Wie nicht anders zu erwarten werde ich um kurz nach 5 Uhr ungläubig angeguckt als ich mich fertig mache, um den Sonnenaufgang hier auf Speicherkarte zu bannen.
An den Muley Point war jetzt eh schon nicht mehr zu denken, also habe ich das gemacht, was jeder macht, der hier im The View übernachtet und der ein halbwegs tolles Foto schießen will – ich bin zum Ship Rock nach New Mexico gefahren …. ach ne, das war ja erst heute Nachmittag.
Sonnenaufgang Monument Valley
Ich bin im Halbschlaf vorne zu irgendeinem Viewpoint gestiefelt und hab mich neben einigen anderen halb schlafenden Verrückten postiert.
Da ich aber anscheinend der einzige gewesen bin, der den verkrüppelten toten Baum oben auf dem Foto kennt, war ich auch als einziger an dieser Stelle. Alle anderen knubbelten sich auf dem kurzen Stück vom Visitor Center zur Monumet Valley Loop. Zugegeben, auch von dort aus kann man brauchbare Fotos machen … aber seht selbst.
Eine gute halbe Stunde später bin ich halbwegs zufrieden und die inzwischen hoffentlich abreisfertige Bande ist bereit für die Weiterfahrt. Ursprünglich sah die Tagesplanung für heute vor, dem House of Fire einen Besuch abzustatten. Das ist eine typische Morning Location und in Verbindung mit dem Sonnenaufgang am Muley Point hätte man das super verknüpfen können.
Als ich gestern Abend aber dann noch einmal die Route für heute gecheckt und mir den Zeitaufwand für die einzelnen Locations betrachtet habe war irgendwie klar, das auch das House of fire gestrichen werden würde. Aber auf der Liste der Sachen für das nächste Mal ist noch viel Platz, also immer her damit.
Hope Arch
Statt zum House of fire fahren wir also via Kayenta (wo erst einmal Kaffee getankt wird) und der extrem öden Indian Route #59 via Many Farms nach Chinle. Unser Ziel war der Hope Arch in der Ventana Mesa nördlich von Chinle. Zwei mögliche Anfahrten gibt es, beide starten quasi am entgegen gesetzten Ortsende der Stadt und treffen sich oberhalb des Krankenhauses an einem Wassertank.
Da ich eh noch tanken musste, entschied ich mit für die westliche Zufahrt. Diese geht vorbei an einer kleinen Siedlung und eben jenem Krankenhaus bis oben zu dem markanten Wasser-Silo. Bis hier hin ist der Weg asphaltiert, ab jetzt geht es unpaved und teilweise recht waschbrettartig circa 7 Meilen weiter. Auf dem Panorama schaut man hinab von der Mesa in die Ebene.
Die Strecke ist mal besser, mal schlechter zu fahren … am übelsten ist sie eigentlich auf einem circa 1 Kilometer langen Teilstück wo man von der Mesa hinunter in die Ebene fährt. Je näher man zum Ziel kommt, umso besser wird sie jedoch und irgendwo im Schatten hinter einem größeren Felsen lassen wir den Wagen stehen und gehen den Rest zu Fuß. Finley nehme ich auf die Schultern, das findet der aus irgendeinem Grund in letzter Zeit ganz toll.
Interessant ist zu beobachten, dass der Hope Arch eigentlich die ganze Zeit überhaupt nicht wie ein Hope Arch aussieht, … oder wie ein Herz.
Erst wenn man auf die rechte Seite relativ weit nach hinten geht, nimmt er seine einmalig schöne Form an! Das Teil sieht wirklich wunderschön aus und das Licht ist optimal am Vormittag. Mit 21 Meter Höhe und 19 Meter Breite ist der Arch zwar ein kleineres Exemplar, da er weit und breit aber auch der einzige ist erscheint er ungleich größer! Wir sind die einzigen Menschen hier vor Ort und es ist mucksmäuschenstill – endlich mal wieder!
Solche Orte liebe ich ja! Von mir aus können sämtliche Leute immer und immer wieder an die gleichen Strände fahren und glücklich werden, solange sie nicht hier sind, hat man wenigstens seine Ruhe!
