich die Interstate I-40, leider war die Auffahrt in unsere Richtung jedoch wegen Asphaltarbeiten gesperrt. Ich hätte beinahe ins Lenkrad gebissen vor Enttäuschung.

Bis mir die zündende Idee kam: Wieso fahren wir nicht einfach in die andere Richtung auf und drehen ganz einfach dann irgendwo? Wird schon irgendwann mal eine Möglichkeit dazu kommen.

Und in der Tat kam dann plötzlich eine Art Schotterwendekreis, den ich natürlich eiskalt – trotz Verbotsschild – benutzt habe. Ich hab keine Cops gesehen, also haben die mich auch nicht gesehen. So fuhren wir letztendlich doch noch in die richtige Richtung. Die Landschaft in Richtung Grand Canyon wurde plötzlich grüner und der Verkehr nahm natürlich auch wieder zu.

 

 

Grand Canyon South Rim

Und dann hatten wir es endlich geschafft. Grand Canyon Village war erreicht, wo wir im Best Western Grand Squire Inn vorgebucht hatten. Noch beim Einchecken fiel uns in der Lobby ein Tisch mit einer Frau von Papillon Helikopter auf, wo wir dann auch für den nächsten Morgen um 8 Uhr einen Grand Canyon Helikopterflug gebucht haben.

Cool, das wollten wir zwar EVENTUELL machen, aber das wir uns so spontan dazu entscheiden und es auch klappen würde, war uns beiden vorher nicht wirklich klar. Jetzt aber erst einmal flott aufs Zimmer und so schnell wie möglich zum South Rim fahren, wo wir dann auch bis zum Sonnenuntergang geblieben sind und uns einige Aussichtspunkte angesehen haben.

Dead Tree am Grand Canyon South Rim

Dead Tree am Grand Canyon South Rim

 

Schon ganz schön beeindruckend, wenn man am Rand des Grand Canyons steht, sich das Ganze einfach nur mal genüsslich ansieht und durch den Kopf gehen lässt, WO man sich eigentlich gerade befindet.

Es mögen ja Schluchten auf unserer Welt existieren, die tiefer und/oder enger sind – so grandios wie der Grand Canyon, so überwältigend und so berühmt ist garantiert keine zweite. Einfach unglaublich. Man selbst kommt sich irgendwie ziemlich unbedeutend und klein vor, wenn man hier steht.

Die Sonne geht unter am South Rim

Die Sonne geht unter am South Rim

 

Und irgendwie sieht es hier bei Sonnenuntergang alle paar Minuten anders aus, besonders wenn der Rand des Canyons im Abendrot zu glühen anfängt, ist das ein beeindruckendes Schauspiel.

Grand Canyon Sonnenuntergang

Grand Canyon Sonnenuntergang

 

Es ist auch ganz egal, wie viele Bilder oder Fotos man sich vom Grand Canyon ansehen wird. Die Wirkung, die der Canyon auf einen selber ausübt, wenn man davor steht, kann KEIN Bild der Welt wirklich wiedergeben. Es ist einfach unbeschreiblich.

Irgendwann ist die Sonne dann verschwunden, dafür kommt allerdings eine unangenehme Kälte. Und innerhalb weniger Minuten sinken die Temperaturen um mehrere Grade Celsius in den einstelligen Bereich.

Der Himmel brennt am Grand Canyon

Der Himmel brennt am Grand Canyon

 

Ein wunderschöner Abend neigt sich dem Ende. Nicht umsonst kommen über 5 Millionen Menschen jährlich hierher. Die merkt man zwar auch irgendwie, wenn man hier herumläuft, sobald man die normalen Standard-Aussichtspukte verlässt, bewegt man sich allerdings auch von der breiten Masse der Leute weg.

Anscheinend ist ein Großteil der 5 Millionen Leute auch fußkrank. Uns stört es nicht, so kann man wenigstens dem Trubel etwas entgehen.

Morgen früh ist dann der Helikopterflug über den Grand Canyon dran und wir sind beide schon mächtig aufgeregt!