So ein Jetlag ist ja irgendwie auch eine tolle Erfindung vom Körper. Man wird schön früh wach am Anfang des Urlaubs und kann somit die ersten Tage immer wunderbar in aller Früh starten. So zumindest die Theorie!

In Anbetracht der Tatsache, dass heute ein paar Meilen Fahrt in Richtung Red Rock Canyon SP, Fossil Falls und Lone Pine anstehen, wäre ich nämlich eigentlich ganz gerne schön frühzeitig losgefahren. Aber so etwas lässt sich mit solch einem kleinen Terrorzwerg im Gepäck natürlich immer schlecht planen.

Mit Kleinkind scheinen irgendwelche Planungen in aller Regel noch einmal verhandelbar zu sein. Vor 8 Uhr war somit nicht an Aufbruch zu denken. Im Nachhinein frage ich mich wie der Satansbraten es geschafft hat, das es plötzlich schon SO spät gewesen ist – immerhin sind wir um 5 Uhr wach gewesen !?

 

Venice Beach

Nach dem Auschecken wird der Wagen aus der Tiefgarage zum Eingang gebracht. Das Valet parking schlägt – nicht ganz unerwartet – mit 20 US$ zu Buche. Trotzdem war das Hotel völlig okay und stellt für mich (auch wegen des sehr gut sortierten Supermarktes nebenan) eine hervorragende Alternative zu den wesentlich teureren Hotels in Marina del Rey oder Venice Beach dar.

Dorthin fahren wir heute auch als Erstes. Zu dieser frühen Stunde wirkt Venice samt Strand allerdings irgendwie völlig surreal. Er ist fast wie ausgestorben, nur vereinzelt sieht man mal jemanden joggen oder den ein oder anderen Obdachlosen in Mülleimern wühlen.

Dieses typische crazy Venice-feeling kommt jedenfalls mal so gar nicht rüber. Außerdem ist es total bewölkt und die Temperaturen lassen auch irgendwie noch zu wünschen übrig.

Muscle Beach ist wie leer gefegt, noch nicht einmal Ralf Möller zwängt einem ein Gespräch auf. Niemand spielt Basketball auf einem der Plätze, die Surfer im Wasser kann man an einer Hand abzählen. Kalifornien stellt man sich irgendwie anders vor. Nichtsdestotrotz wandern wir einmal den Ocean Front Walk auf und ab …

Ocean Front Walk

Ocean Front Walk

 

… jeder auf seine eigene Art und Weise …
I'm walking ... down the street

I’m walking … down the street

 

… und fahren anschießend weiter nach Hollywood zum Walk of Fame.

 

 

Walk of Fame

Zugegeben, wäre ich alleine unterwegs gewesen, dann hätte ich mir den Walk of Fame geklemmt und stattdessen etwas „Schöneres“ angesehen. Aber es wurde auf eine gewisse Art und Weise recht „energisch“ gewünscht dort zu halten und lag eh halbwegs auf dem Weg, so what!?

Anders als in Venice herrschte hier bereits Jubel, Trubel, Übelkeit. Sämtliche Asiaten der westlichen Hemisphäre schienen sich zusammengerottet und von mehreren Reisebussen einfach ausgesetzt worden zu sein.

Auf diesen Schock verprügeln wir erst einmal eine Mickey Maus Figur vorm Disney Store und gehen in einen Starbucks und ich frage mich in dem Moment, wieso es hier eigentlich keinen Frappuccino mit Rum gibt um das alles besser zu ertragen!

Finleys best friend zum damaligen Zeitpunkt

Finleys best friend zum damaligen Zeitpunkt

 

Der Walk of Fame hat sich seit meinem letzten Besuch nicht wirklich verändert. Der einen oder andere Stern mag vielleicht dazu gekommen und hier oder dort ein Souvenirshop verschwunden sein, im Großen und Ganzen sind es aber noch dieselben paar hundert Meter wie beim letzten Mal. Es ist und bleibt für mich eine Touristenfalle wie sie im Buche steht. Noch dazu eine echt hässliche.

 

Road to Hollywood

Road to Hollywood

 

Da das Wetter nicht wirklich besser geworden ist inzwischen, ist auch die Sicht aufs Hollywood-Sign nicht wirklich berauschend heute. Und ich Idiot hatte mir vorher extra noch einen todsicheren Insider-Tipp geholt von einer Straße, die inzwischen sogar bei TomTom als POI abrufbar ist und von welcher aus man recht dicht an das Schild heran kommt. Aber ich denke, das klemmen wir uns einfach für heute.

Blick aufs Hollywood Sign vom Walk of Fame aus

Blick aufs Hollywood Sign vom Walk of Fame aus

 

Also machen wir uns auf und statten hier und da den Souvenirshops einen Besuch ab. Unterwegs wandert sogar eine neue Kaffeetasse für zu Hause mit in die Einkaufstüte. Das sollte aber auch reichen und wir kehren Hollywood schneller den Rücken als vermutlich die meisten Leute, die gerade hier sind. Via Beverly Hills und dem Rodeo Drive geht die Fahrt zügig weiter in Richtung Interstate, schließlich steht auch noch ein wenig Natur heute auf dem Programm!

