Erster Anlaufpunkt – bevor wir in uns auf in Richtung Mesa Verde und zu einem erneuten Besuch des Spider Rocks aufmachen – ist der Supermarkt in Chinle. Und was haben wir blöd geguckt als wir auf den Parkplatz gefahren sind. Wir waren nicht die einzigen Frühaufsteher, neben uns haben noch ein paar Pferde anscheinend gerade was zum frühstücken gekauft.
Womit die bezahlt haben weiß ich gerade zwar auch nicht so genau. Vielleicht hätte ich einfach mal ein paar Pferdeäpfel auf das Band der Kassiererin legen sollen zum Begleichen der Rechnung.
Nachdem wir also unsere Vorräte aufgefüllt haben machen wir uns wieder auf gen South Rim Drive. Heute Morgen sehen einige der Scenic Points gleich viel einladender aus als gestern noch bei dem trüben Wetter. Zwar erschwert die tief stehende Sonne im Moment noch etwas das fotografieren, aber wir sind ja überhaupt froh, dass es endlich mal nach Wetterbesserung aussieht.
Unten am Grund des Canyons kann man zwischendurch immer wieder erkennen, dass auch heute noch vereinzelt Ackerbau und Viehzucht von den noch ansässigen Diné bzw. Navajos-Familien betrieben wird. Außerdem scheint es einen höllischen Spaß zu machen mit einem Jeep Wrangler durch das halbtrockene Flussbett zu heizen wie ein Irrer. Das kommt leider auf dem Foto überhaupt nicht rüber und der Jeep ist nur ein kleiner schwarzer Punkt. Es war aber sehr lustig anzusehen, wie die Leute hinten auf den Sitzen hin – und her geschleudert wurden.
Wieso Frauchen irgendwie ständig am Klippenrand steht dieses Mal auf den Bildern weiß ich auch gar nicht so genau. Sie wird schon wissen was sie macht *lach* …
Am Spider Rock angekommen folgt erst einmal Ernüchterung. Zwar scheint heute die Sonne, die steht aber noch so tief, dass ein vernünftiges Ablichten der Felsnadeln fast unmöglich zu sein scheint. Wie also gestern schon angedeutet, morgens früh herrscht hier absolutes Gegenlicht. Mehr geht eigentlich schon gar nicht mehr. Trotzdem genießen wir den Anblick und die Ruhe, so früh am Morgen sind keine Touristen weit und breit zu sehen.
In aller Ruhe können wir also erst einmal unser Frühstück zu uns nehmen, eine Wohltat bei so einem Panorama, wenn man aus dem Fenster schaut. Auf dem Rückweg halten wir entlang der Scenic Road noch an einigen Aussichtspunkten. Hier und da eignen sich einige Pfützen von gestern als brauchbares Fotomotiv.
Da wir aber noch die komplette North Rim Road entlang der Caves vor uns haben halten wir uns überall nur relativ kurz auf. Gesehen haben wir hier ja eigentlich gestern schon alles und weil wir heute so schön früh aus dem Bett gekommen sind wollen wir wirklich unser Vorhaben realisieren und über Mesa Verde nach Moab fahren
Auf dem Rückweg zum Parkeingang überholt uns noch ein Park Ranger mit Überschallgeschwindigkeit, Verkehrsregeln braucht man als Knöllchenverteiler selbst wohl nicht zu beachten … na ja. Soll er sich halt totfahren – a propos „tot“, ein toter Baum am Wegesrand weckt unsere Aufmerksamkeit (genialer Übergang oder?) *lach*
Nun geht es aber, ohne Umwege, auf die North Rim Road zu einigen der Caves. Auch hier sind wir überall fast alleine. Die kurzen Wanderungen zu den einzelnen Scenic Points verlaufen also ruhig und wir sind ungestört. Hier und dort tauchen zwar die obligatorischen Verkaufsstände einiger Einheimischer auf, nichts wildes aber eigentlich.
Was genau aber gibt es hier an Caves alles so zu sehen?
Da wäre zum einen nach knapp 8km Fahrt vom Visitor Center aus die Ledge Ruin. Das ist ein zweistöckiges Pueblo, welches vor etwa 900 Jahren errichtet wurde und den Namen wegen einiger Mumienfunde hier erhalten hat. Als Nächstes hätten wir die Antelope House Ruin aus dem 12. Jahrhundert. Den Namen erhielt die Siedlung auf Grund einiger Felszeichnungen von Antilopen. Aso es waren Antilopen darauf zu sehen, nicht Antilopen haben diese gemalt! *räusper*.
Der dritte und zugleich bekannteste Overlook ist der an der Mummy Cave Ruin. Diese war bis etwa zum Jahre 1300 bewohnt und ist das größte Pueblo im Canyon de Chelly. Auch hier war ein Mumienfund aus dem Jahre 1880 Namenspate für die Cave Ruin. Letzter Stopp ist schließlich am Massacre Cave Overlook (im Bild links oben), wo 1805 spanische Soldaten ein Massaker an 115 Navajos verübten, die sich hier verschanzt hatten.