Scheinbar werden Nachts hier von den Natives ab und zu auch irgendwelche Partys veranstaltet. An einigen Stellen lassen kaputte Bierflaschen (ich dachte, Alkohol gibt es hier gar nicht im Indianerland?) und alte Feuerstellen darauf schließen. Der Müll passt zwar nicht so wirklich ins Gesamtbild hier, aber ich werde jetzt auch einen Teufel tun und noch anfangen aufzuräumen.
Canyon de Chelly
Nachdem wir zurück am Auto sind, folgt die lustige Ruckelrückfahrt in den Ort. Spontan fällt mir ein, das ja damals hier im Canyon de Chelly am Spider Rock so ein bescheidenes Wetter gewesen ist und wir beschließen dort nochmal „kurz“ vorbeizufahren. Liegt ja quasi am Wegesrand, der kurze Umweg von 20 Meilen (ca. 32 km) sollte drin sein heute.
Damals hatte ich hier fast zwei Stunden auf einen Moment Sonne gewartet, heute wäre ich froh, wenn wenigstens ein paar Miniwölkchen am Himmel gewesen wären um etwas Kontrast in die Fotos zu bekommen.-Aber man kann halt nicht alles haben. Zumindest weiß ich jetzt, das die Felsnadel bei schlechtem Wetter gar nicht soviel hässlicher aussieht als bei gutem.
Indian Route #13
Über die Indian Routen #64 und #13 geht es anschließend weiter in Richtung Ship Rock. Letztere ist wunderschön zu fahren und war für mich persönlich ein echtes unerwartetes Highlight. Es folgen ein paar Schnellschüsse, die während der Fahrt geknipst worden sind.
Da die Route über den knapp 3000m hohen Roof Butte führt liegen teilweise noch meterhohe Schneereste am Straßenrand.
Oben am Peak angekommen hat man eine irrsinnige Fernsicht, ich weiß nicht wie viele Meilen es ungefähr sein mögen … aber es ist schon recht beeindruckend. Rein theoretisch müsste man den Ship Rock bereits von hier sehen können, aufs Foto hat sich aber glaube ich nur der
Ab jetzt geht es wieder bergab und teilweise fangen die Bremsklötze durchs ständige schleifen lassen unangenehm zu stinken. Im Prinzip ist die gesamte Fahrt bis Farmington von hier aus recht unspektakulär – bis auf eben jenem Ship Rock am Wegesrand.
Ship Rock
Zugegeben, aus der Entfernung hier schaut er nicht wirklich beeindruckend aus, er ist aber stattliche 483m hoch und Teil des Navajo Volcanic Fields, einem Vulkangebiet was sich durch einen Großteil der 4-Courners Region zieht!
Die Einheimischen Diné nennen den Felsen im Übrigen nicht Ship Rock, obwohl er durchaus an die Gestalt eines Schiffes erinnern könnte. Bei ihnen heißt er „Tsé Bit‘ A’í„, was so viel bedeutet wie „Felsen in Gestalt von Flügeln“. Der Name beruht auf einer Legende, nach der die Vorfahren von einem riesigen Vogel hierher vor ihren Feinden in Sicherheit gebracht worden sind. Danach verwandelte sich der Vogel in Stein, dem heutigen „Fels mit Flügeln“.
Die Weiterfahrt nach Farmington ist recht langweilig im weiteren Verlauf. Im Prinzip war eh nichts mehr geplant für heute und so verbringen wir eine gute Stunde im dortigen Wal Mart Supercenter, um uns mit Vorräten für die nächsten Tage einzudecken.
Das Hotel Best Western Plus Four Courners Inn heute habe ich mal wieder lange im voraus bereits via Priceline ergattert. Es war mit 40€/Zimmer eines der billigsten des gesamten Urlaubs – und dennoch bei weitem nicht das schlechteste.
Da es hier abends schon wieder sehr kühl geworden ist, ahne ich für den morgigen Tag bereits nichts Gutes. Rein theoretisch soll es in die nördliche Bistis Sektion gehen. Aber ob sich DAS wirklich verwirklichen lässt? Beim Blick auf die Temperaturen für Morgen wage ich es zu bezweifeln, es sind Höchstwerte von 8°C angesagt … für Mittags wohlgemerkt!
Na ja, mal schauen … Gute Nacht erstmal.
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