 

 

Red Rock Canyon State Park

Auf der Suche nach sehenswerten Orten für dieses Teilstück nach Lone Pine heute bin ich auf den Red Rock Canyon State Park und die Fossil Falls Recreation Site aufmerksam geworden. Beides ist fahrtechnisch wunderbar einzubauen, da es quasi am Wegesrand liegt.

So kommen wir als erstes zum Red Rock Canyon State Park, welcher quasi unmittelbar neben dem Highway #14 liegt. Bereits vor dem Abzweig lassen sich erste Formationen am Straßenrand erahnen

Zufahrt zum Red Rock Canyon State Park

Zufahrt zum Red Rock Canyon State Park

 

Der eigentliche Abzweig ist zwar ausgeschildert, durch die unheimlich hohe Reiselichtgeschwindigkeit von 110 km/h schaffe ich es aber trotzdem fast daran vorbei zu fahren, weil es keine separate Abbiegespur gibt.

Am Eingangshäuschen werden erst einmal per Self Registration 6$ Entrance Fee fällig. Wenige Meter darauf befindet man sich bereits auf dem nicht asphaltierten Loop. Dieser ist zwar von der Länge her recht überschaubar, bietet dafür aber häufig Badlands und interessante Formationen, die Lust auf mehr machen.

Der Gravel Loop durch den Park

Der Gravel Loop durch den Park

 

SO schön kann Picknick sein

So schön kann Picknick sein

 

Einfach schön, auch jede Menge Joshua Trees findet man hier

Einfach schön, auch jede Menge Joshua Trees findet man hier

 

Was mir auffällt: Der Ort scheint bei Campern kein wirklicher Geheimtipp mehr zu sein. Fast jede Suite ist voll gewesen. Es gibt aber auch wahrlich schlechtere Orte, um ein oder zwei Nächte mit einem Wohnmobil irgendwo zu stehen.

Red Rock Drive Panorama

Red Rock Drive Panorama

 

Red Rock Drive Panorama

Red Rock Drive Panorama

 

Da es mittlerweile bereits Mittags gewesen und der Nachmittag ja eigentlich noch für die Alabama Hills eingeplant gewesen ist, fällt der Aufenthalt hier im Gesamten recht kurz aus. ZU kurz, wie ich hinterher finde.

Viel zu schnell ist der Loop zu Ende und hier und da hätte man ruhig auch mal mehr in die Landschaft hineinwandern sollen! Aber ich bin mir sicher, das dies nicht der letzte Besuch hier gewesen sein wird *flöt*

Bizarre Formationen im Red Rocks State Park

Bizarre Formationen im Red Rocks State Park

 

Bis zum nächsten Zwischenstopp zeigt TomTom eine Fahrtzeit von nur 45 Minuten an, für amerikanische Verhältnisse ist das also quasi fast schon „um die Ecke“. Auf der Fahrt passiert nicht viel, außer das es auf einmal zunehmend windiger wird.

Irgendwo unterwegs kommen wir dann plötzlich an eine Polizeisperre. Sämtliche LKWs über 7,5t werden hier aus dem Verkehr gezogen und müssen rechts ranfahren, weil die Gefahr besteht, das sie wegen „strong winds“ umkippen könnten. Ab diesem Moment ahnte ich bereits nichts Gutes :-(

Für lange Überlegungen war aber kaum Zeit, unser nächstes Ziel war nämlich fast erreicht. TomTom wollte bereits rechts abbiegen, hier war aber rein gar nichts zu erkennen was einer Straße ähnelt und somit habe ich der Beschilderung einfach mal mehr geglaubt, als einer zusammen gelöteten Platine.

 

 

Fossil Falls Recreation Site

Die Anfahrt zu den Fossil Falls ist eine gravel road die im mittleren Teilstück ein Waschbrett vorzuweisen hat was sich – im wahrsten Sinne – wirklich gewaschen hat. Ich weiß nicht ob das immer so ist, an dem Tag war es jedenfalls übel und ich war froh als der Parkplatz erreicht war.

Außer uns befindet sich kein einziges Auto hier, der Ort scheint also auch noch nicht wirklich Mainstream zu sein. Da Finley eh gerade schläft bleiben er und Danielle im Auto und ich mache mich alleine auf den Weg.

Der Trail zu den Fossil Falls ist manchmal gar nicht so leicht auszumachen, da er sich hier und da zwischen den Steinen zu verlieren scheint. Trotzdem kann man sich eigentlich nicht wirklich großartig verlaufen, weil es immer wieder markante Punkte gibt, an denen man sich orientieren kann … wie zum Beispiel solche größeren Felsen hier.