Fototechnisch sind alle Ruinen und Caves am frühen Morgen leider eine echte Herausforderung. Entweder liegen sie im Schatten irgendwo oder aber im totalen Gegenlicht. Die eher schlechten Fotos davon kommen deshalb nicht von ungefähr. Na ja, man kann eben nicht alles haben.
Es ist gerade einmal halb 9 Uhr am frühen Morgen als wir uns aufmachen von der letzten Cave im National Monument in Richtung Four Corners. Just als wir auf die SR160 abbiegen und nach ein paar Minuten die übliche Reisegeschwindigkeit von 75mph (ca. 121 km/h) erreicht haben (ups, das war ja nur auf Highways und nicht auf Landstraßen) kommt uns auch schon ein Polizeiwagen entgegen der sich uns mit einem Leuchtfeuerwerk nähert und hinter uns dreht, um uns hinterherzufahren.
Na toll, vor so etwas sind wir ja bisher immer verschont geblieben. Also fahren wir rechts heran und stoppen, wie ich es immer bisher gelesen habe suchen wir vorsorglich schon einmal Führerschein und Mietwagenunterlagen zusammen und bleiben im Fahrzeug sitzen. Die Hände lasse ich AM Lenkrad.
Im Rückspiegel sehe ich den Cop wie er aussteigt. Es ist eine Navajo-Frau mittleren Alters, die mir erst einmal leicht arrogant unter die Nase reibt, dass ich 15mph (ca. 24 km/h) zu schnell unterwegs gewesen bin. Nach kurzer Diskussion und einem Versprechen von jetzt ab immer brav zu sein und mich an die Geschwindigkeit zu halten bleibt uns ein Strafzettel erspart und wir kommen mit einer Verwarnung und einem erhobenen Zeigefinger (gedanklich war es wohl aber ein Mittelfinger) davon. Na gerade noch einmal Glück gehabt!!
Four Corners
Also geht die Fahrt weiter in Richtung Four Corners. Viel Reizvolles findet man über diesen Ort ja eigentlich nicht wirklich im Internet und im Normalfall würden wir um solche touristischen Sammelpunkte einen großen Bogen fahren. Da die Stelle aber nun einmal exakt auf der Fahrtroute nach Mesa Verde liegt können wir es uns natürlich nicht verkneifen einen Blick zu riskieren. 3 US$ „Eintritt“ bezahlt man aktuell pro Person, zu sehen bekommt man dafür eigentlich lediglich eine überlaufende Metallplatte irgendwo in der Wüste, an der angeblich genau die Ecken von vier US-Bundesstaaten aufeinander treffen.
Arizona, New Mexico, Utah und Colorado sind die unwissenden Übeltäter, die Jahr für Jahr unzählige Touristen anlocken um ihnen Geld an einem der zahlreich vorhandenen Souvenir-Stände aus den Taschen zu ziehen. Naja, wer’s braucht.
Was kann man zu diesem Ort informatives schreiben? Ich hab ehrlich gesagt keinen Plan. Aber falls du eine Frau bist: Ja, es gibt Toiletten, dafür aber keine Stände an denen man Schuhe kaufen könnte.
Mesa Verde National Park
Unsere Fahrt geht weiter in Richtung Mesa Verde Nationa Park. Das dies ein National Park ist musste ich mir auch erst einmal wieder ins Gedächtnis rufen, war mir eigentlich gar nicht wirklich bewusst und ich freue mich, dass wir den Nationalpark-Pass hier einsetzen können. Der Nationalpark-Status ist für eine archäologische oder kulturhistorische Stätte übrigens eher ungewöhnlich.
Normalerweise werden solche Orte „nur“ mit dem Status eines National Monuments ausgestattet. Mesa Verde dient somit offiziell der „Bewahrung menschlicher Kultur“.
Knapp 14 Meilen (ca. 23 km) hinter Cortez biegen wir auf die Parkroad ab. Am Rangerhäuschen – welches sich bereits auf einer Höhe von 2100m befindet – erhalten wir die obligatorische Karte und eine Besucherinformation auf Deutsch. Damit hätte ich hier jetzt eigentlich nicht gerechnet, aber nun gut. Schnell wird uns klar: Das hatten wir uns irgendwie mal VÖLLIG anders vorgestellt hier. Die Scenic Road, welche sich den 600m hohen Tafelberg hinauf schraubt, ist ein absoluter Traum für jeden Autofahrer.