Fossil Falls Recreation Site

Fossil Falls Recreation Site

 

Ich hatte bei der Recherche im Netz nicht wirklich viel über diesen Ort gefunden, trotzdem wusste ich natürlich, dass ich keinen Wasserfall und auch keine Fossilien zu erwarten hätte, wenn man am Ende des Trails ankommt … sondern eigentlich nur schwarze Basaltlava. Trotzdem ist es ein Anblick der sich lohnt …

Fossil Falls Recreation Site

Fossil Falls Recreation Site

 

Fossil Falls Recreation Site

Fossil Falls Recreation Site

 

Fossil Falls Recreation Site

Fossil Falls Recreation Site

 

An einer Stelle bietet sich die Möglichkeit nach unten in eine Art kleinen Canyon zu klettern. Da ich aber alleine hier vorne unterwegs war und die Steine teilweise wirklich glattgeschliffen und messerscharf an den Kanten gewesen sind, habe ich darauf verzichtet ganz runter zu klettern. Stattdessen bin ich nur ein Stück weit hineingewandert.

Hier und da findet man sogar einige Holes und Archähnliche Gebilde. Ich könnte mir gut vorstellen, das der Blick von ganz unten hinauf zum „Rim“ sogar recht beeindruckend ist!

Fossil Falls Canyon

Fossil Falls Canyon

 

Hole in the Falls

Fossil Falls Canyon

 

Mindestens genauso beeindruckend ist es hier bestimmt auch nach einem kräftigen Regenguss. Dann soll nämlich das Regenwasser durch die Schlitze und über die einzelnen Stufen des Lavagesteins plätschern und es weiter messerscharf schleifen!

Auf dem unteren Bild kann man im Hintergrund den Red Hill erkennen. Dabei handelt es sich um einen Schlackekegel, der eigentlich nur da ist, weil sich in der Nähe ein Werk einer Baufirma befindet, in welchem eben solche Schlacke abgebaut wird.

Fossil Falls Recreation Site ... im Hintergrund der Red Hill

Fossil Falls Recreation Site … im Hintergrund der Red Hill

 

Ich war eigentlich guter Dinge gleich im Anschluss an die Fossil Falls eben jenem Red Hill noch einen kurzen Besuch abzustatten.

Es war inzwischen aber merklich frischer geworden und nicht mehr windig, sondern fast schon stürmisch. Was uns aber auf der Rückfahrt über die Gravel Road an aufgewirbelten Staub und Sand entgegen kam, lies uns das Vorhaben noch einmal überdenken und schließlich von der Liste für heute streichen.

Der Sandsturm kommt immer näher

Der Sandsturm kommt immer näher

 

Manchmal finde ich es einfach nur schade, das man Sturm und Windgeräusche nicht fototechnisch vernünftig festhalten kann. Zumal es durch den wolkenlosen Himmel ja den Anschein hat, als wäre es ein wunderbarer Tag !! In der Realität hatte ich aber sogar arge Probleme den Wagen geradeaus zu lenken. Ich denke, DAS heißt dann schon was.

So wichtig erschien der blöde Schlackekegel mir auf jeden Fall plötzlich doch nicht mehr, rote Hügel sollten außerdem hoffentlich noch genug im weiteren Reiseverlauf kommen. So entwickelte sich die Fahrt zurück zum Highway quasi fast schon zu einer Art Flucht, im Rückspiegel sah man die scheinbar undurchdringliche Wand aus Sand immer näher kommen.

 

 

Lone Pine

Mit einem leicht mulmigen Gefühl geht die Fahrt schließlich weiter. Außer uns schien auch kaum noch jemand draußen unterwegs zu sein und irgendwie waren wir froh, als wir schließlich das Ortseingangschild von Lone Pine sehen.

Das Hotel war schnell gefunden. Ich hatte mich für das Comfort Inn Lone Pine entschieden, welches während einer Aktion eine Whirlpool Suite für weniger Geld angeboten hatte, als in einem der wenigen anderen Hotels hier ein normales Zimmer gekostet hätte.

Auf Nachfrage bei der Rezeption wurde mir mitgeteilt, dass das stürmische und eisige Wetter noch mindestens zwei Tage anhalten soll. Keine wirklich guten Aussichten also. Daher beschlossen wir, die Alabama Hills – zumindest für heute – zu canceln.

Das ich DAS mal erleben würde, hätte ich mir auch nicht wirklich vorgestellt. Da hat man strahlenden Sonnenschein und keine Wolke am Himmel, wenn man aus dem Fenster blickt könnte man auch fast meinen es wäre traumhaft schön draußen bei angenehmen Temperaturen. Und dann macht man die Tür auf und bekommt einen Kälteschock und kann kaum vorwärts gehen weil es so stürmt.

Finley war es eh relativ egal, der hat geschlafen, als wenn er vorher 48 Stunden wach gewesen wäre. Von daher haben wir die Heizung aufgedreht, Wasser in den Whirlpool einlaufen lassen und es uns ein wenig gemütlich gemacht. Zweisamkeit ist ja auch mal ganz schön, wenn man mit dem Nachwuchs unterwegs ist.

Eventuell sieht es wettertechnisch ja Morgen früh wieder etwas besser aus. Dann ist auch noch bis Mittags Zeit, sich hier in den Alabama Hills ein wenig umzuschauen. Zum frühen Nachmittag möchte ich allerdings schon bei der Fire Wave im Valley of Fire sein. Ob das wohl hinhaut?