Dank zahlreicher U-Turns ist sie aber auch ein Albtraum für jeden Beifahrer. Nach 16km hat man den höchsten Punkt des Parks erreicht. Hier am Park Point in 2612m Höhe hat man eine großartige Rundumsicht auf drei Bundesstaaten und die nähere Umgebung. Kurz vorm Visitor Center kommt dann der einzige Abzweig des Scenic Drives. Fährt man nach rechts gelangt man zur Wetherill Mesa, die man auf einer kurzen Wanderung besichtigen kann.
Folgt man der Straße weiter geradeaus kommt man zur Chapin Mesa. Die Ruinen hier sind besser erhalten und teils größer und bekannter als die der Wetherill Mesa. Allerdings kommt man hier beim Cliff Palace oder beim Balcony House nicht selbständig, sondern nur mit einer Führung hinunter. Tickets dafür erhält man im Visitor Center, Preis ~2$. Leider scheint es FAST unmöglich für eine Tour am gleichen Tag noch welche zu bekommen, da diese immer bereits Tage im voraus vergriffen sind.
Bei unserem Aufenthalt hier hat es zwischendurch immer wieder heftig angefangen wie aus Kübeln zu schütten. Der Besuch war deshalb nur von kurzer Dauer, dafür aber umso feuchter.
Wer oder was aber lebte überhaupt damals hier in den so genannten Cliff Dwellings bzw. hat sie „erfunden“ und gebaut? Die Schweizer waren’s. Ach ne, das waren ja die mit den Hustenbonbons. Die Anasazi Indianer waren es. Schon vor rund 800 Jahren wurden diese Behausungen hier errichtet und zu Blütezeiten lebten bis zu 6000 Menschen hier. Bereits vor der eigentlichen Entdeckung Amerikas wurden die Siedlungen allerdings wieder aufgegeben. Wieso die Kultur der Anasazi später überhaupt unterging ist bis heute noch nicht wirklich klar.
Fazit Mesa Verde National Park
Lohnt sich ein Besuch hier? Nun, uns hat es ganz gut gefallen. Auch, wenn der Park etwas abseits der üblichen Touristenrouten liegt. Extra einen Umweg hierher in Kauf nehmen würde ich aber nicht, auch wenn National Geographic Mesa Verde als einen der 50 Orte bezeichnet, die man einmal im Leben gesehen haben sollte. Jetzt haben wir also nur noch 49 vor uns *lach*
Wilson Arch
Der restliche Tag geht nun für die Fahrt nach Moab drauf. Knapp 3 Stunden spuckt uns das Navi für die Strecke aus, obwohl es nur 140 Meilen (ca. 225 km) sein sollen. Wieso das so lange dauert wird schnell klar. Der Weg führt fast vollständig über Landstraßen mit 55 oder 65mph Geschwindigkeitsbegrenzung.
Am späten Nachmittag schließlich erreichen wir die ersten Vorboten von Moab. Wir halten am Wilson Arch und umrunden ihn dieses Mal auch oben zum ersten Mal, dunkle Regenwolken treiben uns aber schnell zurück zum Auto.
Tatsächlich fängt es auf der restlichen Strecke nach Moab dann auch heftig an zu regnen, Blitze zucken durch die Luft und man ist manchmal kaum in der Lage 50m weit zu sehen. In Moab angekommen steht die Hauptstraße durch den Ort boardsteinhoch unter Wasser, sämtliche Ampeln sind ausgefallen und anscheinend hat auch keines der Häuser Strom.
In der Tat ist auch unser Hotel völlig im Dunkeln und an der Rezeption sind Kerzen aufgebaut. Wir erfahren, das ein Blitz im örtlichen Stromverteiler eingeschlagen ist und man keine Ahnung habe wie lange es dauert bis wieder mit Strom zu rechnen ist.
Das ganze haben wir anfangs als Spaß empfunden, bei näherem Betrachten und einer erneuten Fahrt durch den Ort wurde uns allerdings das ganze Ausmaß dieser Situation erst bewusst. Sämtliche Restaurants hatten geschlossen, ebenso alle Tankstellen oder irgendwelche sonstigen Geschäfte. Einzig und allein der City Market schien einen eigenen Notstromgenerator zu haben, hier war es dementsprechend dann auch gerammelt voll – der ganze Ort schien sich in dem Laden aufzuhalten, jeder wollte wenigstens noch eine Kleinigkeit zu essen für den Abend ergattern.
Mit Taschenlampen ausgerüstet pirschen wir uns durch die schwach beleuchteten Gänge und werden an der Salatbar fündig, wo wir uns zwei Schalen abfüllen. Nicht gerade ein Festmahl, aber die Regale waren quasi wie leer gefegt. Weltuntergangsstimmung in einem kleinen Ort am Ende der Welt, der für manche inzwischen zum Nabel selbiger geworden ist.
Irgendwann am späten Abend schaltet sich der Strom dann plötzlich wieder ein, das normale Leben scheint also weitergehen zu können. Mal schauen wie es morgen früh dann so aussieht, jetzt ist erstmal Nachtruhe angesagt. Tschööö …
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